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OP
COMPARATIVE ZOĂĽLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS.
The gift ofUvi,
'^^r^
Q
SmUNGS -BERICHTE
DER
GESELLSCHAFT
MTUREORSCHENDER FREUNDE
zu
BERLIN,
JAHRGANG 1892.
BERLIN.
In Commission bei R. Feiedlandek und Sohn.
»9
NW. Carl-Strasse U.
â– " 1892.
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SlTZUNilS- BERICHTE
DER
(IE8ELT.8(HAFT
MTl IIFORSOHENDER FREUNDE
zu
BERLIN
JAHRGANG 1892.
BERLIN.
In t ÖMMIS8ION BEI R. Friedländer und Sohn.
NW. Carl-Strasse 11.
1892.
] 11 h a 1 1 s - V e r z e i c h n i s s
aus dem Jahre 1892.
A^CHKRSON, P. Ueber spiingeiidc Bolnu'n aus Mexiko, p. 19. — Nacb-
richten ĂĽber springende Tamarisken -FrĂĽchte, Eichengallen und
(jocons, p. 20. — Brief von E. Sickenbeuger in Kairo an Prof.
G. SCHWEIXFURTH, betr. den Fanji des Butarcha-Fisches, p. 145.
— üeber den Fischfang mit Hilfe der Delphine an der Mittel-
meerküste Aegyjitens (Brief Sicke^berger's), p. 189. — Metall-
glänzender Weinstein an den Zähnen dw Wiederkäuer und die
Sage vom Goldkraut, p. 190.
Bartels, M. Ueber schädliche Raupen aus Südost-Afrika, p. 60.
BuRCKHARDT. Ueber das Centralnervensystem von Protopterns an-
ricctens\ p. 23.
C'OLLix, A. Uel)er die RegenwĂĽrmer der Umgegend von Berlin,
p. 115. — Kleine Mittheilungen über Würmer (Bipalium und
Clep.'iine), p. 164.
Haa.se, E. Siehe Möbiu«, p. 23.
Hermes. Demonstration: Lebender Aal mit hochgradigem Pigment-
mangel, p. 261.
HrLCiENDORF, F. Ueber eine neue ostafrikanische SĂĽsswasserkrabbe
{Tdphnfia emini)^ p. 11. — Ueber eine neue Brachynotiis- Art von
Aden (Br. luirpax), p. 37. — Ueber eine neue Stör-Art von Nord-
Japan (Acipeiiser mikadoi), p. 98. — Brief des Dr. Reis in
IMĂĽnclien an Prof. Dames, betr. die Zurechnung der Aeanthodier
zu den Selachiern, p. 153.
Jaekel, 0. Ueber den Skeletbau der Pelmatozoen und die Stammes-
geschichte der Echinodermen [nur Titel], p. 11. — Vorlegung von
Abbildungen von Selachiern aus dem Eocän des Mt. Bolca und
ĂĽber Stammesgeschi eilte und Systematik der Rochen [nur Titel],
]). 60. — Ueber Cladodus und seine Bedeutung für die Phylogenie
der Extremitäten (Abb.), p. 80. — üeber Chalcodus permianus, p. 156.
KoLBE, H. J. Ueber die von L. Conradt in Deutsch-Ost- Afrika,
namentlich in der Gebirgslandschaft von Usambara gesammelten
nielitophiien Lamellicornier (Coleopt) , p. 62. — Ueber ein Stamm-
stück der gemeinen Birke (Betida alba) mit den Brutgängen des
Borkenkäfers Scolytus ratzeburyi Jans, [nur Demonstration] , p. 92.
— Melitophile Lamellicornier aus Kamerun, p. 235.
Krause, Arthur. Ueber Helix cricetorum MĂĽll, und Helix candi-
Cfins ZiEGL. von Landsberg a. W., p. 141.
V. Martens, E. Ueber einige neue Arten von Land- und SĂĽsswasser-
Mollusken aus Uganda und dem Victoria Nyansa, p. 15. — Ueber
einige seltenere Conchylien der Mark Brandenburg, insbesondere
über Clausilia lafeMriata Bielz, p. 93. — Ueber die von Dr. Stühl-
mann in Nordost -Afrika gesammelten Land- und SĂĽsswasser-
Mollusken, p. 174. — Beschreibung vier neuer afrikanischer Con-
cliylien-Arten, p. 181.
Matschie, P. Ueber eine kleine Sammlung von Säugethieren und
Reptilien, welche L. Conradt aus Usambara (Deutsch-Ost- Afrika)
heimgebracht hat, p. 101. — Ueber einige afrikanische Säuge-
thiere, p. 110. — Ueber die Formen der Gatt. Caracal [C. bcr-
herorum n. sp.] , p. 113. — Ueber einige Säugethiere von Deutsch-
Ost-Afrika [4 sp. n.j, p. 130. — Einige Neuerwerbungen des Berl.
Zoolog. Gartens, p. 220. — Einige afrikanische Säugethiere, p. 223.
IV Inhalts - Yerzeichniss.
Meissner, M. Ueber die vom Marine- Stabsarzt Dr. Sander heim-
gebrachten Seeigel, p. 188. — Ueber Paragalenia (jratlosa A. Ag.
von Madagascar, p. 185.
MÖBH'S, K. Ueber eine echte Perle von ungewöhnlicher Form u. Färbung
(Abb.), p. 1. — Brief von Dr. E. Haase, Direktor des Museums
in Bangkok in Siam, betr. Zerstörungen der Sammlungen durch
Termiten und Schaben daselbst (siehe Haase), p. 23. — Zwölf
verschiedene Altersstufen von Margaritana margoritifera (L.), p. 92.
— Brief von Dr. Stuhlmakx, p. 124.
Nehking. Notizen ĂĽber Cerv^is wegacerGS var. Huf/U Nhrg. und ĂĽber
das diluviale Torflager von Klinge bei Cottbus, p. 3. — Ueber
neuere Beobachtungen in Bezug auf das diluviale Torflager von
Klinge bei Cottbus, p. 27. — Ueber Atlas und Epistropheus des
Bos primigenius, j). 129. — Bemerkungen zu Credner's Arbeit
über die geologische Stellung der Klinger Schichten, p. 158. —
Ueber die Yertiieilung der Pflanzenreste innerhalb des diluvialen
Torflagers von Klinge, p. 2i2.
Parker, G. H. Präparate von Paraffinschnitten und ganzen Ganglien
des Nervensystems des Flusskrebses, p. 97.
PoTONiE. Ueber die den AVasserspalien physiologisch entsprechenden
Organe bei fossilen und recenten Farnarten (Abb.), p. 117. — Ueber
die „Räthselirucht" {Faradoxocarpus carmatus A. Nehrg.) aus
dem diluvialen Torflager von Klinge (Abb.), p. 199.
Preyer. Ueber die organischen Elemente jniu- Titel], p. 40.
Eeichenow, A. Ueber die zoogeographische Eintheilung Afrikas
[nur Titel], p. 1G4.
Reis. (Siehe Hilgendorf, p. 153.)
Schaff. Ueber Insektenreste aus dem Torflager von Klinge, p. 8. —
In diluv. Torfe gefund, Periplaneta, p. 261.
Schalow. Ueber das Vorkommen von Pratincola n'Jjicola (L.) im
östl. Norddeutschland, p. 141.
Schulze, F. E. Ueber eine neue Schrift von J. von Kennel: „Die
Ableitung der Yertebratenaugen von den Augen der Anneliden."
4". Dorpat 1891 |nur Titel], p. 19. — Ueber seine Erfahrungen
ĂĽber die GoLGi'sche Yersilberungsmethode und ĂĽber die Brauch-
barkeit der verschiedenen Schnittstrecker [nur Titel], p. 25. —
Ueber die Bezeichnung der Lage und Richtung im Thierkörper,
p. 43. — Proben von verschiedenen Schmetterlingsflügeln, welche
längere Zeit der bleichenden Wirkung des Sonnenlichtes unter ver-
schiedenen Bedingungen ausgesetzt waren, p. 58. — Lebende
geschlechtsreife Exemplare von Cladonema radiatum DuJ. [Demon-
stration], p. 92. — Biolog. Untersuchungen von Gustav Retzius
(3. Bd.) [Referat über Endigung der Hörnerven], p. 93. — Ueber
LitlĂĽniis nigrocristatus Coquer. (Ueberraschender Fall v. schĂĽtzen-
der Aehnlichkeit) [Demonstration], p. 127.
ScHWEiNFURTH. Ueber die von Dr. F. Stuhlmann in Ost-Afrika zu
Stande gebrachten Pflanzensammlungen, p. 170.
ScnwENDE.vEER. Tod dcs Dr. J. Ewald, p. 1.
SiCKENBERGER. (Siehe ASCHERSON, p. 145.)
Stuhlmann. (Siehe Möbius, p. 124.)
Wahnschaffe. Ueber die Entstehung und Altersstellung des Klinger
Torflagers, p. 195.
Weltner, W. Ueber Myxosporidiensporen in den Eiern von Esox
lucim (mit Abbild.), p. 28. — Ueber die Methoden, bei nass kon-
servirten Thieren die Farben zu erhalten bezw. wieder herzustellen,
p. 54. -- Ueber das Vorkommen von CordylopltGra lacustris Allm.
bei Berlin, p. 77. — Berichtigung dazu, p. 148.
xiiu^ihi V iIj
Nr. 1.
1892.
Sitzungs-Bericht
der
Gresellseliaft iiatiirforscheiider Freunde
zu Berlin
vom 19. Januar 1892.
Dircctor: Herr Waldeyer.
Nach Eröffnung der December-Sitzung ^) erinnerte der
zeitige Director. Herr Schwendener. zunächst an den
schmerzlichen Verlust, welchen die Gesellschaft durch den
Tod eines ihrer ordentlichen Mitglieder, des Herrn
Dr. Julius Ew.ald. erlitten hat. Er gedachte der Ver-
dienste des Verstorbenen um die Geologie und hob ins-
besondere die langjährige treue Mitwirkung desselben im
Kreise unserer Gesellschaft hervor. — Die Versammlung
ehrte das Andenken an den Verstorbenen durch Erheben
von den Sitzen.
Herr K. MĂ–Bius legt eine echte Perle
von ungewöhnlicher Form und Färbung
vor. welche Herrn J. Hartmanx, Juwelier in
lierlin. gehört. Sie ist verkürzt spindel-
förmig, wie Fig. 1 in nat. Gr. zeigt. Ihre
Länge beträgt 12 mm; ebenso gross ist der
Durchmesser ihres grössten Umfanges a h.
Nacli Herrn Hartmanns Angabe wiegt sie
778 Karat. Möbius hat sie l.r.8o gr schwer
gefunden. Sie besteht aus einer bräunlich-
grĂĽnen ^ilittelmasse '{a h, punktirt) und aus
^) Im Bericht ĂĽber die Dec.-Sitz. des vor. Jahres ausgefallen.
2 Gesellschaft naturfm-schender Freunde, Berlin.
weisslichen Seitenmassen mit halbkugelförmigen Endflächen
c, d. Die etwas höhere Seitenmasse c ist durchscheinend
grauweiss. die niedrigere Seitenmasse d schön perlmutter-
l)läulichweiss. Die ganze Oberfläche der Perle hat Perl-
mntterglanz. Eine Untersuchung derselben mit starken Lupen
hat ergeben, dass die verschiedenfarbigen Theile der Perle
flnrch eine natürliche äussere Lage Perlmutterschicht ver-
bunden sind, weshalb die Perle als ein Muschelgebilde
angesehen werden muss. Ob sie einen natĂĽrlichen oder
künstlichen Kern enthält, ist ohne eine Durchschneidung
derselben niclit festzustellen.
Die verschiedenen Farben ihrer Mittel- und Seiteu-
masse lehren, dass sie ihre Stoffe aus verschiedenen Theilen
des Mantels ihrer Muschel erhalten hat. Perlmuscheln mit
solcher bräunlich -grünen Farbe, wie die Mittelmasse der
vorliegenden Perle besitzt, kommen bei vielen Inseln im
äquatorialen Gebiete des Grossen Oceans vor. Eine Schale
der zoologischen Sammlung, von Dr. Finsch bei den
r^arolinen gefunden (die der Vortragende vorlegte), hat eine
ähnliche grüne Farbe au dem äusseren Saume ihrer Perl-
mutterschicht. Es darf daher angenommen werden, dass
die vorliegende Perle an einer Mantelstelle gebildet worden
ist, welche nach dem Centrum des Muschelleibes zu weisse
Perlmuttermasse absetzte, nach aussen hin aber grĂĽnliche.
Jedenfalls musste sie in einem weichen Theile der Muschel
liegen, da sie allseitig mit Perlmutterschicht ĂĽberzogen ist.
Um sich erklären zu können, Avie die dunkle grüne Mittel-
masse rundherum die grösste Ausdehnung erlangt hat, muss
man Drehbewegungen der Perle zu HĂĽlfe nehmen. Diese
können durch die Muskelfasern des Mantels in der Um-
gebung ihrer Bildungsstätte gelegentlich hervorgebracht
worden sein, wenn der Mantel sich ausdehnte und zusammen-
zog. Wahrscheinlich war die Perle so im Mantel befestigt,
dass ihre freien weisslichen Endmassen zur rechten und
linken Seite des Thieres lagen und. wenigstens in ihrer
letzten Bildungsperiode, so weit nach innen vom Mittel-
rande, dass sie mit weisser Perlmuttermasse ĂĽberzogen
werden mussten. Dass vorher auch gelbgraue Fasermasse
Sitzyng vom ]8. Ja, mar ]89;>. 3
in der Perle abgelagert worden ist. geht aus dem durch-
scheinenden Gelbgrau der höheren Seitenmasse c hervor.
Im Betreff des Baues der Perlen wurde bemerkt, dass
morphologisch vollständige Perlen aus denselben drei
Schichten bestehen, wie die Muschelschalen: aus Epicuti-
cula, Faserschicht und Perlmutterschicht. al)er in der Folge
von innen nach aussen, also umgekebrt wie bei der
Muschelschale. Im Betreff dei' (lenesis der Perlen und
Muschelschalen wurde Einiges aus folgenden Schriften an-
gefĂĽhrt: C. Schmidt, Zur vergleich. Physiol. d. wirbell.
Thiere, 1845. K. MĂĽĂźius. Die echtenPerlen. 1857. PagexX-
STECHER, Ueber Perlenbilduug. Zeitschr. f. w. Zool. IX. 1858.
Th. V. Hessling. Die Perlmuscheln u. ihre Perlen. 1859.
P. Harting. Rech, de Morj)hologie synthetique sur la
product. artif. de quel(|. formations calc. organiq. . 1872.
E. Ehrenbaum. Struct. u. Bildung der Schale d. in d.
Kiel. Bucht vork. Musch. Zt. f. w. Z. XLI, 1884.
Herr Nehring gab neue Notizen ĂĽber Cerous mega-
ceros var. Euff'd Nhrg. und iiber das diluviale Torf-
lager von Klinge bei Kottbus.
In der Sitzung vom 20. Oct. 1891 habe ich ĂĽber eine
besondere Riesenhirsch-Rasse aus der Gegend von Kottbus
gesprochen und ihr den Namen ..Cervus megaceros var. Biiffr*
beigelegt. Seitdem sind mir mehrere andere Funde
von Riesenhirsch- Geweihen bekannt geworden, die nach
meiner Ansicht zu derselben Rasse gehören, und auf welche
ich daher die Aufmerksamkeit lenken möchte. Dahin rechne
ich vor Allem ein Geweih, w^elches am 5. 31ärz 1891 bei
Worms aus dem Rhein herausgetischt, von Herrn Major
V. Heyl angekauft und dem von ihm begrĂĽndeten Paulus-
Museum in Worms geschenkt worden ist. Der Vorstand
dieses Museums hat mich durch Herrn Fritz Ernst zu
Worms autorisirt. Genaueres über dieses höchst interessante
Stück zu veröffentlichen, indem er mich mit zwei grossen
photographischen Ansichten und mit zahlreichen Messungen
desselben verseben hat. Ich gebe hier mu' einige Notizen
4 Gcsdlscliaft naturfm-schender Freunde, Berlin.
Ăśber dasselbe, indem ich Jiiir eine geiiauerc ]>esj)i*echimg
unter Beigabe von Abbildungen vorl)ehalte.
Der Wormser Fund besteht in einem (vorn etwas ver-
letzten) Oberschädel mit beiden Geweihstangen, weiche
letzteren nur verhältnissmässig geringe Heschädigungen er-
litten haben. Charakteristisch und mit dem Geweih von
Klinge harmonirend ist der Damhirsch-ähnliche Bau
der beiden Geweih-Schaufeln. Von dem typischen Riesen-
hirsche weichen sie in vielen Punkten ab; am Vorderrande
der Schaufeln entspringen keine Raudsprossen. die vor-
handenen Schaufelsprossen stehen wesentlich am Ober-
rande der Schaufeln und sind weniger gekrĂĽmmt, die Augen-
sprossen (welche leider nicht vollständig erhalten sind)
waren, wie es scheint, ungegabelt und von ähnlicher Form,
wie bei unserem Geweih von Klinge. Besonders ab-
weichend von dem typischen Riesenhirsche erscheint die
Stellung der Geweih-Schaufeln zu einander und zum Schädel.
Während die Schaufeln beim typischen Riesenhirsche eine
auffallend grosse Spannweite haben, also weit von einander
divergiren. finden wir bei dem Wormser Geweih ein starkes
Convergiren; namentlich gilt dieses von der vordersten
Randsprosse der beideii Schaufeln, indem die Spitze der
betr. linken Sprosse von derjenigen der rechten nur 78 cm
entfernt ist. Die grösste Spannweite des Wormser Geweihs
findet sich am Hinterrande der Schaufeln, wo sie 172 cm
beträgt.
Betrachtet man das Wonnser Geweih von vorn, oder
von derSeite^). so hat man einen wesentlich anderen Ein-
druck, wie bei der Betrachtung des Geweihs eines typischen
Riesenhirsches von gleichem Alter. Dasselbe gilt von
unserem Geweih von Klinge bei Kottbus. Beide gehören
nach meinem Urtheile derselben Rasse au. nur mit dem
Unterschiede, dass letzteres StĂĽck von einem etwa fĂĽnf-
^) Der Vortragende legt der Gesellschaft zwei Federzeichnungen
des Geweihs vor, welche Herr Dr. E. Schaff mit bekannter Kunst-
fertigkeit nach den von Herrn Ernst ĂĽbersandten Photographien her-
gestellt hat.
Sltzmui vom 18. Januar 1S0L>. 5
bis sechsjährigen, das Wormser von einem etwa zehn- bis
zwölf jähi'i«;en Individuum herriihrt.
Ich gebe in nachstehender Tabelle einige wenijj:c ver-
gleichende Messungen beider Geweihe:
Die Dimensionen sind in Centimetern
angegeben.
Cerv. megaceros
var. Ruf'fii
von 1 von
Worms I Klinge
120
116
•i
36
45
10 Vi
1. Grösste Höhe der rechten Geweihhälfte, der
KrĂĽmmung nach gemessen 144
2. Dito, in grader Richtung gemessen ... 131
3. Grösste Höhe der linken Geweihhälfte,
der KrĂĽmmung nach gemessen 138
4. Dito, in grader Richtung gemessen . . . 122
5. Grösste Breite der rechten Schaufel, unter-
halb der Randsprossen 52
6. Grösste Breite der linken Schaufel, unter-
halb der Randsprossen 0;")
7. Länge der sog. Mittelsprosse, der Krüm-
mung nach gemessen 60
8. Quere Breite der Augensi)rosse .... 15
(NB. An dem Wormser Geweih sind die
beiden Augens])rossen vorn abgebrochen,
doch zeigt die rechte annähernd die
ursprĂĽngliche Breite.)
Beachtenswxrth ist es, dass bereits vor ĂĽber 100 Jahren
ein Riesenhirsch-Geweih (genauer: die untere Hälfte einer
abgew^orfenen Stange), welches anscheinend derselben Rasse
angehört, bei Worms aus dem Rhein gefischt imd in unserer
Gesellschaft besprochen worden ist.^) Siehe die Schriften
der Berliner Gesellsch. naturf. Freunde. Bd. II, Berlin 1781.
p. 388—401 nebst Tafel X. Fig. 2. — Wie mir Herr Ernst
aus Worms schreibt, befindet sich ferner im Paulus-Museum
zu Worms das Fragment einer Riesenhirsch-Geweihstauge.
welches ebenfalls zu der von mir unterschiedenen Rasse
^) Dasselbe gelangte damals nach Halberstadt in die Sammlung
des Freih. v. Spiegel, aus der es sodann in das Museum zu Cassel
gelangt sein soll.
Ăź Gesellschaft naturforschender Freunde. Berlin.
ZU gehören scheint. Offenbar hat mau in Deutschland schon
mehrfach Fossilreste der gleichen Rasse gefunden. In den
meisten Fällen hat Avohl der mehr oder weniger mangelhafte
Erhaltungszustand es verhindert, die Unterschiede gegen-
ĂĽber dem typischen Riesenhirsche klar hervortreten zu lassen ;
jetzt, nachdem die wohlerhaltenen Geweihe von Klinge und
von Worms Torliegen. wird man anerkennen mĂĽssen, dass
es sich um eine besondere Form (sei es Rasse oder Art)
von Riesenhirsch handelt, fĂĽr w^elche ich in unserer Sitzung
vom 20. October 1891 einen besonderen wissenschaftlichen
Namen vorgeschlagen habe.
Diese Riesenhirsch-Form scheint älteren Datums als
die gewöhnlich als typisch betrachtete irländische Form zu
sein. HierfĂĽr sprechen, abgesehen von der eigenthĂĽmlichen
Gestalt der Geweihe, welche in manchen Punkten an geo-
logisch ältere Cerviden erinnern, die Fuiidverhältnisse des
Geweihs von Klinge. Wie ich in dem Sitzungsberichte
unserer Gesellschaft vom 15. Dezember 1891, p, 190 f. an-
gegeben habe, hat es sich kĂĽrzlich bei einem eingehenden
Verhöre der Arbeiter herausgestellt, dass unser Geweih
nicht in der oberen Thonschicht. wie ich ursprĂĽnglich
angegeben hatte, sondern in der unteren Thonschicht ge-
funden worden ist. Dasselbe hat also sehr tief gelegen,
namentlich auch tiefer als die kohlig-torfige Schicht, welche
ich in dem Sitzungsberichte vom 20. October v. J. mit Nr. 4
bezeiclmet habe.
Diese kohlig-torfige Schicht ist inzwischen schon ziem-
lich eingehend (soweit die Umstände es erlaubten) auf ihre
pflanzlichen Reste untersucht worden, und es haben sich
aus dieser Untersuchung manche Momente ergeben, welche
meine ursprĂĽngliche Vermuthung von dem interglacialen
Alter der Schiclit zu unterstĂĽtzen scheinen. Dahin ge-
hört vor Allem das zahlreiche Vorkommen ^) der Samen
einer (wie es scheint) ausgestorbenen Xi/mpJiaeacee , welche
^) Ich faiKl kĂĽrzlich in einem etwa liandgrosscn, fingerdicken
Torfstücke über 40 Samenkörner (MesQv Xi/nni/uieacee ; im Allgemeinen
sind sie aber seltener.
Sitzuntj vom liS. Januar 1802. • 7
ZU der \on C. Wkbkr (Hohenwestedt) aufgestellten Gat-
tung Cratopleura gehört. Diese Gattung lässt nach
Wittmack's Untei'suchnngen in der Gestalt ihrer Samen
zwar manche Aehnlichkeiten mit den Samen der Brasenia
pe/tata Pursh erlvennen; aber in den Details des anatomi-
schen Baus sind doch so wesentliche Unterschiede vor-
handen, dass eine generische Trennung begrĂĽndet erscheint.
Wenn man die sorgfältigen Untersuchungen Weber's
ĂĽber die Torflager von Beidorf und Gr. Bornholt vergleicht*),
in deren letzterem die Gattung Cratopleura entdeckt wurde,
so ergiebt sich das Resultat, dass, wie jene holsteinischen
Torflager allem Anschein nach interglacial sind, auch das-
jenige der Thongruben von Klinge sehr Avahrscheinlich der
Interglacialzeit entstammt.
Von glacialen Pflanzen ist bisher keine in der be-
zeichneten Schicht von Klinge festgestellt worden. An
Bäumen sind bisher theils dm'ch Wittmack, theils durch
C. Weber nachgewiesen:
1. Carpinus Beiulus L., vertreten durch sehr zahl-
reiche, wohlerhaltene FrĂĽchte.
2. 3Iehrere Salix- AviQXi (z. B. S. aurita L.. S. rcpens L.),
vertreten durch Blätter.
8. Betiila sp. (wahrscheinlich B. verrucosa Ehrh.).
vertreten durch Holzstücke. Blätter. Früchte. Pollen.
4. Fopulus tremula L.. nicht ganz sicher festgestellt.
5. Bex aquifolium L.. bisher nur durch eine Stein-
frucht vertreten.
6. Picea sp. (wabrsclieinlich P. excelsa Lk.). vertreten
durch einen Zapfen mit sehr wohlerhaltenen Samen, durch
zahlreiche, wohlerhaltene Stücke von Stämmen und Aesten.
7. Pimis sp. (wahrscheinlich P. silvestris L.). vertreten
durch einige wohlerhaltene Stamm- und AststĂĽcke.
Dazu kommt:
8. Corylus avellana L.. vertreten durch vier wohl-
erhaltene Nüsse, welche ich in Händen habe.
^) Neues Jahib. f. Mineralogie etc., 1891, Bil. 11. p. 02—85 und
>28— 280.
3 Gesellschaft naturforschender Freuwlc, Berlin.
Die anderen Pilanzen-Species lasse ich hier beiseite.
Ich bemerke nur noch, class eine Art, welche durch eine k\i-
zahl wurstförmiger. samenähnlicher Gebilde^) repräsentirt
ist. bisher trotz vieler BemĂĽhungen nicht bestimmt werden
konnte. (Correctur-Zusatz : Nach Prof. Nobbe handelt es
sich hier nicht um Samen, sondern um Gallen.)
Zum Schluss verweise ich auf die interessanten Unter-
suchungen, welche Clement Reid ĂĽber die praeglaciale,
glaciale. interglaciale und postglaciale Flora Gross-Bri-
tanniens veröffentlicht hat. Man vergleiche namentlich:
Notes on the geological history of the recent flora of Britain,
in den Annais of Botany, Vol. IL August 1888, p. 177 — 199.
Herr SCHAFF sprach ĂĽber Insektenreste aus dem
Torflager von Klinge.
In dem bereits in einer frĂĽheren Sitzung der Gesell-
schaft genannten Torflager von Klinge bei Kottbus^) finden
sich relativ häufig Reste von Insekten, von denen mir durch
die gĂĽtige Vermittelung des Herrn Prof. Dr. Nehrixg eine
x4nzahl von Herrn Ziegelmeister Kayser freundlichst ein-
geschickter StĂĽcke zur Untersuchung vorliegen. Dieselben
bestehen ausschliesslich aus Theilen von Käfern, und zwar
fast nur aus FlĂĽgeldecken oder Theilen von solchen. Erst
kĂĽrzlich gelang es mir. auch einige Halsschilder freizulegen,
dagegen ist von Köpfen. Fühlern. Mundtheilen oder Beinen
bisher nichts aufgefunden worden. Es war jedoch möglich,
aus den FlĂĽgeldecken eine Anzahl von Gattungen und Arten
festzustellen, über die ich hier einige vorläufige Bemerkungen
geben möchte.
Was zunächst den Erhaltungszustand der Reste betrifft,
so ist derselbe sehr verschieden je nach den Arten und je
nachdem dieselben ganz frisch aus einem noch von natĂĽr-
licher Feuchtigkeit durchdrungenen StĂĽck Torf heraus-
^) Diese samenähnliche Gebilde sind ungefähr 8 mm lang, 2 — 2\/4
mm dick, auf der einen Längsseite gekielt; die Aussenfläche zeigt
sich bei näherer Betrachtung fein punktirt.
^) Vergl. p. 151 ff. und 190 des vorigen Jahrg. dieser Sitzungs-
berichte.
Sitzung vom 18. Januar 189^. 9
präparirt werden oder schon einige Zeit der trocknenden
Luft causgesetzt waren. So erhielt ich z. B. einige Torf-
stĂĽcke, in denen sich in frischem Zustande eigenthĂĽmlich
grĂĽn (etwa apfelgrĂĽn) aussehende StĂĽcke von grossen FlĂĽgel-
decken befanden, welche durch ihre Beschaffenheit sich als
offenbare Dytisciden-Reste auswiesen, entweder der Gattung
BdĂĽscus selbst oder einer nahe verwandten, etwa Cyhistcr
oder dergl. angehörend. Da ich mich nicht gleich an eine
genauere PrĂĽfung dieser StĂĽcke setzen konnte, liess ich sie
einstweilen unter einer Glasglocke vor Staub und Sonne
geschĂĽtzt im Zimmer stehen, war aber unangenehm ĂĽber-
rascht, sie nach kurzer Zeit ganz verändert wiederzufinden.
Die grüne Farbe hatte sich völlig in ein unreines Schwarz
verändert und die Chitinstücke waren durch das Trocken-
werden von so vielen kleinen Falten und Runzeln durch-
setzt, dass die feinere Skulptur durchaus nicht mehr zu
erkennen war, und somit war eine genauere Bestimmung
der Gattung oder gar der Art, welcher die betreffenden
Stücke angehörten, unmöglich geworden.
Sehr schön erhalten war dagegen z. B. eine linke
FlĂĽgeldecke eines HydrojMiis. Ich konnte dieselbe, bis
auf einige schon vorhandene feine SprĂĽnge unverletzt, voll-
kommen frei präpariren und so durch Untersuchung sowohl
der Ober- als auch der Unterseite feststellen, dass sie mit
der entsprechenden FlĂĽgeldecke von Hydrophilus piceus
ĂĽbereinstimmt.
Bei weitem am zahlreichsten und durch den gut er-
haltenen Metallglanz am meisten in die Augen fallend sind
Reste von i)o??ac?a- Arten , von denen ich bisher drei ver-
schiedene Spezies teststelleu konnte. Die eine stimmt recht
gut mit Donacia crassipes Fab. ĂĽberein. eine zweite mit
D. menyanthidis Fab., während eine dritte durch die eigen-
artige, zwischen den Punktreihen befindliche Skulptur sich
in keiner der von mir Aergiichenen Arten unterbringen lässt.
Auch Herr Custos Kolbe. welcher das StĂĽck sah. ist der
Ansicht, dass es sich um eine nicht mehr vorhandene Form
handelt.
Unzweifelhaft zur Gattung Lucanus gehört die Spitzen-
10 Gesellschaft natiu forschender Freunde, Berlin.
hälfte einer rechten Flügeldecke. Dieselbe stimmt in Grösse,
Form und allgemeiner Skulptur mit derjenigen des Lucamis
cervus L. ĂĽbereiu, doch sind die vertieften Punkte auf der
Oberseite ein ganz wenig gröber, als die der von mir zur
Vergleichung herangezogenen märkischen Exemplare von
Lucanus cervus L. Es war mir noch nicht möglich, Exem-
plare aus anderen Gegenden, besonders mehr nördlich oder
östlich gelegenen, zu vergleichen, um zu untersuchen, ob
etwa in der Skulptur der FlĂĽgeldecken sich Verschieden-
heiten bei den jetzigen Hirschkäfern finden. Ich hoffe
dies jedoch noch ausführen zu können. Ein gewisses Inter-
esse bietet der Fund eines Hirschkäfer-Restes dadurch, dass
dieses Thier in der Jetztzeit bei uns fast ganz auf Eichen
angewiesen ist. während unter den zahlreichen und wohl-
erhaltenen Pflanzenresten aus dem Torflager von Klinge
solche von Eichen noch nicht 'gefunden sind. Entweder
muss man annehmen, dass bei genauerer Durchforschung
des Torflagers noch Eichenreste gefunden werden, oder
aber, dass der Hirschkäfer in früheren Zeiten (das Torf-
lager ist sehr alt) bei uns noch nicht so ausschliesslich
an das Vorkommen der Eiche gebunden war. Auch jetzt
noch kommt Lucanus cervus im sĂĽdlichen Russland auf
V/eideu. Obstbäumen und Pappeln vor '), wälirend dagegen,
wie erwähnt, in Mitteleuropa das Vorkommen auf andern
Bäumen als Eichen nur ausnahmsweise constatirt wird.
Die Annahme einer im Laufe der Zeit eingetretenen Ver-
änderung in der Lebensweise des genannten Käfers hat an
sich nichts anfechtbares. Dass das Thier fliegend aus einem
sehr weit entfernten Eichenwald, von welchem absolut keine
Spuren in die Torfschichten gelangen konnten, in das Moor
gerathen sei, dĂĽrfte kaum anzunehmen sein.
Mit Sicherlieit war noch eine Geotrupes-Avl festzu-
stellen, während einige weniger gut erhaltene Reste noch
^) Herr Prof. Dr. Nehring hatte die Freundlichkeit, micli auf
diese Beobachtung aufmerksam zu machen, welche in einer Arbeit
von J. H. HocHHUTH „Enumeration der in den russ. Gouvernements
Kiew und Volhynien bisher aufgefundenen Käfer" enthalten ist (Bull.
Soc. Nat. Moscou 1872, II, p. 283— 322).
SitzuiKj vom IS. .Tdnnar 1801. 1 t
der Bestimmung harren. Ich gedenke nacli Abschliiss meiner
Untersuchungen AusfĂĽhrlicheres ĂĽber die Inselvtenreste aus
dem Torflager von Klinop >\\^ oinem andern Ort mitzu-
theilen.
Herr 0. Jaekel sprach ĂĽber den Skeletbau der
Felmatozoen und die Stammesgeschichte der Echino-
dermen.
Herr F. HiLGENDORF legte eine neue ostafrikanische
SĂĽsswasserkrabbe (Telphusa emini) vor.
Diese Art nähert sich schon dem Subgenus Geotelphusa
dadurch, dass die Postfrontalcrista hinter der Stirn nur
sehr schwach angedeutet ist (sie entwickelt sich erst nahe
dem Seitenrande zu einer scharfen Kante) und dass ein
Zahn am lateralen Endo der Crista sich nicht vorfindet;
bei Betrachtung von oben (genauer: beim Visiren der Seiten-
fläche) wenigstens erleidet die Umrisslinie durchaus keine
Unterbrechung an der betreffenden Stelle; in der Seiten-
ansicht erkennt man aber eine scharf ausgeprägte, stumpf-
winklige Knickung, den Abfall der Crista. Bei T. socotrensis
fehlt die Crista, aber ein scharfer, wenngleich winziger
Seitenzahn ist vorhanden; T. berardl hat als echte Geo-
telphusa weder Crista noch Zahn. Bei typischen Telphusen,
ohesa, de])ressa und Inlgenäorfi hat; dagegen Crista und
Zahn eine kräftigere Entwicklung als bei emini
Alle Exemplare sind klein; der Schild der 9 misst
13 — 18 mm Breite, der der ^ 10 — Ib^j-i. Dennoch dürften
die grösseren schon als ziemlich ausgewachsen anzusehen
sein, da die Seitenränder bereits stärker nach aussen ge-
bogen sind und an den Scheeren der ^ bezĂĽglich dei-
Grösse und Gestalt zwischen rechts und links schon |er-
hebliche Unterschiede auftreten. T. emini wäre dann wohl
die kleinste Telphusen-Art.
Der Körper deutlich verbreitert, beim grössten Exem-
plar (9) 18 mm breit. 13 mm 1.. wenig dick (8 mm): obere
Fläche kaum gewölbt, erst nahe dem Vorder- und dem
Seitenrand massig abfallend. Stirn schmal, ihr Vorderrand
\2 Gesellschaft nattiTfoi sehender Freunde, Berlin.
gradlinig oder etwas au sgeb lichtet. Der vordere Seitenrand
stark seitwärts ziehend (verlängert würden sich der rechte
und linke vor der Stirnmitte unter ca. 120^^ schneiden); er
ist schwach, bei jungen Expl. deutlich gekörnt, ohne Zahn,
aber zuweilen mit feiner EinschnĂĽrung vor der Crista postfr.
Diese letztere bei Jungen, wenn auch schwach entwickelt,
doch ununterbrochen bis zur Medianfurche verfolgbar (also
vom Typus von T. 2^crl^^ta etc.); hinter der Stirn und am
Seitenrand dringt sie etwas weiter nach vorn vor. Der
Abstand beider äussern Orbita-Ecken (12 mm) Vs der Schild-
breite. Die Felderung schwach.
Die Furche auf dem grössten (sogen. 2.) Gliede der
Maxpd. III deutlich, meist scharf, der Innenkante etwas
genähert. Auf dem Sternum 2 tiefe Querfurchen, vorn eine
grade, dahinter eine gebogene, in der Mitte unterbrochene.
Am Abdomen des cT das vorletzte Glied breiter als lang.
Die Scheeren stets ungleich; die rechte grösser (nur
bei 1 (/ die linke; bei den jĂĽngsten Expl. beide fast gleich).
Die grosse des rj deutlich klaff'end. Bei dem $ von
18 mm Br. Scheere lang 12. hoch 5. Daumen lang 7,5;
bei cT (15 V2 mm br.) Scheere lang 12V2: hoch 5V2, dick 37*,
Daumen 8V2. Der Zeigef. beim cT deutlich abwärts ge-
bogen und mit 2 grösseren Zähnen auf der Schneide, und
beide Finger nicht abgeplattet; das Handglied stark ge-
wölbt. — Letztes Femur (des grossen $) 7 mm 1.. 27^ mm
breit; zuweilen aber mehr verbreitert.
Skulptur des Schildes: Gröbere vertiefte Punkte, da-
zwischen ein feines Netz von dichten vertieften Linien und
feine Granulirung. Sk. d. Scheere ähnlich: Hand und
Finger ohne Rauhigkeiten, Carpus und Brachium wie ge-
wöhnlich mit 2 Dornen bezw. einer deutlich gezähnelten
Kante.
Färbung pomeranzengelb mit braunen Punkten.
Am nächsten steht die neue Art vielleicht der L de-
pressa u. hilgendorfl.
Die StĂĽcke wurden von Emin Pascha und Dr. Stuhl-
mann in der Bucht von Bukoba (Victoria Niansa) am
28. Nov. 1890 bei 8—10 m Tiefe gefischt, zugleich mit
Sitzung vom IS. Januar 1892. 13
einer Tel2)liusa (Parat.) niJotka (Nr. 4226). Im Museum fĂĽr
Naturkunde. Gen. Cat. Crustacea Nr. 8406—8.
T. nilotica wurde bereits von Dr. Fischer aus dem
Victoria Niansa mitgebracht; Emix und Stuhlmann sandten
eine riesige Schale der Art ein (70 mm breit) von Towalio
4240), kleinere von Uganda (15/1. 91).
Im Umtausch wurden erhalten:
Mittheilungen d. zoolog. Station zu Neapel. 10. Bd. 2. Heft.
Leopoldina Heft XXVII. No. 21—22.
Photographische Nachrichten. Jahrg. IIL No. 50—53.
Photographisches Wochenblatt. XVIII. Jahrg.. No, 1—2.
Annalen d. K. K. naturhist. Hofmuseums. Wien. Band VI,
No. 3-4.
Mittheilungen d. Jahrbuchs der K. Ungarischen Geolog.
Laudesanstalt. IX. Bd., 6. Heft.
Geologiska Föreningens i Stockholm Forhandlingar. Bd. 13,
Heft 17 (No. 140).
Bergen' s Museum Aarsberetning for 1890.
Tijdschrift d. Nederlandsche Dierkundige Vereeniging (2i
' III Deel. Aflefering 2.
Atti della Keale Accademia delle science fisiche e mate-
matiche (2) Vol IV, Napoli.
Atti della Societä Toscana di science natural!. Processi
verbali Vol III. Mai u. Juli 1891.
Elenco delle pubblicazioni periodiche Italiane ricevute dalla
Biblioteca di Firenze 1891.
Bollettino delle pubblicazioni Italiane 1891 No. 143. 144:
1892 No. 145.
Revue geographique internationale, No. 192 Oct. 1891;
No. 193 Nov. 1891.
Journal of the Royal Microscopical Society, 1891 No. 1 — 6.
Trausactions of the Canadian Institute, Vol II part I. Oct.
1891.
Bulletin of the Museum of Comparative Zoölogy. vol. XXII
No. 1.
14 Gesellscliaft naturfor.sche)iäer Freunde, Beiihi.
Annual Report of the Curator of the Museinii of Com-
parative Zoölogy for 1890—91.
Journal of comparative Medicine and Veterinary Archives
New- York, vol. XII No. 12.
Psyche, a Journal of Entomology, Cambridge Mass., Vol VI
* No. 189. January 1892.
llevista Argentina de Historia Natural. Tom I Entrega Ăźa,
Dec. 1891. Buenos Aires.
x41s Geschenk wurde mit Dank entgegengenommen:
Dr. 0. Jaekel ĂĽber Holopocriniden d. Stramberger For-
men.
Druck von J. F. Starcke iu Berlin.
Nr. 2. 1892.
Sitzu 11 gs-Be rieht
der
Gesellscliaft iiaturforscliender Freunde
zu Berlin
vom 16. Februar 1892.
Director: Herr Waldeyer.
HoiT VON '^Iärtens zeigte einige neue Arten von
Land- und SĂĽsswasser-Moliusken aus Uganda und
dem Victoria-Nyansa vor, welche voĂĽ Emin Pascha imd
Dr. Stuhlmaxx daselbst uebst zahlreichen anderen Arten
vom October 1890 bis Februar 1891 gesammelt und an
das Berliner Museum fĂĽr Naturkunde eingesandt worden
sind; die beigefĂĽgten Nummern sind die von den Reisenden
selbst den StĂĽcken beigeschriebenen.
Helix hellula n.
Testa gradato - conica , angulata. semiobtecte perforata,
superne distincte costulata et liris spiralibus acutis in anfr.
superioribus 3 conspicuis, in ultimo 4 sculpta, pallide fla-
vescens vel albida; anfr. 5, infra suturam plani, a prima
lira convexL ultimus infra liram quartam complanatus,
laevis; apertura paulum obliqua, rotundato-rhombea, peristo-
mate tenui, recto, margine columellari paululum incras-
sato et leviter arcuato, ad iusertionem non dilatato. Diam.
maj. 4. min. 3-/3, alt. 4, apert. diam. 2V2, alt. 2 mm.
Uganda: KĂĽste von Buddu, im Strandwald am Bo-
den, ungefähr 1130 m üb d. Meer, 10. 1. 1891. Emin
Pascha und Stuhlmann, No. 4254.
Die Rippchen sind scharf und laufen massig schief,
2
16 Gesellschaft natur forschender Frev.nde, Berlin.
der Mündung parallel; ihre Zwischenräume sind 2 — 3 mal
breiter als sie selbst.
Die yierte Spiralleiste fällt bei den oberen Windungen
in die Naht und ist daher nicht sichtbar; an der letzten
Windung bildet sie die Grenze zwischen der convexen rau-
hen Oberseite und der glatten Unterseite, steht aber nicht
weiter von der Mittelaxe ab, als auch die zw^eite und dritte.
Die allgemeine Gestalt, namentlich der scharf abgegränzten
skulptmiosen flachen Unterseite, erinnert auffällig an Jugend-
zustände von Pwjja, aber Spiralleisten sind bei solchen nicht
bekannt und ich wĂĽsste auch keine Art dieser Gattung, der
ich diese Stücke als Jugendzustand anschliessen könnte.
Aber auch unter den afrikanischen Helix - Arten steht sie
allein.
Ennea stuhlraanni n.
Testa parva, clause-rimata. oblongo-ovata. perpendicu-
lariter et distanter costata, pellucida. alba; anfi'. 7, priores
0V2 celeriter crescentes, apicem conoidalem. obtusum for-
mantes, sequentes subaequales, convexi, sutura profunda
distincti. ultimus paulum minor, basi rotundatus; apertura
paulum obliqua, subcircularis. peristomate incrassato, reflexo,
triplicato: plicae parietales 2. intrantes. exterior subangu-
laris, major et lamella pone marginem externum (pala-
talis) 1 elongata, intrans, extus lineam impressam formans;
margo basalis et columellaris inermes. Long. 4. diam. 2,
apert. long, et diam. 1 mm.
Uganda: KĂĽste von Buddu. Dr. Stuhlmann. Ko. 4254
z. Theil.
Limnaea nyansae n.
Testa ovata, brevispira, rimata. solidula,- distincte
striata, nitidula. pallide flavescens. saepius indistincte et
confertim albido-fasciolata; spira brevissiina. conica; anfr. 3,
convexi. rapide crescentes, sutura modice profunda, anfr.
ultimus supra et infra subaequaliter convexus; apertura
circa '/s totius longitudinis occupans, ovata, supra leviter
angustata, margine externo leviter, basali bene arcuato,
margine columellari crassiusculo , leviter torto, callum pa-
rietalem distinctum circumscriptum emittente. Long. 16,
Sif:u))g rom 10. Februar 1S92. \'J
(liain. maj. 12, min. S, alt. apert. 14, lat. TVs mm;
schlankstes StĂĽck 14 V^ lang. IOV2 breit; breitestes 14
imd 11^/1 nim.
Am \vestli('hen Ufer des Victoria -Nyansa bei Bukoba
und Towalio, in 8 — 10 m Tiefe, an Ohara und Elodea,
Oct. und Dec. 1890. No. 4229 und 4238.
Physa trigoaa n.
Testa inilate obconica. planospira. subrimata. leviter
striatula, olivacea, nitidula; anfr. 372« rapide crescentes,
sutura sat profunda horizontali discreti, supra convexiusculi,
medio inflati, versus basin valde angustati; apertura pau-
luluni obliqua, late oblonga. supi'a rotundata. anfractu pen-
ultimo coarctata, versus basin seusim angustata: margo
coluniellaris subperpendicularis , anguste reflexus, rimam
umbilicalem plus minusve tegens. versus basin tenuissinius.
rectus. Long. 11. diani. maj. 11. min. 8. apert. long. 11,
lat. 6 — 7 mm.
Bei Bukome im SĂĽdwest -Creck des Victoria -Nyansa,
in Papyrus-Dickicht, 31. Oct. 1890, No. 4156.
Es ist das die in den Sitzungsberichten unserer Gesell-
schaft vom 1879, p. 103 mit Fh. nyassana verglichene Art,
von welcher dieselbe sich jedoch durch ganz flaches Ge-
winde und gleichmässig nach unten verschmälerten letzten
Umgang gut unterscheidet.
Auch der a. a. 0. beschriebene Flanorhls cltoanomphahis
ist Avieder von verschiedenen Stellen des sĂĽdwestlichen
Ufers des Victoria -Nyansa eingesandt worden.
Vivipara phthinotro2)is n.
Testa elongate - conica , perforata, confertim ruguloso-
striata, indistincte spiratim striolata, periostraco nitido oli-
vaceo vei fusco tecta; anfr. circa 6, primus rotundatus,
subglobosus, sequentes supra peripheriam subplani, leviter
1 — 2 angulati. ad peripheriam carinati, carina in anfr. su-
perioribus crassa, subcrenulata. plus minusve supra sutu-
ram prominente, in ultimo debiliore, versus aperturam cva-
nescente; basis convexa. Apertura sat obliqua, dimidiam
j[g Gesellschaft natur forschender Frennäe, Berlin.
longitudinem non aeqiians. rotimdata, peristomate plerumque
non continiio, sed callo juncto. Long. 33. diam. maj. 23,
min. 20, apert. alt. obliqua 15. lat. 13 mm.
Njamagotso, im sĂĽdwestlichen Theil des Victoria - Ny-
ansa. 4. 11. 1890. No. 4192.
Vivi2mra trochlearis n.
Testa elongato-conica, carinata, anguste perforata, rii-
giiloso - striata , leviter spiratim striata, periostraco nitido
pallide olivaceo tecta, pleriimc|iie fascia lata nifescente su-
pra carinam ornata; anfr. 5. primiis laevis. papillaeformis,
rotundatiis, seqiientes carina latiiiscula, aliqiiantum supra
suturam instrictam prominente et uscĂźie ad aperturam per-
sistente cincti; basis convexa. Apertura sat obliqua. ovata,
peristomate continuo. ad parietem apertiiralem appresso et
triangulatim prodncto. Perforationen! semitegente. Long. 28,
diam. maj. 19, min. 17. apert. alt. obliqua ISVs, lat.
IOV'2 mm.
Insel Sirwa im Victoria-Nyansa, Oct. 1890. No. 4231.
Vivipara costulata n.
Testa conico-oblonga, imperforata vel angustissima ri-
mata, s ĂĽb oblique costulata et subtiiiter spircitim strio-
lata, basi leviter angulata, periostraco viridi-fusco vel fla-
vescente; anfr. 5—6, supcriores plerumque attriti. sequentes
convexi, sutura sat profunda discreti. ultimus costulis debi-
lioribus, angulo basali versus aperturam evanescente; aper-
tura sat obliqua, ovata. dimidium long, non aequans, superne
vix angulata, peristomate non continuo. sed callo tenui
juncto, saepius fusco-marginato. Long. 19, diam. maj 14V2,
apert. long, obliqua 9—10, lat. 7V2~8 mm.
Insel Kassarasi. SW Nyansa, 28. 10. 90. No. 4180.
AVenn auch nach den bis jetzt vorliegenden Material
der Victoria-Nyansa keine so eigenthamlichen Formen auf-
zuweisen hat. wie der Tanganyika. so ist doch als Beson-
derheit mancher der in demselben lebenden SĂĽsswasser-
schneckeu die deutliche . den Anwachsstreifen parallele
Berippung mehrerer Paludinen und einer L'minaea hervor-
Sitzmig vom JG. Frliuar 1892. 19
ziiheben, welche yermiithlich die Widerstandsfähigkeit der
Schale gegen äussere mechanische Gewalt verstärkt und
somit den Vortheil gewährt , welchen die Süsswasser-
schnecken der grösseren Seen am Fnsse der Alpen durch
die bedeutende Dicke der Schale und die stärkere Ein-
wickelung (Involution) der einzelnen Umgänge in einander
erreichen.
Herr Franz Eilhard Schulze berichtete ĂĽber eine neue
Schrift von J. von Kennel: .,Die Ableitung der Verte-
bratenaugen von den Augen der Anneliden. 4'. Dorpat.
1891.
Herr P. Ă„SCHERSON besi)rach in Anschluss an die Vor-
legung der springenden Bohnen aus Mexico in der No-
vembersitzuug 1889 (vergl. Sitzungsber. p. 187). die Fort-
schritte, welche unsere Kenntniss der merkwĂĽrdigen Er-
scheinung seitdem gemacht hat. In den Abhandlungen des
naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen, XH, 1. Heft
(April 1891), p. 47 veröffentlichte Herr F. Buchenau einen
zM^eiten Aufsatz, in dem er den Namen der Euphorbiacee.
deren von der Raupe der Camocai^tsa saltitans bevvohnte
TheilfrĂĽchte die springenden Bohnen darstellen, nach der
Bestimmung von Prof. MĂĽller Arg. als Sebastiania? Pavo-
niana MĂĽll. Arg. bekannt giebt und weitere Mittheilungen
ĂĽber diesen bei Alamos in Sonora vorkommenden, sehr
giftigen Strauch und das Auftreten der springenden Bohnen
macht. Allein hiermit ist die Angelegenheit, die so lange
geruht hatte, noch nicht abgeschlossen. Um weiteren, dem-
nächst zu erwartenden Mittheilungen seines verehrten Freun-
des nicht vorzugreifen, beschränkt sich Vortr. auf den Hin-
weis, dass gleichfalls in den letzten Jahren, z. Th. erst
nach der erwähnten BucHENAu'schen Arbeit, in Argentinien,
Mexico und Nordamerika noch mehrere Veröffentlichungen
erfolgt sind, durch welche wir sowohl mit mehreren an-
deren Euphorbiaceen- Arten, als auch mit einigen neuen,
die FrĂĽchte derselben bewohnenden und bewegenden Tor-
triciden- Arten bekannt gemacht w^erden.
20 Gesellschaft nrjtnrforschenäer Freunde, Berlin.
Ferner machte Vortr, darauf aufmerksam, dass er
gleichfalls im XII. Bande der Bremer Abhandlungen (p. 53)
die vorhandenen Nachrichten ĂĽber springende Tama-
risken=PrĂĽchte, Eichengallen und Cocons zusammen-
gestellt hat. Die ersteren, ein vollständiges Analogon der
„springenden Bohnen", wurden schon im 16. Jahrhundert
in SĂĽdfrankreich von Lobel beobachtet, neuerdings von
Rancoulet, Paul Gervais und Lucas; der Bewohner ist
die Larve eines Käfers (Curculioniden) Nanodes Tamarisci.
Springende Cynipidengallen wurden 1857 bei Wien von Mann
an Quercus Cerris L. gesammelt und von Kollar beschrie-
ben; das Insect ist von Giraud als Neitroterus saltaus ver-
öffentlicht. Aehnliche Gallen sind auch im Mississippi-Ge-
biet Nordamerikas und weiter westlich an der ..post oak"
{Quercus stdlcda Wangenh.), der „white oak" {Q, alba L.),
dann noch an Q. macrocasxM Mich, und wohl auch noch
an anderen Arten von Riley und P^dwards beobachtet,
welcher letztere das Insect Cyni^js scdtcdorius nannte. Giraud
verweist in der Mittheilung ĂĽber Neuroteriis saltans auf eine
Stelle von Olivier's Histoire des Insectes, wo möglicher
Weise von derselben Galle die Rede sei. Dies Citat ist
in doppelter Hinsicht unrichtig. Herr K. MĂĽller ermittelte,
dass die gemeinte Stelle sich in Geoffroy's gleichbetitel-
tem Werke findet und ĂĽber springende Cocons handelt.
Solehe sind neuerdings (1888) von John B. Bridgeman
beobachtet: die sie bew^ohnende Larve gehört einer Ichneu-
monide, Limneria Kriechhaumeri Bridg. = Sjnidastica pe-
tiolaris Thoms an.
Im Umtausch v\'ĂĽrden erhalten:
Leopoldina Heft XXVII. No. 23 — 24.
Photographisches Wochenblatt. XVIII. Jahrg., No. 4 n. 7.
Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau.
1891, Dec. und 1892, Jan.
Verhandlungen u. Mittheilungen d. SiebenbĂĽi-gischen Vereins
d. Naturwissenschaften, 41. Jahrgang.
Sitzung vom 16. Februar 1892. 21
Föltauy Közlöny. XXI Kötet, 12 Füzet. Uec. 1891.
Geologiska Föreningens i Stockholm Forhaudllugar, Bd. 14,
Heft 1, No. 141.
Bulletin de la Societe Zoologique de France, Tome XVI,
Xo. 9—10.
Atti della Societä Ligustica di sc. nat. e googr. . Vol II,
Xo. 4. Dec. 91.
Ăźendiconto delF Accademia delle sei. lis. e mat. di Xapoli
(Serie 2). Vol. V. Fascicolo 1-12. 1891.
Bollettino delle pubblicazioni Italiane. Xo. 146. 1892.
Bollettino delle opere moderne straniere, Vol. VI, Xo. 10,
Oct. 1891.
Proceedings and Transactions of the Xova Scotian Institute
of nat. sc. Halifax. Vol. VII. Part. IV, 1889—90.
Proceedings of the United States Xational Museum, Vol. XIII,
1890.
Proceedings of the Academy of natural sc. of Philadelphia,
1891. Part. II, April -^August.
Bulletin of the Museum of comparative zoölogy, vol. XXII,
Xo. 2—3, Jan. 92.
Proceedings of the Boston Soc. of nat. history. Vol. XXV,
Part. I. Mai 1890 bis Dec. 1890.
Journal of comparative medicine and veterinary archives.
Vol. XIII. Xo. 1, Xew York, Jan. 1892.
Bulletin of the Essex Institute. Vol. 21, Xo. 7 — 12; Vol. 22,
Xo. 1 — 12. 1889—90.
Psyche, a Journal of Entomologv, Vol VI. Xo. 190, Febr.
^ 1892.
Memorias y revista de la sociedad centifica „Antonio Al-
zate". Mexico, Tome V, Xo. 1—2, 1891.
Boletim de Commissao Geographica e Geologica do Estado
de S. Paulo (Brasil), Xo. 4 — 7, 1890.
Prometheus, illustr. Wochenschrift ĂĽber die Fortschritte in
Gewerbe etc., Xo. 91 u. 118.
A. BoucARD, The humming Bird, Vol. IL Xo. 2. 1892.
Druck von J. F. Starcke in Berlin.
Nr. 3. 1892.
S i t z u n g s - B e r i c h t
der
Gresellschaft naturtbrsclieiider Ereiiiide
zu Berlin
vom 15. März 1892.
Director: In Vertretung Herr Schulze.
Herr K. ^i/lĂ–BlUS berichtete Dach einem Briefe des Herrn
Dr. E. HaaSE. Directors des Museums in Bangkok in Siam.
dass Termiten und Schaben in den ihm zur Neuordnung
unterstellten Sammlungen grosse Zerstörungen ange-
richtet haben. In der Sammlung europäischer Gesteine
Jiaben sie sogar viele Etiketten av eggefressen.
Herr R. BuRCKHARDT sprach ĂĽber: Das Centralner-
vensystem von Frotopterus annectens.
Das bisher nicht beschriebene RĂĽckenmark von Fro-
topterus zeigt folgende EigenthĂĽmlichkeiten: Die Disposi-
tion von grauer und weisser Substanz ist so, wie bei Am-
phibien; die graue Substanz besitzt Vorderhornzellen, die
das ĂĽbliche Maass bei Weitem ĂĽbertreffen und deren Aus-
läufer bis in die dorsalen Partieen der weissen Substanz
ausstrahlen ; ausser diesen Zellen zeichnen sich durch Grösse
die Lateral- und Dorsalzellen aus. Zum ersten Mal in der
Thierreihe tritt hier eine deutliche Substantia gelati-
nosa RoLA^'DO auf Zu beiden Seiten des RĂĽckenmarkes
verläuft ein Sehnenstrang, der als Anlage eines Ligamen-
tum denticulatum zu deuten ist; ihm gegenĂĽber stehen
in der weissen Substanz isolirte StĂĽtzzellen, die als Schutz-
vorrichtung gegen etwaiges Zerfasern der weissen Substanz
24 GesMschaft miturforscheuder Freunde, Berlin.
bei Zug oder Druck gelten ĂĽiĂĽssen'). Die MeduUa oblon-
gata ist morphologisch sehr einfach gebaut und besitzt eine
schwache BrĂĽckenkrĂĽmmung. Aus ihr treten folgende Ner-
ven: 1. Hypoglossns mit 2 ventralen Wurzeln; 2. Vagus
mit 17 und zwar 3 ventralen und 14 dorsalen und latera-
len Wurzeln; 3. Glossopharyngeus mit 2 starken Wur-
zeln; 4. Facialis-Acusticus mit 6 Wurzeln; 5. Trige-
minus mit 2 Wurzeln. Das Kleinhirn besteht aus einer
ähnlichen Falte, wie bei Amphibien, zeigt aber eine etwas
stärkere Entwicklung. Die bisher bei Protoptenis vermiss-
ten Nervi trochlearis und abducens konnten nachge-
v/iesen werden. Das Mittelliirn zeigt eine Lage von Zellen
an der Peripherie, deren Axency linder in den Opticus ĂĽber-
gehen; im Uebrigen schliesst es sich in seinem Bau eng an
das der Amphibien au. Die Lobi inferiores sind durch eine
Bahn mit dem Vorderhirn verbunden. Auf dem schmalea
Zwischenhirndach erhebt sich eine kleine, nach vorn ge-
richtete Zirbel von der Gestalt eines Schlauches, der von
bisherigen Untersuchern ĂĽbersehen worden ist. Das von
ihnen als Zirbel gedeutete Organ entspricht dem Aderge-
flechtknoten der Squaliden und enthält also auch die Plexus
des dritten Ventrikels. Die Hypophysis besteht aus einem
nervösen und einem drüsigen Antheil. Von grossem Inter-
esse ist die Structur des Vorderhirns, da hier zum ersten
Male (wie schon Edingek vermuthete) eine Gehirnrinde
unzweifelhaft i<ann nachgewiesen werden. Sie ist am stärk-
sten ausgebildet an der caudalen ventralen Wölbung der
Hemisphären. Ihre Zellen zeigen die Form der Fascia
dentata - Zellen und entsprechen wohl auch topographisch
denselben. Der Lobus olfactorius ist deutlich abgesetzt
und der von ihm austretende Nerv zeigt auf eine kurze
Strecke eine Zweitheilung, wie sie von Amphibien bekannt
ist, tritt aber wieder geschlossen in die Riechschleimhaut
ein. Eine Arachno'idea ist stellenweise ausgebildet, so
au der Verwachsungsstelle des Adergeflechtknotens mit dem
^) Die Nervenwiirzeln treten alternireiid aus, wie dies von niederen
Wirbelthieren wiederholt beobachtet ist.
Sitzung vom 15. März 1892. 25
Schädeldach, ferner in der Umgebung der Zirbel. Ueber
den vierten Ventrikel breitet sich ein reich verzweigter
und mit Otolithenmasse erfĂĽllter Saccus endolyjnpha-
ticus aus. der sich aber nicht in den RĂĽckenmarl<skanal
fortsetzt.
Dem Bau des Hirns nach gehört Frotopterns zu den
Amphibien und zwar ist sein Gehirn das vollständigste
Amphibienhirn, das an Ausbildung nur noch bezĂĽglich ein-
zelner Kegionen (Mittel- und Hinterhirn) von den Anuren
ĂĽbertrolfen wird.
Herr F. E. SCHULZE theilte seine Erfahrungen ĂĽber die
GoLGTsche Versilberungsmethode und ĂĽber die Brauch-
barkeit der verschiedenen Schnittstrecker mit. An der
Discussion betheiligten sich die Herren Möbius. Burck-
HAKDT und VlIiCHOW.
Im Umtausch wurden erhalten:
Leopoldina HeftXXVIIU No. 1, 2. Januar 1892.
Mittheilungeu des Naturhistorischen Museums in Hamburg,
IX. Jahrg.. erste Hälfte. 1891.
Helios, monatliche Mittheilungen a. d. Gesammtgebiet der
Katurwissensch., Frankfurt a. 0., 9. Jahrg., No. 7 — 10.
Societatum Litterae, Frankfurt a. 0., 5. Jahrg., No. 9—12.
Lotos, Jahrbuch f. Naturwissensch.. neue Folge, XII. Bd.,
1892.
Abhaudl. d. math. - naturwiss. Classe der Kgl. Böhm. Ge-
sellschaft der Wissenschaften, VII. Folge. 4. Bd.
Sitzungsberichte d. math. - naturw. Classe d. Kgl. Böhm.
Gesellschaft. 1891.
Jahresbericht d. Kgl. Böhm. Gesellschaft d. Wissenschaften,
1891.
Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau,
Februar 1892.
Rasegna delle Scienze geologiche in Italia, Anno I, 2. Se-
mestr., 1891, Fase. 3. 4.
26 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
Neptimia. Anno I, No. 11, 12. Venedig.
Bollettino delle Pubblicazioni Italiane, 1892, No. 147, 148.
Bulletin de la Societe Zoologique de France. 1892. Tome
xvir, No. 1.
Geologiska Föreningens i Stockholm Förliandlingar, No. 142,
Februar 1892. ' â–
Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Mos-
cou. 1891, No. 2, 3.
Memoires de la soc. des natural, de Kiew, Tom.e X, 3, 4;
XI, 1. 2. und Beilage zu XI: P. P. Alexejew (gestor-
ben 6. Febr. 91). 1892.
United States geol. survey, Xth annual Report 1888 — 89,
Part. I, Geology, Part. IL Irrigation.
Bulletin of tlie Museum of comparative zoölogy, vol. XXII,
No. 4.
Journal of comparative medicine and veterinary archives,
Vol. XII, No. 2.
Psyche, a Journal of Entomology, Vol. VI, No. 191.
Druck von J. F. Starcke in Berlin.
Nr. 4. 1892.
Sitzungs-Bericht
der
Gesellschaft naturforschender Freunde
zu Berlin
vom 19. April 1892.
Director: F. E. Herr Schulze.
Herr Nehring sprach ĂĽber seine neueren Beobachtungen
in Bezug auf das diluviale Torflager von Klinge bei
Cottbus.^)
Ein dreitägiger Aufenthalt auf der Schulz'schen Ziegelei
in Klinge (22.-25. März) gab dem Vortragenden Gelegen-
heit, einerseits die Lagerungsverhältnisse der dort aufge-
schlossenen diluvialen Schichten zu studieren, andererseits
zahlreiche pflanzliche Reste, sowie Proben aus den ver-
schiedenen Schichten zu sammeln. Der Vortragende spricht
sich mit grösserer Bestimmtheit als früher für das inter-
glaciale Alter des Torflagers aus, namentlich weil der
obere Sand nach seinen Beobachtungen zahlreiche Geschiebe
(auch sog. Kantengeschiebe) enthält. Die sonstigen Gründe
sollen an einem anderen Orte ausfĂĽhrlich dargelegt werden;
ebenso sollen die nach Tausenden zählenden, wohlerhaltenen
Samen und FrĂĽchte, sowie die sonstigen Pflanzenreste ander-
weitig genauer besprochen werden. Von Cratopleura licl-
vetica f. Xehringi C. Weber fand Vortragender circa
300 wohlerhaltene Samen; er besprach unter Hinweis auf
^) Vergl. Sitziingsber. v. 20. Oct. und 15. Dec. 1891, sowie vom
19. Januar 1892.
23 Gesellschaft natinfoi-sc?ienJer Freunde, Berlin.
die kĂĽrzlich erschienene Abhandlung Webers^) und unter
Betonung der nahen Verwandtschaft zAvischen der fossilen
Gattung Gratopleura und der heutigen Gattung Brasenia die
grosse wissenschaftliche Bedeutung des Vorkommens jener
Nijniphaeace.e in dem diluvialen Torflager von Klinge. Die
in dem Sitzungsbericht vom 19. Januar 1892. p. 8 erwähnten
wurstförmigen. samenähnlichen Gebilde sind von dem
Vortragenden kĂĽrzlich in sehr grosser Zahl (ca. 1000 StĂĽck)
gefunden worden; eine Bestimmung hat sich, trotz der vor
zĂĽglichen Erhaltung der Objecte, bisher nicht bewerkstel-
ligen lassen, obgleich viele namhafte Botaniker sich daran
versucht haben.
Nachträglicher Zusatz: Herr Clement Eeid. der
bekannte Phytopalaeontologe in London, an den ich kĂĽrz-
lich einige Exemplare der letzterwähnten wurstförmigen Ge-
bilde geschickt habe, schreibt mir unter dem 23. April, es
sei eine Frucht (endocarp). „which occurs abundantly in
the Croraer Forest-bed at several locaiities. It occurs also
in a pleistocene deposit at Saint Gross in Suffolk. I cannot
identify it with any living species.^^ Nach der Art des Vor-
kommens bei Klinge möchte ich sie für die Frucht einer
(vermuthlich ausgestorbenen) Wasserpflanze halten.
Herr W. Weltner sprach ĂĽber Myxosporidiensporen
in den Eiern von Esox lucius.
Anfang Februar dieses Jahres erhielt das Museum fĂĽr
Naturkunde von Herrn H. Hegenberg in Berlin einen frischen
Hechtrogen zugesandt, welcher einem etwa 1 Kilogr. schweren
Thiere entnommen war und als krankhaft bezeichnet wurde.
Der Rogen zeigte eine Menge milch weiss gefärbter Eier,
deren Inhalt aus den Sporen von Myxosporidien, aus einer
körnigen Masse und aus wenig Dotterkörnern bestand. Eine
Untersuchung des Rogens wurde zuerst von Herrn Dr. Hil-
gendorf Vorgenommen, welcher das Vorhandensein von
1) C. ^YEBER, Ueber Cratopleura holsatica, eine interglaciale Nijm-
phaeacee, und ihre Beziehungen zu Holopleura Victoria Casp., sowie
zu recenten Nymphaeaceen, im N. Jahrb. f. Mineral., J892, Bd. I,
p. 114—137 nebst Taf. IV u. V.
Sitzung vom. 19. Ă„jml 1892. 29
Psorospermien konstatirte und das Material zur Aufbewah-
rung in der Protozoenöaramlung des Museums, beziehungs-
weise zu weiterer Untersuchung dem Verfasser ĂĽberwies,
wobei er denselben auf die grosse Aehnlichkeit der Sporen
mit den von BĂĽtschli (Bronn' s Klassen und Ordnungen des
Thier- Reichs, Bd. I, Taf. 38, fig. 16, nach LieberkIjhns
Zeichnungen) abgebildeten geschwänzten Myxosporidiensporen
von den Kiemen des Barsches hinwies.
Ich musste aus Mangel an Zeit den mir ĂĽbergebenen
frischen Rogen für spätere Untersuchung konserviren imd
legte ihn zunächst in eine Mischung von gleichen Theilen
Glycerin und Wasser, versetzt mit einigen Tropfen gesät-
tigter Sublimatlösung, eine Flüssigkeit, die ich mit Erfolg
zur Konservirung der Laichmassen von Fröschen, Mollusken
und Insekten anwende^). Nach etw^a 14 Tagen brachte ich
den Rogen in 50%, dann in 70% Alkohol. In diesem Zu-
stande ist das Präparat in die Sammlung des König!. Mu-
seums fĂĽr Naturkunde, Protozoa No. 1661 eingereiht.
In dem Alkohol sind die krankhaften Eier weich
geblieben. Die in ihnen enthaltenen Gebilde sind die von
J. MĂĽller (Arch. f. Anat. u. Physiol. 1841, p. 477, Taf. 16)
entdeckten Psorospermien der Fische; sie ähneln am meisten
denen, welche dieser Autor in den Augenmuskeln und in
der Wand des Auges vom Hecht fand und in der Fig. 1
der genannten Arbeit abgebildet hat, sie sind aber nicht
identisch mit ihnen. Auch die Aehnlichkeit der Lieber-
kĂĽhn'sehen Sporen bei BĂĽtschli 1. c. mit den von mir unter-
suchten ist eine grosse, aber auch von diesen unterscheiden
sich die meinigen genĂĽgend, um beide spezifisch von ein-
ander zu trennen. Dagegen scheinen die mir vorliegenden
Körper identisch mit den von Creplin (Archiv f. Naturg.
8. Jahrg. 1842, p. 61, Taf. 1, lig. A— E) bekannt gemachten
Sporen zu sein, welche er an den Kiemen des Kaulbarsches
(Acerina vulgaris Cuv.) gefunden hatte; die Gestalt und die
Grösse seiner Sporen und ihrer Polköper stimmt gut mit
') Die von mir frĂĽher (diese Berichte 1889, p. 146) fĂĽr diese
Zwecke benutzte Mischung von 5 Theilen Glycerin und 7 Theilen
Wasser hat sich für zarte Laichmassen nicht bewährt.
30 Gesellschaft natwfr sehender Freimde, Berlin.
den von mir beobachteten ĂĽberein, nur miiss ich hervor-
heben, dass die Seitenansicht der Sporen, wie sie Creplin
in Fig. 1 C wiedergegeben hat, nicht das normale Verhalten
bei den Sporen der Hecbteier ist. welche nämlich nur selten
so breit sind (s. meine Fig. 8 — 11). Da die Beschreibung
der Sporen bei Creplin nur kurz gefasst ist. gebe ich in
folgendem eine genaue Schilderung der von mir untersuchten
Gebilde. Sie treten in zweierlei Form auf: die einen haben
einen Schwanz, die andern sind ungeschwänzt. Dass Sporen
mit und ohne Schwanzanhang in einer Cyste nebeneinander
vorkommen, hat LiEBERKtJHN (Ă„rch. f. Anat. u. Phys. 1854,
p. 6, und Evolution des Gregarines 1855. p. 37) gezeigt. Die
geschwänzten Sporen der Hechteier sind wie folgt gebaut.
Es sind spindelförmige Körper, welche aus zwei dicken ge-
wölbten Schalen bestehen, die an manchen Sporen zur Hälfte
und weiter auseinander klaffen (Fig. 11 und Creplin fig. E.).
Man kann die beiden Schalentheile auch gewaltsam von ein-
ander trennen, indem man sehr stark auf das Deckglas
drückt, dabei lösen sich dann die beiden Schalenhälften
nicht vollständig von einander, sondern bleiben im hinteren
Theile der Spore miteinander verbunden. Die eine Schalen-
hälfte ist fast stets stärker gewölbt als die andere (Fig. 8
bis 11). An den unversehrten Sporen erkennt man die Kante,
welche die Schalen miteinander bilden, wenn die Spore ganz
auf der Seite liegt (Fig. 10). Ist zufällig in dem Präparat
eine Spore mit dem einen Pole gerade nach unten gerichtet,
so bemerkt man, dass die beiden Schalenhälften in ver-
schiedener Weise mit einander verbunden sind. Die Ver-
einigung geschieht entweder so, dass die Schalen ohne er-
kennbare Grenze in einander ĂĽbergehen (Fig. 12 links), oder
sie sind durch einen dicken nach innen vorspringenden
Wulst mit einander verlöthet (Fig. 12 rechts), oder
es erscheint an der Kante ein Kreis (Fig. 13). Der vordere
Pol der Spore ist abgerundet, so zwar, dass die Rundung
mehr oder weniger stumpf ist. Grössere Verschiedenheiten
zeigt der hintere Pol. Er ist in der Regel allmälig. seltener
schnell in einen oder zwei dünne Schwänze ausgezogen;
die Schwänze sind dünner als die von Lieberkühn bei
Sitzung rom IJ). Ă„}>,i/ IS.OxK 31
BĂĽTSCHLi abgebildeten. An so beschaffenen Sporen ist nie
eine Grenze zwisdicn dem Körper und dejn Schwanzanhang
sichtbar; an anderen Sporen aber, an welchen der Körper
plötzlich in den Schwanz übergeht, sind beide von ein-
ander abgesetzt (Fig. 3). Die nngeschwänzten Sporen sind
an ihrem hinteren Ende abgerimdef (Fig. 5), die Rundung
ist vielfach stumpfer als die des vorderen Poles; im ĂĽbrigen
sind sie ganz wie die geschwänzten gebaut und es liegt
nahe anzunehmen, dass letztere aus den ersteren entstehen,
indem zunächst ein kurzer Stummel entwickelt wird, der
nach und nach in die Breite und Länge wächst.
Durch Messungen und Zeichnungen ergab sich, dass
der Körper der geschwänzten und der ungeschwänzten Sporen
— wenn man von einigen noch zu erwähnenden abweichend
gestalteten Sporenformen wie Fig. 4 und 6 absieht - - ziem-
lich gleiche Länge hat. Es übertrifft daher der Längsdurch-
messer der geschwänzten Sporen den der nngeschwänzten
nur um die Länge dieses Anhanges. Die grösste Breite ist
bei allen Sporen fast dieselbe. Die Masse der von mir
untersuchten Sporen und der von J. MĂĽller vom Hecht,
von Creplix und LieberkĂĽhn abgebildeten findet man am
Schluss dieser Zeilen.
Bei einigen Sporen findet sich an der Stelle des Ueber-
ganges vom Körper in den Schwanz eine flügelartige Ver-
breiterung, welche auf der Kante der Spore liegt (Fig. 7).
J. MĂĽller war geneigt, anzunehmen, dass die von ihm
beim Hecht beobachteten Sporen normaler Weise doppelt-
geschwänzt sind, und dass man in vielen Fällen nur die
beiden Schwänze nicht von einander unterscheiden kann.
Dasselbe gilt wohl fĂĽr die von mir untersuchten Sporen,
An den sehr wenigen Sporen, deren hintere Schalen-
hälften auseinander klaft'ten und am vorderen Pole zu-
sammenhingen, sah ich deutlich, dass jeder Schwanz der
doppeltgeschw^änzten Sporen nur eine Verlängerung der
Schalenhälfte darstellt und dass diese Verlängerungen bei
der einen Schale kürzer, bei der anderen länger sind. Es
sind eben die beiden Schwänze fast stets von ungleicher
Länge, der eine kann sehr lang sein, während der andere
32 Gesellscliaft naturforscheiider Freunde, Berlin.
nur eine kurze Verlängerung seiner Schale darstellt; an
anderen Sporen ist ĂĽberhaupt nur die eine Schale spitz aus-
gezogen und die andere zeigt keine Spur von einem Schwanz-
anhang. Bei den doppelt geschwänzten Sporen kommen die
beiden Anhänge in drei verschiedenen Stellungen vor. Bei
den meisten Sporen lassen sich die Schwänze nur dann deut-
lich wahrnehmen, wenn die Spore auf der Kante oder wenig-
stens schief (Fig. 9) liegt. Dann divergiren nämlich die beiden
Schwänze, die von der Fläche der Spore gesehen übereinander
lagen. Bei anderen Sporen verhält sich die Sache anders;
die beiden Schwänze treten hier in der Flächenansicht der
Spore nebeneinander auf (Fig. 7). Die dritte Stellung ist
die, in welcher sich die beiden Schwänze sowohl in der
Ansicht von der Fläche als von der Seite (Fig. 8) kreuzen,
eine Kreuzung nach Art der Kreuzschnabel-Kiefer.
Von den so gestalteten Sporen finden sich einige Ab-
weichungen. Es kamen langgeschwänzte Sporen vor, deren
Körper fast kuglig war und 0,0068 mm im Durchmesser
hatte. Er war fast ganz von den beiden Polkörpern aus-
gefĂĽllt. Auch J. MĂĽller fand bei seinen ovalen Sporen
solche, welche einen runden Körper hatten. Eine andere
Spore (Fig. 4) war stark gedrungen mit kurzem Schwanz-
anhang. Eine dritte Form ist in Fig. 6 wiedergegeben; ihr
Läugsdurchmesser betrug 0,014 mm. der Querdurchmesser
0,009 mm.
Der Inhalt jeder Spore besteht aus zwei Polkörpern
und einem protoplasmatischen Inhalte, welcher in den Prä-
paraten zu einer Masse geronnen war, in welcher deutlich
gröbere und feinere Körnchen erkannt werden konnten.
Diese protoplasmatische Masse liess sich nur bis zum
Schwanzanhang Yerfolgen. Bei den geschwänzten Sporen
lief der Inhalt hinten spitz zu, bei den ungeschwänzten war
er hinten abgerundet. Nach den Zeichnungen LieberkĂĽhns
bei BtJTSCHLi zu urtheilen, scheint es, als ob sich das
Protoplasma bis weit in den Schwanz hinein erstrrckt. In
dem Protoplasma der Myxosporidiensporen ist von BĂĽtschli
(Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 35, 1881) ein Kern nachgewiesen
worden; später hat Thelohan (Compt. rend. T. 109, p. 919,
Sitzung roi» 10. April 18f):2. 3,^
1889) mehrere Kerne in anderen Sporen gefunden. In den
von mir untersuchten Sporen habe ich mit Sicherlieit nicht
den Kern entdecken können. Bei der Behandlung mit Hae-
matoxylin, Boraxcarmin. Bismarckbraun. Geutianaviolett und
Kernschwarz färbten sich zwar ausser dem protoplasmati-
schen Inhalte auch sehr oft noch einige Flecke im Innern
intensiver, als ich aber die Immersion V20 Leitz zu HĂĽlfe
nahm, erwiesen sich diese dunklen Flecke als Anhäufungen
gröberer Körnchen, welche, zu einem Haufen zusammen-
gelagert, wenig Aehnlichkeit mit einem Kerne hatten. Bei
der Färbung mit Bismarckbraun und Boraxcarmin zeigten
sich die Polkörper und das Protoplasma verschieden tingirt.
Durch Bismarckbraun waren die Polkörper viel stärker als
das Plasma gebräunt und mit Boraxcarmin war nur das
letztere geröthet.
Die Polkörper sind kegelförmig, ihr hinteres Ende ist
stumpf abgerundet und oft schräg abgestutzt (Fig. 16). Meist
berühren sich die beiden Körper mit der einen Längsseite
und diese ist dann abgeflacht (Fig. 16). Von den Polkörpern
der Sporen, welche Lieberklux (BtJTSCHLi 1. c.) abgebildet
hat. unterscheiden sich die von mir untersuchten durch ihre
Gestalt und durch ihre geringere Länge im Verhältniss zur
Längsausdehnung der ganzen Spore. Auch die Gestalt und
Lage der Polkörper bei den Sporen von J. Müller 1. c.
Fig. 1 ist eine andere. — In denjenigen Sporen, in welchen
die Polkörper getrennt von einander liegen, sieht man
zwischen ihnen das gekörnte Protoplasma. Bütschli (Zeit-
schr. wiss. Zool. Bd. 35. 1881) ist geneigt, anzunehmen, dass
die Polkörper der Myxosporidiensporen in dem Protoplasma
eingebettet sind, und dass dies bei den mir vorliegenden
Sporen wirklich der Fall ist, sieht man an solchen Sporen,
deren Schwanzende gerade nach unten gerichtet ist (Fig. 12
und 13); im günstigsten Falle sind dann die Polkörper all-
seitig von Plasma umgeben. Ich muss hierzu aber be-
merken, dass ich den protoplasmatischen Ueberzug bis ĂĽber
die Spitze der Polkörper nur ein einziges Mal sicher beob-
achtet habe (Fig. 4).
In den Polkörpern der Myxosporidiensporen hat Bal-
34 Gesellschaft mtturforschender Freunde, Berlin.
BiANi zuerst den spiralig aufgerollten Faden entdeckt, welchei'
durch verschiedene Reagentien her vorgeschnellt werden kann,
worüber Bütschli das Nähere in den Beiträgen zur Kenntniss
der Fischpsorospermien mitgetheilt hat. Ich habe in den
Polkörpern selbst diesen Faden nicht auffinden können und
nahm bei 1000 facher Vergrösserung nur einen dunklen
Schatten im Innern wahr. Dass ein solcher Faden aber
auch hier vorhanden ist, geht daraus hervor, dass man an
der Spitze sehr vieler Sporen ein oder zwei sehr lange
Fäden anheften sieht (Fig. 14 und 15) und dass es mir auch
gelang, diese Fäden künstlich aus den Polkörpern heraus-
treten zu lassen, als ich den Inhalt eines der Hechteier in
Eisessig untersuchte und andere in Alkohol liegende Sporen
unter dem Deckglase mit den Fingern stark quetschte. In
solchen Präparaten traten viele der Polkörper aus den Sporen
heraus und manche vou ihnen zeigten den oft in ziemlich
gerader Richtung herausgestossenen Faden. An einigen
Sporen bestimmte ich die Länge des Polkörpers zu 0,0051
bis 0,0059. die des ausgestreckten Fadens betrug bei einer
Spore 0,0479 mm. Diejenigen Polkörper, deren Faden heraus-
getreten ist, erscheinen immer matt, während die Körper,
welche sich ihres Nesselfadeus nicht entledigt haben, hell
glänzen und sich scharf von dem Protoplasma abheben
(Fig. 15).
Die verschiedenen Formen der Sporen von Myxospo-
ridien, welche J. MĂĽller beschrieben hat, welche von
BĂĽtschli (nach LieberkĂĽhn) abgebildet sind und welche
Creplix und ich — welche letztere beiden ich für identisch
halte und welche bisher in den Eiern der Fische noch nicht
gefunden waren — geschildert haben, sind von einander so
verschieden, dass man versucht sein könnte, den Sporen
verschiedene Namen zu geben, wenn es niclit gerechtfertigt
wäre, abzuwarten, bis weitere Untersuchungen festgestellt
haben werden, welchen Myxosporidien jene Sporen zuge-
hören. Nach dem Vorgange Bütschlis Protozoa, Erklärung
Tafel 38, werden zwei Gattungen von Myxosporidien, deren
Sporen bekannt sind, unterschieden: Myxoholus und Myxi-
dhim, deren Diagnosen mir unbekannt geblieben sind. Ein
Sitzung vom 19. Ă„jrril 189S. 35
drittes Geuus scheint von Perugia aufgestellt worden zu
sein, welcher in den Bolletino scientifico, Pavia, No. 4
Anno XII und No. 1 Anno XIII ein Myxosporidhim mugilis
beschrieben htit. lieber die Stellung von Lithocystis Giard
sind die Ansichten getheilt; BĂĽtschli (Protozoa p. 590)
lässt es fraglich, ob dieser Organismus zu den Myxospo-
ridien zu rechnen ist. während Lankester (Artikel Protozoa
in Zoological Articles. Encyclopaedia Britanuica 1891) ihn
hier einreiht.
Die Maasse der Sporen, welche ich in diesem Aufsatze
zum Vergleiche angezogen habe, sind die folgenden:
Die geschwänzten Sporen des Hechtauges nach J.Müller:
Länge des Körpers der Spore 0,0054 Linie ....=: 0,0121 ram
Breite des Körpers .... 0,002G „ . . . . = 0,0059 nun
Länge des Schwanzes 3 bis 4 Mal so lang als der Körper.
Die geschwänzten Sporen des Kaulbarsches nach Creplin :
Länge des Körpers ungefähr . . . Vi^o Linie ... — 0,0188 mm
Grösste Breite des Körpers ungefähr Vseo „ ... — 0,0068 mm
Die von LiebrkĂĽhn bei BĂĽtschli abgebildeten ge-
schwänzten Sporen haben nach meiner Berechnung:
Länge der ganzen Spore ungefähr 0,0284 mm
Grösste Breite des Körpers ungefähr 0,0057 mm
Die Ton mir untersuchten Sporen haben folgende Masse :
Die gesell w^änzten Sporen:
Länge des Körpers 0,018 mm
Grösste Breite desselben 0,0068 mm
Länge des Schwanzes bei den langgeschwänzten Sporen . 0,011 mm
Die Sporen mit scharf abgesetztem Schwanzanhang (wie
Fig. 3):
Länge des Körpers 0,0178 mm
Grösste Breite desselben 0,0068 mm
Länge des Schwanzes verschieden
Die ungeschwäuztsn Sporen (wie Fig. 5):
Länge 0,0187 mm
Grösste Breite 0,(H)66 mm
Figurenerklärung.
Alle Figuren habe ich mit dem Abbe sehen Zeichen-
apparat entworfen. Die Figuren 1 — 15 sind 528 Mal,
Figur 16 ist 720 Mal vergrössert. Figur 1—7 und 14
und 15 stellen verschiedene Sporen von der Fläche dar,
Figur 8—11 von der Seite. Figur 12 und 13 sind Bilder
36
Gesellschaft natvrforschejider Freunde, Berlin.
optischer Durchschaitte in der Höhe des unteren Theiles
der Polkörper. Figur 16 verschaulicht zwei Polkörper, von
denen der links liegende iinentladen ist und hell glänzend
erscheint, während der auf der rechten Seite seinen Nessel-
faden ausc^estossen hat und matt ist.
' ' ' A 5
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13
1ÂŁ
Sitzuw) vom 19. April 189^. 37
Hon* F. HiLGENDORF legte vor eine neue Brachimotus-
Art von Aden (Br. harpax).
Die Gattung Braehf/notus wurde von De Haan 1835
auf Risso's (ronojdax scxdcndĂĽtus (Mittelmeer) gegrĂĽndet; auf
der gleichen Form basirt Ilctcrof/rajjsus Lucas 1849, worauf
Verfasser schon in diesen Sitzungsber. 1882. p. 68, hin-
wies. An De Haan's Diagnose nuiss geprĂĽft werden, ob
die neue Art der Gattung Bmchynotus zugerechnet wer-
den darf.
Nach De Haan soll Br. 1) die beiden grossen
Glieder der äusseren Kieferfüsse gleich lang haben; bei
harpax ist das zweite aber deutlich länger als das dritte,
dabei basal wärts verschmälert, nach der Körpermitte zu
weniger entwickelt, und mithin kaum mehr „quadratisch"
zu nennen. — 2) Der erste Kieferfuss soll am apicalen Gliede
des Endopodit der nach der Mittellinie zugehenden Quer-
platte entbehren und trägt bei Mittelmeerexemplaren in der
That nur noch ein Rudiment derselben, während bei liar-
2KIX die Querplatte den apicalen Hauptast an Fläche über-
trifft. — 3) Der Schild sollte oben gewölbt sein, ist aber bei
harpax längs und quer sehr flach. — 4) Endlich übertrifft
die Stirnbreite deutlich die halbe Schildbreite, bei sexd. ist
sie geringer. Dazu kommt noch ein Unterschied, der sich
nicht auf De Haan's Angaben bezieht, aber vielleicht ebenso
wichtig ist. als dessen zweite Differenz: Der von der Stirn
niedersteigende Lappen bedeckt bei harpax ein Eckchen des
Basalglieds vom äusseren Fühler, bei sexd. bleibt er um
die ganze Länge des Glieds von diesem entfernt. Auf die
Punkte 1, 3, 4 ist kaum Gewicht zu legen.
KiNGSLEY, der 1880 die Gattung neu characterisirt (als
Ueterograpsus) und die dreizehn damals bekannten Species
auffĂĽhrt, giebt zwei Charactere, die zu Jmrpax weniger gut
passen: ,, Carapax arcuate'-. „Front inclined"; beide aber
halten fĂĽr seine eigenen Arten nicht Stich. Auch fĂĽr die
Annäherung des Stirnlappens an das Basalglied der An-
tenne I bietet sich pouciUaftts , den KinĂĽst.ey (nebst san-
guineus) im Gegensatz zu De Haan mit sexdent. in dieselbe
38 Gesellschaft natniforschender Freunde, Berlin,
Gattung bringt, bereits als Beispiel. Innerhalb der Kixgs-
ley' sehen Gattung steht harpax also sicher.
MiERS (Challenger, Zool. XVII p. 264) erwägt, ob
nicht K.'s drei letzte Arten (mit drei Zähnen hinter der
Orbital-Ecke) besser zu Cyrtogmpsus Dana zu stellen und
die anderen (indo - pacifischen) Formen als „ echte Hetero-
grapsus'' von dem mediterranen Braclujnotus subgenerisch
zu trennen wären. ^) Als unterscheidende Kennzeichen sollen
gelten: Schild breiter, mehr depress, mit H-förmigem Ein-
druck in der Mitte; schwächere Seitenzähne, vorragendere
Stirn. Offenbar mĂĽssten wohl etwas genauere Studien
der schwierigen Entscheidung vorausgehen, die ich einem
künftigen Monographen überlassen will. Vorläufig behalte
ich fĂĽr die neue Art den Namen Brachynotas bei und fasse
die Gattung im Umfang wie Kingsley.
Brachynotiis harpaT, Seitenrand juit zwei Zähnen
hinter der Orbitalecke; Seiten des Schildes fast grade,
nach hinten convergirend, Stirn vierlappig, dies noch schär-
fer als bei sexd. Fläclie des Schildes eben, nur die Stirn
etwas geneigt; die Epigastrikalhöcker deutlich, in der Meso-
gastrikalgegend zwei sichelförmige, scharfe Eindrücke (bei
sexd. punktförmig), die Basis der unterhalbliegenden Muskel-
ansatzplatten. Aeussere KieferfĂĽsse dicht aneinander-
schliessend (enger als bei sexd.).
Aeussere FĂĽhler kurz, die Cornea nicht erreichend.
Die Leiste unterhalb des Auges und Seitenrandes beim cT
in vier Theile getrennt; der erste (dicht am FĂĽhler) gra-
nulirt, der zweite (unter der Cornea) linienförmig und glatt,
der diitte unter dem ersten Seitenzahn linienförmig, glatt,
der vierte unter dem mittleren Seitenzahn, ein kleiner Höcker.
Beim $ die Leiste ungetheilt. granulirt, vor dem mittleren
Seitenzahne endend. Diese Gesclilechtsdifferenz fehlt bei
penicillatus, wo $ und ^ modificirte Leisten besitzen, und
bei sangiiineus, wo die Leiste einfach und schwach granulirt
^) Da Heterogr. historisch völlig syn. mit Brachyn. ist, darf man
den Namen schwerlich in anderer Bedeutung wieder aufleben lassen.
Sitzung vom 19. April 180:^. 39
bleibt; bei sejcd. ist die Differenz vorhanden, es fehlt aber
beim d^ der hinterste Höcker. — Der Rand vor der Ein-
lenkung des JScheerenfusses ist glatt (bei seccd. gekörnt).
Das Abdomen des c/* wie bei sexcl, das des $ mit flacher
medianer Einbuchtung am siebenten Glied.
Die Scheere ist beim (/ dick uad gross; im Allge-
meinen wie bei seid., aber die Löffel an den Fingerspitzen
ausgebildeter, weiss; am beweglichen Finger ein tiefer, halb-
kreisförmiger Ausschnitt in der Basis der Schneide, distal
von einem grössern und einem kleineren Zahn begränzt,
apikal folgen undeutliche Zähne, der unbewegliche ohne
Zähne. Der obige Einschnitt muss ein kräftiges Zufassen
ermöglichen, daher der Name. Ein dichter Filz feiner Haare
fast auf der ganzen Innern Handfläche und an den beim
Einklappen damit in BerĂĽhrung kommenden oberen Ecken von
Carpus und Brachium. DafĂĽr fehlt die blasige Auftreibung
am Pollex- Gelenk des sexd. Die Leiste auf der Aussen-
fläche des Index zieht nur über ein Drittel der Hand fort.
Beim 9 sind die Scheeren kleiner, es fehlen Haare. Ein-
schnitt, grössere Zähne; dafür tragen Index und Pollex
kleine Zähne und die Leiste der Pland endet erst unweit
des Carpalgelenks. — Am fünften Bein der Dactylus etv/as
kürzer als der Augenstiel, am Oberrand mit 5 — 6 Stachelchen,
am untern mit zwei.
Grösse. Das grösste d^ maass: Länge des Schildes
10 mm, Breite 12, Dicke des Körpers 4,5; Stirn 6; Scheere
lang 10, hoch öV^, dick 2V2. Ein Weibchen von 7,5 mm
Breite trägt schon Eier.
Junge (6V2 mm breit) haben längeren Schild, fast so
lang als breit (Unterschied nur eine Augendicke, bei alten
drei); die Beine etwas kĂĽrzer (Femur breiter). Bei j. c die
Leiste der Hand noch vollständig. Haarpolster und Sub-
orbitalleiste aber schon männlich entwickelt.
Fundort Aden, wo der verstorbene treffliche Hilde-
brandt eine grössere Zahl sammelte. Mus. Berl., Gen.
Cat. Crustacea No. 8472.
Fast alle Brachyn. besitzen einen ungelappten Stirn^
rand; andere sind durch mehr als drei Seitenzähne oder
40 Gesellschaft nattirforschender Freunde, Berlin.
abweicheßde Behaarung an den Scheeren der Männchen
leicht von harpax zu unterscheiden.
Herr Preyer sprach ĂĽber die organischen Elemente.
Im Umtausch wurden erhalten:
Leopoldina Heft XXVIIL No. 3,. 4. Jahrg. 92.
Naturwissenschaftliche Wochenschrift, herausg. von Potonie,
Bd. I-VI und Bd. VII, No. 1-16 (von IV fehlt No. 20,
22—25 weil vergriffen).
Photographisches Wochenblatt, Berlin. No. 12 — 14.
Jahreshefte d. Vereins f. Mathematik u. Naturwissenschaft in
Ulm. 4. Jahrgang.
Vierteljahresschrift d. naturforsch. Gesellschaft in ZĂĽrich.
36. Jahrgang. 2.-4. Heft.
Neujahrblatt d. naturforsch. Gesellsch. in ZĂĽrich. 1892.
Anzeiger d. Akademie der Wissenschaften in Krakau, März
1892.
Meddelelser Botaniske Forening i Kjöbenhavn. Bd. IL
No. 9-10.
Botanisk Tidsskrift. XVIII. Bd., 1. Heft 1892.
Geologiska Föreningens i Stockholm Förhahdlingar. Bd. XIV,
Heft 3.
Atti della Societa Toscaua, Processi verbali, Vol. VII Januar
u. Maerz 1891; Vol. VIII Nov. 1891. Januar 1892.
Atti della Societa Toscana. Memorie, Vol. VI, Fase. 3.
Atti della Societa Ligustica di sei. nat. e. geogr., Vol. III.
No. 1. März 1892.
Bollettino delle pubblicazioni Italiane, Nr. 149—151. März,
April 1892.
Bollettino delle opere moderne straniere. Vol. VI. 1891,
Indice alfab.
Bollettino delle opere moderne straniere. Vol. VII. Nr. 14,
Februar 1892.
Atti deUa E. Accademia dei Lincei, Rendiconti. Vol. I.
Fase. 3, 4. Febr. 1892.
Sitzung vom 19. April 1892. 41
Bollettino della Societa di Naturalist! in Napoli, Serie I,
Vol. V, Fase. 1, 2. 1891.
Neptimia, Venezia, Anno II, No. 13, 14. Jan., Febr. 1892.
Bulletin de la Societe Zoologique de France, Tome XVII,
No. 2. 1892.
Annales de l'Universite de Lyon, Tome I. II, Fase. 1, 2;
III. Faso. 1.
Revue geographique, 16 Annee, No. 194, Dec. 91; 17 Annee,
No. 195. Jan. 92.
The Irish Naturalist, Vol. I, No. 1.
Bulletin of the Minnesota Acad. of nat. sei., Vol. III, No. 2,
1891.
Psyche, a Journal of Entomology, Vol. VI, No. 192, April 1892.
Journal of Comp. Medicine and Veterinary Arch., Vol. XIII.
No. 3. März 1892.
Bulletin of the Mus. of Comp. ZooL. Vol. XXIII, No. 1.
Proc. of the California Academy of Sciences, Vol. III,
Part. 1, Sept. 92.
Memorias y Revista de la Sociedad Cientifica ,, Antonio
Alzate"! Tome V, 3, 4.
Australian Museum, Rep. of trustees for 1890.
Druck von J. F. fetarcke in Berlin.
V
Nr. 5. 1892.
S i t z 11 n g s - B e r i c h t
der
Gesellscliaft natiirforscliender Freunde
zu Berlin
vom 17. Mai 1892.
Director: Herr F. E. Schulze.
Herr F. E. SCHULZE sprach ĂĽber die Bezeichnung der
Lage und Richtung im Thierkörper.
FĂĽr die Wahl der AusdrĂĽcke, welche zur Bezeichnung
der Lage und Richtung im Thierkörper dienen sollen,
scheinen mir folgende Prinzipien in absteigender Reihe von
Bedeutung.
1 . Die Bezeichnungen sollen Begriffe ausdrĂĽcken, welche
sich auf bestimmte stereometrische Grundformen der
symmetrisch gebauten Thierkörper beziehen, und als Punkte,
Linien. Richtungszeichen, Flächen oder Regionen in
diesen Grundformen darstellbar sind.
2. Jede Bezeichnung soll eindeutig sein.
Fm dies zu erreichen, sind vor Allem diejenigen Aus-
drücke zu vermeiden, welche Beziehungen des Thierkörpers
oder Theile desselben zur Umgebung, resp. zur Richtung
der Schwerkraft angeben, wie z. B. „horizontal", ,. vertikal",
„oben", „unten". „Basis" und dergl. Ferner sind zu ver-
meiden Bezeichnungen physiologischer Bedeutung, wie
„vorne" und „hinten", es sei denn, dass mit denselben
auch ein ganz bestimmter morphologischer Begriff verbun-
den ist, wie z. B. bei „oral".
3. Die Bezeichnungen sollen an sich allgemein
verständlich sein.
Man hat daher nur solche Ausdrücke — sei es unver-
ändert, sei es mit geringfügiger Modifikation — zu verwen-
5
44 Gesellschaft natur forschend er Freiinae^ Berlin.
den, welche entweder schon mit bestimmter Bedeutung im
Gebrauch sind oder von allgemein bekannten Dingen oder
Verhältnissen entnommen sind, wie „lateral", „caudal",
„aequatorial" etc.
Damit die vorzuschlagenden x4usdrĂĽcke Aussicht auf
allgemeine, d. h. internationale Annahme und Verwendung
gewinnen, ist es zwekmässig, sie mit griechischen oder
lateinischen Wortstämmen zu bilden. Daneben wird für
jeden so fixirten Begriff auch ein prägnanter deutscher
Ausdruck erwĂĽnscht sein.
4. Die Bezeichnungen sollen sprachlich korrekt,
möglichst kurz und einigermaassen wohllautend sein.
Hybride Wörter sind zu vermeiden.
5. Synonyme sind zulässig, wenn sie wirklich den-
selben Begriff bezeichnen. Oft ist es erwĂĽnscht, verschie-
dene, jedoch womöglich von demselben Stamm gebildete
AusdrĂĽcke fĂĽr einen weiten, umfassenden und einen oder
mehrere engere, spezielle, jenem Aveitgreifenden sub-
ordinirte Begriffe zu haben.
Alle nicht absolut unregelmässigen Körper können nach
ihren Symmetrieverhältnissen in drei Kategorien gebracht
werden, je nachdem die Mitte, auf welche sämmtliche Theile
nach Lage und Richtung zu beziehen sind, nur 1) durch
einen Punkt, 2) durch eine Linie, 3) durch eine Fläche
dargestellt wird.
Diejenigen Körper, deren Mitte nur durch einen Punkt
das „Centrum",repräsentirt wird, wollen wir Syn Stigmen^)
{Synstigmata) nennen; solche Körper, deren jMitte nur durch
eine Linie gegeben ist. bezeichnen wir als Syngrammen^)
(Syngrammata) und nennen deren Symmetrieliuie Hauptaxe
oder Prinzip alaxe; während alle Körper, deren Mitte
durch eine (ebene) Fläche, die Median ebene, dargestellt
wird. Sympeden^) (Sympeda) oder Bilaterien (BĂĽateria)
heissen.
^) aTiyij-a = Punkt.
^) ^rja^xij.ri = Linie,
^) TTsSov = eben.
Sitzung vom 17. Mai 1892. 45
I. Die Synstigmen
oder piinktsymmetrischen Körper, Ceiitrostigmen Haeckel's.
Die stereoinetrische Grundform wird durch die Kugel
oder ein endosphärisches Polyeder reprilsentirt.
Die vom Mittelpunl^t oder Centrum zur Grenzfläche
gezogenen Linien heissen Radien resp. radial. Die Rich-
tung zum Centrum heisst central, die entgegengesetzte
distal; überhaupt heisst Alles, was dem Centrum genähert,
zugerichtet oder zugewandt ist, central, im Gegensatze zu
dem vom Centrum entfernten, abgewandten oder abgerich-
teten, welches distal genannt wird.
Es scheint mir nun sehr zweckmässig, den äussersten
Grenzfall der centralen resp. distalen Lage durch eine ge-
ringe Modifikation des Wortes ausdrücken zu können. Ich
schlage dafĂĽr nach Analogie des allbekannten und mit
grossem Vortheile benutzten Wortes und Begriffes median
im Verhältniss zu medial die Endung an vor, so dass also
centran den im Centrum selbst gelegenen Endpunkt des
Radius, distan jeden in der Grenzfläche gelegenen Punkt,
oder den Endpunkt jedes Radius bezeichnen kann. Es haben
demnach z. B. die Stacheln dar Acantharia eine cen träne
Spitze an ihrem centralen Endtheile, w^ährend ihre radiär
ausstrahlenden Pseudopodien am distalen Ende eine
distane Spitze besitzen. Es bezeichnet sonach das auf al
endigende x^djektiv den allgemeinen oder weitgreifenden,
umfassenderen Begriff, dessen einzelner ausgezeichneter,
extremer Fall, gleichsam der Superlativ, durch dasselbe
Wort mit der p]ndung an ausgedrĂĽckt werden kann, wenn
dies wünschenswerth oder zweckmässig erscheint. Und ich
glaube, dass sich diese Unterscheidung fĂĽr sehr viele ad-
jektivische Lagebezeichnungen, welche auf al ausgehen, wird
verwenden lassen.
Jede durch den distanen Endpunkt eines Radius gehende
und rechtwinklig zu letzterem gerichtete Linie oder Ebene,
mag sie nun mit einem Theile der Grenzfläche zusammen-
fallen oder mit derselben nur einen Punkt gemeinsam haben,
5*
46 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
heisst „tangential". Für alle diejenigen Linien oder
Ebenen aber, welche parallel liegen mit einer solchen
tangentialen Ebene oder Fläche schlage ich den Ausdruck
paratangential vor, welcher besonders bei Schnitten
zweckmässige Verwendung finden dürfte. Solche paratan-
gentialen Schnitte können mehr oder weniger central resp.
distal liegen, ein durch das Centrum selbst gelegter Schnitt
ist ein centraner; ein Schnitt, w^elcher einen Theil der
Distanfläche enthält, ist ein distaner Schnitt.
IL Die Syngrammen
oder liniensymmetrischen Körper, Centraxonien Hap:ckel's.
Diejenige Linie, zu welcher alle Theile des Körpers
symmetrisch liegen, heisst „Prinzipalaxe". Ihre beiden
Endpunkte w erden, falls sie nicht von einander unterschie-
den w^erden sollen, „t er mini" genannt, und alles, was den-
selben genähert, zugew^andt oder zugerichtet ist, heisst im
Allgemeinen terminal, die Endpunkte selbst jedoch und
alles, w^as dieselben speziell betrifft, z. B. die durch den-
selben gehende (als eine ebene, rechtwinklig zur Prinzipal-
axe gelegene) Endfläche, können nach dem oben pag. 45 an-
gegebenen Priuzipe als ,, terminan" bezeichnet werden.
FĂĽr den Mittelpunkt der Prinzipalaxe ist der Ausdruck
centran. für alles, was demselben genähert, zugewandt
oder zugerichtet ist, der allgemeine Ausdruck central zu
benutzen.
Was in der Prinzipalaxe selbst liegt, wird axian. w^as
ihr genähert, zugewandt oder zugerichtet ist. axial oder
proximal genannt. Ich schlage vor, das Wort proximal
ausschliesslich in diesem bestimmten Sinne zu gebrauchen.
Was von der Prinzipalaxe entfernt, abgewandt oder abge-
richtet ist, heisst distal, was in der Grenzfläche des Kör-
pers selbst, also möglichst weit von der Prinzipalaxe ent-
fernt ist, dagegen distan.
Jede durch die Prinzipalaxe gehende Ebene heisst
meridial, jede die Prinzipalaxe rechtwinklig schneidende
Linie oder Ebene dagegen transversal.
Ist der Transversalschnitt oder Querschnitt ein
Sitzung von} 17. Mai ISDiK 47
Kreis, so sind in demselben unendlich viele Transversal-
axen resp. Transversalradien vorhanden. An letzteren wird
man ein proximales und ein distales Ende unterschei-
den. Der in der Prinzipalaxe gelegene Endpunkt jedes
transversalen Radius kann proximan, der in der Distan-
fläche gelegene Endpol aber distan genannt werden.
Ist der Transversalschnitt kein Kreis, so sind min-
destens zwei differente Transversalaxen zu unterscheiden
und je nach der besonderen Körperform besonders zu be-
nennen.
Falls sämnitliclie Transversalscbnitte Kreise sind, so
finden sich keine ausgezeichneten Transversalaxen. wie z. B.
beim Sphäroid, Doppelkegel, Cylinder oder anderen Ro-
tationskörpern. Sind nicht sämmtliche Transversalschnitte
Kreise, so giebt es zwei oder mehrere Transversalaxen,
wie etwa bei der graden regulären oder amphitekten Doppel-
l)yraniide, dem regulären oder amphitekten Prisma etc.
Will man den durch den Mittelpunkt, das Centrum,
der Prinzipalaxe gelegten Transversalschnitt auszeichnen,
so kann man ihn Centrotransversan- Schnitt nennen.
Falls durch einen solchen Centrotransversanschnitt der syn-
gramme Körper in zwei völlig gleiche Hälften zerlegt wird,
so haben wir es mit isopolen oder gleichpoligen Syn-
grammen zu thun.
Wird dagegen der syngramme Körper durch den Centro-
transversanschnitt in zwei ungleiche StĂĽcke zerlegt, so ge-
hört derselbe zu den heteropolen oder ungleichpoligen
Syngrammen wie z. B. die Halbkugel, der grade Kegel,
die grade reguläre oder amphitekte Pyramide etc.
Wenn ich nun hier auch nicht auf die Bezeichnung der
verschiedenen Einzelformen und deren differente Axen und
Ebenen einzugehen brauche, so erfordert doch die Bezeich-
nung der beiden differenten Terminal pole der Prinzipalaxe
der heteropolen Syngrammen einen bestimmten Entscheid.
Ich glaube, dass man keine besseren AusdrĂĽcke fĂĽr diese
differenten Pole wird finden können, als die grade hier bis-
her fast allgemein angewandten ^oral" und „aboral",
obwohl sie einen etwas physiologischen Beigeschmack haben.
48 GesctlschaĂź naturforsche)ider Freunde, Berlin.
Da aber die hierher gehörigen syngrammeii Thierformen,
welche man gewöhnlich „Strahlthiere" oder „Radialen" ge-
nannt hat, ihr os oder osciilum fast ausnahmslos grade in
dem einen Endpole der Prinzipalaxe haben, so wird schwer-
lich je ein Missverständniss entstehen. Auch hier scheint
mir eine Unterscheidung von oran und oral, aboran und
ab oral, resp. paroran in dem oben ausführlich erörterten
Sinne nĂĽtzlich zu sein.
III. Die Sympeden oder Bilaterien,
Zeugiten oder Centrepipeden IIaeckel's.
Den Bilaterien kommen drei rechtwinklig sich kreu-
zende Axen zu, von welchen zwei heteropol sind, die
dritte isopol ist. Von den beiden heteropolen Axen heisst
die eine die Prinzipalaxe. die andere die Dorsoven-
tralaxe. Beide zusammen bestimmen diejenige Symmetrie-
ebene, welche die beiden spiegelbildlichgleichen Seitenhälften
des Körpers scheidet und Medianebene heisst, während
die dritte, die isopole Axe. die Medianebene senkrecht durch-
setzend, von einer Seitenhälfte zur andern führt, und des-
halb Perlateralaxe heissen soll.
Alles, was der Prinzipalaxe genähert, zugewandt oder
zugerichtet ist, heisst (ebenso wie bei den Syngrammen)
proximal, was dagegen von der Prinzipalaxe entfernt, ab-
gewandt oder abgerichtet ist, heisst distal.
Die beiden differenten Enden der Prinzipalaxe sollen
als proral (von prora, das vordere Ende des Schiffes) und
caudal, die betreffenden Endpunkte oder Endflächen aber
als pro ran und caudan bezeichnet werden. Was dem pro-
ranen Endpunkte resp. der Endfläche genähert, zugewandt
oder zugerichtet ist, heisst proral, was dem caudanen End-
punkte resp. der caudanen Endfläche genähert, zugewandt
oder zugerichtet ist, heisst caudal.
Die beiden differenten Enden der Dorso ventral axe wer-
den als dorsal und ventral, die betreffenden Endpunkte
resp. Endflächen als dorsan und ventran bezeichnet. Was
dem dorsanen Endpunkte resp. der betreffenden Endfläche
genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst dorsal;
Sitzung rohi 17. Mai 189;^. 49
was dein veiitraiii'U Eiulpuiiki«' resp. der betrefteüdeu Eud-
fläclie genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst
ventral.
Die beiden gleichen Enden der Perlateralaxe werden
als dextral und sinistral, die betreffenden Endpunkte
resp. Endflächen als dextran und sinistran bezeichnet.
Was dem dextranen Endpunkte resp. der betreffenden End-
fläche genähert, zugewandt oder zugerichtet ist, heisst
dextral; was dein sinistranen Endpunkte resp. der sini-
stranen Endfläche genähert, zugewandt oder zugerichtet ist,
heisst sinistral.
Den Bilaterien kommen auch drei rechtwinklig sich
schneidende Orientirungsebenen zu, deren jede von je
zwei der soeben besprochenen Körperaxen bestimmt wird.
Von diesen drei Ebenen heisst diejenige die Median ebene,
W'Clche die beiden heteropolen Axen, nämlich die Priuzipal-
axe und die Dorsoventralaxe enthält. Sie allein ist die
Symmetrieebene, insofern alle Theile zu ihr paarweise
symmetrisch liegen. Nach Henles Vorgang wird alles,
was genau in dieser Ebene liegt, „median" genannt, wäh-
rend dasjenige, was ihr genähert, zugew^andt oder zugerichtet
ist. als „medial", was von ihr entfernt, abgewandt oder
abgerichtet ist, als „lateral" bezeichnet wird.
Die beiden durch die Medianebene geschiedenen, sich
spiegelbildlich gleichenden Seitenhälften (latera) des Körpers
werden ebenso wie die betreffenden Hälften der Perlateral-
axe als dextral und sinistral unterschieden.
Diejenige Ebene, welche die heteropole Prinzipalaxe
uud die isopole Perlateralaxe enthält und welche zur Dorso-
ventralaxe senkrecht steht, scheidet die ventrale Körper-
hälfte von der differenten dorsalen und heisst Frontan-
ebene.
Die dritte Ebene, welche sowohl die heteropole Dorso-
ventralaxe als auch die isopole Perlateralaxe enthält, steht
zur Prinzipalaxe sowie zu den beiden anderen Orientirungs-
ebenen senkrecht, scheidet die prorale Körperhälfte von der
differenten caudalen und heisst Trans vor sau ebene oder
50 Gesellschaft nahirfor seilender Freunde, ^^t'lin.
Centrolransversanebene. Die letztere Bezeichnung be-
zieht sich auf den allen drei Orientierungsebenen gemein-
samen Schnittpunkt, das Centrum. Alles, was diesem
cen tränen Punkte genähert, zugewandt oder zugerichtet
ist, heisst central, was in ihm selbst lies^t centrau.
Diejenigen Ebenen, welche den soeben charakterisierten
Ebenen parallel liegen, werden durch ein vorgesetztes
para (resp. par vor Vokalen) bezeichnet und so von der
ausgezeichneten mittelsten Ebene ihrer Richtung unterschie-
den, z. B. Paramedianebene. Parafrontanebene etc.,
während sämmtliche unter sich parallel gerichtete Ebenen
mit Einschluss der durch die Endung an ausgezeichneten
Mittelebene durch die Endung al bezeichnet werden. So
heissen z. B. sämmtliche Parafrontalebenen -f der Frontan-
ebene zusammen Frontalebenen. Unter den sämmtlichen
Transversalebenen ist eine, nämlich die Transversanebene
oder Centrotransversanebene dadurch ausgezeichnet, dass sie
durch das Centrum geht, alle ĂĽbrigen sind Paratransversan-
ebenen. Nur fĂĽr die Paramedianebene mit Einschluss der
Medianebene selbst hat man nach PIenle's Vorgang nicht
die allgemeine Bezeichnung Medialebenen, sondern Sagit tal-
ebenen benutzt, und ich bin der Ansicht, dass diese letztere
Bezeichnung beibehalten werden sollte.
Unter Sagittalebenen verstehen wir also die Median-
ebene nebst sämmtlichen Paramedianebenen ; sowie auch das
Wort sagittal die ventro-dorsale Richtung angiebt.
Während diese Bezeichoung der wichtigsten Orien-
tirungsebenen und der ihnen parallelen Ebenen fĂĽr die ein-
deutige Benennung und Charakteristik der Lage von Durch-
schnitten von der grössten praktischen Wichtigkeit ist, kann
es unter Umständen auch erforderlich sein, die parallele
oder die concentrische Lage von andersartigen Flächen,
etwa von bestimmten nichtebenen Grenzflächen der Körper
oder einzelnen Körpertheile in dieser ihrer Lage kurz zu
charakterisieren. Auch dies kann, wenn es sich um Paral-
letität der Flächen im Allgemeinen handelt, ganz wohl
durch ein vorgesetztes para (resp. par) ausgedrĂĽckt werden,
z. B. paradorsan, paraproran etc.; wenn es sich um con-
Sitzung vom 17. Mai J89Z 51
centrische Lage handelt, wird man niclit umliin können,
das längere concentro zu wählen, z. B. concentropro-
ran ii. s. w.
Sollte es nun auch niclit möglich sein, die liier vor-
geschlagene oder irgend eine andere, yielleicht vortheilhafter
gewählte Nomenklatur für die in Betracht kommenden Be-
griffe zur allgemeinen Annahme und ausnahmslosen Ver-
wendung der Betheiligten zu bringen, so dĂĽrfte es doch
gelingen, eine Terminologie festzustellen, welche sich dem-
jenigen zum Gebrauche empfiehlt, der Ursache hat. seine
Angaben durch eine unzweideutige Bezeichnungsweise fĂĽr
das richtige Verständniss seiner Leser oder Zuhörer sicher-
zustellen.
Herr W. Weltner sprach ĂĽber die Methoden, bei
nass konservirten Thieren die Farben zu erhalten,
beziehungsweise wieder herzustellen.
In den letzten Jahren sind eine ganze Reihe von
Methoden bekannt geworden, welche darauf abzielen, die
Thiere nnter möglichster Erhaltung der Form im ausge-
streckten Zustande zu konserviren. So schön diese Prä-
parate sonst sind, sie leiden fast alle daran, dass die natĂĽr-
lichen Farben ganz zerstört oder doch zum Theil verändert
sind. Den gebräuchlichen Fixirungsmitteln (Salpetersäure,
Ueberosmiumsäure, Eisessig. Chromsäure. Sublimat) fallen
die meisten Farben zum Opfer, und man wird kaum hoffen
dürfen, mit diesen Reagentien Präparate zu erhalten, welche
die natĂĽrliche Farbe der Objekte bewahrt haben.
Schon beim blossen Konserviren im Alkohol geht bei
den meisten Thieren die natĂĽrliche Farbe verloren und nur
in wenigen Fällen, in denen sie an die Harttheile gebunden
ist, wie bei Alcyonarien. Stylasteriden. Polytrema, bleibt
sie im Alkohol erhalten. Auch bei vielen Arthropoden er-
hält sich die natürliche Farbe noch sehr lange im Alkohol,
aber auch nur dann, wenn die Objekte vor dem Lichte ge-
schĂĽtzt sind. Nur sehr wenige Thiere scheint es zu geben,
bei welchen das färbende Pigment an den Weichkörper
gebunden ist und durch den Alkohol nicht gelöst und nicht
52 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
verändert wird, wie bei einigen Spoogieu (cf. Vosmaer,
Forifera in Bronn' s Kl. und Ordn. Thierreichs, p. 438) und
Tunicaten. Meist ist es die schwarze Farbe, welche vom
Alkohol am w^euigsten angegriffen wird.
Wenn man bei Thieren und Pflanzen, welche in FlĂĽssig-
keiten konservirt werden sollen, die natĂĽrliche Farbe er-
halten will, so hat man zu unterscheiden, ob die Präparate
als blosse Schauobjekte für öffentliche Sammlungen dienen
sollen, oder ob man das Objekt noch für eine spätere
wissenschaftliche Untersuchung benutzen will. l\\ beiden
Fällen würde es freilich am zweckmässigsten sein, wenn
man die natürliche Färbung bei der Konservirung er-
halten könnte , allein das lassen die Fixirungsmittel nur
selten zu. Man kann sich bei Schausammlungsobjecten
aber mitunter dadurch helfen, dass man die verloren ge-
gangene Farbe nachträglich auf irgend eine Weise nachahmt.
Es sind nun in neuerer Zeit verschiedene Vorschläge
gemacht Avorden, um Thiere und Pflanzen unter Beibehal-
tung ihrer natĂĽrlichen Farbe nass zu konserviren. Ich
w ill zunächst dasjenige, w^as mir hierüber bekannt geworden ist,
zusammenstellen, um dann die Art und Weise zu besprechen,
wie man die verloren gegangene Farbe von Objekten,
w^elche man in dem gew^öhnlichen Aethylalkohol aufbe-
W'ahren will, wieder herstellen kann.
Um die Farben kalkfreier Thiere längere Zeit zu er-
halten, räth Martin^), den Alkohol mit Alaun im Ueber-
schuss zu versetzen. Derselbe Autor empfiehlt fĂĽr gleiche
Zwecke den „Liqueur conservativ, welcher aus 150 Grm.
Salz, 75 Grm. Alaun, V2 Grm. Sublimat und 2 Kilogr.
Wasser besteht. So lange derselbe nur geringe Massen zu
konserviren hat. ist er sehr gut, bei einem einigermaassen
ausgedehnten Quantum aber sofort zu schw^ach und lässt
dann faul werden, weshalb zu solchen die Lösung stärker
zu nehmen ist."
') Ph. L. Martin, Die Praxis der Naturgeschichte. ]. Thl.
Taxidermie. 2. Aufl. 1876. p. 20—21. 2. Thl. Dermoplastik und
Museologie. 2. Aufl. 1880. p. 257—259. Weimar.
Sitzung vom 17. Mai 1892. 53
Nach einer ^littheilung des Herrn Dr. IIooeniiofeu^)
hat Ilr. PisTOii eine KonservatiousflĂĽssigkeit (schwefelsaures
Ziükoxyd) erfunden, über deren nähere Zusammensetzung
indessen bisher nichts bekannt geworden ist. Nach der
Angabe Rogknfiofers hatten sich in dieser FlĂĽssigkeit zoo-
logische und botanische Objekte seit fĂĽnf Jahren weder in
ihrer Form noch in ihrer Farbe wesentlich geändert und
von einem Farrenkraute war der grĂĽne Farbstoff unver-
ändert geblieben.
Die von Wickersheimek zusammengesetzte Nahrungs-
flüssigkeit, welche jetzt käuflich zu beziehen ist und dazu
dient, Fleisch und Bier zu konserviren, soll auch die Farbe
der betreffenden Nahrungsmittel erhalten. Ein Versuch,
den ich augestellt habe, um eine grün gefärbte Sponyllla
lacustrls zu konserviren, misslang vollständig; schon nach
einigen Tagen löste sich der Weichtheil vollständig auf und
ich erhielt nach 14tägiger Maceration ein ausgezeichnetes
Skeletpräparat des Schwammes.
Nach der Neptunea rivista mensile-) hat Hr. Rick.
Thoma eine KonservirungsflĂĽssigkeit erfunden, welche die
natürlichen Farben der Thiere nicht verändern soll. Sie
besteht aus:
100 gr. Schwefelsaurem Natron.
100 gr. Chlornatrium.
100 gr. Chlorkalium.
100 gr. Chlorsaurem Kali.
10 gr. Salpetersaurem Kali.
1 Liter Wasser.
Man wäscht das Objekt ab und bringt es in die Flüssig-
keit, in welcher es 18 — 24 Stunden verharrt, worauf es in
Alkohol konservirt wird. Derselbe ist 1 — 2 Mal zu
wechseln. Die Farbe bleibt insoweit erhalten, als sie nur
ein wenig dunkler wird.
Um anatomische Präparate für Lehrzwecke unter Er-
') AI. RoGENHOFER, in Verliandl. Zool. bot. Ges. Wien. Jahrg.
1890. 40 Bde. Sitzungsbor. p. 50. Wien 1890.
-) Neptunea rivista niensile. Anno IT. No. IG vom 30. April
1892. p. 6 IG. Venedig.
54 Gesellschaft nahirforscheiuler Freunde, Berlin.
haltuQg der Farben zu konserviren, benutzt Prof. Grawitz ^)
eine Lake, wie man sie ähnlich zum Pökeln des Fleisches
gebraucht. Er legt die Organe in frischem Zustande in eine
Flüssigkeit, welche „aus 150 Grm. Kochsalz, 40 Grm.
Zucker, 20 Grm. Salpeter auf 1 Liter Wasser besteht.
Diese Lake wird durch Zusatz von 3proc. Borsäure oder
etwas Weinsteinsäure [A. tartaricum) angesäuert, was für
die Umsetzung des Hämoglobins in Haematin nothwendig
ist; nachdem die Organe eingelegt sind, wird die Lake
durch Wasserzusatz verdĂĽnnt, bis das Objekt darin unter-
sinkt. Nach 4—8 Wochen ist das Pökeln fertig, die Prä-
parate werden alsdann in klare Lake von der gleichen
Concentration eingesetzt. Es erhält sich die Grösse, Gestalt
und Consistenz der Organe (Milz, Leber, Niere etc.) gut,
von den Farben alle Parenchymfarben. die meisten Pigment-
farben und Concremente. wie Kalk- und Harnsäuresalze.
Blutroth als solches ist nicht zu erhalten, es entsteht ein
bräunliches Roth durch Hämatin, auf welchem sich aber
Kontrastfarben deutlich abheben. Die Transparenz der Ge-
webe bleibt erhalten, ParenchymtrĂĽbuugen und Verfettungen
sind mikroskopisch sichtbar, die Gewebskerne verschwin-
den. Eingelegte Organe erhalten sich 4—6 Tage lang ganz
im natĂĽrlichen x\ussehen."
Zur Erhaltung der Form und der Farben bei Fischen,
x4mphibien und Reptilien hat Haly,- Curator des Colombo
Museums, mit grossem Erfolge eine Mischung von Cocus-
nussöl mit Carbolsäure angewandt. Auch für Crustaceen
und höhere Arachniden. sowie für Myriopoden scheint diese
Flüssigkeit geeignet, während sie im Allgemeinen für marine
Evertebraten ihren Dienst versagt. FĂĽr mikroskopische
Untersuchungen empfiehlt derselbe Autor eine Mischung von
Cocusnussöl und Terpentin unter Zusatz von Carbolsäure,
durch welche die Vereinigung der beiden ersteren ermög-
licht wird. ^)
1) Grawitz, Tageblatt d. 59. Yers. deutcli. Natiirf. und Aerzte
zu Berlin, p. 378. Berlin 1886.
-) (Haly) in Nature, Yol. 45, p. 212. London 1891.
Sitzumj vom 17. Mai 1S92. 55
Fabre Domergue ^i ging von der Thatsache aus. dass
gewisse in Zuckersyrnp Koiisorvirlc Friiclite ihre Farbe l)e-
liHit^n und suchte einen Syi-up darzustellen, in welchem die
Thiere ihr Kolorit nicht ändern würden. Als die geeignetste
Flüssigkeit fand er die folgende: Ya' löst Traubenzucker
in warmem Wasser imd setzt nach dem Erkalten auf
1000 Theile dieser Lösung 100 Theile Glycerin, 200 Theile
^lethylalkohol und einige Messerspitzen (bis zur Sättigung)
gepulverten Kamphers hinzu. Da aber diese Mischung stets
sauer ist. so neutralisirt man durch etwas Kali oder Natron-
lauge. Dann filtrirt man und lässt auf diesem Liquor
noch einige StĂĽckchen Kampfer llottiren. In dieser FlĂĽssig-
keit, welche beim Konserviren mehrmals gewechselt werden
muss, hielten sich Seeigel, Schlangensterne und Asterias
glackdis sehr gut, w^ährend bei Ästerias ruhens und violacca
die Farbe stark nachdunkelte. Von Crustaceen hielt sich
Carcinus niaenas, Fortunus corrugatus, Hoinarus, Steuo-
rhpichuSj Galathea strigosa, während Falaemon und IIi2:fpolyte
roth wurden. Skeletlose Thiere (animaux mous) behielten
zum grössten Theile ihre Farbe, schrumpften aber trotz
aller Vorsicht sehr zusammen. Die FlĂĽssigkeit eignete
sich im Allgemeinen für blau-, roth- und grüngefärbte
Crustaceen, sowie fĂĽr gewisse Echinodermen. Verfasser
theilt mit. dass sich nach Pouchets Untersuchungen das
blaue Pigment des Hummers durch KohlenstotfchlorĂĽr er-
halte und dass sich diese Verbindung vielleicht fĂĽr weitere
Konservirungen verwenden lasse.
Um pelagische Copepoden zu konserviren, wendet
Thompson^) ein Gemisch an von
1 Theil Glycerin,
2 Theilen Proof-spirit,
1 Theil Wasser.
^) Fabre Domergue, Sur la conservation en collection des ani-
maux colores. Compt. rend. hebdom. des Seances et Memoires de la
Soc. de Bio]. T. I. 9e serie, Annee 1889. (41 e de la collection.)
p. 38—39. Paris 1889.
-) Is. C. Thompson, Copepoda of Madeira and the Canaiy Is-
lands, witli descriptions of new Genera and Spccies. Journ. 1 iim.
Soc. Zool. Vol. 20. p. 145—166. London 1888.
56 Gesellschaft natnrforschender Freunde, Berlin.
Dazu 1 Theil Carbolsäiire auf 100 Theile jener
Mischung. (Unter Proof-spirit versteht man einen Avässerigen
Allcohol von 0,920 spez. Gew.. enthaltend 0,495 Gewich ts-
theile oder 0.5727 Volumtheile absoluten Alkohol). In
dieser FlĂĽssigkeit blieben die mannigfaltigen Farben der
Copepoden erhalten, welche zugleich durch das Fluidum
genĂĽgend aufgehellt wurden, um direkt der mikroskopischen
Untersuchung zu dienen.
Eine Methode zur Erhaltung der grĂĽnen Farbe des
Chorophylls von Hydra viridis hat Hamann'^) angegeben.
Er bringt zu diesem Zwecke „ die Hydren in eine Probir-
röhre, welche man etwa ein Viertel ihrer Höhe mit Wasser
angefĂĽllt hat. Haben sich nun die Thiere ausgestreckt, so
fügt man ein Paar Tropfen einer 1 procentigen Essigsäure-
lösung hinzu. Hierauf fügt man tropfenweise 5procentige
Chromsäure hinzu, bis die Lösung eine gesättigt gelbe Fär-
bung angenommen hat. Alsbald fĂĽlle man 70 procentigen
Alkohol hinzu, so dass die Probirröhre jetzt beinahe bis
an den Rand gefĂĽllt ist. Nach und nach wird mm die
Flüssigkeit aus der Probirröhre entfernt und an ihre Stelle
70procentiger Alkohol hinzugefĂĽgt, und hiermit so lange
fortgefahren, bis sich die Hydren in reinem Alkohol von
dem angegebenen Procentsatz befinden.'' Bei den so be-
handelten Thieren blieben die grünen Körper auch nach
der Färbung von Boraxkarmin grün.
Bei dieser mit des Autors eigenen Worten wieder-
gegebenen Konservirung der Hydren kam es ihm wesent-
lich darauf an, die grĂĽne Farbe der Zoochlorellen zu er-
halten. Eine Kontraktion des Körpers und besonders der
Arme ist nach dieser Methode unvermeidlich. Nach einer
Notiz in Hardwicke's Science Gossip Vol. 25, p. 43, 1889
(Capitel Microscopy), scheint es gelungen zu sein. Präparate
von Hydra viridis herzustellen, Avelche sowohl die Tentakel
im ausgestreckten Zustande zeigen, als die grĂĽne Farbe
behalten haben. Diese Präparate sind von E. Hinton,
12 Varley Road, Upper Holloway. N. London, zu beziehen.
^) 0. Hamann, Zur Entstehung und Entwicklung der grĂĽnen
Zellen bei Hydra. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 37. p. 459. Leipzig 1882.
Sitztnuj vom 17. Mai 1S9J2. 57
Die Wege, welche man einschlagen kann, um die Farl)e
von Thieren. welche man in Alkoliol aurbewahrt hat oder
darin zu konserviren gedenkt, kĂĽnstlich liervorzubringen,
sind etwa die folgenden. Man kann zunächst die Thiere
mit Wasserfarben anmalen und sie nachher firnissen. In
dieser Weise wird im Xatnrhistorischen Museum zu Ham-
burg das Kolorit der auszustellenden Fische mit grosser
Naturtreue nachgeahmt. Die so behandelten Fische werden
in Alkohol von 707« aufbewahrt. (Nach gütiger i\Iitthei-
lung des Herrn Director Kraepelin.)
Die anderen Methoden, die Farbe nass zu konser-
virender Thiere wieder herzustellen, lassen sich nur an-
wenden, wenn das Objekt nur eine einzige, gleichmässig
über die ganze Oberfläche vertheilte Färbung besitzt. Um
hier die natĂĽrliche Farbe nachzuahmen, kann man das in
Alkohol konservirte Thiere mit einer passenden Farbstoif-
lösung tingiren. In dieser Weise werden die röthlichen
Exemplare von Beroe ovata, welche von der Zool. Station
in Neapel in den Handel gebracht werden, mit Carmin-
lösung gefärbt.
Eine andere Methode wäre die, dass man in dem
Thiere oder wenigstens in den oberflächlichen Schichten
desselben eine chemische Verbindung auf nassem Wege in
der Kälte oder bei gelinder Wärme erzeugt. Die so ent-
stehende Verbindung, welche natĂĽrlich die Farbe des leben-
den Thieres zeigen muss. darf am Lichte nicht verändert
werden. FĂĽr manche Farben, z. B. fĂĽr die Farbe des
Berliner Blau, Hesse sich diese Methode vielleicht anwen-
den. Brmgt man das lebende oder in Alkohol konservirte
Thier nach dem Abwaschen in eine Lösung von Ferrocyan-
kalium, bis es oberflächlich davon durchtränkt ist und setzt
es dann in eine Eisenchloridlösung, so entsteht in dem
Thiere ein blauer Niederschlag, der in Alkohol unlöslich
ist. Vielleicht wird es auch gelingen, in einigen Fällen
die gewĂĽnschte Farbe dadurch wieder herzustellen, dass
man das Objekt in eine Farbstofflösung bringt, aus welcher
Alkohol den Farbstoff niederschlägt.
Endlich kann man zur Herstellung der naturlichen
58 GesellscJiriĂź naturforsrhender Freunde, Berlin.
Farbe die Thiere mit einem Farbstoff' futtern, der im Alko-
hol und am Lichte nicht verändert wird. 8olche Filtterungs-
versuche lassen sich gut bei Spongien und Protozoen, welche
ja viele Farbstoffe begierig aufnehmen, ausfĂĽhren. In dieser
Weise habe ich zwei Präparate von Ophryd'mm vcrsatilc
und Spougilla lacustris hergestellt, welche seit einem Jahre
ihre grüne Farbe nicht verändert haben. Die Thiere w^ur-
den im Aquarium mit einem passenden ChromgrĂĽn, im
Wasser zertheilt, gefüttert und, nachdem sie vollständig er-
grünt waren, in 90procentigem Alkohol abgetödtet. Der
Schwamm wurde in dem Alkohol belassen, während das
Ophrydium in einer Mischung von Glycerin und Wasser
konservirt wurde.
Herr F. E. ScHULZE legte Proben von verschieden-
farbigen Schmetterlingsflügeln vor. welche längere
Zeit der bleichenden Wirkung des Sonnenlichtes
unter verschiedenen Bedingungen ausgesetzt waren.
Als es sich darum handelte, in der Lehrsammlung des
Zoologischen Institutes Schmetterlinge zur freien Besichtigung
so aufzustellen, dass dabei ihre Farben möglichst wenig
verändert werden, entstand die Frage, welche von den ver-
schieden intensiv gefärbten gelb- oder röthlich - braunen
Glasplatten (wie sie zum Schutze gegen die Wirkung des
Sonnenlichts benutzt zu werden pflegen) hier anzuwen-
den sei.
L^m diese Frage auf Grund von Erfahrungen entschei-
den zu können, wurden am 4. jlärz d. J. Stücke der Vor-
derflĂĽgel von
1) der stidamerikanischen Callicore marchcdii Guer. mit
carminrother Unterseite,
2) unserer blaugrĂĽnen Geometm papilionnria L. und
3) unserer maigrĂĽnen Earias cUorana L. flach auf dem
Boden von fünf gleichen Pappkästchen ausgebreitet und
festgesteckt. Von diesen Kästchen war eines mit einem
Deckel von dicker Pappe, das zweite mit völlig durchsich-
tigem Fensterglase, das dritte mit ziemlich durchsichtigem,
hellgelblich-braunem Glase, das vierte mit etwas weniger
Sitzung vom 17. 3Iai 1892. 59
durchsichtigem rothbraiinem Glase, das fĂĽnfte endlich mit
nur wenig durchsichtigem rothbraunem Glase gedeckt, und
sämmtliche Deckel fest angeklebt. Diese Kästchen wurden
an einem westseitigen Fenster des zoologischen Institutes
so aufgestellt, dass sie dem Tageslichte und auch dem
direkten Sonnenlichte frei ausgesetzt waren.
Als dieselben mm Mitte Mai, also nach mehr als zwei
Monaten geöffnet wurden, zeigte sich die rothe Unterseite
der FlĂĽgel yon Callicore in dem mit durchsichtigem farb-
losen Glase gedeckelten Kästchen so stark ausgeblasst, dass
man nm* noch einen blassrosa Schimmer auf gelblichgrauem
Grunde wahrnahm. Auch das blaugrĂĽne FlĂĽgelstĂĽck der
Gcomctra 2^apilionaria war etwas abgeblasst. Es zeigte sich
nur noch blassblau ohne den grĂĽnlichen Schimmer der nor-
malen Flügel, während die maigrünen Flügel von Earias
dilorana ihre Farbe nicht oder kaum merklich verändert
hatten.
Dagegen war in den drei mit verschieden intensiv
gelbröthlich- braungefärbtem und daher verschieden durch-
scheinendem Glase verschlossenen Kästchen die Farbe
sämmtlicher Flügel nahezu unverändert. Selbst das gegen
gegen die bleichende Wirkung des Tageslichtes zweifellos
sehr empfindliche Roth der VorderflĂĽgelunterseite von Calli-
core marchalĂĽ Guer. erschien kaum verschieden von dem-
jenigen der FlĂĽgel desselben Thieres in dem mit Pappe
völlig verfinsterten Kästchen; und ebenso war zwischen den
so verschieden stark gefärbten Gläsern selbst durchaus kein
Unterschied in der Wirkung zu erkennen. Dasselbe galt
begreiflicher Weise von deren Wirkung auf die blaugrĂĽne
Färbung der Flügel von Gcomctra pa2nlionaria L. und die
maigrĂĽnen FlĂĽgel von Earias chlorana L.
Auf Grund des Ergebnisses dieses Experimentes habe
ich den Schrank, in welchem ich Schmetterlinge der all-
gemeinen Betrachtung zugänglich machen will, ohne die-
selben der Gefahr des Ausbleicheus auszusetzen, nicht mit
Scheiben von dem ganz dunkelbraunen Glase, sondern mit
Scheiben von dem ziemlich durchsichtigen, gelblich-bräun-
lichem Glase versehen lassen.
ĂźQ Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.
Herr 0. Jaekel legte Abbildungen von Selachiern
aus dem Eooän des Mt. Bolca vor und sprach im
Anschluss daran ĂĽber die Stammesgesohichte und
Systematik der Rochen.
Herr Max BARTELS legte schädliche Raupen aus
SĂĽdost-Afrika vor.
Dieselben stammen aus Ha Tschewasse im Norden von
Transvaal und fĂĽhren bei den dieses Gebiet bewohnenden
Bawenda den Namen Kbohe. Die dazu gehörige Schmetter-
lingsart ist dem Redner bis jetzt noch nicht bekannt. Diese
Raupen bieten ein ärztliches Interesse dar, weil sie den
Menschen schädlich und den Hausthieren verderblich sind.
Herr Missionar C. Beuster. welchem Redner die Thiere
verdankt, giebt an, dass dieselben dem Menschen bei der
Berührung „einen furchtbar brennenden Schmerz verur-
sachen". Das ist v/ohl zu verstehen, wenn man die Raupen
näher betrachtet. Man sieht auf ihrer Dorsalseite auf jedem
Körperringe zwei halbkugelige Hervorragungen, die eine
rechts, die andere links von der Medianlinie gelegen. Diese
sind dicht mit starken, spitzen Haaren bestanden, w^elche
von der Halbkugel nach allen Seiten in radiärer Richtung
abstehen. Auch an den beiden Seitenrändern der Körper-
ringe, mehr zur Ventralfläche gelegen, finden sich solche
HaarbĂĽschel. Die mit einer braun pigmentirten Marksub-
stanz versehenen Haare besitzen einen ungefähr kreis-
förmigen Querschnitt und haben eine langgestreckt konische
Gestalt bis in die Nähe des freien Endes hin. Dieses letzte
Stück verjüngt sich aber plötzlich in seinem Querdurch-
messer, so dass die schon an sich spitzen Haare nun noch
mit einer besonderen feinen Spitze bewehrt sind. Auf diese
Weise mĂĽssen sie in ganz vorzĂĽglicher Weise dazu geeignet
erscheinen, in die Haut des die Raupe Ergreifenden einzu-
dringen. Ob sie auch noch mit GiftdrĂĽsen in Verbindung
stehen, bedarf der weiteren Untersuchung.
Was nun die Wirkung der Raupen auf die Hausthiere
betrifft, so berichtet Herr Beuster: „Wenn das Vieh die-
selben verschluckt, soll schleuniger Tod die Folge sein."
Sitzung vom 17. November 1892. CfiJ^ G
Es hat daĂĽach den Anschein, als wenn ihjn ein concreter
Fall nicht vorgekommen wäre. Was bei den Thieren die
Ursache des Todes ist, kann nicht so ohne Weiteres ge-
sagt werden. Man wird aber wohl annehmen mĂĽssen, dass,
wo diese Raupen ihre Fressplätze haben, sie nicht verein-
zelt, sondern wahrscheinlich massenhaft beisammen sitzen.
Wenn nun ein Rind diese Stellen abweidet, so wird es auf
einmal eine grössere Menge dieser Raupen mit hinunter-
fressen. Es könnte auf diese Weise eine grössere Zahl
der Raupenhaare in die Magenschleimhaut eindringen und
so eine hochgradige Magenentzündung hervorrufen. Näher-
liegend ist es aber wohl, sich vorzustellen, dass die Raupen-
haare sich bereits in die das Futter abreissende Zunge ein-
spiessen und dass durch die in Folge dessen sich aus-
bildende EntzĂĽndung und starke Anschwellung der Zunge
die weitere Nahrungsaufnahme unmöglich gemacht und durch
Fortschreiten der Schwellung auf das lockere Zellgewebe
des Rachens und des Kehlkopfeinganges vielleicht sogar
ein plötzlicher Erstickungstod herbeigeführt wird.
Herr H. J. KOLBE sprach ĂĽber die von Herrn Leo-
pold CoxKAUT in Deutsch-Ostafrika, namentlich in
der Gebirgslandschaft von Usambara gesammelten
melitophilen Lamellicornier (CoUopteva).
Nachdem Herr Leopld Conradt von seiner letzten
Reise nach Central -Asien, die er als Begleiter Gromb-
scHEVSKi's mitgemacht hatte, im Anfange des Jahres 1891
nach Deutschland zurĂĽckgekehrt war, machte er sich im
FrĂĽhsommer desselben Jahres auf nach Ostafrika, wo er
im Anfang des Juni eintraf. Nach mehrwöchentlichem
Aufenthalte an verschiedenen Punkten der KĂĽste reiste
er in das Innere des Landes ab. Sein Ziel war die Ge-
birgslandschaft von D er ema in Usambara, wo er im Auf-
trage der Deutschen Kolonialgesellschaft eine Plantage an-
legte. Derema liegt 850 m hoch in einer waldreichen ge-
birgigen Gegend. Hier hielt sich Conradt von Mitte August
bis JMitte Dezember 1891 auf. Die Art seiner dienstlichen
Beschäftigung in der freien Natur brachte es mit sich, dass
52 Gesellschaft naturforschemJer Freunde, Berlin.
ihm reiche Schätze von Naturalien zufielen, unter denen
die Mannigfaltigkeit der Formen die Individuenzahl sehr
überwiegt. Seinem Versprechen gemäss sammelte er, so-
weit es ihm seine Zeit gestattete, und zwar meist unmittel-
bar in dem Bereich der Plantage oder in deren nächster
Umgebung, in einer Höhe von 800 bis 850 m namentlich
Coleopteren, auch manche andere Insekten und Mollusken.
Auch eine Anzahl Wirbelthiere wurde erbeutet. Wenn
CoNKADT schon auf seinen zwei Reisen in Central -Asien
zeigte, dass er sich auf das Sammeln und Conserviren von
Insekten versteht (die Königliche Berliner Sammlung be-
sitzt einen grossen Theil seiner centralasiatischen Ausbeute
an Coleopteren), so bewährte er seinen Ruf als guter In-
sektensammler in reichem Maasse durch die bei seinem
Aufenthalte in Deutsch -Ostafrika erzielten Resultate. Die
Jungfräulichkeit des von ihm erforschten Gebiets, das in
zoologischer Beziehung bis jetzt noch eine terra incognita
war, kam seinem Eifer und seiner Findigkeit sehr zu statten.
Die Anzahl der neuen Arten ist eine bedeutende, obgleich
er sich nur während einer einzigen Jahreszeit in jener
Gegend aufhielt.
Der Hauptbestandtheil der Sammelausbeute Conkadt's
wurde von der Königl. Berliner Sammlung erworben.
Die vorliegende Mittheilung bringt eine Uebersicht ĂĽber
eine Ideine Abtheilung der gesammelten Coleopteren, näm-
lich ĂĽber die melitophilen Lamellicornier (Cetoniiden,
Trichiiden), deren Artenzahl sich im Ganzen auf 25 beläuft.
Von diesen 25 Species wurden 17 auf der Plantage
Derema und 8 im KĂĽstengebiet gefunden. Die bisherige
zoologische Unkenntniss von jenem Gebirgslande durfte es
begreiflich erscheinen lassen, dass jene 17 Species fast alle
ein fremdes Gepräge tragen, während die 8 Arten aus dem
KĂĽstengebiet meist alte Bekannte sind. In der That be-
finden sich unter jenen 17 Species 12 neue; und auch von
den bereits bekannten 5 Arten sind einige recht selten,
wenigstens in der Königlichen Sammlung bisher noch nicht
vertreten gewesen. Von den 8 Arten aus dem KĂĽstengebiete
sind 7 bereits bekannt und 1 unbeschrieben.
Sitzung vom 17. Mai 180 o. Ăź3
Die Freindai'tigkeit der Derema-Melitophilen ergiebt
sich vor Allem auch aus der Thatsache, dass auf vier
Arten, welche von den bisher bekannten Gattungen meist
beträchtlich abweichen, neue Gattungen gegründet werden
mussten. von denen je zwei zu den Cetoniiden und Trichiiden
gehören. Unter jenen ist es eine eigenthümliche Gattung
aus der Gruppe der Ischnostominen (Diploa gen. n.) und
eine schöne Form aus der Gruppe der Diplognathinen
(ConmdĂĽa gen. n.). Die beiden einzigen gesammelten Tri-
chiidenarten sind beide neu und bilden auch beide neue
Gattungen (Endoxazus gen. n. und Liotrichius gen. n.^. Die
erstere dieser Gattungen ist wegen des langen F ĂĽ hier fach er s
bemerkenswerth. Die JDiplognatha montana sp. n. bildet in
zoogeographischer Beziehung eine wesentliche Ergänzung zu
dem Formenkreise der bisher aus West- und Nordost-Afrika
bekannten Arten. Die neuen Leucocelis -Avi^n zeigen, dass
die Artenzahl dieser kleinsten Cetoniiden in ihrer Formen-
mannigfaltigkeit wohl noch längst nicht erschöpft ist.
1. Eudicella cuthalia Bat. cT 9 â– Von Ende Octo-
ber bis Mitte December einzeln an Bäumen oder an Mais
sitzend gefunden.
Ausser dieser Eudicella kommt in Ostafrika noch eine
zweite Art vor, welche aber nur eine Varietät der sudafri-
kanische E. smitJĂĽ Mac Leay zu sein scheint, zu der sie
auch als Varietät unter dem Namen triUneata von Queden-
FELDT gestellt wurde (Deutsche Entom. Zeitschr. 1880,
October, S. 347). Hiermit identisch ist meines Erachtens
die fast gleichzeitig von Ancey beschriebene E. thomsonl
(Le Naturaliste II. 1880. November, S. 317). Unter dem
Namen E. hacquardi ist auch in demselben Jahre mit we-
nigen Worten von OberthĂĽr eine Spezies diagnostizirt,
welche ohne Zweifel gleichfalls als Synonym zu ttllineatci
Quedf. zu ziehen ist (Bull. Soc. Entom. France. 1880. S. 119).
Demnach stellt sich die Synonymie wie folgt: Eudi-
cella smitlii Mac Leay var. trUineata Quedf. = E. thmn-
soni Ancey = E. hacquardi Oh. OberthĂĽr. Der Quedex-
FELDTSche Name hat die Priorität.
2. Xe2)tunides polychrous J. Thoms. cf $ •
Ăź4 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
Von Mitte October bis Mitte Dezember meistens an
Mais sitzend gefunden.
3. Plaesiorrhina triplagiata sp. n. d" $ .
Elongata, parallela, nigra, nitida, limbo pronoti late-
rali, lateribus sternorum coxarumqiie posticariim, segnientis
abdominalibus, quorum basi, medio, marginibus plerumque
exceptis, pedibusque rufocastaneis; tarsis pediim omnium
tibiisque anticis. interdum quoque alteris nigris; elytris
flavo-vittatis et fasciatis. iitriiisque elytri vitta laterali pone
callum humeralem et ante callum posticum terminata, raar-
ginem lateralem postice fere attingente, antice ab hoc re-
mota, maciila basali cum vitta conflueute, fascia post-
mediana e vitta laterali uascente neque suturam attingente,
macula rotundata anteapicali; clypei margine antico parum
recurvo. medio sinuato, disco rĂĽde punctato, fere ruguloso,
punctis exsculptis; pronoto parce et subtiliter punctato,
lateribus transversim striolatis; elytris laevibus subtiliter,
sparsissime, irregulariter punctatis, lateribus postice pone
vittam lateralem transversim dense striolatis, satura postice
in apicem acutum producta; processu mesosternali gracili
iĂĽcurvato; tibiis pedum mediorum et posticorum intus bre-
viter nigro ciliatis, extus inermibus, vestigio dentis sub-
mediani nullo; tibiis anticis in utroque sexu extus integris,
feminae latioribus, loco dentis secundi interdum vestigio
cujus indistincto; pygidio opaco transversim striolato, casta-
neo, apice atro.
cT Tibiarum posticarum margine interiore antemediano
incrassato.
Long. corp. 21 --23 mm.
Ende October auf Blättern des Apfelsinenbaumes, Ende
November im Fluge, bis Mitte Dezember an Mais sitzend
beobachtet.
Var. flavipennis <^ 2 , elytris fere totis flavis,
humeris et callis posticis marginibusque nigris. Bei dieser
Varietät nimmt die gelbe Färbung fast die ganze Ober-
fläche der Flügeldecken ein, eine Erscheinung, die in ent-
sprechender Weise auch bei anderen gefleckten Coleopteren
beobachtet wird.
Sitzunfj vom 17. Mai IS 92. 65
4. Ftycliodestlics gratiosa Ancey Q.
Von Ende September bis Anfang Dezeinher einzelne
Exemplare, welche im grellen Sonnenschein rapide flogen.
5. Diploa gen. n. Ischnostominarum. Corpus crassum.
Clypeus patelliformis , antice latior, marginibus lateralibus
et antico contiDue elevatis, hoc rotundato, medio paulo
altiore, fere lobato, Antennae in utroque sexu similes.
Prothorax marginatus. subaugustatus. lateribns postice paral-
lelis. ad posticum versus fere paulo convergentibus , antice
e medio rotundato valde attenuatis, angulis posticis rectis
acntis. margine postico rotundato. medio antescutellari fere
late lobato, ntrinque sinuato. Elytra paulo ampliata, pone
medium latiora. angulo suturali subrotundato. Scutellum
breve, haud longius quam latius. Pedes mediocres. tarsi
tibiis breviores; tibiae anticae in c/* subgraciles. extus biden-
tatae. dente tertio mutico fere nullo, in 9 latiores, extus
bidentatae, vestigio dentis tertii nullo. Tibiae posticae sub-
graciles, apice ampliato. Processus mesosterualis nuUus.
Pectus. venter, limbus elytrorum. pygidium haud dense
fulvo-hirta.
Diese eigenthümliche Gattung gehört in die Verwandt-
schaft der sĂĽdafrikanischen Gattungen Xiphoscelis und
Heterodita, ist aber habituell, sowie auch durch die Be-
haarung und Färbung kleineren Dynastiden, namentlich
Heteronijchus, auffallend ähnlich. Der Clyi)eus ist wie bei
Heterodita haivorthi ^^Mldet, der Prothorax wie hei Xiphoscelis]
der Mesosternalfortsatz fehlt wie bei derselben Gattung.
Die Hinterschenkel sind nicht verdickt, aber die Ilinter-
schienen länger als bei XipJioscdis; die Hinterecken des
Pronotum nicht abgerundet wie bei dieser Gattung, sondern
rechtwinklig. Der hintere Nahtwinkel der FlĂĽgeldecken ist
abgerundet.
Diploa proles sp. n. cT 9 . Fusco-atra, subnitida, ventre
pedibusque rufobrunneis. supra brevissime neque dense
pilosa. limbo elytrorum. pygidio. pectore, ventre, pedibus
longius fulvo-pilosis, hirtis; capite rĂĽde punctato. clypeo
paulo latiore quam longiore; pronoto medio lougitudinali-
ter subcanaliculato, ubique profunde et fere rĂĽde punctato,
QQ Gesellschaft naturfm'schender Freunde, Berlin.
piinctis inaequaliter dispersis; scutello rĂĽde punctato. nigoso,
laevi-limbato; elytris plus minus ve striatis, siibcostatis,
striis ad marginem versus lateralem evanescentibus, in-
terstitiis striarum irregulariter aciculatim puactatis, callis
bumeralibus et anteapicalibus laevioribus, parumpimctatis ;
pygidio subtumido coriaceo. — Long. corp. 13,5 — 15 mm.
Ein Exemplar (9) wurde am 24. October am Boden
kriechend, ein zweites (d") am 12. Dezember Abends im
Fluge beobachtet und gefangen.
6. Leucocelis parallelocoUis sp. n. Obscure metal-
lescens, plus minusve cupreo- nitida, pedibus concoloribus,
elytris prasinis pronotoque albomaculatis, hoc utrinque rufo-
castaneo limbato, lateribus postice parallelis, antrorsum rotun-
datis, angulis posticis obtuse rotundatis, margine postico
rotundato, ante scutellum integre, supra undique parce et
grosse punctato; scutello nigro A^el nigro-viridi laevissimo;
elytrorum striis punctorum geminatis, postice separatis, Stria
quarta callum posticum fere attingente; pygidio brunneo
opaco. albomaculato, maculis nodosis; pectore, venire, pedi-
bus griseo-pilosis ; tarsis posticis parum vel vix tertia parte
longioribus quam tibiis. — Long. 9 — 10 mm.
Ende August und Anfang September J891 auf blĂĽhen-
den Kräutern.
Diese Art gehört in die nächste Verwandtschaft der
luciclicollis Gerst., vou der sie sich sogleich durch die
hinten parallelen Seitenräder des Prothorax unterscheidet.
7. Leucocelis rubricejjs Raffray. Ende August
1891 auf blühenden Kräutern.
8. Leucocolis lunicollis sp. n. cT?- Superne atro-
viiidis, fusco suffusa, opaca, pronoto toto laete ferrugineo
cincto elytrisque minute albomaculatis, his prope latera et
apicem plus minusve diffuse brunneis, scutello atro opaco;
antennis nigris, capite, pectore, ventre nitidis, nigro-cupreis,
tarsis nigris; pronoto postice minus ample rotundato;
elytris prope suturam postice impressis, seriebus punctorum
geminatis, dorsalibus postice approximatis, punctis profundis
nigris; pygidio anoque ferrugineis, illo alboguttato, arcuatim
striolato. — Long, corp, 7 — 9 mm.
Sitzung vom 17. Mai 1892. 67
Ende August und Anfang September auf blĂĽhenden
Kräutern.
Diese Art ist der hwata Reiche Abyssiniens ähnlich,
aber das Pronotum ist einfach schwarz-grĂĽn und breit gelb-
roth umrandet, hinten weniger breit abgerundet. Das
Scutellum ist schwarz. Die FlĂĽgeldecken sind reichlicher
weissfleclcig . die Punktstreifen hinten einander mehr ge-
nähert und die Punktstreifen deutlicher. Die Unterseite und
Beine sind dunkler metallisch. Das Pygidium ist nicht mit
Augenpunkten, sondern mit länglichen Bogenstrichein ver-
sehen. Die Hinterhüften sind au den äusseren Seiten
nicht gelb.
9. Leucocelis annulipes sp. n. cf 9 • Praecedenti
similis, major, supra laete viridis, opaca, pronoto flavo-
cincto, elytris viridibus unicoloribus, minute alboguttatis ;
subtus nigra, obscure virescens, nitida, paulo pilosa, scapulis,
latere coxarum posticarum externo. tibiis posticis, quarum
basi et apice nigris exceptis, laete flavis; scutello minuto
flavo, viridi limbato; pronoti margine postico ample rotun-
dato, angulis posticis fere lateralibus, rotundate obtusis;
elytris distincte striatopunctatis , striis geminatis; pygidio
atro opaco, irregulariter cicatricoso.
c/ Tarsis tertii paris quam tibiis paulo longioribus.
9 Tarsis tertii paris tibiis longitudine fere aequalibus.
Long. corp. 9 — 10,5 mm.
Ende August 1891 auf blühenden Kräutern gefunden.
Diese Art ist gleichfalls zunächst mit lunata Reiche
aus Abyssinien verwandt.
10. Leucocelis polysticta sp. n. c/*. Praecedentibus
duabus cognata, major, supra opaca, discolor, pronoto et
pygidio atroviridibus , concoloribus; elytris cum scutello
fusco-fuliginosis, praesertim illis maculis minutis ornatis;
capite, pectore. ventre, pedibus lucide cupreis, virecentibus ;
antennis nigris; clypeo parum elongato, haud attenuato; pro-
noto subtiliter et vix conspicue punctulato, postice sat dilatato,
margine postico ample rotundato ; elytris regulariter striato-
punctatis, striis geminatis, dorsalibus postice haud conuiventibus,
Stria prima postice seriem punctorum praebente, haud lineam
68 Gesdlscliaft natiir forschender Freunde, Berlin.
formante, ut in speciebus congeneribus, impressam; apice
elytrorum siitiirali prolongato; pygidio parce gemiuate pun-
ctato; tarsis tertii paris tibia dimidio longioribiis; pygidii
et metasterni lateribus, scapulis, latere exteriore coxarum
posticarum, lateribus yentralibus albomaculatis. — Long.
11 mm.
Ein Exemplar am 4. November 1891 an Gesträuch
sitzend gefunden.
Diese neue Form gehört gleich den beiden vorigen in
die Gruppe der oberseits mattfarbigen Arten.
11. Diplognatha maculatissima Boh. Mitte De-
zember an Mais.
12. Dijilognatha montana sp. n. Nigra, nitida, la-
teribus pronoti et elytrorum opacis, humeris et callis posticis
nitidis; clypei angulis anticis rectis, elevatis. dentiformibus;
vertice laevi, prope coUum punctato; pronoto giabro, punctis
subtilissimis parce disseminatis. vix conspicuis, prope mar-
gines laterales coriaceo, impunctato, lateribus ante angulos
posticos sinuatis; elytris glabris, obsoletissime striatopuncta-
tis, lateribus subtilissime rugosis vel coriaceis, medio late-
ral! haud transversim plicato; lateribus metasterni totis
hirsutis; tibiis mediis extus unidentatis. — Long. corp. 23
bis 24 mm. Mitte September 1891 an Baumstämmen und
fliegend gefunden, auch Anfang Dezember beobachtet.
Die Art erinnert durch die Bildung des Clypeus und den
geringeren Glanz der FlĂĽgeldecken an D. pagana Harold
in Angola, ist aber grösser und besitzt weder die feine
runzelige Sculptur, welche sich bei letzterer Art fast ĂĽber
die ganzen FlĂĽgeldecken ausdehnt, noch die queren Falten-
eindrĂĽcke neben den Seiten der letzteren, wodurch sich
beide von silkea und gagates unterscheiden; ebenso fehlt die
kräftige Punktirung auf dem Pronotum. Eine ähnliche Art
ist auch anthracina in Abyssinien. bei welcher jedoch die
Vorderecken des Clypeus einfach gewinkelt, nicht zahn-
förmig vorgezogen sind.
Folgende Uebersicht ĂĽber die hier in Betraclit kom-
menden Arten möge zu deren Unterscheidung dienen:
Sitzung vom 17. Mai 1892. Ăź9
1. Elytris jiixta margiues laterales plus minusve plicatis;
metasterno glabro vel breviter neque deDse piloso.
Tibiis seciindi paris extiis iinidentatis . . . silicea M'Leay.
„ „ „ „ bidentatis . . . gagates Fokst,
2. Elytris juxtamargines laterales glabris; lateribus meta-
sterni hirsiitis.
a. Angulis clypei simplicibiis parum elevatis; elytris,
disco subglabro excepto, rugosis . . anthracina Guer.
b. Angulis clypei elevatis, erectis, dentiformibus.
Superne subrugosa, punctata; elytrorum striis punctatis
ad basin distinctis, profundioribns . . pagana Hakold.
Snperne laevigata, vix subtilissime punctata; elytrorum
striis punctatis vix conspicuis, ad basin nullis ....
montana sp. n.
13. Conracltia gen. n. Diplognathinarum. Corpus
paulo elongatum, velutinum. Caput concavum, clypeo ad
frontem versus excavato, dente planato frontali, producto,
borizontali, cavum superante, clypeum medium haud attin-
gente ; angulis clypei anticis rectis, vix prominentibus, mar-
gine antico medio lobato, lobo reflexo, medio emarginato.
Pronotum angustatum. longiusculura. septangulare, lateribus
fere parallelis, sinuatis, antice attenuatum, postice longe
lobatum, lobo protracto ad apicem rotundato, fere obtuso,
scutelli maximam partem obtegente. Scutellum angustatum,
fere totum, apice exciso excepto, occultum. Elytra postice
attenuata. Tibiae anticae extus tridentatae (cT), mediae et
posticae dente medio acuto extructae. Processus mesoster-
nalis attenuatus, conicus. subacuminatus, porrectus.
Diese eigenartige, nach ihrem Entdecker benannte
Gattung ist ausgezeichnet durch das schmale, hinten ziem-
lich lang vorgezogene und das Scutellum zum allergrössten
Theile bedeckende Pronotum, ferner durch die Bewehrimg
und die Sculptur des Kopfes und die schlanke und elegante
Körperform. Sie ist von den zunächst verwandten Gattun-
gen ziemlicli verschieden, hat aber einige Beziehungen zu
Fseiidinca. Von allen weicht sie durch die Kopfbildung ab,
welche an die Ceratorrhininen erinnert. Der Clypeus ist
am Grunde ausgehöhlt und von einem, von der Stirn kom-
70 Gesellschaft tmtur forschend er Freunde, Berlin.
menden flachen, dreieckig vorgezogenen, an der Spitze ab-
gestutzten Frontalhorn ĂĽberdacht. Die Vorderecken des
Clypeus springen rechtwinkelig vor; der Vorderrand des-
selben ist mit einem mittleren lappenförmigen Vorsprunge
versehen, der am Ende schwach ausgerandet ist. Das Pro-
notum ist siebeneckig, die ein wenig ausgerandeten Seiten
von den Hinterecken bis zu den Seitenwinkeln einander fast
parallel. Diese Form des Pronotnm findet sich im Grund-
plane bei den meisten Diplognathinen wieder. Aber nur
bei Conradtia ist es hinten derartig lappig vorgezogen, dass
der Lappen den grössten Theil des Scutellum bedeckt.
Letzteres ist schmal, nur der hintere Theil von oben sicht-
bar. Der Mesosternalfortsatz ist kräftig ausgebildet und
dreieckig vorgezogen. Es ist also eine innerhalb der Diplo-
gnathineugruppe am meisten vorgeschrittene Form und muss
darin die erste Stelle einnehmen.
Die Längslinie auf der Mitte des Abdomens ist nur
schwach eingedrückt, genau wie bei den Männchen von
Pseudmca.
Das weibliche Geschlecht ist unbekannt.
Die einzige Art dieser neuen Gattung ist
Conradtia principalis sp. n. cT. Opulenta, bella,
discolor, capite superne, pronoto, scutello. scapulis, meta-
sterni lateribus, episternis metathoracalibus, pygidio auran-
tiacis; elytris rubris, nigro-maculatis, maculis in utroque
elytro 11 — 12, tres series irreguläres formantibus; clypeo,
antennis, ventre, pectore, lateribus metasterni et episternis
exceptis^ nigris, nitidis; segmentorum abdominalium lateribus
ad magnam partem opacis, minime aurantiaco inflatis, ma-
cula singula marginali minuta, transversali, alba; coxis post-
pectoreque, medio excepto, pilis fulvo-rufis vestitis, femori-
bus pilis simillimis ciliatis; pedibus nigris, nitidis; capite et
pronoto parce minutissime punctulatis; hujus lateribus sub-
crenulatis; elytris indistincte lineato-punctatis. subcostatis,
angulo suturali postico brevissime lobato; pygidio glabro,
parce punctulato, puuctis ad basin et praecipue ad apicem
versus paulo congregatis, dorso longitudinaliter elevato,
Vitrinque leviter impresso. — Long. corp. 27—28 mm.
Sitzxnuj vom 17. Mni 1895. 'J\
2 cT am 10. und 18. Dezember 1891 an Mais sitzend
gefunden.
Die eigenthümliche Färbung dieser Cctonide findet sich
bei keiner anderen mir bekannten Cetonide Afrikas.
14. Ci/mo2)horus monticola sp. n. Oblongus. niger.
nitidus, partim albosetosus; pronoto medio posteriore lae-
viore, ante angulos posticos rectos distincte sinuato, mar-
gine postico ante scutellum fere recto, foveolis duabus sub-
basalibus oblique strigosis, pilis destitutis; elytris foveolatis
minime maculatis, macula minuta singula antemediana pro-
pesuturali, macula direpta, foveolam posteriorem occupau-
te, macula postica marginali, maculis minutis anteapicali-
bus suturalibus albis. pectore et ventre, medio excepto,
pedibusque albescente-pilosis vel squamulatis; lateribus
metasterni episternisque metathoracalibus pilis et squamis
albis vestitis. — Long. 9—10 mm.
Ende September bis Ende November sehr vereinzelt
an Bliithen und Kräutern sitzend oder an Holz fliegend
beobachtet.
15. Coenochilus (subg. Xenogenius n.) conradti
sp. n. Oblongus, modice elongatus, elytris pronoto latiori-
bus, convexiusculus, niger. nitidus; capite convexo, plus
minusve scabro vel subglabro, indistincte vel vix punctato,
carina frontali interoculari obsoleta, transversa; clypeo cum
fronte convexo, illo utrinque obsolete longitudinaUter im-
presso, lateribus parallelis, margine anlico sinuato, angulis
rotundatis; pronoto dense punctato, tertia fere parte latiore
quam longiore, medio haud canaliculato , antice et postice
aequaliter attenuata, lateribus curvatis, angulis posticis ro-
tundatis, basi impressa. foveola submedianalaterali mediocri;
scutello punctulato; elytris subcostatis parce punctulatis,
interstitio intrahumerali subrugoso, apice striolato; pygidio
convexo, gibboso, medio indistincte subcarinato, subtiliter
striolato et punctulato; abdomine medio laevi, in d impresso;
tibiis anticis submuticis (d*) vel bidentatis (9); tarsis anticis
in ^ robustioribus quam in $. — Long. 18 mm.
1 9 am 28. August Abends im Zimmer, 1 cT ani
1. October Abends an Holz fliegend gefunden.
72 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.
Die eigenthĂĽmliche BilduDg des Mentiim unterscheidet
diese Art von den ĂĽbrigen derselben Gattung. Das Mentum
ist an der Anssenseite rinnenformig vertieft; seine Vorder-
seite schüsseiförmig ausgehöhlt, deren Seitentheile gerundet
und aufstehend, der Vorder- und Hinterrand ausgeschweift.
Hiernach ist die beschriebene Species wahrscheinlich der
Typus einer besonderen Gattung oder Untergattung: Xeno-
genius (mentum canaliculatum , margiue antico incrassato,
excavato, antice et postice sinuato; pedes graciles).
16. Endoxaziis genus novum Trichiidarum. Corpus
haud pilosum, subtus brevissime setosum, semicirculariter
minute exsculptum vel ocellato-punctatum. Palpi mediocres.
Pronotum dimidio latius quam longius, postice parum
attenuatum, ante angulos posticos rectos et acuminatos
sinuatum, margine postico medio lobato. Scutellum cordi-
forme. Elytra simul sumpta longiora quam latiora. Pedes
modice elongatae. Tibiae anticae in utroque sexu tri-
dentatae. Tarsi omnium pedum tibiis parum longiores.
Prosternura inerme, haud mucronatum. Mesosterui pars inter-
coxalis angustata, intrusa, nullomodo producta.
(/ Antennarum clava longissima. longitudiui fere pro-
noti aequalis. Tibiae secundi paris sat valde curvatae,
inermes, nee dentatae nee spinosae. Clypei latera et margo
anticus reflexa. hie vix sinuatum. Pronotum postice paulo
dilatatum.
5 Robustior, antennarum clava brevis. Tibiae secundi
paris rectae, extus spinosae et dente submediano armatae.
Clypei margines parum vel minime reflexi, margine antico
medio sinuato.
Diese ausgezeichnete Gattung ist hinsichtlich des ausser-
gewöhnlich langen Fühlerfächers nur mit der Gattung
Eriopeltastes (SĂĽdafrika) zu vergleichen. Sie stimmt mit ihr
auch durch das zwischen den Hüften sehr verschmälerte und
tiefliegende Mesosternum ĂĽberein. Im Uebrigen ist sie von
der sĂĽdafrikanischen Gattung ganz verschieden, namentlich
durch die eines Haarkleides ermangelnde Oberseite des
Körpers, welche zahlreiche eingedrückte, durch unregel-
mässige Zwischenräume von einander getrennte Narben auf-
Sitzumj vom 77. Mai 1892. 73
weist. Auf dem Pronotiim finden sich beiderseits der Mittel-
linie einige spiegelnde Stellen. Die Unterseite ist glänzend;
zerstreute Borsten bekleiden die HĂĽften, die Unterseite der
Schenkel, die Brustseiten und das Ende des Abdomens.
Der beim ^ sehr lange, etwa 3 mm messende Fiihlerfiicher
ist fast so lang als das Pronotum.
Den Gattungen Str'onjophorus und Mijoderma gleicht
Endoxanis durch die Bildung der Mittelschienen im männ-
lichen Geschlecht. Der Prothorax und die massig langen
Beine sind feist wie bei Myodcrma beschaffen.
Endoxazus conradti sp. n. Niger vel fusconiger,
nitidus, superne opacus (o) yel subnitidus (9); palpis et
antennis rufoferrugineis, clava nigrofusca; puuctis pronoti,
capitis, scutelli. plus miuusve et elytrorum flavogriseis;
macula elytrorum postmediana simplice vel duplice, laterali
et altera suturali direpta griseis vel flavescentibus; pronoto
medio longitudiualiter subcanaliculato, locis compluribus
laevigatis, praecipue discoidalibus specula praebentibus;
scutello in mare flavolimbato; corpore inferiore glabro,
nitido, nigro, pilis raris parce disseminatis flavescentibus;
pedibus nigris. nitidis. femoribus anticis tibiisque mediis et
posticis plus minusve bruuueis. — Long. corp. <f 12,
9 14 mm.
Je ein cf ^vurde am 16. September im Fluge und am
22. November an Kraut sitzend, ein einzelnes $ am 10. De-
zember Abends fliegend beobachtet und gesammelt.
17. Liotrichius genus novum Trichiidarum. Corpus
laevigatum, haud pilosum, pectore femoribusque pilis vesti-
tis. Margines clypei reflexi, anterior subsinuatus Pronotum
latiusculum, transversum. ante angulos posticos sinuatum,
his rectis. acutis. Scutellum fere cordatum. Elytra paulo
ampliata, costata, interstitiis alternis altioribus, striis puncta-
tis. Pygidium conicum. Tibiae anticae extus tridentatae,
mediae et posticae extus inermes. Processus prosternalis
nullus. mesosternalis prominulus, obtuse rotundatus, laevis.
Obgleich diese Gattung zur Verwandtschaft von Mijo-
derma und Strhigophorus gehört, so hat sie doch ein eigen-
artiges Gepräge. Sie macht den Eindruck einer flachge-
74 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.
drĂĽckten Anomala. Die Hinterecken des Proiiotum sind
rechtwinklig, ähnlich wie bei Mijoderma; aber die Oberseite
des Körpers und ebenso die Unterseite sind glatt und glän-
zend wie bei Stringophorus. Der Nahtwinkel der FlĂĽgel-
deckenspitze ist abgerundet. Die Zwischenräume der Strei-
fen auf den Flügeldecken sind abwechselnd höher und
breiter.
Die einzige Art ist
Liotrichiiis anomala sp. n. $ Ferrugineus, rufescens,
laevis, nitidus, scutello fusco-cincto elytrisque obscure rubes-
centibus, horum basi et scutello ferrugineo suffusis; capite
nigro, nitido; clypeo, margine exepto, ferrugineo; pronoti
puncto juxtalaterali submediano brunneo, postpectore medio
et ventre brunneis, pedibus ferrugineis; capite profunde
punctato, postice utrinque laevi; pronoto parce grosse
punctato, punctis inaequaliter dispersis. tertia parte latiore
quam longiore, lateribus ante angulos posticos sinuatis,
margine postico bisinuato, medio rotundato; elytrorum in-
terstitiis striarum laevibus, impunctatis, striis subocellato-
punctatis; pygidio transversim subtiliter striolato; pectore,
coxis, margine femorura postico parce flaTo-pilosis. ~ Long,
corp. 16.5 mm.
Ein Exemplar am 18. November 1891.
Anhang.
Ausser den vorstehend aufgezählten Spezies hat Herr
CoNRADT in anderen Gegenden Deutsch-Ostafrikas, nament-
lich im KĂĽstengebiet noch folgende 8 Cetonidenspezies ge-
sammelt, von denen 7 bereits frĂĽher beschrieben sind und
eine neu ist.
1. Bicranorrhina oherthĂĽri Deyr. Bagamoyo.
2. . Gametis halieata Geee. Zwischen Tanga und
Magila, 200 m hoch, im Juli 1891.
3. Biscopeltis lateralis Gerst. Ebenda, Juli, ein
Exemplar.
Die schwarze Färbung ist hinter der Mitte der Flügel-
decken unterbrochen, so dass nur ein vorderes Dreieck um
Sitzung vom 17. Mai 1802. 75
das Scutellum und die Spitze der rothen FlĂĽgeldecken
schwarz sind.
4. Folijstalactica sansiharica sp. n. Ebenda, Juli.
Obscure mellea, parce et minute albo-macnlata. punctu-
lata, elytris iitrinque triplo geminate punctato-striatis, punctis
revera striolis arcuatis formatis. postice Ins striolis arcuatis
continue lineatim conlluentibus vel strias duplices praebenti-
biis; Stria gemiuata exteriore juxtamarginali regulari pimctis
niinutissimis simplicibus formata; interstitiis striarum con-
vexiusculis, interstitio primo postice deplanato; sutura ely-
trorum in spinam terminalem producta: scutello subangu-
stato, fere acuminato. lateribus postice leviter curvatis, ad
basin extremam et juxta latera antice punctato; pectore
abdomineque nigris. nitidis, lateribus albomaculatis; tibiis
anticis extus bidentatis. — Long. corp. 12 mm.
Diese Art ist zunächst mit xyuncMata F. (Abyssinien,
Senegambien) verwandt, unterscheidet sich aber von dieser
durch folgende Kennzeichen: Das Scutellum ist etwas
schmäler. Ausser den drei groben Dorsalreihen von Bogen-
punkten (sit venia verbo) ist noch eine vierte Doppelreihe
äusserst feiner Pünktchen neben dem Seitenrande vorhan-
den, die sich vorn in unregelmässig stehende Punkte auf-
gelöst hat. Ferner ist die Flügeldeckennaht hinten in eine
vorspringende Spitze ausgezogen, und der Mesosternalfort-
satz ist breiter.
5. Bhahdotis sobrina Gory. Ebenda, Juli.
6. Pachnoda euparypha Gerst. Pangani, Juni 1891.
7. Pachnoda cordata Drury. Ebenda, Juni.
8. Microthijrea amahilis Schaum var. heterospila
Gerst. Ebenda. Juni.
76 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
Im Umtausch wm'den erhalten:
Leopoldina, Heft XXVIII. No. 5, Ăź.
Natu FMassenschaftli che Wochenschrift (Potonie). Bd. VII,
No. 17—12, April. Mai 1892.
Photographisches Wochenblatt XVIIL Jahrg., No. 16—19,
April. Mai 1892.
Photographische Nachrichten Jahrg. IV., No. 17, April 1892.
Berliner entomologische Zeitschrift, 36. Bd. 1891.
Schriften d. natuwiss. Vereins f. Schleswig-Holstein. Bd. IX,
Heft 1, 2.
Verhandlungen d. naturhist. Vereins d. preuss. Rheinlande,
Westfalens und des Reg. -Bez. OsnabrĂĽck. 48. Jahrg.,
zweite Hälfte.
Anzeiger der Akademie der V\'issenschaften in Krakau.
April 1892.
Vierteljahresschrift der naturforsch. Gesellschaft in ZĂĽrich.
Jahrg. 20, 21, 22, 23 Heft 2. 3; Jahrg. 25, 29, 32,
33, 34 (1875—1889).
Neptunia. Anno II, No. 15. 16 (März, April 1892).
Földtani Közlöny, XXII. Kötet, 3—4 Füzet, März. April
1892.
Jahresbericht d. Kgi. Ung. Geolog. Anstalt fĂĽr 1890.
Bollettino delle Pubblicazioni Italiane, 1892, No. 152, April.
Videnskabelige Meddelelser f. d. naturhist. Forening i Kjöben-
haven (5) III (fĂĽr 1891).
Proceedings of the Zoological Society of London, 1891,
Part. IV.
Transactions of the Zoological Society of London. Vol. XIII.
Part. IV.
Index of Proceedings of the Zoological Society of London,
1881-1890.
Smithsonian Report. U. S. Nat. Museum, 1889.
Proceedings of the Academv of Natural Sciences of Phila-
delphia, 1891. Part. III (Sept., Dezbr.).
Journal of the Elisha Mitchell Soc, Raleigh, VIIL 1891,
Part. IL
Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen :
Conwentz, die Eibe in Westpreussen, Danzig, 1892.
Harle, Mandibule de Singe du repaire de Hyenes, Haute-
Garonne.
Druck von J. F. Starcke in Berlin.
Nr. 6. 1892.
Sitzungs-Bericht
der
Gesellschaft iiatiirforscliender Freunde
zu Berlin
vom 21. Juni 1892.
Director: Herr F. E. Schulze.
Herr W. Weltner besprach das Vorkommen von Cor-
dylopliora lacustris Allm. bei Berlin.
In dem Correspondenzblatt des naturwissenschaftlichen
Vereins fĂĽr Sachsen und ThĂĽringen, Halle 1890, p. 78 theilt
Herr Dr. G. Riehm mit, dass er in frĂĽheren Jahren bei
Berlin in den Gewässern um Rüdersdorf Cordylophora la-
custris gefunden habe. Diese Thatsache ist deshalb von
besonderem Interesse, weil Cordylophora im Binnenlande ein
seltenes Vorkommen ist und sich vorzugsweise an der
MeereskĂĽste im brackischen Wasser, theils in Meerbusen,
theils in den MĂĽndungen der FlĂĽsse findet. Aus der Zu-
sammenstellung der Fundorte von Cordylophora in seiner
Abhandlung „Ueber den Bau und die Entwicklung von
Cordylophora lacustris Allman, Leipzig 1871", kommt
F. E. Schulze zu folgendem Resultat:
„Ueberblickt man alle die Fundorte, so fällt zunächst
auf, dass dieselben sämmtlich in der Nähe der Küste der
Ost- und Nordsee, an Meerbusen, FlussmĂĽndungen oder
Kanälen liegen. Weder im Binnenlande noch im Meere
hat man jemals Cordylophora lacustris gefunden. Man wird
daher von vorne herein auf den Gedanken kommen, es mit
einem Brackwasserthiere zu thun zu haben. Die Bestätigung
dieser Vermuthung ist denn auch bereits von einigen Be-
obachtern theils durch direkte Untersuchung des betreffen-
den Wassers selbst, tbeils durch BerĂĽcksichtigung der an
derselben Lokalität vorhandenen Pflanzen und Thiere mit
6
78 Gesdlscluift naturforschender Freunde, Berlin.
aller Sicherheit geliefert, während andere mit voller Be-
stimmtheit behaupten, die Cordylophora lacustris in sĂĽssem
Wasser aufgefunden zu haben."
Seitdem dies geschrieben wurde, hat sich Cordylopliom
auch im Biunenlande gefunden und es haben sich die An-
gaben ĂĽber das Vorkommen in rein sĂĽssem Wasser sehr
vermehrt. Wenn man die jetzt bekannten Fundorte von
Cordylqphora ĂĽberblickt, so kann man die sie bergenden
Gewässer nach ihrem Salzgehalt und ihrer Lage zum Meere
in folgende 4 Abtheilungen sondern:
1. Solche Gewässer, welche mit dem Meere in Verbin-
dung stehen und durch die Fluth oder bei eingehender
Strömung durch den Wind versalzt werden. Hierher ge-
hören die zahlreichen Stellen an der Ostsee, der Nordsee
und dem atlantischen Ocean. Ich rechne hierzu auch das
Vorkommen der Cordylo])Jiora in der Elbe bei Hamburg, in
der Hamburger Wasserleitung ^) und in der Elbe von Bruns-
büttel aufwärts in rein süssem Wasser ^).
2. Untere Läufe der Flüsse, an Stellen, welche von der
Fluth oder von der eingehenden Strömung nicht mehr er-
reicht werden, wo also das Wasser beständig süss ist. Als
solche sind bekannt: bei Rostock in der Oberwarnow
hinter der Schleuse^), Cisterne und Docks bei London^),
Kanal bei Ostende ^), bei Stockholm*), im Fairmont-Reser-
voir in Philadelphia^). Hierher gehört auch wohl das Vor-
kommen von Cordylophora auf Anodonta im Dniestr. '^)
3. Brackische Gewässer des Binnenlandes. Die beiden
salzigen Seen bei Halle a. d. Saale ^), im Caspischen Meer
bei Krasnawodck^).
^) Kraepelin, Die deutschen SĂĽsswasserbryozoen. Hamburg 1887.
p. 91 und die Fauna der Hamburger Wasserleitung, Abhandl. naturw,
Ver. Hamburg 1885 p. 6.
') Dahl, Untersuchungen ĂĽber die Thier\\'elt der Unterelbe. 6. Ber.
Komm. wiss. Unters, deutsch. Meere. 3. Heft. p. 149—185. Kiel 1891.
^) Nach Mittheilung der Herren Dr. Will und Professor
Blochmann.
*) Litt, bei F. E. Schulze 1. c.
5) Potts, Proc. Acad. Nat. Hist. Philadelphia 1884 p. 218.
^) Nach gĂĽtiger Mittheilung des Herrn Professor Kowalevsky.
^) Zacharias, Zur Kenntniss der Fauna des sĂĽssen und salzigen
Sitzung vom 21. Juni 1892. 79
4. Süsse Gewässer des Binnenlandes. Bisher genannt
sind die Seine bei Paris ^) und die Gewässer bei Rüders-
dorf. ^) Nach einer Mittheilung von Herrn Prof. P. Magnus
soll CordtĂźoph&ra in den 60 er Jahren an Flossholz der Ober-
spree bei Berlin von ihm und H. Nitsche gefunden sein. ^")
Nach einer mir von Dr. Riehm ĂĽbersandten Mittheilung
wurde Cordylophora lacustris von ihm in den Jahren 1878
bis 1880 in der Woltersdorfer Schleuse zwischen den beiden
SchleusenthĂĽren und in dem Orte Kalkberge RĂĽdersdorf
Yor und in dem Kanaltunnel entdeckt. Sie habe damals
die Mauerwände an den genannten Stellen in dichten Rasen
ĂĽberzogen. Ich fand am 16. Juni d. J. breite Kolonien
von Cordylophora an dem Gemäuer der Woltersdorfer
Schleuse vor dem Thore nach dem Flakensee und in dem
Kanal bei Kalkberge RĂĽdersdorf, wo sie Baumwurzeln ĂĽber-
zieht, welche zwischen den Steinen hindurch gewachsen
sind. Sie hat an beiden Stellen gegen früher an Häufig-
keit abgenommen. Weitere Untersuchungen mĂĽssen zeigen,
ob Cordylophora in dem ganzen Seeugebiet um RĂĽdersdorf
verbreitet ist und ob sie auch in der Spree und in anderen
Gewässern zwischen dieser und dem Meere vorkommt.
Ueber die Art, wie dieses Thier in die RĂĽdersdorfer Wasser
gelangt ist, kann man nur Vermuthungen hegen. Als Ver-
breitungsmittel wĂĽrden vornehmlich schwimmende Gegen-
stände und Mollusken zu nennen sein. Sollas (1. c. p. 96)
giebt an, dass sie häufig auf Dreissena gefunden werde und
Braun (Physik, u. biol. Untersuch, im westl. Theile des
Sees bei Halle a. S. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 46 p. 217—232. 1888.
Der sog. süsse See hat nach des Autors Ausführungen einen stärkeren
Gehalt an Salzen als der „Salzsee". — Nach Mittheilung von Dr.
Riehm 1. c. ist die Coi'dylophora im salzigen See seit 1888 ver-
schwunden.
^) SoLLAg, On the Origin of Freshwater Faunas : a Study in Evo-
lution. Scient. Transact. Roy. Dublin Soc. Vol. III. Ser. II. p. 96.
Dublin 1884.
^) RlEHĂ„I 1. c.
*^) V. Martens, Sitz.-Ber. Ges. Naturf. Freunde. Berlin 1883.
p. 198.
6*
30 Gesellscluift naturforschender Freuyide, Berlin.
finnischen Meerbusens. Arch. Naturk. Liv-, Ehst- u. Kur-
lands Serie II. Bd. X. p. 108 Dorpat 1884) beobachtete
grosse Mengen von Neritina fluviatilis, besetzt mit Cordy-
lopliora\ beide Autoren weisen darauf hin, dass die Mollus-
ken fĂĽr den Transport von Gordylophora von Wichtigkeit
sind. H. ScHEEREN (Nature, Vol. 44 p. 445, 1881) theilt
einen Fall mit, in welchem sich Cordylopliora an stromauf-
wärts getriebenem Kraute befand.
Ueber die Fauna der Gewässer bei Rüdersdorf ist bis-
lang nichts bekannt gew^orden. Ich fand die Gordylophora
zusammen mit Sp>ongilla fragiUs, Eusp. lamstris und Ephy-
datia fluviütiUs; manche von den Schwämmen hatten die
Polypenkolonien umwachsen. Andere Cordylophoren sassen
auf Dreissenen. In dem Kanal des Bruches Alvensleben der
RĂĽdersdorfer Kalkberge wurde von Herrn Protz im vorigen
Jahre eine brackische Enter miiopha- Ali entdeckt.
Was die chemische Zusammensetzung der in Rede
stehenden Gewässer anlangt, so ist mir bislang darüber nichts
bekannt geworden. Ich will aber darauf hinweisen, dass
am Stienitzsee ein Sprudel mehrere Meter hoch zu Tage
tritt ; wenn sich derartige kohlensäurereiche Quellen in den
Seen selbst befinden, würde dadurch die Löslichkeit des
kohlensauren Kalkes durch das Wasser bedeutend erhöht
werden.
Herr Otto Jaekel sprach ĂĽber Cladodus und seine
Bedeutung für die Phylogenie der Extremitäten.
Unter der FĂĽlle interessanter Fischtypen, welche uns
in der Arbeit J. S. Newberry's ĂĽber die palaeozoischen
Fische Nordamerikas entgegentreten, hat unstreitig die Be-
schreibung und Abbildung der prachtvollen Exemplare von
Cladodus das grösste Interesse ichthyologischer Kreise er-
regt und verdient. Diese Form, von welcher wir vorher nur
isolirte Zähne kannten, die allerdings an sich schon einen sehr
eigenartigen Fischtypus kennzeichneten, liegt nun in nahezu
vollständigen Exemplaren aus dem unteren Carbon, und
zwar dem sogenannten Cleveland shale von Ohio, vor und
zeigt uns, dass das Bild, welches man sich aus den ver-
Sitzung vom J31. Juni 180Z gl
gleichend -anatomischen Studien von der Stammform der
Haie gebildet hatte, wesentlicher Modificationen bedarf, um
mit den thatsächlichen palaeontologischen Belegen in Ein-
klang zu kommen.
Herr Prof. Dr. Newberry hatte die grosse und im
höchsten Maasse dankenswerthe Güte, mir bei einem Besuch
in New- York sein in der School of Mines aufbewahrtes
Material dieses interessanten Selachiers zu eingehendem
Studium zu ĂĽberlassen. Wenn ich hierbei in manchen
Punkten zu anderen Auffassungen als der genannte Autor
gekommen bin, so wird mir, wie ich hoffe, Herr Professor
Newberry die Veröffentlichung derselben in Rücksicht auf
die Bedeutung des Gegenstandes nicht versagen und meine
aufrichtige Dankbarkeit deshalb nicht geringer beiu'th eilen.
Nach wiederholter eingehender PrĂĽfung konnte ich mich
durch die GegengrĂĽnde Newberry's nicht von der Ueber-
zeugung abbringen lassen, dass der Schwanz, oder vielmehr
der hinterste erhaltene Theil des Objectes nur durch Be-
malung mit einer wahrscheinlich graphithaltigen Oelfarbe
seitens eines Präparators zu der auffallenden Form gelangt
ist, wie sie Newberry vorgelegen hat und in dessen Ab-
bildung 1. c. Taf. XL VI zur Darstellung gebracht ist. Das
Gleiche gilt von dem hinter den Brustflossen gezeichneten
Stachel, den ich nur fĂĽr einen langen, flach muscheligen
Bruch halte, wie solche sich mehrfach auf der harten
Gesteinsplatte vorfinden. Dies geht ausser aus der Ober-
flächenstructur der bemalten Fläche schon daraus hervor,
dass Platte und Gegenplatte an dieser Stelle genau das
Gegenbild von einander zeigen und für einen körperlichen
Stachel, der mindestens 3—4 mm dick hätte sein müssen,
gar keinen Raum zwischen sich lassen. Die Täuschung,
der also nach obiger Auffassung Herr Prof. Newberry an-
heimfiel, wird dadurch verständlich, dass das Fossil mit Lack
überzogen ist, was ja seitens der Sammler und Verkäufer
palaeontologischer Reste leider recht häufig geschieht. Durch
diese gleichmässige Bemalung aller Theile wird eine scharfe
Controle der ursprünglichen Contouren fast unmöglich ge-
macht. Das 1. c. Taf. XLIV u. XLV abgebildete Exemplar
32 Gesellsclmft naturfoischrnder Freunde, Berlin.
von Cladodus Kepleri, welches jenem Verschönerungsprocess
nicht unterworfen worden ist, zeigt denn auch an der ent-
sprechenden Stelle keine Spur von jenem Stachel. An
diesem StĂĽck lassen sich in Folge dessen alle Organisations-
verhältnisse am genauesten beobachten.
Unzweifelhaft unverändert und richtig dargestellt sind
die Brust- und Beckenflossen. Ihre wesentliche Bedeutung
beruht darin, dass sie keine Spui* eines „Archipterygiums"
aufweisen, welches man nach den von Gegenbaur ver-
tretenen, und neuerdings noch von anderer Seite bestärkten
Auffassungen bei einem so alten Vertreter der Haie er-
warten musste. Die distal gerundeten Brustflossen zeigen
ausserhalb des Rumpfes breite Strahlen, welche von
vorn und hinten gleichmässig nach der Mitte der Flosse an
Grösse zunehmen. Zwischen die primären Strahlen schieben
sich am Aussenrande kurze, sekundäre Randstrahlen alter-
nirend ein. Sämmtliche aus dem Rumpf vortretenden Flossen-
strahlen sind in ihrer Längsaxe ungegliedert. Die Divergenz
benachbarter Strahlen gegen einander ist nach alledem eine
geringe, die äusseren convergiren nach dem Körper zu etwa
unter einem Winkel von 50^; die Zahl der primären Strahlen
dürfte 20—22 betragen. Das im Körper liegende Skelet
der Brustflossen befindet sich in gestörter Lage, wahrschein-
lich konnte es sich*" in Folge seiner Befestigung am Schulter-
gĂĽrtel nicht in normaler Lage erhalten. Man kann undeut-
lich nur einige inkrustirte SkeletstĂĽcke erkennen, deren
äussere Umrisse distal nach der Flosse zu divergiren. Die
Form des äusseren Flossenskeletes hat neulich Herrn A.
Smith Woodward zu einigen allgemeinen Bemerkungen ĂĽber
die Entwicklung der Flossen ^) veranlasst, in welcher derselbe
namentlich die Brustflossen von Cladodus und die unpaaren
Flossen von Xenacanthiden als palaeontologische Beweise
dafür hinstellt, dass die paarigen Extremitäten den un-
paaren homolog sind und auch phylogenetisch von Längs-
falten der Haut abzuleiten seien, wie solches ontogenetisch
bei Selachier-Embryonen nachgewiesen ist.
') Natural Science. Vol. I, No. 1, März 1892, p. 28.
Sitzung vonf 21. Juni 1892. 83
Ich wende mich zunächst nur zu der Basis dieser Be-
trachtungen, der ontogeneti sehen Entstehung der paarigen
Extremitäten aus lateralen Läügsleisten des Körpers, und
fühle mich hierzu dii-ect veranlasst durch eine vorläufige
Zusammenstellung der Resultate, welche soeben S. Mollier
in MĂĽnchen von seinen diesbezĂĽglichen Forschungen gegeben
hat. ^) Herr Mollier basirt seine Anschauungen ĂĽber die
Entwicklung der paarigen Extremitäten auf die Untersuchung
von 4 Selachiern, nämlich Torx>edo, Scyllium, Pristiurus und
Mustelus. Ich greife einige uns hier besonders berĂĽhrende
Resultate des Verfassers heraus. Er sagt 1. c. p. 352: „Die
erste Anlage der Extremitäten findet sich bei einem Torpedo-
Embryo von ungefähr 60 ürwirbeln und 6 durchgängigen
Kiemenspalten in dem Auftreten der von Balfour schon
beschriebenen kontinuirlichen Seitenfalte. Dieselbe beginnt
im Bereiche des ersten Rumpfsomiten zunächst als leisten-
förmige Verdickung des Ectoblast, welche sich allmählich
ĂĽber den ganzen Rumpf bis zur Cloake ausdehnt. Man
kann also mit Recht von einer ersten gemeinsamen Flossen-
anlage bei Torpedo sprechen. Mit fortschreitender Um-
wandlung der ectoblastischen Seitenfalte zur Seitenleiste,
durch das die erstere aus dem Niveau der ĂĽbrigen Rumpf-
wand abdrängende mesodermatische Zellmaterial tritt die
Trennung dieser gemeinsamen ersten Anlage in Brust- und
Beckenflosse zu Tage . . . ." Ueber den entsprechenden
Befund an den 3 genannten Haien, die gegenĂĽber Torpedo
immer nur mehr nebenbei erwähnt werden, sagt Mollier
Folgendes: „Bei Mustelus, Pristiurus und Scylllum ist die
erste Anlage der paarigen Flossen von Anfang an eine ge-
trennte. Proximale und distale Seitenleiste sind hier durch
ein grösseres oder geringeres Spatium von einander ge-
schieden. Der Beginn der vorderen Seitenleiste bei
Pristiurus fällt in ein Stadium von circa 70 Ürwirbeln
und 4 durchgängigen Kiemenspalten. Die distale Leiste
legt sich, dem Wachsthumsvorgang in distaler Richtung
*) Zur Entwicklung der Selachierextremitäten. Anatom. Anz,
Jena 1892, p. 351—365.
84 GesellscJiaft naturforschender Freunde, Berlin.
entsprechend, beträchtlich später an." Molliee fügt noch
hinzu, dass bei Torpedo die ersten 26, bei Pristhirus und
Scyllium dagegen nur 12 bezw. 10 Rumpfsomiten zur
Flossenbildung in Beziehung treten.
So wenig ausgedehnt auch diese Beobachtungen sind,
so beweisen sie doch unwiderleglich, dass die starke Ver-
breiterung der Brustflossen bei den Rochen sich onto-
genetisch bereits sehr frĂĽh geltend macht, und zwar in
einem Maasse, dass der phyletische Entwicklungsgang dabei
direct gefälscht erscheint. Diese „Fälschung" ist eine weit
zurĂĽckgreifende Vereinfachung des ontogenetischen Entwick-
lungsganges, die im Hinblick auf die extreme Vergrösserung
der Brustflossen der erwachsenen Thiere sehr natĂĽrlich
erscheint. Bemerkenswerth aber im hohen Grade ist es,
dass dabei die palingenetischen Erscheinungen so frĂĽh von
den caenogenetischen unterdrĂĽckt wurden. Hierdurch wird
der Werth dieser ontogenetischen Forschungen fĂĽr die Phylo-
genie der Selachier- und noch viel mehr der Wirbelthier-
Extremität überhaupt in Frage gestellt.
Rochenartige Formen treten uns erst in der oberen
Juraformation entgegen, und zwar sind es sämmtlich
Formen, welche in der Entwicklung der Brustflossen auf
dem Stadium von Rhinobatus und Squatina stehen. In der
Kreide sehen wir dann die weitere Entwicklung der Brust-
flossen sich sehr schnell vollziehen derart, dass am Ende
dieser Formation die Rochen bereits eine reiche Gliederung
erfahren haben, und namentlich die Pristiden, Torpediniden
und Rajiden bereits in die gegenwärtigen Familien geson-
dert sind. Während die Rochen aber ihre Brustflossen
schnell und extrem differenzirten und sich dadurch vom
Typus der Plagiostomen entfernten, haben sie sich in
anderen, durch ihre Lebensweise nicht beeinflussten Organen
primitive Entwicklungsstadien bewahrt. Das kann in
keiner Weise auffällig erscheinen, da wir primitive Aus-
bildungsformen, wie eine indifferente Entwicklung der Wirbel,
das Vorhandensein von Rippen und von mehr als 5 Kiemen-
bögen eben bei den Stammformen aller lebenden Pla-
giostomen voraussetzen dĂĽrfen. Die Differenzirung einiger
Sitzung vom 21. Juni 1892, 35
hochentwickelten Familien von Haien, welche in der höheren
Ausbildung einzelner Organe und in der RĂĽckbildung anderer
beruht, hat sich erst in jĂĽngerer Zeit, bei den Carchariden
z. B. erst im Tertiär, vollzogen.
Von welchen primitiven Plagiostoraen die Rochen sich
abgezweigt haben, das ist noch unbekannt; das ist aber
sicher, dass sie sich in Folge ihres Lebens auf dem Meeres-
boden durch die extreme Vergrösserung ihrer Brustflossen
von dem Typus bezw. der Stammform der Plagiostomen
weit entfernt haben. Alle älteren Plagiostomen, die wir
kennen, sind keine Rochen, sondern Haie, und nun hat
zu meiner grossen Freude Herr Mollier ja auch selbst
konstatirt, dass bei den bisher untersuchten Haien
die erste Anlage der paarigen Flossen von Anfang
an eine getrennte ist, dass die vorderen von den
hinteren durch einen grösseren oder geringeren Raum ge-
schieden sind.
Diese au 3 Haien gemachte Beobachtung hat aber bei
Herrn Mollier keine Bedeutung gegenĂĽber dem Entwick-
lungsgange von Tori^edo, der offenbar in allen Einzelheiten
lediglich der späteren Ausbildung der Rochenflosse Rechnung
trägt. Seine diesbezüglichen Anschauungen kulminiren in dem
Satz: „Auf Grund der entwicldungsgeschichtlichen Befunde
können wir sagen, dass wir in der ersten Anlage der
paarigen Flossen von Torpedo die primitivste Form der
bisher bekannten Wirbelthierextremität vor uns haben."
Wenn es schon sehr bedenklich erscheint, dass bisweilen
auf Grund der Ontogenie einer einzigen Form der ganze
Stammbaum einer Klasse konstruirt wird, so muss es dop-
pelt befremden, wenn ein Autor seine eigenen, in dem
wichtigsten Punkte entgegengesetzten Resultate an den
übrigen Formen unberücksichtigt lässt. Würde bei solchen
Untersuchungen der palaeontologische Entwicklungsgang
wenigstens oberflächlich betrachtet werden, so würden der-
artige „Resultate" an sich vorzüglich klarer Beobachtungen
wohl ausgeschlossen sein.
Es kann unter diesen Umständen nicht Wunder nehmen,
dass es Herrn Mollier augenscheinlich recht schwer wird,
gĂź Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
von seiner „primitivsten Form der bisher bekannten Wirbel-
thierextremität" die der übrigen Wirbelthiere abzuleiten.
Er versucht es heiCeratodus und lässt dessen mittleren Flossen-
strahl aus der ursprĂĽnglich einheitlichen Anlage des Pro-,
Meso- und Metapterygoid von Torpedo durch distale Aus-
biegung ihrer Mitte erfolgen, wobei die „Konvexität des
Bogens immer gegen die Wach sthumsrichtung", also latero-
distal gerichtet wäre. Der Autor dieser Auffassung ver-
gisst dabei aber ganz, dass bei Torpedo, wie er selbst be-
schreibt, die erste bogenförmige Skeletanlage „mit der
Konvexität medialwärts" gerichtet ist. Hierbei wirft er
immer Skeletbildungen, Muskel- und Nervenanlagen durch-
einander, kommt aber auch, w^o er von dem einen absieht,
mit dem anderen allein nicht zurecht, denn er sagt z. B.:
„Bin ich schon bei der Nervenzahl der Ceratodus -Flosse
in Konflikt gerathen mit den Resultaten anatomischer
Forschung, um wieviel mehr ist dies noch bei Lep)idosiren
der Fall." Alles dies aber hält, wde gesagt, Herrn
S. MoLLiER nicht ab, den durchaus caenogenetischen Ent-
wicklungsgang der paarigen Flossen von Torpedo als den
Ausgangspunkt für die Entwicklung des Extremitätenskeletes
aller Wirbelthiere hinzustellen, und damit die Entwicklung
der paarigen Extremitäten aus seitlichen Hautfalten abzu-
leiten.
Es erinnert mich diese Forschungsmethode lebhaft an
eine Deduction des Herrn P. Albrecht ^) ĂĽber die Ent-
stehung der Spaltung des menschlichen Penis. Herr Albrecht
deducirte folgendermaassen : „Um die morphologische Be-
deutung der Penischisis, Epi- und Hypospadie zu ergrĂĽnden,
ist es zunächst von Wichtigkeit, zu wissen, was der morpho-
logische Werth des Penis ist. Um dieses wiederum in Er-
fahrung zu bringen, ist es nöthig, sich zunächst mit den
Vorder- oder Schulterflossen, hierauf mit den Hinter- oder
Beckenflossen der Knorpelfische zu beschäftigen. Als
passendstes Object hierzu erbietet sich das Skelet eines
erwachsenen männlichen Nagelrochen (Baja clavata L.^."
^) Sitz.-Ber. des XV. Kongresses d. deutsch. Ges. f. Chirurgie.
Berlin, 10. April 1886.
Sitzung vom 21. Juni 1892. 37
Dieser Grundlage der nun folgenden Auseinandersetzungen
braucht man nur die eine Thatsache entgegenzuhalten, dass
Raja und einige ihr verwandte Formen die einzigen Selachier
sind, welche ein Beckenflossenskelet besitzen, wie es Albrecht
fĂĽr seine SchlĂĽsse bedarf, und dass diese dasselbe erst in
der Kreide als Neubildung erwarben, während es allen
übrigen, namentlich den älteren Selachiern fehlt, von denen
doch allein eine Brücke zu den höheren Wirbelthieren ge-
sucht werden dĂĽrfte.
Kehren wir nach alledem zu Gladodus zurĂĽck, so
werden wir aus dem Bau seiner Brustflossen zwar keinerlei
Belege für die Entstehung der paarigen Extremitäten aus
seitlichen Längsfalten schöpfen können, wohl aber sehen
wir daran unmittelbar, dass von einem x\rchipterygium bei
diesem Selachier keine Rede ist. Damit verliert diese
durch die Ontogenie schon nicht bestätigte hypothetische
Stammform der paarigen Extremitäten ihre verallgemeinerte
Bedeutung, zugleich aber zeigt Gladodus den Typus des
Flossenbaues, welchen A. Fritsch als Stammform fĂĽr
die paarigen Flossen der Xenacanthiden annahm. Man
wird diese in dem Bau ihrer paarigen Flossen wie in
anderen Merkmalen als einen weit aberrirten Zw^eig der
palaeozoischen Selachier auffassen dĂĽifen. Ihre biseriale
Brustflosse erklärt sich vielleicht ebenso wie bei den
Dipnoern aus ihrer Lebensweise. Diesen Thieren diente
die Flosse nicht mehr zum Schwimmen; als Uferbewohner
brauchten sie ihre paarigen Extremitäten zur Bewegung
auf dem Boden. Hierbei vertheilt sich der active Druck
bei der Bewegung nicht auf eine breite Fläche wie beim
Schwimmen, sondern auf eine Hauptrichtung bezw. latero-
distal aneinander gereihte Punkte in der Extremität. Dieser
Vorgang, der in der Brustflosse eines Xenacanthus ange-
bahnt ist, äussert sich analog und weiter entwickelt in
sämmtlichen paarigen „Flossen" eines Protopterus und
Lepidosiren, bei denen Spaltungen des Endes ja nicht
selten selten sind und vielleicht zu der Ausbildung distaler
Finger bei laufenden Wirbelthieren eine BrĂĽcke bilden.
Der umgekehrte Gang lässt sich ja auch wieder bei den
Xhieren verfolgen, die beim Wasserleben zur Schwimm-
3S Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
beweguDg zurĂĽckkehrten, wie IcJityosaurus oder die Balae-
niden. Ich möchte alle diese Vorgänge für Analoga, und
namentlich die Ausbildung jenes typischen Archipterygiums
fĂĽr eine Convergenzerscheinung bei uferbewohnenden Knorpel-
iischen halten. Das Vorhandensein eines schmiegsamen
knorpeligen Innenskeletes dĂĽrfte hierbei ausschlaggebend
sein, wogegen das starre KnochengerĂĽst in den Extremi-
täten höherer Wirbelthiere die Ausbildung kurzer ge-
drungener Hände und Füsse befürworten mag.
Die Brustflosse von Cladodus zeigt mit ihren unge-
gliederten, wenig divergirenden Flossenstrahlen ein Bild,
wie es uns bei den bis jetzt untersuchten Haiembryonen
etwa nach Bildung eines Basipterygoid und davon sich ab-
gliedernden Strahlen entgegentritt. Dass die äusserlich
sichtbaren Flossenstrahlen sich an ein inneres basiptery-
goidales Skelet anschliessen und von diesem aus diver-
giren, ist sicher, davon dass jene äusseren, von Herrn
Smith Woodward mit Unrecht als parallel bezeichneten
Flossenstrahlen als Theile eines frĂĽher gleichartigen, seit-
lichen Flossenstrahlenkammes aufgefasst werden, erscheint
mir durchaus unstatthaft. Wenn in der Ontogenie die Skelet-
bildung in den paarigen Extremitäten beginnt, ist die Ver-
schiedenheit der vorderen und hinteren Extremität bereits
eine sehr auffallende.
Dieser Gegensatz in dem Bau der vorderen und hinteren
Extremität tritt uns wie bei den Xenacanthiden auch bei
unserem Cladodus sehr deutlich vor Augen. Bei diesem
zeigen die Beckenflossen eine basale Knorpelspange, von
welcher sich Flossenstrahlen schräg nach hinten abgliedern.
Diese weisen aber eine deutliche Gliederung in innere kurze
und äussere längere Stücke auf. Die hiervon durch J. S.
Newberry gegebene Darstellung kann ich in allen Punkten
bestätigen.
Die, wie gesagt, auch ontogenetisch frĂĽh hervortretende
Verschiedenheit der Brust- und Bauchflossen bei Selachiern
erklärt sich vielleicht am einfachsten daraus, dass hier die
Bauchflossen an den Lebensfunktionen und namentlich an
Sitzung vom 21. Juni 1892. 89
der Lokomotion einen noch viel geringeren Antheil haben,
als die Brustflossen. Diese dienen bei den frei schwim-
menden Haien wesentlich dazu, den Körper im seitlichen
Gleichgewicht zu halten, bei den echten Rochen dienen sie
allein zum Schwimmen, während die Bauchflossen als solche
daran keinen Antheil haben und höchstens wie bei den
Rajiden (Baja, Sympterygia und CyclohaĂĽs) durch einen neu
sich bildenden Knorpelstab sekundär zu einer Bewegungs-
art fĂĽhren, die allen ĂĽbrigen Selachiern vollkommen fremd ist.^)
Die Beckenflossen sind daher, weil sie an den Lebens-
funktionen eines Selachiers keinen Antheil haben, einfacher
gebaut als die Brustflossen, und machen die durch ver-
schiedene Lebensbedingungen verursachten Aenderungen
der Brustflossen nicht mit. Sie sind deshalb, wie Wieders-
HEiM in seinem neuesten Werk über die Extremitäten
der Wirbelthiere hervorhob, entwickelungsgeschichtlich kon-
stanter als die Brustflossen.
Kehren wir zu Cladodus zurĂĽck, so erweist sich der-
selbe nach Abzug des „Stachels" und des irrthümlich restau-
rirten Schwanzes als ein typischer Selachier, der alle wesent-
lichen EigenthĂĽmlichkeiten seiner jĂĽngeren Verwandten be-
sitzt. So ist namentlich die Flossenstellung und deren Bau,
die Form und Lage des Kieferbogens uQd der Kiemen-
bögen, ferner seine Bezahnung und vor Allem die poly-
edrische Kalkinkrustation des knorpeligen Inneriskeletes, der
Mangel eines plattigen Hautskeletes und der Mangel echter
Knochenbildungen ĂĽberhaupt durchaus typisch fĂĽr die Haie.
Während also auf der einen Seite hieraus hervorgeht,
dass Cladodus vom normalen Entwicklungsgang der Selachier
sich in keiner Weise abgezweigt hat, so besitzt er auf der
anderen Seite in dem verkalkten Augenringe ein Merkmal
von entschieden atavistischer Bedeutung. Bei Selachiern
^) Hierüber habe ich mich in einer denniächst in den Ab-
handlungen der Königl. Akademie zu Berlin erscheinenden Arbeit
eingehender ausgesprochen.
90 Gesellschaft natur forschender Freunde^ Berlin.
war bisher noch keine Spur eines solchen bekannt, und
seine Entdeckung bei Cladodus fĂĽr 0. M. Reis ein wich-
tiger Grund, die Acanthodier zu den Selachiern zu stellen.^)
Wenn ich in einer derartigen Vereinigung sehr verschieden
organisirter Typen auch keinen wesentlichen Fortschritt
erblicken kann, so ist doch unzweifelhaft, dass die Acan-
thodier schon durch den Mangel echter Knochenbildungen
den Selachiern wesentlich näher stehen, als die Ganoiden
und Dipnoer. In wie weit aber darin ein systematisches
und nicht vielmehr ein atavistisches Durchgangsstadium
der höheren Wirbelthiere zu erblicken sei, ist eine andere
Frage. So wichtig auf der einen Seite der Mangel echter
Knochenbildungen für sämmtliche Selachier ist, so sicher
lässt sich auf der anderen Seite nachweisen, dass die echten
Knochenbildungen der Placodermen, Ganoiden und ihrer
Verwandten phylogenetisch aus Verkalkungen hervorgingen,
in denen die kalkabsondernden Zellen, die Knochenkörper-
chen noch nicht bezw. erst unvollkommen in die verkalkende
Substanz aufgenommen wurden. Aus der mikroskopischen
Untersuchung namentlich" von ĂĽyathaspis, Pteraspis und
Cephalaspiden ist es mir unzweifelhaft geworden, dass die
grossblasige Structur dieser Hautverkalkungen zur echten
Knochenbildung hinĂĽberleitet, indem phylogenetisch erst bei der
Verdickung der interpulparen Kalkwände Knochenkörperchen
in diese aufgenommen werden können, da sie einen gewissen
Raum beanspruchen und ihr Einschluss ohne eine gewisse
Intensität der Kalkausscheidung schwer verständlich ist.
Das ist aber, wie gesagt, sicher, dass die Acanthodier
sehr alte Wirbelthiere sind. Das spricht sich ausser in
dem Mangel echter Knochenbildungen eben auch in dem
Besitz eines Augenringes aus, den wir danach auch bei
Ganoiden und deren Nachkommen antreffen.
Was die besondere Form des Augenringes von Cla-
dodus anbetrifft, so glaube ich die von Newberry gegebene
^) Zur Kemitniss des Skelets der Acaiithodinen. Geognost.
Jahrb. 1890.
Sitzung vom 21. Juni 1802.
91
Darstellung (1. c. Taf. XLIV. Fig. 2) durch nebenstehende
Skizze nicht unwesentlich kor-
rigiren zu können. Derselbe ist
nicht, wie die citirte Abbildung
zeigt, aus 3 oder 4 grossen
Platten wie bei Acanthodes zu-
sammengesetzt, sondern besteht
aus mehreren Kreisen kleiner
viereckiger, aber unregelmässig
umrandeter Plättchen, wie es
die nebenstehende Figur zeigt.
Wie Tiel Kreise von Plättchen
das Auge umstanden, möchte
ich bei der etwas verschobenen
Lage der zahlreichen Plättchen
nicht entscheiden; das ist aber
sicher, dass die Homologie mit
Acanthodes nicht in der Form, Skleroticalring von aadodus.
sondern nur in dem Besitz eines Augenringes ĂĽberhaupt
liegt. Am meisten erinnert mich die geschilderte Ausbildung
an die von Ensthenoptcron Foordi Whit. aus dem Devon
von Canada, bei welchem die Zahl der kleinen Plättchen
nicht unerheblich grösser ist, als dies von Whiteaves zur
Darstellung gebracht ist.^)
Im ĂĽbrigen sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass
die Form des Ober- und Unterkiefers von Cladodus ziem-
lich genau mit der der Xenacanthiden ĂĽbereinstimmt; eine
Thatsache, die in RĂĽcksicht auf die sonstige Verschieden-
heit jener beiden Thiertj^pen eine hohe phyletische Be-
deutung erlangt.
Ueber die Darstellung des Cladodus Fyleri bei New-
BERRY möchte ich weiter bemerken, dass die heller ein-
gezeichneten, gegliederten Partieen. welche alsTheile dorsaler
Flossenskelete angesprochen wurden, Reste verkalkter
MuskelbĂĽndel sind, und dass der ĂĽber den Schwanz hin-
ausragende Fortsatz der Abbildung Taf. XLVI auf inkrustirte
^) Die obigen Bemerkungen gründen sich auf ein von mir prä-
parirtes Exemplar meiner Sammlung.
92 Gesellsclmft naturforschender Freunde, Berlin.
Knorpelstäbe zurückzuführen ist, die wahrscheinlich dem
Innenskelet einer unpaaren Rückenflosse angehörten. Jeden-
falls war der Körper von Cladodus sehr viel länger, als
es nach der Restauration des hinteren Endes als Schwanz
erscheint.
Kiemenbögen glaubte ich mit Sicherheit nur 5 zählen
zu können, muss aber bemerken, dass von diesen der lange
Raum zwischen dem Kopf und den Brustflossen noch nicht
ganz eingenommen wurde, sondern dass dahinter noch ein
Raum blieb, der sehr wahrscheinlich von einigen weiteren,
schwächer verkalkten und deshalb schlechter erhaltungs-
fähigen Bögen erfüllt sein mochte.
Das ziemlich deutlich eingezeichnete — operculum-
artige — Gebilde habe ich als Platte nicht sehen können
und möchte mir hier keinesfalls eine Deutung der ver-
schobenen Hautskelettheile erlauben.
Herr H. KoLBE legte ein StammstĂĽck der gemeinen
Birke {Betula alba) mit den Brutgängen des Borken-
käfers Scolytus ratsehurgi Jans, vor und verglich die-
selben mit den von Scolytus geoffroyi Goeze an Ulmen
{JJlmus campestris) erzeugten.
Herr K. MöBius legte zwölf verschiedene Alters-
stufen von Margaritana margaritifera (L.) vor, Avelche
der Verein fĂĽr Naturkunde in Trier durch seinen Vor-
sitzenden, Herrn Oberförster a. D. Koch, dem zoologischen
Museum schenkte. Sie wurden im MĂĽhlenkanal des Ruwer-
baches, einem Zufluss der Mosel, gefunden.
Vergleicht man die Schalen miteinander, so zeigt sich,
dass ihre Länge stärker w^ächst als ihre Höhe. Junge
Schalen haben einen konvexen Bauchrand, der bei älteren
sich immer mehr gerade streckt und bei sehr alten sogar
konkav wird.
Herr F. E. SCHULZE zeigte lebende geschlechtsreife
Exemplare von Cladonema radiatum Duj. und den zu
dieser Meduse gehörigen Hydroidpolypen mit ansitzenden Me-
dusenknospen vor, v> eiche Thiere jahraus jahrein in den See-
wasseraquarien des zoologischen Institutes in Menge zu
Sitzung vom 21. Juni 1S92. 93
finden sind. Er Avies auf die bei einem Cnidarier immer-
hin sehr auffällige Fünf zahl der am ÄFag^enstiele sitzenden
Gonaden dieser im Uebrigen 8 strahligen Meduse hin.
Herr VON Martens sprach ĂĽber einige seltenere Con-
chylien der Mark Brandenburg, insbesondere ĂĽber
Clausula latestriata Bielz, welche in der Mark bis jetzt
nm* bei Landsberg a. W. von Herrn Lehrer Fleischfresser
vor einigen Jahren aufgefunden und nun dem Berliner
Museum von Herrn Heinr. Schulze in KĂĽstrin eingesandt
wurde; dieselbe ist nahe a- erwandt mit Cl j^llccitula und ge-
wissermassen deren östliche Vertreterin ; sie ist in Galizien,
Mähren und Siebenbürgen zu Hause (Ad. Schmidt, kritische
Gruppen der europäischen Clausilien S. 29). Die vorliegen-
den Exemplare gehören der Form an, welche Böttger (im
Nachrichtsblatt der deutschen Malakoz. Gesellsch. 1878 S. 136)
als var. horealis bezeichnet hat, da dieselbe auch im Samlande
vorkommt. Ferner zeigte derselbe Helix niderata (vgl. diese
Sitzungsberichte 1891 S. 168), welche nunmehr auch bei
Eberswalde von Herrn Präparator Protz gefunden worden
ist, und zwar auf alten Buchenstämmen beim Nonnenfliess
in Gesellschaft der nahe verwandten li. rohmdata\ ebenda
hat derselbe auch die in der Mark seltenen Arten Eelix
lapicida, Clausula 2^licafü und ventricosa, letztere sehr häufig,
sowie Ă„ncylus fluviaĂĽlis beobachtet.
Herr F. E. SCHULZE legte den dritten Band der neuen
Folge von Biologischen Untersuchungen von Gustav
Retzius vor und machte dabei besonders aufmerksam auf
die neuen Mittheilungen des Verfassers ĂĽber die letzte
Endigung der Hörnerven mittelst freier, bis in unmittel-
bare Nähe der Oberfläche des Epithels sich erstreckender
Faserenden, welche nicht in continuirlicher Verbindung
stehen mit den bekannten epithelialen Haarzellen, sondern
zwischen denselben emporsteigen oder dieselben umstricken.
Der Vortragende wies darauf hin, dass hierdurch die
Hörnervenendigung eine bemerkenswerthe Aehnlichkeit ge-
winnt mit der zuerst von Cohnheim im vorderen Corneal-
94 Gesellscliaft natnrforschender Freunde, Berlin.
epithel entdeckten und sodann von zahlreichen anderen
Forschern in der ganzen Epidermis der Wirbelthiere nach-
gewiesenen freien Nervenfaserendigung, welche zur Per-
zeption von Massenbewegung zu dienen scheint.
Im Umtausch Avurden erhalten:
Abhandl. d. Kgl. Akademie d. Wissenschaften zu Berlin,
Jahrg. 1891.
Leopoldina, Heft XXVIIL No. 7-10, April, Mai 1892.
Naturwissenschaftliche Wochenschrift von Potonie, VII. Bd.,
No. 21-25, Mai, Juni 1892.
Photographisches Wochenblatt, Jahrg. 18, No. 20—24.
Archiv d. Vereins d. Frd. d. Naturgesch. in Mecklenburg,
45. Jahrg., 1891.
Abhandl. d. naturwissensch. Vereins in Bremen, XII; Heft 2.
40. u. 41. Jahresbericht d. naturhist. Gesellschaft in Han-
nover. 1892.
28. Bericht d. Oberhessischen Gesellschaft fĂĽr Natur- und
Heilkunde, 1892.
Verhandl. d. Naturhist. Medicin. Vereins in Heidelberg.
No. IV. 5.
Annalen d. K. K. Naturhist. Hofmuseums, Bd. VII, No. 1, 2.
Verhandl. d. Naturforsch. -Vereins in Brunn, Bd. 29 (1890).
1891.
9. Bericht (1889) d. meteorologischen Commission d. naturf.
Vereins; Brunn 1891.
Jahrbuch d. ungarisch. Karpathen-Vereins, Jglo, 1892.
Anzeiger d. Akad. d. Wissensch. in Krakau, Mai 1892.
Atti della Societa Ligustica di Sei. nat. geogr., Vol. III
No. 2, Mai 1892.
Atti della Reale Accad. dei Lincei Roma, Serie V, Rendi-
conti Vol. I fasc. 9. I Semestre.
Rendiconto dell Accad. delle Science fis. e mat. Napoli,
Serie II, Vol. VI, fasc. 1—5, Jan. -Mai 1892.
Rassegna delle Science geolog. in Italia, Anno I Semestre 2,
fasc. 3 u. 4.
Sitztmfj vom 21. Juni 1S92. 95
Atti (lella Societa Toscana di Science Naturali. Processi
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Bollettiüo delle Opere Moderne Straniere. Vi»]. V, No. 5
bis 12; Indice Vol. VI No. 12 u. Titel 1801.
Bollettino delle Publicazioni Italiane. 153—155, Mai, Juni
1892.
Bulletin de la Societe Zoologique de France. Tome XVII,
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Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar, l^d. 14,
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1891, No. 4.
Acta Horti Petropolitani, Tom. XI, Fase. 2, 1892.
Bulletin of the United States National Museum No. 41,
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Bulletin of the Museum of Comparative Zoölogy, Vol. XXIII,
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Documents sur runification de Iheure, Ottawa, 1891. 8".
Psyche, a Journal of Entomology, Vol. 6 No. 194, Juni
" 1892.
Memorias y Revista de la Sociedad Cientifica „Antonio
Alzate". Tom V cuad. 5, 6, Mexico 1892.
El Instructor (Dr. J. Diaz de Leon); Aguascalientes
(Mexico), IX, No. 1. 1892.
Druck von J. F. Starcke, Berlin.
Nr. 7. 1892.
Sitzimgs-Bericht
der
Gesellseliaft iiaturforschender Freunde
zu Berlin
vom 19. Juli 1892. > .. • V
Director: Herr MÖBius. iXu^O^ ^^°\' /"^^ ^
[JU. ^5tu.a
3Ir. G. H. Parker aus Cambridge. U. S. A., legte
Präparate von Paraffinschnitten und ganzen Granglien
des Nervensystems des Flusskrebses vor. in welchen
die nervösen Elemente mittelst der Metbylenblaii-
methode von Ehrlich gefärbt Avurden. Die Präparate
Avurden in Xylolbalsam eingeschlossen und folgendermassen
hergestellt.
Man spritzt Vio l^is 720 c. c. einer 0,2 7o Avässerigen
Methylenblaulösung in den Bauchsinus des Flusskrebses ein
und hält das Thier lebend ungefähr 15 Stunden. Nach
dieser Behandlung Averden besondere Elemente dunkelblau
gefärbt. Um diese Farbe zu fixiren, schneidet man den
gewünschten Theil aus, wäscht ihn mit Normal-Kochsalz-
lösung ab und lässt ihn in einer kalten, concentrirten,
wässerigen Lösung von Sublimat etwa 10 Minuten liegen.
Um das Wasser auszuziehen, darf man nicht Alkohol, in
welchem die Farbe leider lösbar ist, anwenden, sondern be-
dient sich einer Miscliung von Methylal 5 c. c. und Sublimat
1 gm, in welcher ein Bauchganglion etwa 15 Minuten zu
verweilen hat. Um das Auszielien des Sublimats und
das Ersetzen des ]\[ethylals durch Xylol zu erreichen,
bringt man das Präparat zunächst in eine Mischung von
1 Volumen reinen Methylais, 1 Vol. der frĂĽher benutzten
Mischung von Methylal und Sublimat und 2 Vol. reinen
Xylols. Nach 10 Minuten darf man das Präparat in reines
gg Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
Xylol bringen; hierin bleibt es 4 oder 5 Tage, bis das
Methylal vollständig durch Xylol ersetzt und die letzte
Spur des Sublimats ausgezogen ist. Um gute Resultate zu
erhalten, muss das Präparat längere Zeit in Xylol bleiben,
weil das Sublimat in dieser Flüssigkeit schwerlöslich
ist. Nach der Durch tränkung mit Xylol kann man das
Präparat entweder in Xylolbalsam einschliessen und als
durchsichtiges Objekt studiren oder man kann es wie
gewöhnlich in Paraffin einbetten und schneiden. Die Schnitte
werden mit der Schällibaummischung (Nelkenöl-CoUodium)
aufgeklebt und sind, obgleich ganz allmählich etwas aus-
bleichend, doch für einige Wochen vollständig brauchbar.
Herr F. HiLGENDORF beschrieb eine neue Stör-Art von
Nord-Japan, Acipenser mikadol.
Die Diagnose nach dem Schema in GtJNTHER's Katalog
wĂĽrde lauten: Schnauze mittellang, 2V2mal in der Kopf-
länge, massig spitz. Barteln näher dem Auge als der Schnau-
zenspitze. Knochenschilder wohl entwickelt; 10 RĂĽcken- und
30—31 Seitenschilder. Haut zwischen den Schildern mit
grösseren sternförmigen und kleineren unregelmässigen,
punkt- oder linienförmigen Verknöcherungen, die in deut-
lichen sich kreuzenden Linien angeordnet sind. Analflosse
zum Drittel hinter der Dorsalis. D. 39—43.
GĂĽnther hat bei der Anordnung seiner 19 Arten
(Cat. VIII, pag. 334), von denen indess 6 durch neuere
Autoren als Synonyme eingezogen wurden, die Zahl der
Seitenschilder verwerthet. Wegen der bedeutend höheren
Ziifer sind von jenen Arten folgende ausser Frage: A. ruthenus
(mitvar. sibirica), glaber (syn. zuschypä). hrandti (? = voriger),
transmontanus (syn. hracliydujncJms), naccari (syn. nasus),
liuso, sinensis, [dauriciis, p. 333, Anm.] ; desgleichen die erst
im Nachtrag erwähnten oder später publicirten Ä. schrenclä
und haeri (p. 517) und orientalis (1872), also im ganzen
11 Arten.
Von dem Rest, 6 Arten, ist unterschieden: A. rubicundus
(Süsswasser dos östl. Nordamerika, syn. mandosus, liopeltis
und 16 Arten von Dumeril) durch Mangel der grösseren
Sitzung vom 19. Juli 1892. 99
Steroschildchen in der Haut uĂĽd etwas zahlreichere RĂĽcken-
(15) und Seitenschilder (34 — 35). — A. Irevirostris (Ost-
kĂĽste Nordamerikas) hat ein kleineres letztes Dorsalschild
(es ist nicht halb so lang als das vorletzte); Schnauze sehr
kurz (Vi Kopflänge), Analis ganz unterhalb der Dorsalis.
— Bei Ä. stellatus (Gebiet des Schwarzen Meeres) ist die
Schnauze sehr lang (fast "/z der Kopfl.), auch bei dabrijanus
(China) ist sie spitz und dabei platt. — A. gülden städti
(Becken des Schwarzen und Kaspischen Meeres) besitzt eine
kürzere Schnauze (Vs KopfL), längere Barteln (reichen nach
Brandt über die Schnauze hinaus), D. nur 35. — Bei
A. mediorostris (Californien, syn. agasski und acutirostris und
2 DuMERiL'sche Arten) sind nur 26 (26—30) Seitenschilder
vorhanden, die A. steht fast ganz unterhalb der D. und ist
fast ebenso lang; D. nur 33. — A. stiirio (Atl. Ocean östl.
und westl.) endlich, der nach GĂĽnther' s SchlĂĽssel ledig-
lich durch zahlreichere D. -Schilder (11 — 13 statt 10), nach
der Diagnose S. 343 höchstens noch durch „wohl ent-
wickelte Knochenschilder" unterschieden wäre, nach dem
SchlĂĽssel von Kirsch und Fordice (1889) aber gar keinen
Unterschied bietet, ist gleichwohl vom japanischen Stör gut
geschieden. Die neue Art besitzt kleinere und weiter von
einander entfernte Schilder auf dem RĂĽcken und namentlich
an der Seite und am Bauche, sodann eine schwächere Be-
panzerung am Schwauzstiel und Rostrum, einen sehr ge-
streckten Schwanztheil und plumpere Schnauze. Auffällig ist
die Schmalheit des beschilderten Feldes, das zwischen den
C.-Strahlen und dem oberen Fulkrenbesatz sich hinzieht
(als Schutzdecke des Chorda-Endes und StĂĽtze der Schwanz-
flosse); es ist nur im basalen Viertel höher als der darüber-
liegende Fulkrensaum, bei A. sturlo (und ähnlich an-
scheinend bei allen anderen Arten) ĂĽberall doppelt so breit
als dieser Saum. Auch die Länge des niedrigen Vorder-
theils der Rückenflosse ist erwähnenswerth, sowie die gross-
perlige, nicht netzförmige Sculptur der Kopf- und Körper-
schilder. Das Maul ist breiter (8 V'2 cm bei 1 1 V2 Augendistanz).
Nach Brandt's Eintheilung 1869 gehört A, miladol zu
der Sectio IMolostnjdics. B. subg. Sturio seu Antmens,
IQQ Gesellschaft naiurforschender Freunde, Berlin.
Gruppe c, in der er nur sturio auffĂĽhrt, nach Dumeril 1870
zu den Mesocentres, subg. Ă„ntaceus.
Von Ostasien waren bisher bekannt: A. mantschuriciis
(ganz ungenügend beschrieben), sinensis, dahryamts, schrencJä,
Orientalis, aber keine Art von Japan.
Das Exemplar, das diesen Notizen zu Grunde liegt,
wurde von der Kaiserlich Japanischen Regierung 1880 zur
Fischerei -Ausstellung nach Berlin gesandt und dem Zoo-
logischen Museum hier gĂĽtigst ĂĽberlassen (Gen.-Cat. Fisces
Nr. 13303). Im Catalog der japanischen Abtheilung war es
unter den von der Nordinsel Yeso stammenden Objekten
(Nr. 436) als Tsbio-zame aufgefĂĽhrt ohne weitere Fundorts-
angabe, aber mit der Bemerkung „nicht häufig". Es misst
1,67 m, wozu etwa noch 10 cm fĂĽr die fehlende Spitze
der Schwanzflosse kommen mögen. Eine kopflose Haut
ähnlicher Grösse kaufte ich bereits 1876 in Yokohama.
Aus der einheimischen Litteratur ^) besitze ich eine An-
o-abe auf einer fĂĽr den Unterricht bestimmten Wandtafel.
Der abgebildete Fisch ist eher ein A. sturio (Copie?) als
ein A. mihaäoi. Der Text besagt: „Der Fisch kommt aus
dem Hokkaido [Insel Yeso]. Seine Länge ist 4-5 Fuss.
Seine Haut wickelt man um Schwertscheiden [oder Griffe?],
das sieht sehr hĂĽbsch aus. Auch kann man guten Fisch -
leim daraus machen. Der eingesalzene Rogen ist ein be-
rühmtes Produkt Russlands." — Am 26. März 1876 sah
ich ein Exemplar eines Störs in Yokohama ausgestellt. Ein
gedrucktes Plakat des Besitzers giebt die Länge auf 8 Fuss,
als Fangort Otsuhama (Prov. Hitatschi. Kreis Taga) an, un-
gefähr 36 — 37^ N. Br. an der Ostküste. Von Marxens
erwähnt (Preuss. Exp. Ostasien, Zool. I, p. 119), dass er
in Nagasaki (Südjapan) einen getrockneten Stör sah, dessen
Herkunft aber zweifelhaft (China?) war.
*) Die Entzifferung verdanke ich der GĂĽte meines Freundes
Prof. R. Lange.
Sitzung vom 19. Juli 180^. 101
Herr Matschie sprach ĂĽber eine kleine Sammlung
von Säugethieren und Reptilien, welche Herr L. Con-
RADT aus ĂĽsambara (Deutsch-Ostafrika) heimge-
bracht hat.
Die Station Derema, in deren Nähe die meisten der
unten aufgefĂĽhrten Arten gesammelt wurden, liegt am Ost-
abhange des Usambara-Hochlandes. 850 m hoch, in wald-
reicher Gegend nahe dem Pangani. Die besprochenen StĂĽcke
befinden sich in der zoologischen Sammlung des Berliner
Museums fĂĽr Naturkunde.
3Ianinialia.
1. Nycteris luspida Sciireb. $ 25. XII. 1891 am Meere
bei Pangani.
Von Sansibar, Ukamba, Port Reck, Dougola, Accra,
Tschintschoscho. Aguapim im Museum vertreten.
2. Tapliozous mauntkums Geoffr. 9 27. XII. 1891, Pangani.
Von Malindi, Kamerun. Duque de Braganza, Mau-
ritius im ^luseum.
3. Petrodromus tetradactylus Ptrs. 9 20. X. Derema
„Ssanga"; wird gegessen.
Wir haben die Art von Boror. Tette, Mkigwa in
Unianiembe und Marungu.
4. Crocidum gracilipes Ptrs. 5 25. IX. Derema. Leicht
kenntlich durch die im rechten Winkel zur vorderen
Abtheilung stehende hintere Hälfte des obern J^ so-
wie dadurch, dass der J" fast die Gestalt eines Recht-
ecks hat, dessen kürzere Seite in die Verlängerung
der hinteren Kante des J^ fällt. Die Farbe ist oben
braun, in's Roströthliche spielend, unten graubraun.
Das Originalexemplar stammt vom Kilimandjaro.
5. Sciurus rufohrachkdus Waterh. 9 pull. 18. IX. Derema.
„Kituja".
Das vorliegende Stück fällt durch stark rothe
äussere Gliedmaassen und den gegen das Ende mit
sehr langen weissen Spitzen versehenen Schwanz auf,
wie es auch die Uganda-Exemplare von Stuiilmann
102 Gesellschaft natwforschender Freunde, Berlin.
z. Th. zeigen. Unterseite reia weiss. Vorderkopf
in's Röthliche spielend.
6. Mus minimus Ptrs. c/" 10. IX. Derema; unter der Rinde
eines morschen Baumes. Von Mossambik und Ukamba
in der Sammlung.
Jieptilia et Anijyhibia.
1. ChamaeUon fisclieri Rchw. ö^ ad., r^ jun., cf pull.
Zoolog. Anzeiger 1887, p. 371 — Boulenger, Ann.
Mag. Nat. Hist. IX. 1892, p. 72, 73 — Stejneger,
Proc. Nat. Mus. XIV, No. 857, p. 354.
Von dieser Art, welche von Herrn Dr. Reichenow
nach einem jungen <^ beschrieben worden ist, birgt
die CoNRADT'sche Sammlung u. a. ein schönes aus-
gewachsenes Exemplar, w^elches einer ausfĂĽhrlichen
Beschreibung bedarf:
Kehle und Unterkörper ohne eine mittlere Reihe
conischer, einen Kamm bildender Schuppen; Schnauze
endigend in zwei blattartige, stark zusammen ge-
drückte, mit kräftigen Kielschuppen bekleidete Nasen-
fortsätze ; ein stark entwickelter, mit Pflasters chuppen
bedecliter, flossenartiger RĂĽckenkamm, welcher sich
auf den Schwanz fortsetzt. Derselbe wird, wie bei
eil. cristatus, durch die verlängerten Spinalfortsätze
der RĂĽckenwirbel getragen und ist am vorderen Ende
seines Oberrandes von dem Hinterrande des Kopf-
helms an ungefähr 2,5 cm weit mit 13 conischen,
nach oben stark verjĂĽngten hakenartigen Hautfort-
sätzen gezähnelt. Eine Parietal crista ist vorhanden;
Hinterhauptslappen fehlen. Helm wie bei Ch. minor
elliptisch abgerundet, nach hinten massig aufsteigend
und mit sägeartig ausgezackten Seitenrändern ver-
sehen. Die fast messerartig scharfen, blattartig dĂĽnnen
Nasenanhänge convergiren nach vorn und haben die
Form eines stumpfwinkligen Dreiecks, dessen stumpfe
Ecke am Nasenloch liegt. Die Superciliarcrista setzt
sich direct in den Sägerand der Nasenanhänge fort.
Die Nasenanhänge sind an ilii'er Basis von einander
Sitzung vom 10. Juli ISO^. 103
durch 5 Schilderreihen getrennt; Stirngegend stark
concav. Korperbedeckung aus rundlichen, gruppen-
weise angeordneten, durcli unregelmässig geformte
Körner unterbrochenen Körnerschuppen. Ch. fscheri
unterscheidet sich von Ch. minor durch den flossen-
artigen RĂĽckenkamm, den stumpfwinklig abgerundeten,
viel breiteren Helm und die Convergenz der von oben
gesehen papierdünnen, breiten ilörner; von abhotti
durch dieselben Merkmale und durch die Anwesen-
heit einer säge förmigen Crista auf dem Vorderrücken.
Maasse :
Ganze Länge 380 mm,
Kopf 60 „
Körper 90 „
Schwanz 230 „
Maulspalte 23 „
Kopf von der Sclmauzenspitze
zur Hinterhauptskante . . 48 „
Oberschenkel 26,5 „
Breite des Flossensaumes auf
der Wirbelsäule .... 25 „
Ein junges 82 mm langes cf zeigt bereits die
herausspriessenden Nasenanhänge, dagegen denRückeu-
kamm kaum angedeutet. Alle drei StĂĽcke sind bei
Derema im September und October gesammelt. Das
von Dr. Reichenow beschriebene StĂĽck dĂĽrfte von
den Ngurubergen in Usambara stammen; dasselbe
zeigt den RĂĽckenkamm noch sehr wenig entwickelt.
„Kiniongo" auf gefällter Akazie; sehr gefürchtet (C).
2. Chamaeleon deremensis Mtscii. spec. uov.
Unterscheidet sich von Ch. oiveni durch den Man-
gel einer Occipitalcrista, den hinten spitz dreieckig,
nicht viereckig abgerundeten Helm, durch die An-
wesenheit eines Sägekammes an Brust und Bauch und
eines flossenförmigen Rückenkammes, wie ihn Ch. crista-
tns besitzt. Dagegen entfernt es sich von Ch. cristatus
durch die Anwesenheit von Lappen am Hinterrande
1()4 Gesellschaft tuiturforscheiider Freunde, Berlin.
des Helmes, von 3 Hörnern auf der Schnauze und
einer Brust- und Bauchcrista.
Diese prächtige Art hat auf Kehle und Bauch eine
ununterbrochene Reihe weisser conischer Schuppen,
welche auf der Kehle jederseits von einer Reihe eben-
falls conischer, aber bedeutend kleinerer Schuppen
eingesäumt wird. Drei blassgelbe, mit paralleler
Ringelung versehene runde Hörner, welche direct
nach vorn gerichtet sind, auf dem Vordertheile der
Schnauze und zwar je eins auf der Vorderecke des
Augenrandes, ein drittes an der Schnauzenspitze, von
den Lippenschildern durch zwei Reihen von Schuppen
getrennt; die Orbitalhörner sind länger als das Rostral-
horn; alle drei Hörner liegen in parallelen Ebenen.
Rücken ohne Sägerand auf der Wirbellinie, mit einem
12 mm hohen Hautkamm, welcher mit pflasterartigen
Schuppen bedeckt ist. Diese Schuppen sind nicht so
regelmässig angeordnet als bei Gh. fischeri Hinter-
haupt und Helm dem von cHstatus überaus ähnlich,
aber hinten mit 2 Hautlappen, welche grösser sind
als diejenigen von oweni, aber kleiner als diejenigen
von hrevicornis, und welche an der hinteren, kurzen
Seite zusammenschliessen. Von den Orbitalhörnern
gehen am Rande des Helms stark gesägte Superciliar-
leisten nach hinten, welche an der hinteren Ecke des
Helms unter abgerundet spitzem Winkel zusammen-
stossen. Occipitalcrista fehlt, Stirngegend ziemlich
eben, Occipitalgegeud in der Mitte ausgehöhlt, während
die Superciliarkanten in ziemlich gerader Linie ver-
laufen. Schilder des Oberkopfes platt polygonal;
Körperbedeckung aus runden, ungleich grossen Körner-
schuppen bestehend; Schwanz kĂĽrzer als der Kopf
-|- Körper. Dem Weibchen fehlen die 3 Hörn er.
mm mm mm
Ganze Länge .... 282 250 180
Schnauzenspitze bis After 150 126 95
Schwanz 132 124 95
27
24
19
30
27
30
29
26
30
—
17
6,2
-
19
7,7
48
48
34
17
17
13
Sitzimg vom 19. Juli 1892. 105
mm mm mm
Maulspaltebis zum letzten
Lippenschildo . . .
Oberschenkel ....
Unterschenkel ....
Rostralhorn
Praeorbitalhorn . . .
Schnauzenspitze bis zum
Helmende ....
Grösste Helmbreite . .
Abstand des Rostralhorns
Yon den Orbitalhöruern — 15 9
Abstand der Orbital-
hörner unter sich . . — 15 9
October. Derema. Usambara-Gebirge.
Chamaeleon spinosus Mtsch. spec. nov.
Ausgezeichnet durch die niedrige Form des
Schädels und das Vorhandensein von 2 Reihen
weicher Hautstacheln zu beiden Seiten der Wirbel-
säule auf dem Rücken und Schwanz und vorn und
hinten an den Gliedmaassen.
Brust- und Bauchcrista fehlt. Schnauze endigend
in einen einzelnen zusammengedrĂĽckten Fortsatz,
welcher abgerundet eiförmige Gestalt hat und beweg-
lich ist. Derselbe ist mit conischen Schildern be-
kleidet. Occipitallappen fehlen. Helm hinten fast
reclitwinklig abgerundet, etwas abgesetzt wie bei
Ch. nasutiis] Occipitalcrista nicht vorhanden. Auf
den Helmkanten keine fortlaufende Sägezähnelung,
sondern nur einzeln hervorstehende grosse Tuberkeln.
Interocular- und Parietalschilder flach, alle ĂĽbrigen,
besonders in der Occipitalgegend und an der Schnauzen-
spitze stark conisch. Kopf sehr schmal und lang;
Körperbeschilderung aus länglichen Gruppen von
pflasterförmigen, platten Schildern, welche untermengt
sind mit grossen stark conischen Schuppen und durch
netzartio-e. mit ganz kleinen conischen Schildchen ge-
'IQQ Gesellschaft naturforscliender Freunde, Berlin.
füllte Canäle getrennt werden. Am Bauch finden
sich schwach conische Körnerschuppen von gleicher
Grösse. Neben der Rückenlinie, auf der Schwanz-
oberseite, an der vorderen Hälfte der Seiten der
Schwanzunterseite, an den Seiten des Oberarmes und
Oberschenkels vorn und hinten, sowie längs der Unter-
kieferäste am Kinn findet sich je eine Reihe von
stachelförmigen, weichen Hautpapillen, w^elche spitz
endigen.
Maasse :
Ganze Länge 87 mm,
Kopf von der Schnauzenspitze
bis zum Ende des Helms . . 18 „
Rostralanhang :
Länge 4 „
Höhe 3 „
Kopf breite zwischen den Super-
ciliarcristen 3,5 „
Grösste Kopfbreite 9 „
Grösste Kopf höhe 10 „
Körper bis zum After .... 49 „
Schwanz 38 „
Tibia 8,5 „
September. Derema. Usambara- Gebirge. 1 StĂĽck.
4. Chamaeleon teinm Mtsch. spec. nov.
Unterscheidet sich von Gh. nasutus durch deutliche
Helmkanten und Parietal crista , spitz gezähnelten
Rostralfortsatz, längeren Schwanz und längere Beine
und durch die grössere Anzahl von Schilderreihen
zwischen den Superciliarleisten.
Brust- und Bauchcrista fehlen. Schnauze in einen
häutigen, mit breiten, glatten Schildern bekleideten,
am Rande gezähnelten Lappen auslaufend. Occipital-
lappen fehlen. Helm hinten wenig vom Körper ab-
gesetzt und stark gew^ölbt, stumpfwinklig endi-
gend; Parietal crista sehr deutlich; Seitenkanten des
Helms mit einer Reihe stark conischer Schuppen
bedeckt. Superciliarkanten deutlich. Kopfschilder
Sitzung vom 19. Juli 1892. 107
flach, zwischen den Superciliarkanten in 6, nicht in
4 Reihen wie bei nasutus.
Maasse :
Ganze Länge . . . . 120 mm,
Körper 37 „
Kopf 17 „
Schwanz 66 „
Kopfhöhe 11 „
Kopf breite 7,5 „
Rostralanhanglänge . . 3,5 „
Tibia 9 „
4 StĂĽck dieser Art von Derema.
ChamcLcleon (Brookesia) hrevicmidatus Mtsch. spec. nov.
Ausgezeichnet durch sehr kurzen, nicht V^ der
Körperlänge einnehmenden Schwanz, Mangel einer
Crista am Bauch oder RĂĽcken und das Vorhandensein
Yon 2 spitzconischen Dornschuppen an der Vorder-
seite des Unterarms.
Schwanz sehr kurz, nicht Vs der ganzen Körper-
länge einnehmend. Klauen einfach, ohne Nebenklaue,
Sohlenschilder stachlig; Superciliar fortsätze, conische
Tuberkeln an der Nase oder an der Schnauzenspitze,
Parietalcrista, RĂĽcken- oder Bauchkamm fehlen. Helm
w^enig vom RĂĽcken abgesetzt, die Helmkanten nur
sehr schwach angedeutet, am meisten noch eine von
der Mitte des hinteren Augenrandes gerade nach hinten
gehende Kante deutlich, wie bei Rhampholeon kersteni.
Oberkopf bedeckt mit ungleich grossen Körnerschuppen,
ebenso die Körperseiten; am Hals ist durch w^enige
stark hervortretende conische Schuppen eine Crista
angedeutet.
Maasse :
Ganze Länge 60 mm,
Körper 33 „
Kopf 1'7 „
Schwanz 10 „
;[Qg Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
Unterschenkel 9 mm,
Kopfhöhe 13 „
Kopfbreite 9 „
Ein $ von Derema.
6. Ghamaeleon (BrooJcesia) temporalis Mtsch. spec. nov.
Ausgezeichnet durch die stark verlängerte Schnauze,
welche in einen kurzen viertheiligen Tuberkel aus-
mĂĽndet, durch einen schmalen Flossensaum ĂĽber der
Wirbelsäule auf dem Rücken und der vorderen
Schwanzhälfte und durch stark hervortretende Helm-
kanten. Schwanz kürzer als der Körper. Klauen
einfach, ohne Nebenklauen; Sohlenschilder stachlig.
Schnauze vorn verlängert, wde bei Br. nasus, und in
einen viertheiligen runden Tuberkel auslaufend, so
dass die Oberlippe ĂĽber die Unterlippe hervorragt.
Von den Superciliarkanten ziehen die Seitenkanten
des Helms zu dem hinteren Ende desselben, w^o sie
sich spitzwinklig treffen. Temporalgegend mit Pflaster-
schuppen bedeckt, in w^elche w^enige starke Körner-
schuppen eingelagert sind, stark gewölbt hervortretend.
Der Oberkopf ist bis zu den Augen mit Körner-
schuppen, zwischen den Augen ndt Pflasterschuppen
besetzt, unter welche einzelne stark hervortretende
Körnerschuppen eingestreut sind ; auf dem Hinterhaupte
finden sich grosse Pflasterschuppen. Körperbeschil-
derung besteht aus kleinen, ungleich grossen, wenig
conischen Schuppen, unter w^elche grössere, stärker
conische eingestreut sind. Von diesen treten je zwei
am Unterarm besonders stark hervor. Die Temporal-
gegend ist unten von 3 bis 5 stark conischen Schil-
dern begrenzt. Ein schmaler Flossensaum zieht ĂĽber
den Rücken bis zum Schwänze, ähnlich wie bei Gh.
fiscJieri, deremensis und cristatus, sowie monĂĽum.
Hervorzuheben wäre vielleicht noch, dass die Gegend
vor den Augen stark concav erscheint, während sie
bei hrevicaudatus eben ist.
Sitzumj vom 19. Juli 189Z ]09
Maasse :
Ganze Läoge 69 mm,
Körper 30 „
Kopf ....•• 15 "
Schwanz 24 „
Maulspalte ...... H »
Tibia 8 "
Grösste Breite des Kopfes 7,5 „
Grösste Höhe des Kopfes. 11 „
Breite des Flossensaumes 2.5 „
Höhe des Körpers in der
Bauchmitte . . . ■• 11^> n
1 c/ Derema.
7. Mcibuia striata Ptks.
Durch HiLDEBPvANDT schou von der Sansibai'kĂĽste
nachgewiesen.
8. Lyyodactijlus conraclti Mtsch. spec. nov.
Sehr ähnlich dem L. fischen Blgr. Proc. Zool. Sog.
1890. p. 80. Aon Sierra Leone, aber unterschieden
durch die Zahl der Lippenschilder (8 obere und
7 untere), den Mangel des schwarzen Achselfleckes
und der Seitenflecken am Körper.
Nasenloch gerade ĂĽber der Sutur zwischen dem
Rostral- und ersten Labialschilde, zwischen dem
Rostrale, dem ersten Labiale und 2 Nasalen gelegen;
8 obere und 7 untere Labialschilder; Kinnschild gross;
hinter demselben kleinere Gularschilder, welche bauch-
wärts an Grösse abnehmen. Rücken mit Körner-
schuppen. Bauch mit Pflasterschuppen bedeckt, welche
glatt sind. Schwanzunterseite mit einer doppelten
Reihe grösserer Schilder.
Grauolivenfarbig mit einem dunklen, durch das
Auge ziehenden Streifen an den Kopfseiten und
schwarz marmorirten Labialschildern und Körper-
seiten; RĂĽcken, Schenkel und Schwanz mit verwisch-
ten hellen und dunkelen Querbändern geziert.
Ganze Länge 50 mm; von der Schnauzenspitze bis
zum After 24 mm.
Derema. 1 StĂĽck.
110 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
9. HoJaspis guentheri (Gray).
Wir haben diese Art von Gabun, Sierra Leone,
Congo. Bukoba am Victoria Njansa und nunmehr in
2 Exemplaren von Derema in ĂĽsambara.
10. TyplĂĽops escJirichĂĽ Schleg.
Mit 28 Schuppenreihen. 4. XI. Derema.
11. Fhilothamnus negUctus Ptks.
3 Stücke mit 141 — 148 Abdominalschildern, 82
bis 92 Ăśnter-Schwanzschildern, von Derema.
12. Thelotornis hirĂśandi Hall.
1 StĂĽck von Derema.
13. JBoodon capensis D. B.
1 StĂĽck, Derema.
14. Bappia concolor Hallo w.
Ein gelber Fleck auf dem Tympanum und eine
weissliche dunkel geränderte Zeichnung auf dem Can-
tJiiis rostralis zeichnen dieses Exemplar aus, welches
auf Bananen in der Nähe von Derema gefangen wurde.
15. Rappiu cinctiventris Cope.
Einfarbig weissgrau, an den Körperseiten mit un-
deutlicher schwarzbrauner Längsbinde, ohne besonders
hervortretende DrĂĽsen auf dem RĂĽcken. Derema.
2 StĂĽck.
16. Biifo regulär is Reüss.
Dieses StĂĽck ist ausgezeichnet durch einen schwarzen
Aussenrand der oberen Augenlider, schwarze Unter-
seite der Parotoidgegend und eine schwarze DrĂĽsen-
falte an den Körperseiten. Derema.
Herr Matschie sprach ferner ĂĽber einige afrikanische
Säugethiere.
Die Sammlungen der Herren Dr. Emix Exc. und
Dr. Stuhlmanx vom Victoria Njansa weisen zwei Arten
auf, welche fĂĽr die Wissenschaft sich als neu herausgestellt
haben.
Frocavla stuhlmanni Mr^cn. spec. nov.
Diese Hyrax-Art gehört zur Gruppe der Bendrohyrax,
steht dem Bendrohyrax arhoreus sehr nahe, unterscheidet
Sitzumj vom W. Juli 1892. \\\
sich aber von demselben durch gelbbraungraue Färbung
der Oberseite und tiefbraune, nicht röthliche Stirn.
Riickenfleck länglich schmal, aus einfarbigen, weissen
Haaren mit sehr schwach gelblichem Schein, ca. 7 cm lang;
alle Riickenhaare zu Vs der Länge tief schwarz, nicht
purpurbraun wie ])ei arhoreus, dann ein gelbgrauer Ring
und eine schwarze Endspitze. Farbe der Oberseite daher
ein aus schwarz und hellgelbbraungrau gemischter
Ton, sodass das Thier keine Spur eines lsabel Igrauen
Scheines, wie bei arhoreus, zeigt. Ridgway bildet in
seiner Normenclature of colors, Tab. III, No. 19, ein „wood
brown" ab, welche mit schwarz gesprenkelt die Färbung
von stuhlmanni ergeben dĂĽrfte. Unsere arhoreus erinnern
mehr in der Färbung an „drab" Ridgway, Tab. III. No. 21.
Unterkörper rein weiss ohne gelblichen Schein, scharf
von der Färbung des Oberkörpers abgetrennt. Kopf braun,
der von Ridgway als „seal brown", Tab. III, Ko. 1 ab-
gebildeten Farbe entsprechend, mit w^eiss gesprenkelt, da
die Haare weisse Spitzen tragen. Bei arhoreus ist der Kopf
etwas röthlich braungrau. Oberaugenrand reinweiss, scharf
hervortretend. Gesichtsseiten mit viel weiss untermischt,
Augenkranz und Kinn dunkler; von den Mundwinkeln herab
zieht ein etwas dunklerer, ins hellrothbraune ziehender
Streif. Barthaare schwarz. Innenrand der Ohren mit
weissen Haaren besetzt.
Maasse :
Ganze Länge 52 cm,
Diastema des ausgewachsenen
Thieres 15 mm,
Länge von der Spitze der Nasalia
vorn bis zumSupra-occipitalfort-
satz mit dem Cirkel gemessen 92 „
Länge der Zahnreihe . . . 3-1 — 35 mm.
Von den Formen mit länglichem linienförmigen, weissen
oder w^issgelblichen RĂĽckenfleck haben nur arhoreus und
welivitsclii die Rückenhaare an der Basis bis 7» der Länge
dunkel; ivehvĂĽschl ist aber sandbraun mit rr>thl ich em Kopf,
arhoreus ist isabellgrau mit röthlichem Koi)f; stuldmannl ist
112 Gesellschaft naturforscliender Freumle, Berlin.
gelbbrauügrau mit tief braunem Kopf ohne Spur einer röth-
lichen Färbung. Die Riickenhaare von siuJihnanni zeigen
an der Basis eine tief schwarze Färbung, während die
nächststehenden Arten eine schwarzbraune Farbe zeigen.
Unter dem Mikroskop ergiebt sich ein interessanter Unter-
schied der Haare von arhoreus und stuhlmanni. Es wurden
Haare Aerglichen. welche ca. 1 cm von der vorderen Spitze
des Rückenstreifens auf der rechten Körperhälfte entnommen
waren. In dem kurzen hellen Ringtheil des Haares vor
der Spitze erschien bei allen Präparaten von arhoreus der
Durchmesser des Markcylinders kleiner als die Hälfte des
Haardurchmessers, bei denjenigen von stuJihnanni jedoch
grösser als diese. Am Schädel finden sich einige Unter-
scheidungsmerkmale, welche gleichfalls constant sein dĂĽrften.
Der Thränenbeinstachel ist nicht von der Gestalt eines
Quadrates, sondern spitz dreieckig; die Incisurae palatinae
sind hinten nicht gerade abgeschnitten, wie bei arlorens,
sondern spitzwinklig nach hinten ausgezogen, daher weit
länger als die von arhoreus: die Gegend vor dem Forameu
infraorbitale ist bei arhoreus sehr stark eingebuchtet, bei
stuhlmanni kaum merklich concav; die Nasalia sind vorn
bei arhoreus nach der Seite der Sutura nasalis nach hinten
abgeschrägt, so dass sie vorn eine W- förmige Figur bilden,
während dieselben bei stuhlmanni mit ihrer Spitze an der
Sutur zusammentreffen und eine V- förmige Figur zeigen.
Hab. Bukoba am Victoria Njansa. Sammler: Dr. Emin.
2 cfc/*, 1 9- December und Januar 1891.
Bei dieser Gelegenheit sei darauf aufmerksam gemacht,
dass Procavia arhorea, von Herrn Oldf. Thomas (Proc. Zool.
Soc. Lond. 1892, p. 75) nach Peters fĂĽr Mossambik an-
gegeben wird. Wie eine Vergleichung des betreffenden
StĂĽckes ergiebt, ist dasselbe ein sehr junges Exemplar von
' mossamhieus Ptes. Der Basaltheil der RĂĽckenhaare dieses
Exemplares ist, wie bei mossamlicus, heller als die dunkle
Spitze derselben.
Cephalolophus aequatorialis Mtsch. spec. nov.
Sehr ähnlich C. melanorheus Gray, aber unten nicht
weiss, sondern hellisabellbraun, ungefähr von der Farbe,
Sitzung vom W. Juli 1892. 113
welche Ridgway, Nomencl. of colors, Tab. III, No- 21
„eci'u drab" nennt. Oberseite dunkelrehfarben, auf der,
Beckengegend ins röthlichgelbe spielend; am Halse mit
tiefgrauem Anfluge.
Diese Form der Zwergantilope ist die einzige bekannte
Art, welche eine nicht weisse oder weissgraue Unterseite
hat; bei derselben ist der Bauch von gleicher Farbe wie
die Oberseite, nur sehr viel heller.
„Mteraganja" in Chagwe, Uganda. Stuhlmann S.
5 StĂĽck im December.
Körperlänge . . . 618—630 mm,
Schwanz .... 75 — 80 ,,
Schulterhöhe . . 250—310 ,,
Beckenhöhe . . . 330—340 „
Bauchumfang . . 390—405 ,,
..Lebt in Wäldern; Haut massenhaft auf den Markt
nach Mengo gebracht. " Stuhlmann. Ein Exemplar dieser
Art lebt, von Herrn Stabsarzt Dr. Becker geschenkt, im
hiesigen Zoologischen Garten.
Herr Matschie sprach endlich ĂĽber die Formen der
Gattung Caracal Gray 1867. Güldenstädt beschreibt
seinen Felis caracal in Nov. Com. Petrop. 20, p. 500, aus
Asien; schon Buffon betont Hist. Nat. Suppl. III, 1776,
p. 233, dass der bengalische Caracal viel längere Beine
als der afrikanische habe; derselbe Autor hebt hervor, dass
die nubischen Caracals, wie Bruce ihm mitgetheilt habe,
dadurch sich auszeichneten, dass die Hinterseite ihrer Ohren
mit schwarzen, von silbergrauen unterbrochenen Haaren
bedeckt seien, während die Exemplare der Berberei schwarze
Hinterohren hätten. Er weist ferner darauf hin. dass die
nubischen Stücke kleinere Ohrpinsel hätten, nur die Grösse
einer grossen Hauskatze erreichten und eine lebhaft rothe
Farbe trĂĽgen.
Schreber, Säugethiere HL 1778, p. 413, beschreibt
als Felis caracal die sĂĽdafrikanische Form, welche mit der
nubischen ĂĽbereinstimmt. Alle Autoren ausser Fischer haben
j^|4 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.
nur eine Form des Caracal aĂĽgenommen und glauben, dass
seine Farben in weiten Grenzen von hellisabellgelb bis
dunkelbraimroth variiren. Der Umstand, dass die in der
Litteratur abgebildeten oder beschriebenen Exemplare aus
dem tropischen Afrika sĂĽdlich der Sahara, aus der Berberei
und Bengalen mit den mir zur VerfĂĽgung stehenden Exem-
plaren aus den entsprechenden Gegenden sehr gut ĂĽberein-
stimmen, veranlasst mich, drei von einander gut zu tren-
nende Arten der Gattung Caracal Gray anzunehmen, welche
sich folgenderweise unterscheiden:
Caracal caracal GĂĽld.
Gestalt kräftig, etwas überbaut. Grösse des euro-
päischen Luchses; Beine lang. Ohren sehr hoch, mit
kräftigen Pinseln versehen. Schwanz nach dem Ende
zugespitzt. Farbe hellisabellgelbbraun, etwas grau
unter gewissem Lichte scheinend, ähnlich No. 22, Tab. IIL
KiDGWAY, Nom. of col. „fawn colour". Ohren hinten und
aussen tief schwarz ohne w^eisse Haare, innen mit hellisabell-
farbenen Haaren. Schwanzspitze röthlich isabellfarben, ein
breites Feld von der Ohrw^urzel zum Auge dunkel-
grau, von der helleren Stirn sich abhebend.
Verbreitung: Vorderindien, Punjab. Sind, N.W. und
C. Indien. Chutia Nagpur, Persien, Mesopotamien. Turk-
menien.
Caracal herheroriim Mtsch. spec. nov.
Gestalt kräftig, fast grösser noch als die asiatische
Form, Beine lang, Ohren hoch, mit sehr langen
schwarzen Ohrpinseln. Schwanz am Ende zugespitzt.
Farbe braunröthlich, die Rückenhaare z. Th. schw^arz
gespitzt, so dass die Oberseite aus braunröthlich, schw^arz
nnd weiss gesprenkelt erscheint. Schwanzende röthlich-
braun; Ohren hinten und aussen schwarz mit untermischten
weissen Haaren.
Nordafrika. (Constantine, Buvry. M. Wagner).
Caracal niihicus Fischer.
Gestalt schlank, abschĂĽssig; Beine kurz; Ohren
kurz, mit kleinen Pinseln. Farbe lichtzimmetröth-
Sitzung vom 19. Juli 1892. 115
lieh, allenthalben weiss bereift. Ohren hinten und
aussen schwarz mit vielen weissen Haaren untermengt.
Schwanzende nur abgerundet, nicht zugespitzt; kein dunkles
Feld zwischen Ohr und Auge.
Tropisches Afrika.
Herr A. CoLLiN sprach ĂĽber die RegenwĂĽrmer der
Umgegend von Berlin.
Seitdem die RegenwĂĽrmer durch die Arbeiten und Ver-
suche von Darwin und E. Wollny als fĂĽr die Fruchtbar-
machung des Ackerbodens äusserst nützliche Thiere er-
kannt sind, dĂĽrfte es nicht uninteressant sein, zu unter-
suchen, welche Arten von Terricolen Oligochaeten bei uns
heimisch sind. Ueber die deutschen RegenwĂĽrmer ist erst
im letzten Jahrzehnt eingehender gearbeitet worden, be-
sonders nachdem die frĂĽher sehr verwickelte Synonymie
gerade der mitteleuropäischen Arten durch Ude und Micha-
elsex klargestellt worden ist. So ist bisher die Lumbri-
ciden -Fauna von Rostock (durch Braun und Michaelsen)
und von Hamburg (dnrch Michaelsen) bekannt geworden.
Der letztere Forscher sammelte auch vielfach im Harz, und
H. Ude bei Göttingen. Hannover und Calefeld. Endlich
sind die deutsch -böhmischen Grenzgebirge von Vejdovskv
durchforscht worden.
Ueber die Regenwurm-Fauna von Berlin und der Mark
Brandenburg finden sich bisher wohl nur zerstreute Angaben
in den Arbeiten von Hoffmeister. Der Vortragende be-
stimmte das einheimische (märkische) Regenwurm-Material
der Berliner Zoologischen Sammlung, welches durch die
Herren Brandt. Hilc^endorf, von Martens, Meissner,
VON Olfers. Protz und Weltner zusammengebracht wor-
den ist; auch einiges Material des hiesigen Zoologischen
Institutes wurde bestimmt. Ausserdem sammelte der Vor-
tragende während zweier Jahre eine grosse Anzahl Regen-
würmer in Berlin selbst und in der näheren Umgebung.
Von den bisher in Norddeutschland beobachteten 18 Arten
von RegenwĂĽrmern finden sich 13 Arien bei Berlin, darunter
eine (CriodrĂĽns). welche bis jetzt, ausser von Berlin, aus
Deutschland nur noch von Breslau bekannt geworden ist.
\\Q Gesellschaft naturforschender Freunde^ Berlin.
Die einzelnen Arten sind folgende:
1. Lumhricus herculeus (Sav.). — Vor dem Museum fiir
Naturkunde ; Universitätsgarten.
Ein Exemplar trug die linksseitige c/* Genital-
öffmmg normal auf dem 15. Segment, die rechtsseitige
aber, nach vorn verschoben, auf dem 14. Segment.
2. L. 2^^r2mretis Eisen. — Botanischer Garten.
3. L. ruhellus Hoffmst. — Vor dem Museum fiir Natur-
kunde; Thiergarten; Grunewald, Hundekehle; Erkner.
4. ÄllolohopJwra foetida (Say.). —Universitätsgarten; Thier-
garten; Botan. Garten.
5. Ä. longa Ude. — Universitätsgarten.
6. A. trcqyesoides (DuG.) — Vor dem Museum für Natur-
kunde; Universitätsgarten; Thiergarten; Friedrichshain;
Invalidenpark; Botan. Garten; Birkenwerder.
7. A. ddorotica (Sav.). — Vor dem Museum für Natur-
kunde; Friedrichshain; Universitätsgarten.
8. A. mucosa Eisex. — Botanischer Garten.
9. A. putris (Hoffmst.).
a) forma hortensis Michaelsen. — Botanischer Garten.
ß) forma subrnbicunda Eisen. — Vor dem Museum
fĂĽr Naturkunde; Finkenkrug.
Y) forma ar&öreft Eisen. — Hasenhaide; Birkenwerder.
10. A. proftiga ^o^x. — Botanischer Garten; Birkenwerder.
11. A, octaedra (Sav.). — Thiergarten; Hundekehle; Birken-
werder.
12. Criodrilus lacimm Hoffmst. — Spree; Salzgraben;
Tegeler See (hier zuerst von Fritz MĂĽller entdeckt).
13. AUurus tetraedus (Sav.). — Grunewald, Paulsborn;
Finkenkrug ; Birken w erder.
Schliesslich mögen noch zwei eingeschleppte exotische
Terricolen erwähnt werden, welche sich in dem hiesigen,
auch hinsichtlich anderer Thiergruppen interessanten Bo-
tanischen Garten in Warmhäusern finden:
Perichaeta monilkystis Michaelsen — eine ganz neue,
vor kurzem beschriebene Art (Arch. f. Naturg., Jahrg. 1892,
I, Heft 3), sehr selten, und
P. indica Horst, zahlreich in den Warmhäusern.
Sitzunij vom 17. Juli Jt<{K\ 117
Herr PoTONiE sprach ĂĽber die denWasserspalten
physiologisch entsprechenden Organe bei fossilen
und recenten Farnarten.
Im vorii^eii Jahre erhielt die pflanzen -palaeontolo-
gische Abtheiluug des Museums der königl. preuss. geolo-
gischen Laudesanstalt eine Sendung fossiler Pflauzenreste
aus den Steinkohlen-fĂĽhrenden SclĂĽchten bei Ilfeld am sĂĽd-
lichen Harzrande, unter denen sich mehrere höchst auffal-
lende Wedel-Reste einer Fecopteris -Avi vom Typus der P.
densifolla (Gceppert) Schimper befanden, die mich zu der
folgenden Auseinandersetzung veranlassen.
Zunächst eine Bemerkung über den geologischen Ho-
rizont, welchem diese Pflanzenreste angehören. E. Weiss
sagt 1881^): „Die Lagerung ergiebt mit Nothwendigkeit,
dass. falls man sie nicht in das Rothliegende classificirt,
sie nur dem allerobersten Theile der Steinkohlenformation
zugezählt werden können." Danach würde es sich even-
tuell um Ottweiler Schichten des Carbons handeln. Ich
selbst habe mich bis jetzt leider noch nicht eingehend mit
der Ilfelder Flora beschäftigen können und habe daher
kein bestimmtes Urtheil. Eine erneute Revision derselben
— sagt Weiss ferner — würde möglicher Weise eine grös-
sere Uebereinstimmung mit rothliegenden Floren ergeben,
und nach einer mir mĂĽndlich von dem kgl. Landesgeologen
Dr. F. Beyschlag gemachten Mittheilung ist dieser in der
That geneigt, den Horizont eher zum Unter -Rothliegenden
zu stellen, wohin er schon 1870 von E. Beyrich gestellt
w^orden war.
Nun zu unseren Resten. Die Fig. 1 und 2 veranschau-
lichen zwei derselben. Als Endigung jedes Nervchens und
zwar auf der Oberseite der Wedelfetzen bemerkt man ein
wie mit einer feinen Nadel gestochenes, mit einem schnee-
^) Ch. E. Weiss. Die Steinkohlen-fĂĽhrenden Schichten bei Ballen-
stedt am nördlichen Ilarzrande (p. 595— ()U3 im Jahrb. d. kgl. preuss.
geolog. Landesanstalt u. Bergakademie zu Berlin fĂĽr das Jahr 1881,
Berlin 1882).
76
GesellschĂĽft naturforschender Freunde, Berlin.
Figur 1.. Figur 2.
Pecopteris vom Typus der Pec. densifolia (Göppert)
ScHiMPER mit Wassergruben. Aus dem Steinkohle-
fĂĽhrenden Horizont von Ilfeld am sĂĽdl. Harzrand.
Natürl. Grösse. — E. Ohmann gez.
weissen Mineral ausgefĂĽlltes Loch. Durch die schnee-
weisse Färbung dieser Punkte im Gegensatz zu der als
schwarz kohliges Häutchen erhaltenen Substanz der Farn-
reste und im Gegensatz zu dem schwarzgrauen Thonschie-
fer, welcher die Reste eingebettet enthält, raarkiren sich
die in Rede stehenden Punkte natürlich in höchst auffälliger
Weise, selbstverständlich viel auffälliger als das in den
Figuren 1 und 2 zur Darstellung gebracht werden konnte.
Dass das weisse Mineral nicht aus CaCOs besteht —
woran ich zuerst dachte — konnte ich leicht entscheiden. Der
königl. Bezirksgeologe Dr. R. Scheibe, der die Güte hatte,
dasselbe näher zu untersuchen, schreibt mir: „Eine sichere
Bestimmung der winzigen Partikel war nicht möglich. Nach
dem Aussehen derselben unter dem Mikroskop bin ich ge-
neigt, dieselben fĂĽr Kaolin zu halten."
Andere Pecqpteris-AvteTi, z. B. die in Figur 3 und 4 ab-
gebildete Pecopteris hemitelioides Brongniakt aus dem Roth-
Figur 3.
Figur 4.
Pecopteris hemitelioides Brongniart mit Wassergruben.
Aus dem Rothliegenden bei Ihnenau in ThĂĽringen.
Fig. 3 in natĂĽrl. Gr., Fig. 3 in ^/i der natĂĽrl. Gr.
E. Ohmann gez.
Sitzung vom 19. Juli ISDJ?. \ 1 9
liegenden von Ilmenau in Tliiiringen, zeigen die punktför-
migen GrĂĽbchen ebenfalls, auch mir vorliegende Exemplare
der typischen Fccopteris dcnsifolia von dem gleichen Fund-
ort, nur dass hier die Löcher selbst in die Erscheinung
treten, da in diesen Fällen eine mineralische Ausfüllung
derselben unterblieben ist. Die Löcher sind oft in der Rich-
tung der Nervchen etwas gestreckt. Auch auf der Unter-
seite der Wedelfetzen markiren sich die BĂĽndelendigungen,
wenn auch nicht so deutlich wie oberseits und nicht als
Löcher.
Da diese eigenthĂĽmlichen Gebilde der Nervchen-Enden
aus unten anzugebenden GrĂĽnden nicht Sori ihren Ursprung
verdanken können, so muss eine andere Deutung für die-
selben gesucht werden. Es giebt eine grosse Anzahl recen-
ter Farnarten, deren Leitbündelendigungen sich äusserlich
ebenfalls mehr oder minder deutlich oberseits als GrĂĽbchen
markiren — recht auftallend z, B. an den Wedeln von Poly-
podium vulgare L., vergl. unsere Figur 5 — und diese Grüb-
chen entsprechen gewiss den Löchern der Nervchen -Endi-
gungen bei unseren Fecopteris- kvi^xi.
Figur 5.
Sterile Fiederchen- Spitze von Polypodium
vulgare L. , von oben gesehen.
Natürl. Grösse. — E. Ohmann gez.
Um die gleiche Erscheinung wie an unseren Fecop)teris-
Wedelfetzen von Ilfeld handelt es sich offenbar bei der von A.
V. Gutbier 1843^) aus dem Plauenschen Grunde bei Dresden
angegebenen Fecopteris Mehnerti^ die vielleicht synonym mit
Fecopteris hemĂĽelioides ist, die im Rothliegenden des Plauen -
^) H. B. Geinitz und v. Gutbier. Die Versteinerungen von Ober-
sachsen und der Oberlausitz, p. 82 in Geinitz „Gäa von Sachsen",
Dresden und Leipzig 1843.
1 20 Gesellscluift naturforschender Freunde, Berlin.
sehen Grundes vorkommt. ^) Gutbier nennt die weissen
Pünktchen „^veisse marginale Fruchtpünktchen". A. Brong-
NiART endlich bildet in seinen Figuren 2 und 20^) die Fe-
copteris hemiteliokles ebenfalls mit GrĂĽbchen ab, nur dass
dieselben hier nicht — wenigstens nach seiner Figur 2C —
die Nervchen-Enden markiren, sondern mehr nach der Mitte
der Kervchen gerĂĽckt erscheinen, also dahin, wo auf der
Unterseite der Fiederchen die Sori angeheftet sein wĂĽrden.
Genau ebenso wie sich bei Fohjx>odinm vulgare oberseits die
Ansatzstellen der Sori kundthun, die aber hier stets den
Enden der in der Mittellinie zwischen dem Rande und dem
Hauptnerven endigenden LeitbĂĽndel entsprechen. Diese
letzterwähnten Leitbündel -Endigungen sind oberseits eben-
falls und zwar durch dunkle GrĂĽbchen leicht constatirbar,
sodass die Fiederchen 4 Längszeilen von Grübchen resp.
also LeitbĂĽndelenden zeigen, die am Rande sehr dicht ste-
hen, deren zwei mittlere Zeilen aber entfernter stehende
Grübchen besitzen. Diese letzterwähnten Grübchen der
Oberseite sind es also, denen die Ansatzstellen der Sori
auf der Unterseite entsprechen und zwar kann man auch
schon oberseits \vahrnehmen. ob unter einem GrĂĽbchen ein
Sorus sitzt oder nicht: jede Sorusstelle markirt sich ober-
seits als Hervorwölbung.
Bei der Fccopteris hemitelioides wäre — unter der
Voraussetzung, dass die GrĂĽbchen der Brongxiart' sehen
Abbildungen in der That die Stellen der Sori auf der Un-
terseite angeben — also der Unterschied zu constatiren,
dass hier die Sori nicht den Nervenenden ansitzen, son-
dern auf dem Nerven ein beträchtliches Stück von sei-
nem Ende entfernt, wie das ja auch bei recenten Farnarten
häufig ist.
^) Yergl. J. T. Sterzel. Ueber die fossile Flora des Rothliegen-
den im Plauenschen Grunde, p. 782 in der Zeitschr. der Deutschen
geolog. Gesellsch., XLIII. Bd., Berlin 189L
^) Histoire des vegetaux fossiles, Tome I, Paris 1828, p. 314,
PI. 108, f. 1 u. 2. Die Lieferung mit der S. 814 und Taf. 118 er-
schien nach Zeiller erst 1834.
Sitzumj vom 19. Juli 189:2. 121
Durch C. Grand' Eury ^) ist an der Pecopteris hemi-
telioicles typische Asterotheca-ÂĄvv\ct\ficdX\on bekannt gemacht
worden, die auch R. Zeiller ^) constatiren konnte, sodass
an der Richtigkeit der Beobachtung nicht zu zweifeln ist.
Die citirteu Grand' EuRY'sclien Figuren zeigen aus 4 bis 5
breit - eiförmigen , sternförmig angeordneten Sporangien
zusammengesetzte Sori, welche die Unterseite der Fieder-
chen letzter Ordnung in zwei durch den Mittelnerven ge-
trennten Läugszeilen bedecken. Die Anheftungsstellen der
Sori befinden sich auf je einer Längslinie, welche in ihrem
Verlauf die genaue Mitte zwischen Mittelnerv und Fieder-
chenrand einhält. Die Sori reichen — bei der Grösse
der Sporangien ~ vom Mittelnerven oder doch dicht
vom Mittelnerven bis zum Rande. Nach dem Gesag-
ten können auch aus diesem Grunde die punktförmigen,
wie mit einer feinen Nadel hervorgerufenen Löcher an
der Endigung eines jeden Nervchens dicht am Rande der
Fiederchen der von uns abgebildeten fossilen Wedelfetzen
nicht Sori oder Sporangien vorstellen, und sie können bei
ihrer Stellung auch nicht die Ansatzstellen etwa verloren
gegangener Sori sein . sondern können — wie gesagt —
nur mit den GrĂĽbchen ĂĽber den Nervenendigungen bei re-
centen Farnarten verglichen werden.
Mit diesem Resultat könnte sich der ausschliessliche
Pflanzenpalaeontolog zufrieden geben: wenn dieser Organe
oder Organtheile als in morphologischer oder physiologi-
scher Hinsicht mit recenten zusammengehörig erkennt, so
hat er das Ziel erreicht, und auch ich könnte daher das
Weitere auf sich beruhen lassen. Jedoch hat es mich
interessirt zu erfahren, was denn nun die erwähnten, zu-
^) Flore carbonifere du departement de la Loire et du Centre de
la France, lere partie, Paris 1877, p. 70, PI. VIII, f. 9.
') Etudes sur le terrain houiller de Commentry, Livre II. Flore
fossile, lere partie (Bulletin de la societe de Tindustrie minerale,
nieme serie, t. II, 11 me Hvraison). Saint-Etienne 1888, p. 135. Fer-
ner: Etudes des gites niineraux de la France. Bassin houiller et per-
mien de Brive, Fase. 11: Flore fossile, Paris 1892, p. 15, IG, PI. III,
f. lA und 3A.
122
Geselhchaft natnrfor sehender Fre^aide, Berlin.
weilen so auffallenden GrĂĽbchen fĂĽr eine physiologische
Bedeutung haben möchten, und ich habe begreiflicher Weise
zunächst an Wasserspalten (Wasserporen) gedacht, obwohl
solche meines Wissens auf lebenden Farnwedeln bisher
nicht bekannt geworden sind. Eine anatomische Unter-
suchung hat das folgende Ergebniss geliefert.
Ich habe u. a. Bleclmiim Spicant und Folyijodium vulgare
untersucht Der Boden der GrĂĽbchen wird bei diesen Ar-
ten Yon dicht aneinander schliessenden ^ interstitienlosen
Epidermiszellen gebildet, deren Vertical - Wandungen sich
aber von den entsprechenden Wandungen der ĂĽbrigen Epi-
dermiszellen der Oberseite durch ihren geraden Verlauf und
geringere Grösse unterscheiden. Vergl. Figur 6. Spalt-
öffnungen resp. Wasserspalten sind nicht vorhanden. Die
Epidermiswandungen der Bodenauskleidung der GrĂĽbchen
sind dĂĽnner als die Wandungen der Epidermiszellen
Fi nur ().
Wassergrube von Pölypodium vtdgare L
ca
Yergrösserung
^^7i- — Mit dem Zeichenprisma von Herrn Dr.
R. Mittmann aufgenommenes Präparat.
Sitzunu vom 10. Juli 1802. 123
mit geschlängelten Wandungen ausserhalb der Grühchen.
Im älteren Stadium der Wedel von Foly^wdiuni vulgare
stirht die Epidermis der GrĂĽhchen ah^ wodurcli sich dann
die GrĂĽbchen als zuweilen sehr auffallende schwarze PĂĽnkt-
chen markiren. Dieselben Verhältnisse constatirte ich noch
bei einigen anderen Arten.
Dass trotz des Fehlens von Spaltöffnungen die Function
der GrĂĽbchen - wenigstens so lange ihre Epidermis noch
lebensfähig ist — dieselbe sein muss wie die der Wasser-
spalten, geht schon daraus hervor, dass bei gewissen Farn-
Arten in den GrĂĽbclien KalkschĂĽppchen beobachtet worden
sind^), die nur ein Niederschlag ausgeschiedener, also durch
die Epidermis der GrĂĽbchen durchfiltrirter FlĂĽssigkeit sein
können. Ja de Bary giebt in seiner vergleichenden Ana-
tomie (wo die Special -Litteratur ĂĽber unseren Gegenstand
nachzusehen ist) sogar an. dass die GrĂĽbchen der Farn-
wedel Wasser ausscheiden-): er spricht dort von den „Bün-
delenden in den Wasser und Kalk ahscheideuden GrĂĽbchen
der Farnblätter" und sagt: „Sie (die Bündelenden) sind
kolbig angeschwollen in Folge plötzlicher Vermehrung von
Zahl und Breite der Tracheiden, diese sehr kurz, eng netz-
förmig - getüpfelt oder spiralfaserig. Eine his zwei Lagen
zarter Zellen umscheiden das ganze BĂĽndelende und tren-
nen dasselbe von der zartwandigen Epidermis des GrĂĽb-
chens. "
Da die in Rede stehenden GrĂĽbchen von den Botani-
kern bisher nicht die gebĂĽhrende Beachtung gefunden ha-
ben, will ich noch S. Rosanoff citiren, der 1869 sagt^),
dass sich einige Farnkräuter, wie Folypodium fraxinifolium
etc., dadurch auszeichnen, dass bei ihnen Wasserausschei-
dung in tropfbarer Form von Spaltöffnungen unabhängig,
aber mit besonderer anatomischer Structur der Epidermis
^) Vergl. A. DE Barv. Vergleichende Anatomie der Vegetations-
organe der Phanerogamen und Farne, Leipzig 1877, p. 113.
^) 1. c, p. 389.
^) Wasserausscheidung bei Farnkräutern, Spalte 888 der Botani-
schen Zeitung, herausgegeben von Hugo von Mohl und Anton de
Bary, 27. Jahrg., Leipzig 1869.
124 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
an den Ausscheidungsstellen verbunden ist. Auch Herr
Prof. E. Stahl in Jena hat mir mitgetheilt, dass er Was-
serausscheidimg in Tropfenform aus den GrĂĽbchen an
Farn-Wedeln in den Tropen beobachtet habe.
Wegen des Fehlens von Spaltöftnungen und Intersti-
tien muss der AVasser- Austritt durch Filtration erfolgen.
FĂĽr die beschriebenen Wasser aussondernden Organe
der Farne hat — wie mir Herr Prof. Stahl mittheilt —
ein schwedischer oder dänischer Autor den Terminus „emis-
saires" benutzt. Sehr passend erscheint mir fĂĽr dieselben
der von Herrn Geheimrath Prof. Dr. F. E. Schulze in der
sich an meinen Vortrag anschliessenden Discussion fĂĽr die
in Rede stehenden Organe benutzte Ausdruck „Wasser-
gruben"; er entspricht am besten den Bezeichnungen
Wasserspalten und Wasserporen.
Die von R. Zeiller ^) an seiner Pecojjteris Boiitonnei
angegebeneu und zur bildlichen Darstellung gebrachten
„depressions ponctiformes'' sind entschieden ebenfalls als
Wassergruben anzusprechen. Der genannte Autor schreibt:
..Pinnules fertiles semblables aux pinnules steriles, mais
marquees en dessus, a egale distance entre la nervure me-
diane et le bord du limbe, d'une serie de petites depres-
sions ponctiformes, auxquelles s'arretent les nervures
secondaires. Sporanges non encore observes."
Herr MĂ–BIUS machte Mittheilungen aus einem an ihn
gerichteten Briefe von Dr. F. Stuhl m an x, aus der Sta-
tion Bukoba, vom 21. März 1892, in Berlin eingetroffen
am 14. Juli.
Aus dem fernen Innern zurĂĽckgekommen, finde ich
Ihren Brief vom 29. I. 91. hier vor; leider sind alle an-
dern, mir darin annoncirten Briefe zurĂĽckgesandt oder ver-
loren gegangen, sodass ich nicht im Stande bin, den Inhalt
der hier ebenfalls vorgefundenen Kisten mit den Verzeich-
nissen zu vergleichen. Von den mir geschickten 11 Kisten
^) Etudes sur le terrain liouiller de Commentiy, Livre 2. Flore
fossile, premiere Partie, Saint-Etienne 1888, p. 109—110, PI. IX, f. 5A,
Sitzunfj vom 10. Juli 1S9Z 125
sind die No. 1, 3, 4, 6, 7. 9, 10 ii. 11 iu meine Hände
gelangt, während No. 2, 5 und 8 fehlton. Die ange-
langten waren sämmtlich geöffnet worden. Ihr Inhalt war
mit gleichfalls hier vorgefundenen botanischen Sammlungs-
Gegenständen (von Herrn Prof. Schweinfurthi vermischt
und schlecht wieder verpackt worden, sodass manche Gläser
zerschlagen waren. Augenscheinlich fehlte auch Einiges,
wie z. B. von dem Zeichenmaterial nur noch 2 Bleifedern
vorhanden waren. Wo und von wem die Eröffnung erfolgte,
entzieht sich meiner Kenntniss.
Leider bin ich nun gezwungen, in Kurzem zur KĂĽste
zurückzumarschiren , sodass ich von dem vielen schönen
Material nicht mehr den Gehrauch machen kann, den ich
sonst hätte machen können. Wie lange wir noch auf die
demnächst zu erwartende Ablösung hier warten müssen,
kann ich noch nicht angeben, die Tage, die ich aber noch
hier verbleibe, will ich möglichst gut verwenden. In eini-
gen Tagen werde ich allerdings die Geschäfte der Station
bis zur Ablösung übernehmen müssen, sodass nicht viel Zeit
für die Wissenschaft übrig bleiben wird. Was hätte ich
da heimbringen können, wenn ich Ihre Sendung schon vor
einem Jahr gehabt hätte! So aber müssen Sie sich mit
einigen von Emin Pascha und mir gesammelten Vögel- und
Säugerbälgen, init einer grossen Anzahl von Insekten, sowie
mit einer Anzahl ^Mollusken, Lumbriciden und Anuren, und
einigen Fischen begnĂĽgen. Immerhin dĂĽrfte manches recht
Interessante darunter sein.
So habe ich Mollusken und Lumbriciden von 3800 m
Höhe von dem Runssoro (Ruenzori Stanley' s), interessante
Säuger aus dem Urwald {Bhynrhocyon n. sp.), einige Fische
aus dem Oberlauf des Huri, dem Albert-See und dem Al-
bert-Edward-See. Ich muss Sie in xVnbetracht der äusserst
erschw^erenden Umstände der Expedition bitten, einen mil-
den Maassstab bei Beurtheilung der Sammlungen anzulegen.
Grössere Alkohol-Exemplare konnten wir nicht conserviren
aus Mangel an Alkohol und Gelassen; auch an Trägern
war grosser Mangel. Deshalb wurden grössere Fische ge-
126 Gesellschaft naturforschcnäer Freunde, Berlin.
zeichnet und nur deren Schlundknochen, manchmal auch das
ganze Kopfskelett, conservirt.
Es wird Sie vielleicht interessiren . dass ich im Huri
an Fischen fand: Mastacenibelus sp., Atichenoghnis sp., 2
Species Laheo und eine mir unbestimmbare Physostomide;
im Albert- See fand ich: Cliromis 2 — 3 sp.. Pohjnemus? in
enormen Exemplaren, Bayrus sp., Ichthyhonis sp. (?), Fo-
lypterus sp., Bisticliodus (?) und Ciarias sp. FĂĽr den Vic-
toria-Nyansa kann ich ausser den im Verzeichniss der Yon
Dr. Fischer gesammelten Fische genannten Arten noch
Bagrussp., Ciarias sp., Protopf er us, Mastcicemhelus sp. und
Malaptenirus erwähnen .
Ich habe eine Serie von Schädeln (auch von 6 Zwer-
gen), und viele ethnographische Notizen, eine ziemlich be-
deutende Pflanzensammlung (3600 Nr.), eine Anzahl Mine-
ralien und manche ethnographische Gegenstände. Im Gan-
zen werden es wohl 25 — 30 Lasten w^erden. Natürlich
haben wir die ganze Route durch sorgfältige Messungen auf-
genommen und ein meteorologisches Journal (3 mal täglich)
von Bagamoyo an bis heute lĂĽckenlos gefĂĽhrt. Endlich
haben wir noch eine Serie von astronomischen Breiten-
Beobachtungen und Declinations -Bestimmungen.
Es wird Ihnen bekannt geworden sein, dass Dr. Emin
sich noch im Westen des Albert- See' s befindet, wo ihn eine
schwere Blattern -Epidemie zurĂĽckgehalten hat. Mit unbe-
schreiblichem Opfermuth hat er es auf sich genommen, mit
den Kranken allein dort zu bleiben und mich mit den Ge-
sunden vorauszusenden, um der Seuche Boden zu entziehen,
was nun auch gelungen ist. Er selbst aber sitzt noch, nach
den letzten Nachrichten (v. 13. Jan.) in Undussuma mit
vielen Kranken und ohne Träger. Seine Augen sind recht
schlecht geworden, sodass er kaum noch sehen kann.
Wenn ich auch fest hoffe, dass er in 2 — 3 Monaten
die hiesige Station erreichen wird, so w^rde ich doch w^ohl
vorher abmarschiren mĂĽssen und ihn erst an der KĂĽste
sehen können.
Die mir gütigst zugesandten Sammlungs- Gegenstände
werde ich w^ohl nicht alle verw^enden können; einen Theil,
Sitzuvg vom 10. Juli 189^. "127
den ich hier noch benutzen kann, werde ich gefĂĽllt mit der
Expedition nach der KĂĽste bringen, resp. voranfsenden und
Einiges fĂĽr den Marsch mit mir nehmen. Den Kest will
ich auf der Station lassen. Bei den theuren Trägerlöhnen
ist es wohl kaum der MĂĽhe werth, es wieder zur KĂĽste zu
schaffen, und glaube ich deshalb in Ihrem Sinne zu han-
deln, wenn ich das. was ich nicht benutzen kann, hier de-
ponire. Erstens könnte Dr. Emin Pascha noch vieles da-
von benutzen, dann aber stehen viele Expeditionen in Aus-,
sieht, in denen sich wohl Jemand finden wird, der wissen-
schaftliches Interesse hat. Ich w^erde natĂĽrlich betonen,
dass die Gegenstände Eigenthum des Königl. Museums für
Naturkunde sind und dass demnach die damit gesammelten
Gegenstände diesem zuzustellen sind.
Ende Juni oder im Juli hoffe ich an der KĂĽste zu sein
und dann bald nach Europa abzugehen. Mir ist das nicht
ganz recht, da ich mich hier noch ganz gesund und arbeits-
kräftig fühle.
Herr F. E. ScHULZE legte als einen ĂĽberraschenden
Fall von schĂĽtzender Aehnlichkeit einige Exemplare
des Lithiuus u ig rocr (Status Coquer. vor, eines RĂĽssel-
käfers, welcher in Madagaskar auf todten, mit Farmelia
crinita Ach. bewachsenen Aestchen lebt. Die Aehnlichkeit
dieses Käfers mit der Flechte ist so gross, dass das Thier
kaum zu erkennen ist, wenn es ruhig auf dem Flechten-
polster sitzt.
Im Umtausch wurden erhalten:
Naturwissenschaftliche Wochenschrift vonPoToxiE. VII. Bd.,
No. 26—29.
Jahresbericht u. Abhandl. des naturwissenschaftl. Vereins
in Magdeburg, 1891.
Bericht der Lese- und Eedehalle der deutschen Studenten
in Prag, 1891.
128 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.
Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau,
Juni 1892.
Földtaui Közlöny, XXII Kötet, 5—6 Füzet, Mai. Juni 1892.
Sitzungsberichte d. naturf. Gesellsch. in Dorpat, 3. Heft, 1891.
Schriften, herausgegeben von d. naturf. Ges. in Dorpat, VI,
1891.
Bulletins du Comite Geologique de St. Petersbourg. Vol. IX,
No. 9, 10, 1890; X, N. 1-5, 1891.
Memoire du Comite Geologique de St. Petersbourg, vol, XI,
Supplement au Tome X, No. 2, 1891.
Verhandlungen der Kais. Russ. Mineralog. Gesellschaft zu
St. Petersburg, zweite Serie, 28. Bd., 1891.
Verslagen en Mededeelingen d. Kgl. Akademie v. Weten-
schappen. Amsterdam. 3 Reeks, 8. Deel, 1891.
Neptunia. anno II, No. 17, Mai 1892.
Bollettino delle Pubblicazioni Italiane. No. 156, 157, Juni,
Juli 1892.
Revue Geographique internationale, No. 197, 198, März,
April. Mai 1892.
Annales de l'universite de Lyon, Tome III, fasc. 1, 2, 3,
1892.
Proceedings of the Zoological Society of London, 1892,
Part. I.
Trausactions of the Canadian Institute, Vol. II, part 2, No. 4,
April 1892.
Appeal to the Canadian Institute on the Rectification of
Parliament, 1892.
Annual Archaeological Report of the Canadian Institute,
1892.
Psyche, a Journal of Entomology, Vol. 6 No. 195.
El Instructor Periodico cientifico, literario; Aguascalientes,
Anno X, No. 2, 1892. (Mexico).
Druck von J. F. Starcke, Berlin.
Nr. 8. 1892.
S i t z u n g s - B e r i c h t
der
Gesellscliaft iiaturlbrsclieiKler Freunde
zu Berlin
vom 18. Oktober 1892.
Director: Herr Hilgendorf.
Herr NEHRING sprach ĂĽber Atlas und Epistropheus
des Bos primiyeniiis.
Aus den eingehenden ^[ittheilungen des Vortragenden
über die Formverhältnisse und die Dimensionen des Atlas
und Epistropheus bei Bos x^rimigenhis und anderen Boviden
sei hier nur hervorgehoben, dass der Vortragende irgend
w eiche durchgreifende Unterschiede zwischen Bos 2)n>ni(/e)iins
und Bos taunis in der Bildung jener beiden Halswirbel
nicht beobachten konnte. Die Unterschiede, welche RĂĽti-
MEYEK in seiner „Fauna der Pfahlbauten", p. 77 ff., über
Form und Grösse jener Wirbel bei Bos primigenius und
Bos taurus hervorhebt, hat der Vortragende an dem von
ihm verglichenen reichhaltigen Materiale^) entweder ĂĽber-
haupt nicht gefunden, oder als sehr variabel festgestellt.
Nach RĂśTiMEYEK soll am Epistropheus des Bos primi-
ytnius der Ganalis tnmsveYsarius {..Ganalis vertehralis'^ bei
^) In Beziie: auf Bos primi(jenins wurden verglichen: 3 montirte
Skelette dieses interessanten Wildrindes der Vorzeit im Zoolog. Museum
zu Kopenhagen, das montirte Skelet im Naturhistor. Museum zu Braun-
schweig aus dem Torfmoor von Alvesse, das montirte Skelet in der
zoolog. Sammlung der Landwirthschaftl. Hochschule zu Berlin aus dem
Torfmoor von Guhlen am Schwieloch-See, das bisher noch unmontirte
Skelet derselben Sammlung aus einem Torfmoor bei Brandenburg,
sowie eine Anzahl zusammengehöriger Halswirbel aus dem Löss von
Westeregeln, in derselben Sammlung.
8
130 Gesellschaft naUir forschender Freunde, Berlin.
RüTBiEYEii) gewöhnlich fehlen, während er bei Bos taunis
regelnlässig vorhanden ist; Vortragender hat jenen Kanal
bei allen ihm zugänglichen Exemplaren des Bos priml-
(jen'ms vorgefunden, gerade wie bei Bos taunis. Nach
RĂĽTiMEYER soll in der Form der Atlas-FlĂĽgel ein charak-
teristischer Unterschied zwischen Bos jn-hnigenms und Bos
taunis vorhanden sein; Vortragender zeigt, dass dieser
Unterschied fortfällt, sobald man den Atlas starkköpfiger
und starkgehörnter Exemplare von B, taunis mit dem von
B. primigeniiis vergleicht.
Dasselbe gilt von den angeblichen Grössen -Unter-
schieden; auch diese erweisen sich als hinfällig, wenn man
die betreffenden Wirbel der grössten und schwersten Rassen
des Hausrindes zum Vergleich heranzieht. Genaueres wird
an einem anderen Orte ĂĽber obiges Thema publizirt werden,
und zAvar unter Beigabe von Abbildungen und Messungen.
Aus der Form und den Dimensionen des Atlas und
des Epistropheus lassen sich irgend welche triftige Argu-
mente gegen die Ableitung des europäischen Hausrindes
von Bos primigeniiis nach der Ansicht des Vortragenden
nicht entnehmen.
Herr ^ATSCKIE sprach über einige Säugethiere von
Deutsch-Ost-Afrika.
Durch die Güte der Frau Geheimrath Böhm ist es
mir vergönnt gewesen, die herrlichen Aquarelle, welche der
imvergessliche Afrikaforscher Dr. R. Böhm hinterlassen hat,
einer sorgfältigen Durchsicht zu unterziehen. Es kam mir
vorzĂĽglich darauf an, einige der von Herrn Professor Dr.
NoACK in seiner Bearbeitung der BöHM'schen Ausbeute:
„Beiträge zur Kenntniss der Säugethier-Fauna von Ost- und
Central- Afrika" (Zool. Jahrb.. II, pag. 199—302) zweifel-
haft gelassenen Bestimmungen durch eine Vergleichung der
Böhm' sehen Notizen und Farbenskizzen möglichst klar zu
stellen. Bei dieser Gelegenheit w^ar es nöthig. auch die
zweite Arbeit des Herrn Professor Dr. Noack ĂĽber die von
Dr. Stuhlmaxn gesammelten Säugethiere (Jahrb. d. Hamb.
Wissensch. Anstalten, IX, p. 3 — 88) zu berücksichtigen.
Sitznmj vom 18. Octoher 18D2. 131
Es sei mir gestattet, meine etwas abweichenden Ansichten
über einige der von Böhm und Stuhlmann gesammelten
und beobachteten Arten lĂĽor niederzulegen.
Equus höh ml Mtscii. spec. nov.
Eine von Herrn Thiermaler Kuhnert auf seiner Reise
nach dem Kilimandjaro erworbene Haut eines Tigerpferdes
stimmt in der Farbe und Anordnung der Streifen YorzĂĽg-
lich mit den farbigen Abbildungen überein, welche Böhm
in seinen Aquarellen hinterlassen hat. Es sind pferdeartige
Thiere von weisslich gelber Grundfarbe mit hoher Nacken-
und Hinterhauptsmähne, unregelmässigen, oft unterbroche-
nen dunklen Binden an den Beinen bis zu den Hufen und
breiter Bänderung auf dem Körper; zwischen dem Vorder-
und Hinterschenkel befinden sich 6 — 8 schwarze Binden.
Herr Prof. Dr. Noack (1. c. p. 200) spricht die Art fĂĽr
Equus zehra L. an. Dass die ostafrikanische Form des
Tigerpferdes nichts mit dem Zebra zu thun haben kann,
geht schon aus dem Umstände hervor, dass in der Litte-
ratur keinerlei Erwähnung dieser Art aus den nördlich
vom Orange -Fluss gelegenen Gegenden gethan wird, viel-
mehr nördlich von Natal vom 29" s. Br. (Buckley P. Z.
S.. 1867, p. 282 und 291) und in der Kalahari- WĂĽste
(Fakini. trough the Kalahari - Desert, pag 464) nur Equus
hurclielU Gray, das pferdeähnliche, auf semmelgelbem Grunde
dunkel gestreifte Tigerpferd mit ungestreiften, weissen Bei-
nen gefunden wird. Das Zebra, welches nur die Gebirge
des Caplandes bewohnt, hat Eselsgestalt, regelmässige,
parallele, ununterbrochene Binden an den Beinen bis zu
den Hufen und ungefähr 10—12 schwarze oder schwarz-
braune Binden über den Körper zwischen der Schulter und
der HĂĽfte. Zwischen den FlĂĽssen Botletle und Sambese
fand CiiAPMANN ein Tigerpferd, welches sich vom Burchell-
Zebra durch bis an die Hufe gebänderte Beine unterscheidet.
La YARD beschrieb diese Form in den Proceedings of the
Zoological Society of London 1865. p. 417 als Equus chap-
manni Die im deutschen Schutzgebiete lebenden Tiger-
pferde sind von Thomas (P. Z. S., 1885, pag. 221) und
8*
132 GesellscJtaft nainrforschendcr Freunde, Berlin.
ScLATER (P. Z. S., 1890, p. 414) als Eqims chajmianni an-
gesprochen worden. Ich wĂĽrde dieser Ansicht unbedingt
beipflichten, wenn nicht alle von Böhm abgebildeten
Individuen, ebenso das im Besitz des Herrn Kuhnert
befindliche Fell, sowie ein im hiesigen zoologischen
Garten lebendes Exemplar in mancher Hinsicht von der
Layard' sehen Beschreibung abwichen. Dieselben haben
dunkle Streifen auf w eissgelbem Grunde, eine auffallend
hohe, scharf und breit gebänderte Mähne und die am Bur-
chell - Zebra so charakteristischen verwaschenen, grauen,
schmalen Binden zwischen den breiten, dunklen Streifen
nur auf dem Hintertheile des Körpers ganz schwach ange-
deutet. Layard"s Exemplare haben als Grundfarbe „raw
sienna" ; er erwähnt aber, dass Chapmaxn ein junges Thier
mit schneeweisser Grundfarbe erlegt habe. Es wäre somit
die Möglichkeit vorhanden, dass alle von mir berücksich-
tigten Tigerpferde junge Thiere gewesen sind und im Alter
den gelben Farbenton erhalten. Nun besitzt aber das Ber-
liner Museum ein neugeborenes Burchell - Zebra, welches
eine deutlich gelbe Grundfarbe, der des alten Thieres fast
gleichend, zeigt. Vom Quagga weiss man ebenfalls, dass
die Jungen den Alten in der Farbe ziemlich gleichen. Es
ist demnach nicht unwahrscheinlich, dass auch die alten
Tigerpferde des deutschen Schutzgebietes stets die weissgelbe
Grundfärbung zeigen. Böhm bildet eine Heerde dieser
Thiere ab und auf einem besonderen Blatte einen wittern-
den Leithengst; alle tragen die weissliche Färbung. Kirk
erw^ähnt für Sena (P. Z. S. 1864, p. 654) Equns lurclielli
für die Sena gegenüberliegenden Morambala-Berge nördlich
des Sambese Eqiius zehra, ebenso vom Niassa-See und Ba-
tuka; er unterscheidet beide durch die Farbe zwischen den
dunklen Streifen, welche beim Burchell -Zebra gelb sei.
Da das wahre E. ztbra unmöglich nördlich vom Sambese
vorkommen kann, so erscheint es sehr wahrscheinlich,
dass wir es auch hier wieder mit der hellen Form des deut-
schen Ost-Afrika zu thun haben. Wie schon oben erwähnt,
hat CHAPaiANN ein weiss und schwarz gestreiftes junges
Thier zwischen den von ihm entdeckten E. chaxmiamĂĽ ge-
Sitzung vom JS. Octoher 1892. 133
fundeii. Auch Buckley erwähnt (P. Z. S. 187ß, p. 282),
dass gelbe uiid weisse TlĂĽere neben einander vorkommen.
Diese Beobaclitungen sind aber sowohl von Buckle v als
von ChapiMann in einer Gegend gemacht worden, in wel-
clier höchst wahrscheinlich die Gebiete des echten Burchell-
Zebra und des hellen Tigerpferdes zusammenstossen, im
Gebiete zwischen Botletle und Sambese, und es dĂĽrfte nicht
unmöglich sein, dass Layakd einen Bastard zwischen bei-
den Formen beschrieben hat. Sclatek bildet P. Z. S. 1865,
Tb. XXII ein Thier ab, welches sehr gut auf die Layard'-
sche Beschreibung passt; es ist gelb mit dunklen Streifen,
bis an die Hufe gebändert und zeigt auf dem ganzen Kör-
per zwischen den breiten, schwarzen Streifen die schmalen
dunklen Binden des Burchell - Zebra, gleicht aber in der
Gestalt keineswegs dem im hiesigen zoologischen Garten
befindlichen weisslichen Tigerpferde, sondern auffallend dem
Burchell - Zebra. Ich glaube , dass entweder die Chap-
MANN'sche Art sowohl vom Burchell - Zebra als von dem
Tigerpferde Deutsch-Ost- Afrika' s getrennt werden muss und
die Verbreitung derselben sich auf die Grenzgebiete zwi-
schen Limpopo und Sambese beschränkt, oder dass wir es
mit einem Bastard zu thun liaben. In beiden Fällen muss
fĂĽr das Tigerpferd mit w eissgelbem Farbenton, breiten
RĂĽckenbinden, zwischen denen auf den Schenkeln nur Spuren
von engen dunklen Binden vorhanden sind, mit Pferde-
kopf und gebänderten Beinen ein neuer Name geschaffen
werden. Ich schlage fĂĽr diese Form den Namen Equus
höhmi vor. — Die Nordgrenze der Verbreitung von Equus
hohmi bildet ungefähr der erste Grad südlicher Breite nach
V. Telecky und v. Höhnel; nördlich des Tanaflusses tritt
ein eselartiges Thier auf, mit grossen Ohren, Eselskopf,
semmelgelber Grundfarbe und sehr schmalen , dunklen
Streifen. Fciiius yrevyi A. M.-E.. welches vom Somalilande
und Schoa nachgewiesen ist, welches nach Grant (P. Z. S.
1883. p. 176) Usui und Uganda bewohnt und nach Emin
(Reisebriefe, p. 274) im Schul i- und Langolande lebt.
134 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
Kolnis defassa RĂĽpp.
Kohus singsing Gray, Noack, 1. c. p. 203. — Kolms
eUipsiprymmis Oc^ilb., Noack, 1. c. p. 11. — Kohus
elUpsixyrijmmis Ogilb. , Pagenstecher, Jahrb. wiss.
Anst. Hamburg. II, p. 36.
Kohus singshig Gray unterscheidet sich von K. defassa
Rüpi». durch das Fehlen der hellrostrothen Stirnfärbuug,
K. elli2)siprymnus durch dieses Merkmal und das Vorhan-
densein eines weissen Hüftstreifs. Im Gehörn unterschei-
den sich die drei Arten dadurch, dass die Stangen Yon K
ellipsiprymnus in der Basalhälfte stark nach aussen, im
Spitzentheile stark nach innen, diejenigeu von defassa im
Basaltheile stark nach hinten und aussen, im Spitzentheil
nach vorn gebogen sind, während die Senegalform, für
welche wohl der ältere Name K unctuosus (Laur.) auge-
w^endet werden muss, wenig gekrĂĽmmte, am Spitzentheil
nicht so spitz ausgezogene Hörner zeigt, wie die beiden
anderen Arten, und bei derselben die Entfernung zwischen
den beiden Stangen an den Spitzen am grössten ist. Alle
Gehörne des Wasserbocks aus dem deutschen Gebiet,
welche ich gesehen habe, gehören zu K. defassa; Böhm
bildet oft die herrlichen Thiere mit dem auffallenden hell-
rothen Stirnfleck und dem kĂĽhn nach vorn geschwungenen
Gehörn ab. Herr Professor Dr. Noack hat unter K. sing-
sing Gray die beiden von Böhm gesammelten Arten ver-
einigt; die Form mit rother Stirn fand Böhm am Wualaba,
am Ugalla und bei Gonda; westlich vom Tanganjika in
Marungu, ĂĽrua und am Likulve und Luvule ist nur die graue
Form ohne Rothbraun auf der Stirn mit schwarzem Gehörn,
A, unctuosa Laur., wie ein von Böhm gesammeltes Gehörn
beweist und wie auch Böhm, 1. c. p. 203, deutlich angiebt.
Der von Stuhlmann gesammelte Schädel (1. c. p. 11) ist
als eUipsiprymmis gedeutet, obwohl Stuhlmann meines
Wissens nicht im Gebiet dieser Art gesammelt hat, welche
mir nur bis nördlich zum Sambese sicher nachgewiesen
erscheint. Alle von Böhm, Fischer und Hildebrandt er-
beuteten Wasserbockgehörne sind solche von K. defassa,
auch das in Klein-Aruscha gesammelte, von Pagenstecher
Sitzmig roni IS. Ocfohcr JSf).?. l35
1. c. p. 3G besproeliene, dessen Maasse „nach der hinteren
Kriinmiung 57 cm und klaffen an den Spitzen 30 cm" auf
(•Uipsiin-ymnus nicht passen.
Strepsiceros suara Mtsch. spec. uov.
Adenota hob Gray (?). Noack 1. c. p. 204. — Aepyceros
melampus? , Koack, 1. c. p. 207. — Tragdaphus speküf
Noack 1. c. p. 12.
Etwa von Dannvildstärke , ähnlich Trag, sjyeh'd Scl.,
aber hellgelbbraun und ohne weisse Kehlbinde, 9 ohne
Hörner. Ueber den Augen, Innenseite der Ohren, um die
Lippen, Stirn und Kehle, Innenseite der Beine und Bauch
weiss. KĂĽcken, namentlich der HinterrĂĽcken dunkler, Ober-
seite des langen, unten behaarten Schwanzes. Strich längs
der Schenkel, kleiner Fleck am Fersengelenk und den
Afterklauen schwarz. Gehörn: Stangen auf der Vorderseite
gemessen längs der Windungen: 48—51, grösster Abstand
der Stangeuspitzen 21 — ^26 cm. directer Abstand von der
Basis zur Spitze 41 — 42 cm. Umfang der Stangen an der
Basis 14 cm. Das Gehörn hat in der Form grosse Aehn-
lichkeit mit dem von TrageJapjlius gratus Scl.. ist aber
hellbraun, kleiner und zierliclier, die Stangen sind runder
und im Spitzentheil nicht scharf nach oben, sondern mehr
nach hinten und unten gewunden, so dass das Gehörn
von der Seite gesehen demjenigen von A. cervicapra Fall.
ausserordentlich ähnlich ist, sobald man von dem Mangel
der Ringelung absieht.
Nach Böhm's Tagebuch bei Gonda und am Ugalla-
Fluss häufig; Geliörne sah ich in grösserer Anzahl in der
Sammlung des Herrn Thiermaler Kuhxert, welcher die
Kilimandjaro - Gegend besucht hat. Wanyamuesi-Name:
Suara.
Damalis jimela Mtsch. sp. nov.
Damah's senegaJensis Gray, Noack 1. c. p. 208. — Scla-
TER. P. Z. S., p. 354—357. ^Jimela'^ d. Wangatmiesi.
Die im deutschen Schutzgebiete lebende Damalis kann
nicht als D. senegaleiisis Gray aufgefĂĽhrt werden aus fol-
genden GrĂĽnden. D. soicgaJfnsis Gray ist rotligrau; breiter.
136 Gesellsdmft natur forschender Freunde, Berlin.
Streifen von der Nase zum Hinterhaupt, kleiner Fleck hin-
ter den Augen, schmaler Streifen ĂĽber dem Mundwinkel.
Schultergegend, vorderer und hinterer Oberschenkel schwarz;
auf der Innenseite der Oberschenkel eine breite schwarze
Binde; Unterschenkel von Körperfarbe. Hörner stark nach
aussen und hinten gebogen. Hab. Senegambien. Ein aus-
gestopftes Thier in der Berliner Sammlung. Die Da-
malis des deutschen Schutzgebietes unterscheidet sich von
der Senegalform dadurch, dass die schwarze Binde auf der
Innenseite der Schenkel fehlt, die Vorderbeine bis zu den
Hufen vorn schw^arz sind, aber das Schwarz an den Hinter-
schenkeln auf die Hüftgegend beschränkt ist. Die Hörner
sind leierförmig nach oben gewunden, die Hornspitzen nach
oben, nicht nach hinten gerichtet. Sclater bildet P. Z. S.
p. 355 und 356 einen Schädel dieser Art ab, während die
Senegalform in Knowsl. Men. t. XXI gut dargestellt ist.
Wir besitzen Gehörne beider Geschlechter, das des cf ist dem
des $ sehr ähnlich, nur stärker. Verbreitung nach Böhm:
Unyamuesi, Kataniboga. nach G. A. Fischer nördlich von
Malindi, im sĂĽdlichen Gallalande und im Somalilande die
gemeinste und bekannteste Antilope, nach Sclater und
und KiRK von Sabaki bis zum Juba-Fluss. — Heuglin's
Bamalis Hang, Ant. u. BĂĽff. Nordost- Afrikas, p. 22. Tb. I
a. b. , unterscheidet sich von den beiden oben erwähnten
Formen durch schwarzen RĂĽckenstreif und schwarze Aussen-
seite der Beine sowie durch die Gestalt des Gehörns, w^el-
ches schv.ach lyraförmig nach hinten gebogen ist und im
Spitzentheile fast parallel verläuft. Es ist mir nicht mög-
lich, diese drei so gut in der Färbung des Körpers und in
der Gestalt der Hörner unterschiedenen Formen unter einem
Namen zu vereinigen. Ich schlage vor, die Bamalis von
Deutsch-OstafrikaalsZ)aw?a?/Ă„y/?;;e?a n. sj). (nachdemn. indig.)
abzusondern. Das Verbreitungsgebiet dieser Antilope er-
streckt sich vom Sabaki nordwärts sicher bis zum Juba-
Fluss, während D. tking von Heüglin für den Sobat, Ghasal
und Kir angegeben wird. Letztere Form ist es, welche Emin
(Reisebriefe, p. 144) fĂĽr das Westufer des Nil bei Magungo,
Baker (Ismailia. I. p. Q'S u. 74) für Faschoda erwähnt.
Sitzumj mm IS. Octoher 1892. 137
Buhalis leucoprymnus Mtsch. spec. dov.
Alcdaphus caama Gkay, Noack 1. c. p. 208. -- Alcclaphus
Ik'Jdcustclnl Ptks. , Noaok 1. c. p. 11.
Aehnlich B. lichtensteini Ptrs. , aber hellgelb, Schul-
tern und Oberarm schwärzlicli, Hiuterseite der Lenden
weiss, Gehörn im geraden Spitzentheile viel länger als die
Entfernung der Hörner von einander bei der zweiten Krüm-
mung. Verbreitung: wahrscheinlich vom Rowuma bis zum
Pangani, westlich bis zum Tanganjika-See und Nordende
desNiassa - Sees und weiter in Urua, am Lualaba und Li-
kulwe. Diese Kuliantilope ist im Gehörn B. liclitensteini
ausserordentlich ähnlich, nur ist der breite Basaltheil sowie
der gerade Spitzentheil des Gehörns viel länger als bei
B.- licJĂĽensteini wie aus den Maassen ersichtlich:
Länge der geraden Endspitzen der Hörner: 14 — 16 cm.
Abstand der Hörner von einander bei der zweiten Krüm-
mung: 5 — 12 cm.
Abstand der Hörner von einander bei der ersten Krüm-
mung: 20 — 23 cm.
Abstand der Hörner von einander an der Basis: 3—3,5 cm.
Höhe der Hörner an der Basis: 7,5 — 8 cm.
Breite der Hörner an der Basis: 10,5—11,5 cm.
Der Schädel dieser Art zeichnet sich im Gegensatz zu
demjenigen von B. lichtensteini dadurch aus, dass die Pa-
rietalia am Margo sagittalis zu einer wulstigen, dicken Crista
angeschwollen sind, welche sich bei allen untersuchten
Schädeln findet und nach Böhm's Abbildungen sich auch
bei dem lebenden Thiere scharf bemerklich macht. Ein
Fell dieser Art habe ich nicht gesehen, wohl aber geben
die vorzüglichen Aquarelle Dr. Röhm's uns sicheren Auf-
schluss ĂĽbei' das Aussehen dieses Thieres. Es ist von ihm
stets hellgelb angegeben worden, mit gelblicher Stirn, ohne
Andeutung einer sattelförmigen Binde auf dem Rücken, mit
schwärzlichen Schultern und Vordertheile der Vorderschen-
kel, mit hellgelben Hinterschenkeln und auffallendem
weissen Fleck an den Lenden. Lichtenstein's Kuhantilope
ist vom Limpopo bis zum nordwestlichen Ende des Niassa
See's. woher Gkawshay (P. Z. S. 1890. p. 662) einen Schä-
138 Gesellschaft nntnrforschender Freunde, Berlin.
(lel abbildet, yerbreitet, B. caama Schreb. ist auf das Cap-
land und Transvaal beschränkt. Herr Prof. Dr. Noack
vermuthet 1. c. p. 207 unter 6. Antilope spec. Marungu
B. licJitensteim westlich vom Tangaujika-See nach einer Be-
merkung in Böhm's Tagebuch: „Die alten auf dem Rücken
graulich, mit rothbraunem, nach hinten breiter werdendem
Mittelstreif." B. lichtensteini hat aber nach Peters' Ori-
ginalbeschreibung in Reise nach Mossambique, p. 191, einen
röthlich gelben, nicht graulichen Rücken, auf dessen Mitte
eine zimmtbraune, nicht rothbraune, hinten nicht breiter
werdende Binde verläuft. L. c. p. 11 ist ^o\so\i\ Alcelaxjlms
caama für Deutsch - Afrika (2 Schädel von Bagaraojo), als
auch A. lichtensteini (ein Schädel und ein Gehörn aus dem
Hinterlande des Pangani). angegeben. G. A. Fischer hat
bei Bagamojo nur B. leucoprymnus gesammelt, verschiedene
Herren ans der Schutztruppe dort nur eben diese Art. Ich
glaube nicht, dass zwischen Rowuma und Pangani 2 ver-
schiedene Buhalis-kvi^w neben einander leben. Die Bemer-
kung bei Noack, 1. c. p. 11, fĂĽr B. lichtensteini: ,.Auch von
G. A. Fischer gefunden und von Pagenstecher (Hamb.
Jahr. 1885) besprochen", bedarf einer Richtigstellung.
Fischer sammelte allerdings in Bagamojo B. leucoprymnus,
welche lichtensteini ähnlich ist, das Gehörn hingegen, wel-
ches er von Dönyo Ngai heimbrachte, und welches Pagen-
stecher für die „von Thomson angeführte, aber nicht be-
schriebene, angeblich neue A. coJcei'' hielt, gehört nach der
Beschreibung: „gerippter Theil des Horns. von der Wurzel
aus gerechnet, führt das Hörn hauptsächlich nach aus-
wärts", sicher zu B. coJcei Gthr. (Ann. Mag., V, 14, p. 425),
welche nördlich vom Pangani überall gefunden wird, im
Kilimandjaro-Gebiet häufig sein muss (ich sah eine grössere
Menge von Schädeln aus dieser Gegend) und am See Yipe
durch VON der Decken gesammelt wurde {A. caama Cuv.
Peters, in Decken's Reisen. III, 1. p. 9).
Eleotragus vardoni Livingstone.
Aepyceros melampus und Antilope 2 spec.?, Noack, 1. c.
p. 206. — Cohus vardoni Sclat., P. Z. S. 1890, p. 98.
Diese Art ist von Böhm mehrfach sehr gut abgebildet;
Sitzung vom 18. Octoher 1892. 139
die Berliner Sammlung besitzt zwar E. vardonl nicht, aber
(He BöiiM'schen Aquarelle stimmen so gut mit der Abbil-
dung in P. Z. S. 1881. p. 759, tb. LXV ĂĽberein, dass ein
Zweifel ausgeschlossen sein dĂĽrfte. Diese Art ist bisher
nur vem Chobe-Fluss, dem Barotsi-Thal, der Gegend zwi-
schen dem Tanganjika- und Moero-See, vom Luvunso bis
zum Lualaba, am Lufire, Likulve und Luvule bekannt
geworden.
Graphiiuiis murinus (Desm.).
Herr Professor Dr. Noack hält 1. c. p. 35 seinen Elio-
mys microtis als Art aufrecht. Das Exemplar, auf welches
diese Art begründet wurde, ist von mir sehr sorgfältig un-
tersucht worden, und ich habe seiner Zeit darĂĽber Herrn
Reuvens berichtet, als er an seiner Monographie ĂĽber die
Myoxidae arbeitete. Das Thier ist bei einem Grasbrande
getödtet worden, die Ohren sind, wie ihr verkohlter Rand
zeigt, theilweise verbrannt, daher kleiner als die eines nor-
malen G. murhuis; die Körperhaare sind zum grossen Theile
angesengt, ein RĂĽckenstreif ist nicht zu erkennen. Auch
der Schädel weist in der Gestalt der Stirnbeine keine Ver-
schiedenheiten von 7)«(r/>/?i5- Exemplaren auf.
Sckirus mutahilis Ptks.
Sclurus cepapi Smith, Noack, 1. c. p. 35.
Aus den Dubletten der SruHLMANN'schen Ausbeute
erhielt das Berliner Museum ein Exemplar dieser Art mit
der Bezeichnung: (/ 4, XII, 1889, Macuji, Kindi, Pangani.
Unterseite hellrostroth ; Haare der Oberseite an der
Basis braunschwarz, dann braunroth, an der Spitze auf ein
Drittel der Länge schwarz, von einem breiten, weissgelben
Ringe unterbrochen. Auch die Färbung des Schwanzes und
Ohres ganz wie in Noack's Beschreibung von Sc. cepapi.
Sc. cepapi hat oben und unten je fĂĽnf Molaren, ist viel
kleiner und kann kaum mit Sc. mutahilis verwechselt wer-
den. Das von Pa(jexstecher. 1. c. p. 42, besprochene
Exemplar vom Pangani stimmt gut mit dem Stuhlmanx-
schen ĂĽberein.
140 Gesellschaft naturforschemler Freimde, Berlin.
Canis adustus Sund.
Can'is aureus resp. adustus Sund., Noack 1. c. p. 257. —
Canis aureus L., Noack 1. c. p. 49.
C. aureus L. bewohnt Vorder -Indien und Ceylon nnd
hat mit den afrikanischen Schakalen wenig Aehnlichkeit.
Augenblicklich befinden sich im hiesigen zoologischen Gar-
ten Vertreter von Schakalen aus verschiedenen Gegenden.
Der indische Schakal fällt sofort durch die kurzen Ohren,
den dicken, laugen Hals, die langen Beine und den am
Körper anliegend getragenen , verhältnissmässig dünneu
Schwanz auf. Alle afrikanischen Schakale haben längere
Ohren, einen kĂĽrzeren Hals und buschigeren Schwanz.
Diese Unterschiede werden durch sehr gelungene Bleistift-
zeichnungen demonstrirt, welche eine Thiermalerin, Frau
A. Karbe geb. Held freundlichst fĂĽr diesen Zweck nach
dem Leben angefertigt hatte.
Viverra civetta orientalis Mtsch. (?)
Arch. Naturg. 1891, p. 2.
Viverra meyaspila Blyth, Noack, 1. c. p. 52, tb. I. Nr. 5.
Das Vorkommen von Viverra megaspila auf Sansibar
wäre sehr auifallend. Eine Vergleichung der Noack'
sehen Abbildung mit der von GĂĽnther, P. Z. S. 1876,
tb. XXXVII, gegebenen und der Beschreibung von orien-
talis in Arch. Naturgeschichte macht es wahrscheinlich,
dass StĂĽhlmann's junge Zibethkatze von Sansibar zu der
östlichen hellen Localform von eivetta gehört. Auf der
Abbildung Tb. I, Nr. 5 ist der Schwanz der angeblichen
F. megaspila langhaarig gezeichnet, wie der von civetta;
V. megaspila hat einen runden, ziemlich dĂĽnnen Schwanz.
Ferner fehlen der Abbildung die dunklen Brustbinden von
megas2yila und die weisse Grundfärbung des Halses; auch
das Haar von megasptila, welche das Berliner Museum in
mehreren Exemplaren besitzt, ist keineswegs so lang und
straff, dass es die Körperzeichnung undeutlich macht. Da-
gegen stimmt die Abbildung ganz vorzĂĽglich zu meiner V.
orientalis, sodass es wohl angemessen erscheint, bis auf
weiteres noch T". megaspila als ausschliesslich hinterindische
Art fortzufĂĽhren.
SĂĽziĂĽKj roiii IS. OctĂĽbcr 1S92. \ 4 1
Herr Arthur Krause legte llelix ericctonim MĂĽll.
und lleVtx candicans Ziegl. {ohvia Ziegl.) von Lands-
berg a. W. vor. — Herr Dr. Tii. Müllek hat i)eide Arten
daselbst in diesem Sommer in den vor der Stadt an
der Cladower Strasse gelegenen Kiesgruben zahlreich an-
getroffen. Nach gĂĽtiger Mittheilung des Herrn Professor
VON Marxens ist die eine der beiden Arten. Helix erl-
cetomm ^IĂĽll. , schon im Jahre 1890 von Herrn Fleisch-
fresser in Marienspring bei Landsberg gesammelt worden.
Beide Arten scheinen sich immer mehr nnd mehr in Nord-
deiitschland auszubreiten, daher ist es von Interesse, ihr
A^ordriugen im Einzelnen zu verfolgen. — Im xVnschluss
hieran erwähnte Herr Prof. Nehking, dass //. ohvia Ziegl.
auch in diesem Jahre bei Misdroy von ihm häufig beob-
achtet worden ist.
Herr H. ScHALOW spracli ĂĽber das Vorkommen von
Fratincola nihicola (L.) im Ă–stlichen Norddeutsch-
land.
Von der Gattung Fratincola Koch kennen wir bis jetzt,
abgesehen von einigen ternär benannten Subspezies, vier-
zehn Arten, welche Europa. Asien. Afrika und die Sunda-
inseln bewohnen. Von diesen vierzehn Arten gehören fünf
dem westlichen Theile der palaearktischen Region an:
Fratincola ruhetra (L.) und nihicola (L.). beide ĂĽber einen
grossen Theil Europas verbreitet. Fr. maura (Pall). Fr.
hcmprichii (Ehrbg.) und Fr. moiissieri (Olph-Gall). Im
Gegensatz zu den beiden erstgenannten Arten der Gattung
haben die drei letzteren ein verhältnissmässig sehr eng
begrenztes Gebiet der Verbreitung. Die schöne Fratincola
moussieri (Olph-Gall). welche frĂĽher irrthĂĽmlich zur Gat-
tung Biiticilla Brehm gestellt wurde, und der erst Cabanis
die richtige generische Stellung zugewiesen, ist in ihrem
Vorkommen auf das Atlasgebiet beschränkt. Fr. hcmprichii
(f^HRBG.) bewolmt den Kaukasus. Kleinasien. Persien, und
Fr. maura (Pall) den östlichen Theil des westlich -palae-
arktischen Faunengebietes.
Bezüglich des Vorkommens der beiden europäischen
â– (42 Gesellschaft naturforschcudcr Freunde, Berlin.
Arten der Gattung in Norddeutschland möchte ich mir
einige Mittheilungen zu machen und auf einige neue That-
sachen hinzuweisen erlauben, welche auf eine Ausdehnung
des bisherigen Wohngebietes von Fr. nthicola (L.) zu deuten
scheinen.
Es ist bekannt, dass fĂĽr unsere beiden deutschen
Krähenarten, Corvus coniix L. und C. corone L.. in Nord-
deutschland die Elbe die Grenze der Verbreitung bildet.
Die Gebiete östlich der Elbe bewohnt Corvus cornix, die-
jenigen westlich des genannten Flusses C. corone L. Direkt
an der Elbe findet ein Uebergreifen des Vorkommens der
beiden Arten statt, doch erstreckt sich dieses auf nicht
mehr als höchstens zwei Wegstunden nach den beiden Rich-
tungen hin. und immer so, dass östlich der Elbe C. cornix
und westlich C. corone die Majorität bildet. Im Eibgebiet
selbst AVerden oft Bastarde zwischen beiden Arten ge-
funden.
Diese scharf gezogene Grenze bei zwei sehr nahe-
stehenden Vogel arten ist sicherlich nicht ohne Interesse.
Es muss immer als eine eigen thĂĽmliche Erscheinung be-
zeichnet werden, dass bei Vögeln, die doch vermöge ihrer
ganzen Körperorganisation weit mehr als ii'gend ein anderes
Thier befähigt sind, ihre Wohnplätze leicht zu ändern, oft
durch einen Fluss. einen Meeresarm oder durch einen
schmalen Landstreifen, selten dagegen durch einen Gebirgs-
zug, eine scharfe Grenze der Verbreitung zwischen nahe-
stehenden Arten, die in dem benachbarten Gebiete genau
dieselben Bedingungen fĂĽr ihre Existenz finden wĂĽrden,
gezogen wird.
Aehnlich der Verbreitung der genannten Krähen ist die
der beiden deutschen PratincoJa- Arten, nur dass hier nicht
ein Fluss, sondern ein relativ schmaler Landstrich die
Grenze der Verbreitung in Norddcutschland bildet. Fr.
ruhetra (L.) ist ein ständiger Bewohner der Gebiete östlich
der Elbe, der westlich der Weser nur sehr vereinzelt, wenn
ĂĽberhaupt, als Brutvogel vorkommen dĂĽrfte, dagegen be-
wohnt Fr. rnhicola (L.) als Brutvogel fast ausschliesslich
die Landstriche westlich der Weser bezw. der Werra und
Sitnouj roin 1.^. Cctohcr 1S92. 143
kommt östlich der Elbe nur als ziifälli^^er Irrgast auf dem
Zuge vor. Das Gebiet zwischen Elbe einerseits und Weser
und Werra andererseits, im SĂĽden durch das Erzgebirge
abgegrenzt, bewohnen beide Arten, doch scheint Pr. nihctra,
wenigstens im nördlichen Theil. die vorherrschende zu sein.
Während der Zugzeit ist die letztere auch westlich der
Weser häufig. Wenn wir die Lokalfaunen, w^elche die Ge-
biete westlich der Weser behandeln, in Bezug auf das Vor-
konmien der beiden Wiesenschmätzer durchsehen, so finden
wir nur Pr. ruhicola (L.). und zwar ausschliesslich als
Brutvogel verzeichnet, um so häufiger, je weiter wir nach
Westen gehen. So ist sie z. B. im ganzen Rheinthal, von
Wesel südlich bis zum Main, sehr häufig, etwas seltener in
Darmstadt, Hessen-Nassau, ^A^estfalen und im Teutoburger
Wald. Neuere Beobachter aus den beiden letzten Gebieten,
wie Landois, Tenx'khoff und Schacht, bemerken aus-
drĂĽcklich, dass Pr. ruhicola in den letzten Jahren als Brut-
vogel seltener geworden sei. Nähern wir uns nun in öst-
licher Kichtung der Weser, so finden wir zwar Pr. ruhicola
als die ausschliessliche, aber doch in geringerer Individuen-
menge auftretende Art. So in Oldenburg und Hannover.
In den Grenzgebieten zwischen Weser, Werra und Elbe
brĂĽten Pr. ruhetra und ruhicola, doch ist letztere Art ent-
schieden die seltenere. Prof. Liebe z. B., der beste Kenner
der Vogelfauna ThĂĽringens . betont ausdrĂĽcklich , dass Pr.
ruhicola stets fĂĽr OstthĂĽringen als ein sehr seltener Brut-
vogel bezeichnet Averden musste und dies jetzt noch mehr
als frĂĽher. FĂĽr einzelne Gegenden dieses Gebietes ist die
Art ĂĽberhaupt noch nicht nachgewiesen. In dem sĂĽd-
östlichsten Theil des Grenzgebietes ist Pr. ruhicola nur ein-
mal als Brutvogel beim Kirchhof der Festung Königstein
an der Elbe aufgefunden worden (A. v. Homeyek. J. f. 0.
1871. p. 108).
Oestlich der Elbe kannten wir nach den bis jetzt vor-
liegenden Beobachtungen nur Pr. ruhetra als häufigen und
ausschliesslichen Brutvogel. Nur sehr wenige sichere Fälle
sind bekannt, in denen Pr. ruhicola auf dem Zuge in
diesem Theile Norddeutschlands erbeutet wurde. Die Mit-
J44 Gcselhchaft nattirforschendei' Freunde, Berlin.
theilimgen über das Brüten dieser Art dürften sämmtlich
als irrige zu bezeichnen sein. Die meisten Angaben hier-
über beruhen auf einer Verwechselung der jungen Vögel,
welche sich im ersten Gefieder sehr ähnlich sehen und nur
durch die Färbung des Uropygiums unterscheiden. Fr.
ruhicola ist in Mecklenburg — Zander in seiner trefflichen
Uebersicht der Vögel Mecklenburgs (1861) kennt noch keinen
Fall — , in Pommern (E. v. Homeyer), Lausitz (Tobias).
Schlesien (Gloger) sehr vereinzelt beobachtet worden. Aus
Brandenburg kenne ich nur ein auf dem Zuge bei Tegel
geschossenes $ , welches sich jetzt in der Sammlung der
hiesigen Landw. Hochschule befindet. Zwei weitere Vögel
dieser Art sollen nach Stimming bei Brandenburg beob-
achtet worden sein. Die Angaben Vangerow's ĂĽber das
Brutvorkommen in der Mark sind wie so viele Mittheilungen
dieses unzuverlässigen Beobachters falsch, desgleichen die
Beobachtungen Lindner* s bei Kressen (Monatsschr. 1886,
p. 154). der die Art olTenbar mit Pr. nihetm verwechselte.
Die Veröffentlichungen H. Meiers über das Vorkommen der
Art in Ostpreussen sind bereits mit Recht von Hartekt
(Wiener Mitth. 1887, p. 164) angezweifelt worden. Aus den
Preussen angrenzenden russischen Gebieten ist, wie ich
nebenbei bemerken will, Pr. ruhicola (L.) absolut unbekannt.
Büchner betont (Vögel d. Petsbg. Gouvernements. 1886,
p. 137) ausdrĂĽcklich, dass die Art stets mit Fr. riihetra
verwechselt worden sei.
So war denn bis jetzt kein einziger sicherer Fall
des Brutvorkommens von Fr. ruhicola (L.) östlich der Elbe
In Norddeutschland bekannt. Da erhielt ich von Herrn
W. Baer. Custos des Museums in Xiesky. Ober -Lausitz,
die Nachricht, dass er Fr. ruhicola in seiner Gegend brĂĽtend
aufgefunden habe. Auf meine sofortige Anfrage, ob auch
nicht eine Verwechselung mit dem braunkehligen Wiesen-
schmätzer vorläge, theilte mir der Genanute mit. dass er
am 27. Juli 1889 auf dem Gebiete von Ober-Horka. Kreis
Rothenburg, ein altes cT erlegt habe, welches sich jetzt im
Museum der Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz befinde,
dass er im Jahre 1 890 aus einem am 22. April ebenda ge-
Sitzutuj vom IS. October 1S92. 145
fundenen Gelege yon 6 Eiern zwei derselben erhalten, und
dass am 29. Juni desselben Jahres daselbst ein junger Vogel
erlegt worden sei. Die Eier sowie den jungen Vogel erhielt
ich von Herrn Baer zur Bestimmung. Beide, Eier wie der
junge Vogel, gehörten unzweifelhaft zu Pr. ruhicolci. Ich
habe den letzteren dem hiesigen Zoologischen Museum ĂĽber-
geben. Auch im Jahre 1891 wurden wieder alte Vögel zur
Brutzeit, am 27. Mai. 24. Juni und 19. August, auf den
Torfwiesen bei Ober-PIorka beobachtet. Herrn Baer gebĂĽhrt
somit das Verdienst das Brutvorkommen von Pr. rublcola (L.)
östlich der Elbe in Norddeutschland zum ersten Male
sicher nachgewiesen zu haben. Ich finde noch die Notiz,
dass auch auf den Wiesen der Strachate bei Breslau im
Jahre 1889 ein Pärchen zur Brutzeit erlegt worden ist
(Flöricke. Ornith. Jahrb., 1890, p. 196). Ob wir es nun
hier in der Ober-Lausitz mit einem isolirten, lokalen Brut-
vorkommen zu thuu haben, oder ob eine Aenderunt^ in der
Verbreitung von Pr. rubicola allmählich stattfindet, wie sie
ähnlich in den letzten Dezennien bei Erithacus titis (L.),
Galerita cristata (L.). Serinus serinus (L.), Turdus pilaris (L.)
u. a. konstatirt w^orden ist, das werden erst fortgesetzte
Beobachtungen darthun können. Vollzieht sich eine Aus-
dehnung des Wohngebietes dieses Wiesenschmätzers in Nord-
deutschland, so dĂĽrfte die Einwanderung in das fremde
Gebiet nicht vom Centrum der Verbreitung, sondern wahr-
scheinlich von Böhmen oder Oesterreich aus stattfinden, wo
Prcdincola ruhicolci (L.), wenn auch nicht so häufig wie im
Westen, doch ständig als Brutvogel lebt.
Herr P. AsCHERSON machte folgende Mittheilung:
Professor E. Sickexberger in Cairo, der ebenso viel-
seitige als grĂĽndliche Forscher auf dem Gebiete der Landes-
kunde Aegyptens. schreibt an Professor G. Schweinfurth
d. d. El-' Arisch. 25. September 1892:
,,An der Tanitischen NilmĂĽndung (EschtĂĽm-el-Gemileh,
westlich von Port Said) war ich einen Tag, um den Fang
der Hutta. des Butarcha-Fisches^). der mit HĂĽlfe der wilden
^) Ueber die den Butarch, den neuerdings olt besprocheneu
\ 4() Gesellschaft naturforscliender Freunde, Berlin.
Delphine getrieben wird, und die Bereitung der Butarcha
mir anzusehen. Diese Delphine kommen auf das Pfeifen
der Fischer herbei, selbst bis auf 1—2 Schritte, wenn es
die Tiefe des Wassers erlaubt, ziehen dann in einer Reihe
längs den Zügen ^) der Hutta hin, welche entsetzt in die
neben ihnen aufgestellten Netze der Fischer flüchten, wäh-
rend diejenigen, die nicht schnell genug in die Netze gehen,
von den Delphinen aufgefressen werden. Auf die Tödtung
oder den Fang eines Delphins ist eine Strafe Aon einem
Pfund ^) gesetzt Und handeln die Thiere genau so, als ob
sie es wĂĽssten."
Diese kurze, anspruchslose Notiz ist vom höchstem
Interesse, da sie vollinhaltlich mit folgender Nachricht ĂĽber-
einstimmt, die uns Plinius (Nat. Hist. IX. 9) ĂĽberliefert hat.
Nachdem der grosse Real-Encyklopädist des Alterthums die
bekannten Erzählungen von der Menschen- und Musik-
freundlichkeit des Delphins vorgetragen, darunter auch die
uns von der Schulbank her durch Schlegel" s Ballade ge-
läufige Geschichte des Zitherspielers Arion, fälii't er fort:
„Est provinciae Narbonensis et in Nemausiensi agro
stagnumLatera^) appellatum ubi cum homine delphini socie-
tate piscuntur. Innumera vis mugilum stato tempore angustis
faucibus stagni in mare erumpit, observata aestus recipro-
catione. Qua de causa praetendi non queunt retia aeque
ägyptischen Kaviar liefernden Fische vergl. meine Mittheilungen in
Sitz. Ber. Berl. Ges. Anthropol., 1887, p. 315, 1888, p. 32—34. Es ist
dort bereits angegeben, dass der in Port Said und Umgegend ge-
bräuchliche Name „Hut" eigentlich Fisch im Allgemeinen , besonders
einen grossen Fisch, z B. den bei uns als „Wallfisch" geltenden Fisch,
der den Propheten Jonas verschlang und wieder ausspie, bedeutet.
Der Eigenname des betreffenden Fisches, Mugil Cephalus, ist „Büri".
Die angehängte Endung „a" macht die gewöhnlich gebrauchte Kol-
lektivform zum sog. nomen unitatis. „Hutta" heisst also ein Mugil,
„Butarcha" eine Portion Butarch. P. Ascherson.
^) Die Hutta zieht in Schaaren aus dem Menzaleh-See ins Meer,
um dort zu laichen. S.
^) Ein ägyptisches Pfund (Gine masri) = 26 Francs. A.
^) Plinius' Latera ist das heutige Lattes in der Nähe von
Montpellier. A.
Sifziciff vom 1K Octoher ISO,'?. 147
niolem poiideris iiiillo modo toloratura. etiainsi non solertia
insidietur tempori. SinĂĽli ratioiie in altuni protiuus ten-
dunt, qiiod vicino gui'gite eflicitur, locumque solum paii-
dendis retibus liabilem effugere festiuant. Quod ubi animad-
vertere piscantes (conciiiTit antem multitudo teraporis giiara
et magis etiam voluptatis liuius avida) totusque populus e
litore quauto potest clamore conciet Simonem^) ad specta-
ciili eveutum. Celeriter delpbini exaudiunt desideria, Aqiii-
loDiim flatu vocem prosequente , Aiistro vero tardius ex
adverso referente. Sed tum quoqiie improviso in aiixilium
advolant. Properare apparet acies, qiiae protinus disponitur
in loco ubi coniectus est pugiia: opponunt sese ab alto:
trepidosqiie in vada urgent. Tum piscatores circumdant
retia, furcisque sublevant: mugilum nihilominus velocitas
transilit. At illos excipiunt delpbini. et occidisse ad prae-
sens content!, cibos in victoriam differunt. Opere proelium
fervet. includique retibus se fortissime urgentes gaudent:
ac ne id ipsuni fugam bostium stimulet. inter navigia et
retia, uatantesve bomines, ita sensim elabuutui', ut exituni
non apei-iant. Saltus. quod est alias blandissimum bis,
nullus conatur evadere, ni suniniittantur sibi retia. Egressus
protinus ante Valium proeliatur. Ita peracta captura quos
interemere, diripiunt. Sed enixioris operae quam in unius
diei praemium, conscii sibi, opperiuntur in posterum: nee
piscibus tantum, sed intrita panis e vino satiantur."
Man sieht, die Uebereinstimmuug zwiscben der mehr
als 18 Jahrhunderte alten Nachricht des antiken Compila-
tors und der ganz frischen unseres rastlos thätigen Lands-
mannes kann nicht wohl grösser sein, obwohl es sich um
Oertlichkeiten handelt, die durch die ganze Breite und
etwa 7^ der Länge des Mittelmeeres getrennt sind (im fol-
genden Kapitel giebt Plixius noch nach Mutianus viel
kürzere und unbestimmtere Nachrichten über ähnliches
^) Auch in den vorhergehenden Erzählungen erscheint Simon
als der allgemein bekannte Rufname des Delphins, der mit einer Art
volksetymotogischer Spielerei von der krummen (:jtij.o;. simus) Schnauze
des Delphins abgeleitet (1. c. IX, 7).
]48 Geselhclmft naturforscliender Freunde, Berlin.
Zusamineuwirkeu von Fischern mit Delpliiueii bei der Stadt
lassos im sĂĽdwestlichen Kleinasien). Es handelt sich in
beiden Fällen nm dieselbe Fischgattuug. Auch der Zug
des Mugil aus dem Strandsee (der französische Etang ent-
spricht der ägyptischen Behera) durch die enge Mündung
ins offene Meer findet in ganz gleicher Weise statt.
Bkehm (Thierleben, 2. Aufl., 1. Abth., III, S. 703) be-
handelt begreiflicher Weise auch den oben mitgetheilten Be-
richt des Plinius als FabeP); nachdem wir das Zeugniss
eines so glaubwĂĽrdigen Beobachters wie Sickexberger
kennen, haben wir keinen Grund, zu bezweifeln (vielleicht
mit Ausnahme einiger gar zu anthropomorphen ZĂĽge, wie das
Verschieben des Fressens bis nach beendigter „Schlacht"),
dass demselben Thatsachen, und zwar gut beobachtete, zu
Grunde liegen.
Herr W. Weltner, Berichtigung zu seiner Mittheilung
ĂĽber das Vorkommen von Cordylophora lacustris Allm.
bei Berlin, Sitz. Ber. vom 21. Juni 1892, p. 77—80.
In diesem Vortrage heisst es p. 79, dass Cordyl. ein-
mal in der Spree bei Berlin von Professor Magnus und
H. NiTSCHE gefunden sein soll. Dazu ist zitirt: v. Marxens,
Sitz. Ber. Ges. naturf. Fr., 1883, p. 198. Beides bedarf der
Berichtigung. Prof. v. Marxens hat 1. c. als die Fundstelle
den Tegeler See bezeichnet. Wahrscheinlich hat sich Prof.
T. Marxens hierin geirrt, und seine Mittheilung soll sich
vielmehr auf die Stelle bei Nixsche (diese Berichte, 1869,
p. 9) beziehen, welche lautet: „Er (Nixsche) zeigte ferner
einige getrocknete Thierstöcke vor, welche Herr Magnus
an Flossholz in der Spree bei Berlin gefunden haben will,
und welche der Cordylojyhora sehr ähnlich sehen. Da aber
die Polypen an diesen StĂĽcken nicht mehr beobachtet w^er-
^) Weniger skeptisch drĂĽckt er sich allerdings bei Besprechung
der Gattung Mugil (a. a. 0. 3. Abth., II, p. 196) aus, wo er die Mög-
lichkeit der Thatsache zugiebt, dass, da die Delphine in grossen Schaa-
ren gemeinsam jagen, sie wohl gelegentlich die Fische in die Netze
treiben könnten.
Sitziinif vom 18. October 1892. 149
den köüueii, lässt sich über ihre Zugehörigkeit zur Gattung
Cordylopliom vorläulig nichts Sicheres sagen."
Ich verdanke diesen Hinweis auf obigen Irrthum den
Herren Prof. Ascherson und v. Marxens.
Im Umtausch wurden erhalten:
Naturwissenschaftliche Wochenschrift von Potonie. VII. Bd.,
No. 30—42.
Photographisches Wochenblatt, 1892, No. 29—42.
Abhandlungen der Naturhist. Gesellschaft in NĂĽrnberg,
IX. Bd.
Leopoldina, Heft XXVIII, No. 11 16, Juni-Aug. 1892.
Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Berlin,
Heft I-XL.
Schriften der physik. Ökonom. Gesellschaft zu Königsberg
i. Pr., 32. Jahrg. 1891.
Jahreshefte des Vereins fĂĽr Vaterland. Naturkunde in WĂĽrt-
temberg. 48. Jalu'g. 1892.
Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern,
No. 1265—1278, 1891.
Mittheilungen des Vereins fĂĽr Erdkunde zu Leipzig, 1891.
Verwaltungs-Bericht über das Märkische Provinzial-Museum
für 1891—92.
Bericht ĂĽber die Senckenbergische naturforschende Gesell-
schaft, 1892.
Litteratur der Landes- u. Volkskunde der Provinz Schlesien,
Heft 1, 1892.
Vierteljahrschrift der Naturforsch. Gesellschaft in ZĂĽrich,
37. Jahrg., 1. u. 2. Heft, 1892.
Sitzungsbericht d. Physik. -medizin. Sozietät in Erlangen,
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Neue Folge, 35. Jahrg. 1890—91.
150 Gesellschaft naUirforschenchr Freunde, Berlin.
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Rendiconto deir Academia dell Scienze Fisiche e ^latheni.,
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X, No. 6-9; 1892, XI, No. 1—4.
Neptunia. Giugno-Luglio, 1892, No. 18 — 19.
Acta Horti Petropolitani, Tomus XL
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Memoires du Comite Geologique de St. Peter8l)ourg. Vol. XIIL
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Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen:
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Druck von J. F. Starcke, Berlin.
Nr. 9. 1892.
Sitzungs-Bericht
der
Gesellschaft iiatiirforscliender Freunde
zu Berlin
vom 15. November 1892.
Director: Herr Hilgekdorf.
Herr Hilgendorf verlas fĂĽr den am Erscheinen ver-
hinderten Herrn Dames folgende, an letzteren gerichtete
briefliche Mittheilimg des Herrn Dr. REIS in MĂĽnchen,
betreffend die Zurechnung der Acanthodier zu den
Selachiern, datirt MĂĽnchen, den 25. October 1892.
In der mir soeben ĂĽbersandten Darstellung aus den
Sitzungsberichten der Gesellschaft naturforschender Freunde
in Berlin. 1892, No. 6 „Ueber Cladodus etc." sagt Dr. Jaekel
Seite 90: „Bei Selachiern war bisher noch keine Spur eines
Augenringes bekannt und seine Entdeckung bei Cladodus
fĂĽr 0. M. Reis ein wichtiger Grund, die Acanthodier zu
den Selachiern zu stellen."
Hierzu habe ich Folgendes zu bemerken. Meine GrĂĽnde,
die Acanthodinen als Elasmobranchier anzusehen, waren
einzig und allein folgende und beruhen zugleich: 1) Auf
dem Nachweis des Mangels ächter Knochensubstanz in der
vor mir von Niemandem untersuchten Baselplatte der
Schuppen und Orbitalplatten und der unzweifelhaften Fest-
stellung des ungemischten Dentinskelets der Ac.
2) In dem Nachweis des Mangels der eigentlichen ganoid-
artigen Kopfplatte, wie sie bis dahin bei Ac. ange-
nommen waren. 3) In dem Nachweis, dass sämmtliche
Kiefer- und Visceral skelettheile „Röhrengebilde" sind,
d. h. eine sehr ausgedehnte Knorpelgrundlage besessen
haben mĂĽssen, welche fast allseitig von einer harten
9
154 GeselUcMft naturforschender Freunde, Berlin.
fossilisationsfähigeu Rinde umgeben ist. Schon dieser Be-
fund schliesst die bisherige Annahme von dermalen Gaumen-
platten aus. 4) habe ich zuerst nachgewiesen, dass in der
harten HĂĽlle dieser Skelettheile weder Dentin- noch Knochen-
substanz enthalten ist, dass sie aus verkalktem faserigen
Bindegewebsknorpel bestehe, wie man sie von den Stirn-
zapfen der Holocephalen, den Geschlechtsanhängen der Elas-
mobranchier ĂĽberhaupt und zum Theil der Wirbel derselben
kennt. Die Verkalkung kommt, wie ich hinzufĂĽgen kann,
dem HASSE'schen Begriff „der Verkalkung des gemischten
Knorpels" nahe. 5) habe ich in den beiden Hauptbestand-
theilen des Ober- und Unterkiefers das Palatoquadratum
und die Mandibel eines Selachiers erkannt und dies durch
den Nachweis des eigenthĂĽmlichen Quadrat-Kiels des ein-
seitlichen Oberkiefers und der noch charakteristischeren
äusseren Muskelgrube des hinteren Unterkiefers begründet.
Ich will hierbei ganz absehen von dem Spiraculare, den
Labialknorpeln und charakteristischen Eigenheiten an den
oberen Endigungen der Kiemenbögen. 6) habe ich dar-
gestellt, dass das frĂĽher als Hyoid und die als Radii
branchiostegi gedeuteten Gebilde keine direkte Bezugnahme
auf gleichnamige teleostomenartige Entwickelungen gestatten,
da vor Allem das „Hyoid" durchaus aus Dentin besteht
und höchstens als „Hyöidzahn" angesehen werden düi-fe;
ich habe daher die Gebilde mit dem neutralen Namen
Dentohyoid und Radii dentohyoidei bezeichnet und gedenke
zur Feststellung ihrer eigentlichen Bedeutung demnächst
noch weitere Punkte zu veröffentlichen. Das Gleiche gilt
7) von dem „Claviculoid", von welchem ich nachwies, dass
es mit der Clavicula nichts zu thun habe und nur durch
Zugrundelegung eines selachierartigen SchultergĂĽrtel-Knor-
pels erklärt werden könne. 8) habe ich die unzweifelhaft
selachier artige untere Endigung des Flossenstachels festge-
stellt, w^ährend vorher z. B. vom Pectoralstachel die sagen-
hafte Behauptung, er artikulire mit dem knöchernen Schulter-
gĂĽrtel (Claviculoid) in der Litteratur umging. Dies hat
nach mĂĽndlicher Mittheilung einzig und allein Herrn Prof.
DoEDEHLEiN veranlasst, die Acanthodinen zu den Heterocerci
Sitzung vom 15. Novemher 1892. 155
ZU stellen. 9) habe ich dargestellt, dass die sog. Flossen-
strahlen ihrer Struktiirlosigkeit und der Art ihrer basalen
Verschmelzung nach nur als xerkalkte Hornstrahlen (vgl.
XenacantJms) angesehen werden können. 10) habe ich be-
sonders auf die bei fast allen xVcanthodinen vorkommenden
,,parapodialen Schuppen und Stachelgebilde" aufmerksam
gemacht, welche bis jetzt nur bei Elasmobranchiern und
Embryonen derselben bekannt sind. — Dies wären und
sind die einzigen GrĂĽnde fĂĽr meine Zuordnung der Acan-
thodinen zu den Elasmobranchiern.
Was nun die Orbitalia betrifft, so habe ich dieselben,
welche vorher mit den Circumorbitalien der Teleostomen
verglichen wurden, als scleroticale erklärt; ich habe dies
als einen ausnahmsweisen Fall bei Elasmobranchiern be-
zeichnet und habe auch nur zur StĂĽtze dieser morphologischen
Deutung in Anmerkung beiläufig die mir später bekannt ge-
wordene Thatsache bei Cladodus angefĂĽhrt. Nicht gegen die
Zutheilung der Acauthodinen zu den Elasmobranchiern schien
mir hier nur der Umstand zu sprechen, dass sie aus Dentin
bestehen. FĂĽr dieZutheilung zu denElasmobranchiern
aber den einfachen Besitz eines Scleroticalrings — der
bis dahin nur bei Teleostomen bekannt war und mir von
Cladodus nur aus zweiter Hand (Woodward, visit to Ameri-
can Museums) als StĂĽtze meiner morphologischen Deutung
bei Acauthodinen zugekommen war — als „wichtigen
Grund" anzufĂĽhren, ist mir nie eingefallen. Bin ich doch
mit dem Grundgesetz der vergleichenden Methode nach jahre-
langer Uebung sehr wohl bekannt, und weiss ich doch. dass.
wenn in zwei Gruppen A und B eine Erscheinung in der
Gruppe B gang und gebe ist, dieselbe in der Gruppe A
aber nur 2mal vorkommt, ich jene nicht fĂĽr Letztere als
charakteristisch ansehen kann.
Dieses zur Richtigstellung der obigen Aeusserung
Dr. Ja EKELS ĂĽber meine BegrĂĽndung der Stellung der
Acauthodinen.
Dr. Jaekel spricht von dem Scleroticabing bei Cla-
dodus und Acantlwdes als von einem „Merkmal" von ent-
schieden „atavistischer" Bedeutung, von dem Mangel der
9*
156 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
KnocheDsubstanz als einem möglichen ^atavistischen"
„Durchgangsstadium der höheren Wirbelthiere". Die Schöpfer
des Begriffs „Atavismus" haben unter demselben die That-
sache eines RĂĽckschlags irgend einer Organisationsform in
die eines längst entschwundenen Vorstadiums verstanden.
Wie dieser wichtige concrete Begriff in seiner unverrĂĽckten
und geläufigen Bedeutung auf das erste Auftreten eines
Scleroticalrings bei Elasmobranchiern und die fehlende
Knochensubstanz in deren Skelet angewendet werden kann,
ist mir unverständlich.
Herr OTTO jAEKEL bemerkte hierzu und im Anschluss
daran ĂĽber Chalcodus permianus Folgendes: Herr Reis
hat nicht ausschliesslich, vde er oben mittheilt, in einer
Anmerkung beiläufig die ihm später bekannt gewordene
Thatsache erwähnt, dass bei Cladodus ein Augenring vor-
kommt, sondern ist in der gleichen Arbeit noch zweimal
darauf zurĂĽckgekommen, und zwar sagt er p. 40 ĂĽber den
Augenring von ÄcantJiodes: „Abgesehen also davon, dass
diesen Gebilden die Anzeichen von Muskulatur-Beziehungen
ganz fehlen und sie leicht andere Deutungen zulassen,
stimmt die ^Möglichkeit des Auftretens solcher plattigen
Gebilde bei einem typischen Selachier (hier kann nur
Cladodus gemeint sein) auch mit den oben betonten Ano-
malien im Zahnwachsthum ĂĽberein."
In dem zusammenfassenden Schlusskapitel seiner Unter-
suchung über Acanthodes erwähnt er schon im ersten Absatz
in betreff' der Platten des Augenringes von Acanthodes:
„Es sind besonders stark und ausnahmsweise entmckelte
Schuppen zum Schutz der Sklera, wie solche hier bei dem
fossilen Cladodus vergleichbar vorkommen."
Herr Reis hatte in seiner Arbeit keine exacte Auf-
zählung seiner Beweggründe gegeben, die Acanthodier zu
den Selachiern zu stellen, wie er dies hier gethan. Wenn
ich nun sah, dass er an drei Stellen auf jenes Vorkommen
des Augenringes bei Cladodus, obwohl es ihm nur „aus
zweiter Hand bekannt war", hinwies, und in Rechnung zog,
welche systematische Bedeutung frĂĽher dem Vorkommen
jenes Augenringes bei Acanthodiern beigemessen wurde, so
Sitzung vom IT). Korejiiher ISf).^. "(.qT
konnte ich wohl annehmen, dass ihm jene {Entdeckung bei
Cladodus recht wichtig sein musste. wenn er die Acanthodier
zu den Selachiern stellen wollte. Ich sagte ja auch nur,
dass jene Thatsache für ihn „ein wichtiger Grund war".
Darin liegt unzweideutig gesagt, dass er deren mehrere
hat, und Herr Reis kann doch unmöglich verlangen, dass
ich bei jeder Gelegenheit einen vollständigen Auszug aus
seineu Untersuchungen bringe. Andererseits kann ich ver-
sichern, dass ich nie an die Möglichkeit gedacht habe, mit
dem incriminirten Passus eine empfindliche Seite meines
Gegners zu berĂĽhren.
Es beweist mir aber dieser neue Ausfall des Herrn
Reis, dass es keinen Zweck hat, auf den Inhalt seiner
letzten Streitschriften allzu hohes Gewicht zu legen, da
derselbe augenscheinlich stark von persönlichen Empfin-
dungen inspirirt ist. Ich habe deswegen auch nicht das
BedĂĽrfuiss empfunden, auf seine Schrift ..ĂĽber die Stacheln
von Menaspis-^ näher einzugehen. Herr Reis hatte darin
den Beweis bringen wollen, dass er die von mir beschrie-
bene Jfe??a5p/5 armata fĂĽr ein isolirtes KiemengerĂĽst eines
Haifisches hätte halten müssen, weil er sich nicht denken
kann, dass dieselben aus Vasodentin bestehen. Da sie es
nun aber thatsächlich thun. so fällt damit das ganze Karten-
haus seiner ĂĽberaus gelehrten Speculationen in sich zusammen.
Im Uebrigen möchte ich aus seiner genannten Schrift
eine mir sehr erfreuliche Thatsache hervorheben. Ich hatte
mit Menasins auch die frĂĽher zu den Haien gerechneten
Cochliodonten unter die Trachyacanthiden gestellt, und im
besonderen die Aehnlichkeit der als DcUoptychius be-
nannten Zahnplatten mit denen von Menaspis betont. In-
zwischen hat ein Besuch der MĂĽnchener palaeontologischen
Sammlmig unzweifelhaft ergeben, dass das von Herrn
VON ZiTTEL als Chalcodus permianus aus dem Kupferschiefer
beschriebene Gebiss nichts anderes als das Gebiss von
Menaspis armata ist. Nun lese ich zu meiner grossen Freude
bei Herrn 0. M. Reis^) Folgendes: „Umgekehrt hat Smith
^) Ueber die Kopfstacheln bei Menaspis armata Ewald, MĂĽnchen
1891, p. 10, Anm.
;[58 GesellscJiaft naiurforsckender Freunde, Berlin.
Woodward, Catalogue I. & IL, den cochliodonten Clialcoclus
permianus Zittel zu den holocephalen Squalorajiden ge-
stellt. Ich halte die Stellung, die von Zittel seinem Fossil
(Handbuch der Palaeontologie , III., p. 72) gegeben hat,
auch heute noch für die einzig begründete. Ehe von Körper
und Cranium nicht andere Holocephalen-Merkmale bekannt
sind, kann mau Zähne, die nur Cochliodonten-Merk-
male besitzen, nicht schlankwegs zu den Holocephalen
stellen. Diese Zähne zeigen" u. s. w. Es folgt nun eine
Beschreibung der Cochliodonten -Merkmale dieser Zähne,
und Herr Reis schliesst dann mit den Worten: „So be-
sitzt Chalcodus nicht nur im Allgemeinen Cochlio-
donten-Merkmale. sondern — bei aller Selbständig-
keit — noch Anklänge an Beltoptychius (cfr. B.
plicatus Davis)."
Da ich Herrn 0. M. Reis zu denjenigen Gegnern
rechnen konnte, die meine Auffassung der Cochliodonten
als Trachyacanthiden-Gebisse mit am Lebhaftesten bekämpf-
ten, so darf ich wohl auf sein Zeugniss ganz besonderen
Werth legen und die Hoifnung hegen, dass die feindselige
Aufnahme, die meine Trachyacanthiden bei einigen meiner
Fachgenossen gefunden hat, nun einer ruhigeren Auf-
fassung der Dinge Platz machen wird.
Herr NEHRING gab einige Bemerkungen zu Credner's
Arbeit ĂĽber die geologische Stellung der Klinger
Schichten.
Am 17. October d. J. hat Herr Geh. Rath Professor
Dr. H. Credner zu Leipzig in der math.-physikal. Classe
der Königl. Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften einen
Vortrag „über die geologische Stellung der Klinger Schichten"
gehalten und vor einigen Tagen mir einen Separat-Abdruck
jenes Vortrags freundlichst zugehen lassen. Derselbe um-
fasst 18 Druckseiten (p. 385-402) und enthält zwei Text-
flguren, ein geologisches Profil aus der Schulz' sehen Thon-
grube und ein solches aus dem Eingange zu der neuen
Dominialgrube darstellend.
Indem ich mir vorbehalte, demnächst auf diese Publi-
Sitzung vom m KovemUr 1S9Q. 159
cation genauer einzugehen, erlaube ich mir, beute an dieser
Stelle nur einige wenige Bemerkungen vorzutragen.
Zunächst möchte ich meine Freude darüber ausdrücken,
dass ein so tĂĽchtiger, angesehener Geologe, wie H. Ckedner,
zwei Tage darauf verwendet hat. die von mir mehrfach
besprochenen Thongruben von Klinge zu studiren und sein
Urtheil ĂĽber die dort aufgeschlossenen Ablagerungen aus-
führlich zu veröffentlichen.
Sodann freue ich mich, dass Credner die grosse Be-
deutung der Kliuger Schichten fĂĽr die Geologie des nord-
europcäischen Glacialgebietes anerkannt und die Frage des
geologischen Alters des unteren Torflagers wesentlich ge-
fördert hat. Namentlich erscheint es mir wichtig, dass
nach Credner's Untersuchung das Liegende des in der
Schulz' sehen Grube aufgeschlossenen Thon-Torf-Complexes
unzweifelhaft nordische Gesteine enthält^), und somit ein
präglaciales Alter des unteren Torfflötzes, welches übri-
gens nur secundo loco als möglich von mir vermuthet
war-), als unzutreffend erachtet werden muss.
Meine ursprĂĽngliche Vermuthung, welche ich in meinen
Publicationen ĂĽber Klinge primo loco vertheidigt hatte,
ging dahin, dass das untere Torflager (Schicht 6) nebst
dem seine Basis bildenden „Lebertorf" (Schicht 7) wäh-
rend der sog. Interglacialzeit entstanden sei. Diese
Ansicht halte ich trotz Credner's Untersungen auch heute
noch aufrecht. Und genau genommen, ist Credner eben-
falls zu dieser Ansicht gekommen, wenngleich er sie sehr
verklausulirt ausspricht. Er sagt nämlich am Schlüsse
seiner Arbeit Folgendes: „Nur so viel dürfte aus den
dortigen Verhältnissen hervorgehen, dass die Klinger
Schichten ebenso wie die mit ihnen durch Wechsellagerung
verknĂĽpften Grande und Sande demjenigen Abschnitte der
Glacialzeit entstammen, in welchem sich das Inlandeis
') Vergl. übrigens „Naturwiss. Woclicnsclirift" , horausgeg. von
PoTONiE, 1892, No. 25, p. 245, Anm. 1.
2) Vergl. Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellsch., 1892, p. 37G f.
und „Naturwiss. Wodienschr.'', 1892, No. 25.
160 Gesellschaft naturfwschmider Freunde, Berlin.
bereits weit von der äussersten Südgrenze seiner ersten
und intensivsten Ausbreitung zurückgezogen hatte, — einer
Zeit, während deren sich mächtige Ströme aus dem lausitzer-
sudetischen Eandgebirge nach Norden ergossen, — während
deren sich endlich in dem nördlich anstossenden Länder-
gebiete bereits wieder neue oscillatorische Verstösse des
Eisrandes vollzogen haben mögen, ohne dass es jedoch bis
zur lieber schreitung der bei Klinge abgelagerten Schichten
gelangt wäre."
„Will man etwa die randlichen Ablagerungen aus
dieser eben skizzii-ten altdiluvialen Aera als „inter-
glacial" bezeichnen, so dĂĽrfte auch den Klinger Schichten
diese Benennung zukommen. Jedoch nur in diesem
Sinne, — denn ein sogenanntes „Interglacialprofil"
liefert das Diluvium von Klinge nicht. ^) Sieht man viel-
mehr von den gleichzeitigen Ereignissen auf nördlicheren
Landstrichen ab und fasst ausschliesslich die Gegend von
Klinge und das Lausitzer Schotterareal in's Auge, bis
wohin nach AusfĂĽllung der Torfmulden das nordische In-
landeis nicht wieder vorgedrungen ist, so muss man die
Ablagerungen von Klinge als postglacial betrachten."
Hierzu habe ich Folgendes zu bemerken: Wenn ich
das untere Torflager der Schulz' sehen Grube,^) (Schicht 6
und 7 nach meinem Profil) der Interglacialzeit zuge-
schrieben und mich gegen die etwaige Annahme eines
postglacialen Alters ausgesprochen habe, so hatte ich
bei den Ausdrücken „interglacial" und „postglacial" keines-
wegs nur die Gegend von Klinge und das Lausitzer Schotter-
areal im Auge, sondern ich wandte jene AusdrĂĽcke an im
Hinblick auf diejenigen geologischen und klimatologischen
^) Man vergleiche ĂĽbrigens auch das, was Keilhack in der Zeit-
schrift d. deutschen geolog. Gesellsch., 1892, p. 371 gesagt hat.
Nehring.
2) Ich betone hier, dass ich mir nur ĂĽber die Ablagerungen der
Schulz 'sehen Grube ein bestimmtes Urtheil oder eine bestimmte
Yermuthung hinsichtlich des geologischen Alters erlaubt habe; die
Ablagerungen der anderen Gruben bei Klinge habe ich nicht näher
studirt.
Sitzung vom 15. November 1892. \Q\
Anschauungen. \v eiche viele angesehene Forscher ĂĽber die
Hauptentwickelungsphasen Mitteleuropas während der Di-
luvial-Periode (Pleistocän-Periode) schon seit längerer Zeit
vertreten und durch triftige GrĂĽnde vertheidigt haben; das
heisst: ich nahm bei Anwendung jener AusdrĂĽcke zwei
Glacialzeiten und eine zwischen ihnen liegende Int er -
glacialzeit an.^) Ich nannte also „interglacial" eine
Ablagerung, welche während jener Interglacialzeit ent-
standen ist; „postglacial" nenne ich eine Ablagerung,
welche nach der zweiten (resp. letzten) Eiszeit Mittel-
europas entstanden ist. Nach meiner Ansicht kann ein
Widerspruch darin gefunden werden, dass Credner die
Klinger Schichten „alt diluvial" und dabei zugleich „post-
glaciaP nennt, falls man den ĂĽblichen Sinn mit diesen
AusdrĂĽcken verbindet.
Ich glaube kaum, dass man ein Torflager, welches
aller Wahrscheinlichkeit nach gleichzeitig mit den als
interglacial anerkannten Schieferkohlen von Utznach und
DĂĽrnten in der Schweiz, sowie mit dem von Weber als
interglacial nachgewiesenen Torflager von Gr. Bornholt in
Holstein entstanden ist, als „postglacial" bezeichnen darf,
ohne dass dieses zu Missverständnissen Anlass giebt.
Abgesehen von den Lagerungsverhältnissen ist docli
auch der Charakter der Flora bei der Altersbeui'th eilung
jenes Torflagers ganz wesentlich zu berĂĽcksichtigen; und
zwar muss ich auf das Vorkommen der Gattung Cratopleura
Weber und der von mir kĂĽrzlich als Faradoxocarpus cari-
iiatus bezeichneten Pflanze'-^), welche die räthselhaften
„w^urstförmigen^- Früchte geliefert hat. mehr Gewicht legen,
als es Credxer zu thun scheint. Ehe Credner nicht
nachweist, dass Reste von Gratopleura und Faradoxocarpus
in einem wirklich postglacial en Torflager Mitteleuropas
auf primärer Lagerstätte vorkommen, werde ich der Ansicht
*) Penck und BrĂĽckner nehmen fĂĽr das Alpengebiet drei Glacial-
und zwei Interglacialzeiten an; Blytt und James Geikie glauben
eine noch grössere Zahl von Glacial- und Interglacialzeiten für Europa
annehmen zu mĂĽssen.
2) Siehe „Xaturwissensch. Wochenschrift", 1892, p. 452 ff.
162 Gesellscliaft ncäurfoi' sehender Freunde, Berlin.
sein, dass jene Gattungen als Charakterpflanzen älterer
Ablagerungen (theils interglacialer, theils praeglacialer) be-
trachtet werden dĂĽrfen.^)
Dieses fĂĽhrt mich auf einen zweiten wichtigen Differenz-
punkt. In einer langen x4nmerkung auf S. 398 f. spricht
Credner von dem sog. oberen Torfflötz der Schulz-
schen Grube und sagt von ihm: ^DarĂĽber, dass dieses
Pflanzenmaterial nicht an Ort und Stelle gewachsen, son-
dern durch Strömungen angeschwemmt ist, herrscht kein
Zweifel." Hiermit bin ich völlig einverstanden. Nicht
einverstanden bin ich aber mit dem. was Credner un-
mittelbar folgen lässt; er sagt nämlich:
„Gleiches aber scheint mir auch von den
Fragmenten und Früchten der Holzgevrächse im
unteren (eigentlichen) Torfflötze von Klinge zu
gelten."
Aus den weiteren AusfĂĽhrungen, welche Credner an
diesen Satz knĂĽpft, ergiebt sich, dass er annimmt, die Eeste
der Holzgewächse (Bäume und Sträucher), welche ich aus dem
unteren Torflager der ScHULz'schen Grube nachgewiesen
habe, seien „aus dem oberen Flussgebiete, vielleicht aus dem
lausitzer-sudetisclien Randgebirge % zusammengeschwemmt
worden. Dieser Annahme muss ich auf Grund meiner ein-
gehenden und ausdauernden Detailbeobachtungen wider-
sprechen.^) Ob die Bäume und Sträucher, deren Blätter,
FrĂĽchte, Aeste. Stamm- und Wurzel-Reste man in dem
Klinger Torfe findet, unmittelbar neben dem torf-
bildenden Gewässer, also direct am Uferrande desselben
wuchsen, lasse ich vorläufig dahingestellt, wenngleich es
^) Ich bemerke, dass C. Weber (nach einer kĂĽrzlich mir zuge-
kommenen Mittheihmg) die FrĂĽchte von Paradoxocarpus auch in
dem interglacialen Torflager von Klein-Bornholt in Holstein entdeckt
hat. Dass sie nach Clement Reid im Cromer Forest-Bed zahlreich
vorkommen, habe ich bereits im Sitzungsberichte dieser Gesellschaft
vom 19. April d. J. hervorgehoben.
') Ich betone, dass mir der Torf von Klinge centnerweise hier in
Berlin vorgelegen hat, und dass ich viele Wochen hindurch meine
disponible Zeit auf seine Untersuchung verwendet habe.
Sitzung vom 15. November 1892. 163
fĂĽr einige Arten sehr vvalirscheinlicli ist; aber ich muss
bestreiten, dass ihr Standort meilenweit entfernt, etwa gar
am laiisitzer-sudetischen Randgebirge gewiesen ist. Einer
solchen Annahme widerspricht der Umstand, dass die von
mir in dem Torfe gefundenen BaumfrĂĽchte und Samen
durchweg völlig intact waren, dass ferner viele der zartesten
Blätter von Bäumen und Sträuchern absolut unverletzt zur
Ablagerung gekommen sind.^) Auch viele der Aeste, der
Stamm- und WurzelstĂĽcke zeigen, wenn man sie frisch dem
feuchten Torfe entnimmt, einen vorzĂĽglichen Erhaltungs-
zustand, welcher mit der Annahme eines weiten, unruhigen
Transports in einem Flusse unvereinbar erscheint.
Dazu kommt der Umstand, dass nach den langjähri-
gen Beobachtungen des Herrn Ziegelmeisters A. Kayser
die hie und da vorkommenden Baumstämme meist aufrecht
oder schräg aufrecht im Torfe stehen.-) An einer Stelle
des östlichen Randes der Schulz' sehen Grube fand man
vor mehreren Jahren, wie Herr Kayser mir erzählte, im
Torfe (Schicht 6) eine Gruppe von Baumstämmen, welche
durchaus den Eindruck machten, als ob ein heftiger Sturm
sie an Ort und Stelle umgeworfen hätte.
Ich erwähne ferner des Umstandes, dass mehrere in
meinen Händen befindliche Aststücke offenbar von Bibern
an Ort und Stelle oder doch in naher Nachbarschaft mit
den scharfen Nagezähnen abgeschnitten und entrindet sind.
So viel ich weiss, fressen die Biber in der freien Natur
nur von solchen Bäumen, welche sie frisch gefällt haben.
Von einem Wassertransport ist an jenen „Biberstöcken"
nicht die geringste Spur zu sehen.
Indem ich mir weitere Darlegungen hierĂĽber vorbehalte,
fasse ich meine Ansicht dahin zusammen, dass nicht nur
die Wasserpflanzen der Torfflora von Klinge, so weit das
^) Vergl. meine Angaben in der „Xaturwissensch. Wochenschrift",
1892, No. 45.
') Uebrigens sind die Stämme und Aeste von Bäumen und
Sträuchern in dem Torfe von Klinge keineswegs so massenhaft
aufgespeichert, wie es nach Credner (a. a. 0., p. 399, Note)
scheinen könnte.
164 GeselUclmft nnturfor seilender Freunde, J^erlin.
untere Torflager der ScHULz'schen Grube in Betracht
kommt, an Ort und Stelle geAvachsen sind, sondern dass
auch die Holzgewächse meistens in der Nähe des Fundortes
ihren Stand gehabt haben. FĂĽr gewisse Objecte gebe ich
einen Wassertransport aus massiger Entfernung zu. Als
Ursachen, welche die betr. Bäume und Sträucher umgeworfen
und zerbrochen haben, betrachte ich Sturm und Schnee-
gestöber. Daneben haben die Biber eine Rolle gespielt.
(Kürzlich sind Biberzähne in dem Torflager gefunden.)
Wenn Herr Geh. Rath Ckedner mir demnächst ein-
mal die Ehre seines Besuchs schenken will, so werde ich
ihm zahlreiche BelagstĂĽcke fĂĽr meine Ansichten vorlegen.
Im Uebrigen wäre es sehr wünschenswerth, dass ein in
Torf unter suchungen erfahrener Botaniker, wie Herr Dr.
C. Weber in Hohenw^estedt, das untere Torflager der
Schulz' sehen Thongrube bei Klinge und die mit ihm zu-
sammenhängenden Schichten an Ort und Stelle, so lange der
Fundort noch zugänglich und ergiebig ist, einem eingehenden
Studium unterzöge. Herr Dr. Gunnar Andersson, der
erfahrene Assistent und Mitarbeiter Nathorst's, war am
7. und 8. Juni d. J. mit mir in Klinge; aber seine Zeit
war sehr knapp bemessen, so dass ein eingehendes Studium
von seiner Seite nicht möglich war. Immerhin hoffe ich.
dass derselbe seine bezĂĽgl. Ansichten und Beobachtungen,
nach Durcharbeitung des aus Klinge mitgenommenen Unter-
suchungsmaterials, demnächst veröffentlichen wird.
Herr Ă„. ReichenoW sprach ĂĽber die zoogeographi-
sche Eintheilung Afrikas.
Herr Ant. Collin machte kleine Mittheilungen ĂĽber
WĂĽrmer [Bipalium und Glepsine).
I. Bi2)aUum Keivense Moseley.
Unter einer Anzahl von WĂĽrmern, welche kĂĽrzlich
Herr Dr. P. Ehrenreich als Ausbeute seiner Reise in Bra-
silien der Berliner Zoolog. Sammlung als Geschenk ĂĽber-
wies, befand sich auch eine Art des Genus Bipalium aus
Joinville, Prov. Sta. Catharina. Diese Thatsache musste
SitziüKj vom lö. Xovcmhcr tS9:2. Iß5
Ăśberraschen, da bisher, obwohl schon zahlreiche andere
Landplanarien aus SĂĽdamerika beschrieben sind, Vertreter
dieses Genus von dort nicht bekannt geworden sind, viel-
mehr diese Gattung nach dem Stande unserer heutigen
Kenntniss ausschliesslich in Ostindien. Cebion, Java. Borneo,
Philippinen. China und Japan ihre Heimath hat (die Notiz
von Hutton in Trans. New Zealand Institute V., p. 249,
1872, ĂĽber das Vorkommen von Bixmlinm auf Neu-Seeland
erscheint zweifelhaft und ist bisher nicht bestätigt worden).
Es stellte sich nun in der That die vorliegende Art als
JBipalhim Kewense Moseley heraus, welches in den ver-
schiedensten Gegenden eingeschleppt ist. Die Grundfarbe
des RĂĽckens ist nicht grau, wie es sonst (z. B. bei den
Exemplaren des Berliner Botan. Gartens) der Fall ist,
sondern mehr bräunlich, wie es auch Richters^) für die
Thiere aus dem Frankfurter Palmengarten angiebt; sonst
stimmen alle Merkmale mit B. Kcivense ĂĽberein. Diese Art
ist ausserordentlich weit verbreitet und, wie es scheint, mit
ausländischen Pflanzen in Gärten und Treibhäuser einge-
schleppt. Nachdem B. Kewense zuerst aus dem Botan.
Garten von Kew beschrieben wurde (Moseley. in Ann.
Mag. Nat. Hist. (5) I. p. 237, 1878). ist es noch an folgen-
den Orten Grossbritanniens beobachtet worden: Welbeck^),
Fernhurst, Haslemere und Clapham Park^), London, Zool.
Society's Gardens und Liverpool*), Hawksfold ^), Manchester^)
und ganz neuerdings in Irland (nach dem Abstract der
Sitzung vom 1. Nov. 1892 der Zool. Soc. London: Bell,
Bip. Keivense in Ireland). FĂĽr Deutschland sind folgende
Fundorte bekannt geworden: Berlin, Botan. Garten, Orchi-
^) Richters, Bipalium Kewense Moseley, eine Landplanarie des
Palmenliauses zu P^ankfurt a. M. Zool. Garten XXVIII., p. 231 — 234.
Mit Abbild. 1887.
^) GĂśNTHER, A Foreign Worm. Gardener"s Chronicle (New Ser.)
XIX., p. 415, 1883.
3) Bell, A Foreign Worm. Ebenda XX Y., p. 338, 1886.
*) Bell, Note on Bip. Kewense etc. — Proc. Zool. Soc. 1886,
p. 166, Taf XVIII.
'") Salvin, Proc. Zool. Soc. 1886, p. 20r).
^y Bell, Ebenda 1889, p. 5—6.
156 Gesellschaft naUirfor seilender Freunde, Berlin.
cleenhaus, ^) und Frankfurt a. M., Palmenhaus (nach Richters
1. c). Weiterhin ist diese Art gefunden am Cap d. g. Hoff-
nung (Trimen, Proc. Zool. Soc. 1887. p. 548, und Fisk,
ebenda 1889, p. 586), in Sidney (Fletcher, Proc. Linn.
Soc. N. S. Wales (2) IL, p. 244, 1887), Eltham (Victoria)
und Upolu (Samoa -Inseln) (Fletcher, ebenda, (2) VI,
p. 44, 1891/92). Hierzu käme als neuer brasilianischer
Fundort: Joinville. Zu Bip. Keivense scheint auch das
neuerdiĂĽge von Sharp ^) beschriebene B. manubriatum aus
einem Gewächshause in Landsdowne (Pennsylvania) zu
gehören. Nach Sharp ist bei letzterem allerdings das
mittelste schwarze Längsband am breitesten, aber dieses
Merkmal kann nicht als charakteristisch angesehen werden,
da oft die Breite ein und desselben Bandes an verschie-
denen Körperstellen wechselt, wie auch schon Richters
bemerkte. B. Kewense zeigt sicli an den genannten Fund-
orten meist in Gewächshäusern und Gärten, oder doch in
der Nähe derselben. Fletcher glaubt auch, dass es in
Upolu (Samoa) nicht heimisch, sondern eingeschleppt ist.
Auch fĂĽr Joinville scheint angesichts der Lage des Ortes
an der KĂĽste eine Ein schlepp ung wahrscheinlich, da die
Gattung Bipalium sonst in SĂĽdamerika ĂĽberhaupt nicht be-
obachtet und dort wohl kaum heimisch ist. B. Kewense ist
also in Europa, Afrika, Australien und Polynesien. SĂĽd-
und wohl auch Nord-Amerika gefunden, während es aus
Asien, seiner w^ahrscheinlichen Heimath, noch nicht bekannt
geworden ist.
IL Clepsine tesselata i^iijhh.) im Rachen von Vögeln.
Die ausserordentlich weite Verbreitung zahlreicher SĂĽss-
wasserorganismen, besonders solcher, welche Haftapparate
(Haken, Stacheln etc.) oder der Verdunstung lange Wider-
stand leistende Dauer Stadien besitzen, lässt sich durch die
Thätigkeit des Windes und die Wirksamkeit anderer or-
1) F. E. Schulze, Sitzb. Ges. Nat. Frde. 1886, p. 159, und Bergen-
DAL, Zool. Anz. X., p. 218, 1887.
^) Sharp, On a probable new Species of Bipalium. Proc. Ac.
Nat. Sei. Philadelphia, 1891, p. 120—122,
Sitzung vom 15. Kocciiiher 1892. lf)7
ganischer Träger erklären. Auch die weit verbreiteten
Hirudineen sind vermöge ihrer Saugnäpfe zu passiven
Wanderungen und Verbreitung durch andere Organismen
sehr geeignet.
Nachdem sich durcli die Beobachtungen von Blanx'Hard
und Megnin die Thatsache der Verschleppung von Hiru-
dineen durch Säugethiere, in deren Rachen- und Nasen-
höhle die Parasiten festsitzen, als zweifellos erwiesen hat,
berichtet neuerdings J. de Guekne^) über mehrere Fälle,
in welchen Clepsine tesselata im Gefieder der Brust von
Schwimmvögeln angeheftet gefunden w^urde. Angesichts
des bedeutenden Flugvermögens vieler Vögel ist es klar,
dass auf diese Weise leicht ein Transport der Clepsinen
auf weite Entfernungen hin bewerkstelligt werden kann,
vorausgesetzt, dass die Blutegel auf der Wanderung nicht
zu Grunde gehen. Indessen dĂĽrften die Hirudineen inner-
halb des Gefieders eines Vogels der Gefahr zu grosser Ver-
dunstung nur wenig ausgesetzt sein. J. de GĂĽerne citirt
auch die von Weltner ^) gemachte Beobachtung, dass
G. tesselata sich bei Strassburg i. E. zahlreich im SchlĂĽnde
von Enten und Gänsen vorfand, welche durch diesen Para-
siten zu Grunde gingen. In einem anderen von J. de Guerne
erwähnten Falle handelt es sich um Lo2:)hobdella quatrefagesi
PoiRiER-RocHEBRUNE in dem Schnabelsack zweier Pelican-
Arten in Senegambien. -^j — Wenn sich die Blutegel unter
solchen gĂĽnstigen Bedingungen innerhalb eines Wasser-
vogels befinden, so ist natĂĽrlich die Gefahr einer Aus-
trocknung gar nicht vorhanden und die Möglichkeit einer
Weiterverbreitung um so grösser. Diesen letztgenannten
Fällen kann ich zwei weitere hinzufügen; in beiden handelt
es sich um C. tesselata (MĂĽll.), und zwar wurden die Egel
in der hinteren Rachenhöhle von Ci/f/nus atratus Lath. aus
^) J. DE GuERXE, Sur la disi^emiuation des Ilirudinees i)ar los
Palmipedes. — Compt. rend. Soc. Biol. 30 janv. 1892.
-) Weetxer, Clepsine tesselata 0. F. MĂĽll, aus dem Tegelsee
bei Berlin. Sitzb. Ges. nat. Frde. 1887, p. 85.
^) PoiRiER et Kochebrune, Sur un type nouveau de la classe
des Hirudinees. Compt. rend. 98, p. 1597. — 1884.
168 * Gesellsclmft natnrforschender Freunde, Berlin.
dem Berliner Zoolog. Garten und im Schnabel von Haliaetus
alhicilla (L.) aus TirscMigel (Pro^. Posen) angesaugt ge-
funden. Namentlich die letzteren sind prall mit Blut er-
fĂĽllt und bieten ein ganz eigenthĂĽmliches Aussehen, indem
die Ringelung der Segmente durch den starken Druck von
innen vollständig verschwunden ist, die Segmentirung selbst
aber um so deutlicher hervortritt. Wir sehen hier also
auch einen Raubvogel als Träger und Verbreiter der Clep-
sine, Avelche von jenem wohl zugleich mit einem Fische
aufgenommen wurde.
Die weit zerstreut liegenden Fundorte von C. tesselata
stellt Blanchard^) zusaoimen; sie ist gefunden worden in
Kola, Finland. Schweden, Dänemark, England, bei Buda-
pest und Wien, an mehreren Stellen der Mark Branden-
burg, bei Strassburg i. E. und zweimal in Frankreich.
Nach einer mir freundlichst zur VerfĂĽgung gestellten brief-
lichen Mittheilung von R. Blanchard an Dr. Weltner
wurde G. tesselata. auch in Chile im Pelz eines Myopotamus
coypus (Mol.) angeheftet gefunden. ^) Als weitere Fundorte kann
ich noch Polen und die Havel bei Birkenwerder (bei Berlin)
hinzufĂĽgen, von welchen Orten sich Exemplare in der Ber-
liner zoolog. Sammlung befinden.
Dass die Clepsinen nach ihrem Weitertransport einen
so günstigen Wohnplatz, wie ihn die Rachenhöhle eines
Vogels bietet, freiwillig verlassen, ist nicht wohl anzunehmen,
aber es ist wahrscheinlich, dass zahlreiche Vögel, wie es
von Weltner (1. c.) beobachtet ist, in Folge des massen-
haften Auftretens des Parasiten zu Grunde gehen und die
letzteren dann an ihrem neuen Wohnorte frei werden.
Wie gelangen nun die Thiere in den Rachen der Vögel
hinein? J. de Guerne hält die von Weltner ausge-
sprochene Ansicht, dass die Egel gefressen werden sollten,
aber nicht schnell genug verschluckt werden konnten, fĂĽr
^) Blanchard, Description de la Glossiphonia tesselata. Mem.
Soc. zool. France V., p. 67, 1892.
2) Vergl. hierzu auch: J. de Guerne, L'histoire des Nemertiens
d'eau douce. ~ Compt. rend. Soc. Biol. 30 avril 1892. Sep.-Abdr.
p. 3, Anmerk. 4.
Sitzumj vom 15. November 1892. -[gg
unrichtig, da er im Darmkanal von zahlreichen untersuchten
AVasservöo-eln niemals Ileste von Hirudineen beobachten
konnte. Vielmehr glaubt de Guerne, dass die GlepsineH
selbständig in die Rachenhöhle einwandern, wo sie auf der
Schleimhaut gĂĽnstige Nahrungsbedingungen finden.
An der Diskussion ĂĽber diese Frage betheiligten sich
mehrere der anwesenden Herren; Herr Eeichenow und
Weltner meinten, dass die Egel von den Vögeln ge-
fressen werden, während Herr Schalow einen Fall er-
wähnte, in welchem ein junger Rohrdommel in der Ge-
fangenschaft die im vorgelegten Hirudineen nicht gefressen
habe. Herr Schaff erinnerte an eine Notiz von Martin
(Journ. für Ornithol. H., 1854, p. 371: „Zur Ernährungs-
weise des grossen Rohrdommels, Ardea stellar is''). M. sclireibt
dort: ,,Ein bedeutendes Ingrediens (der Ernährung) machen . .
.... die Blutegel aus, indem sie der wunderliche Vogel
nicht selten dutzendweise rasch hintereinander verschluckt. "
Weiter berichtet Martin, dass bei getödteten Rohrdommeln,
wenn sie umgekehrt an der Jagdtasche befestigt getragen
wurden, oft noch lebende Blutegel durch den Schnabel
wieder aus dem SchlĂĽnde herauszukriechen pflegen (und
zwar meist Pferde -Blutegel ^Hintdo equinus'^). „Um so be-
merkeuswerther bleibt es, dass sie, wie man wohl an-
nehmen darf, sich niclit auch sogleich im SchlĂĽnde und
der Speiseröhre des Rohrdommels ansaugen, obgleich er sie
stets noch lebend verschlingt und sie gewiss lange genug
in ihm lebend bleiben. Man sollte glauben, sie mĂĽssten
sich da in der Angst gerade um so schneller anbeissen."
Martin scheint also das Verschlucken der Egel seitens der
Vögel beobachtet zu haben, hält aber das Festheften der-
selben im SchlĂĽnde fĂĽr unwahrscheinlich. Mir scheint der
Umstand des späteren Pierauskriechens der Egel doch da-
fĂĽr zu sprechen, dass sie keinenfalls bis in den Magen ge-
kommen sein können, sondern sich irgendwo oberhalb des
Kropfes festgesogen haben, da sie wohl kaum der Ein-
wirkung des Magensaftes lange Widerstand hätten leisten
können. — Jedenfalls scheint die Frage, wie die Aufnahme
der Blutegel in die Rachenhöhle des Vogels vor sich geht,
9**
j^70 Gesellscliaft naturforschender Freunde, Berlin.
noch nicht entsclneden, und es wären daher weitere Beob-
achtungen in dieser Kichtung sehr wĂĽnschenswerth.
Nachträglich macht mich Herr P. Matsch ie noch
auf eine Notiz von K. Th. Liebe (Zur Naturgeschichte der
Rohrdommel, in: Ornithol. Monatsschr. d. Deutsch. Ver. z.
Schutze der Vogelwelt, XVII, No. 12, 1892) aufmerksam.
Es heisst dort p. 323 ĂĽber die Nahrung eines gefangenen
Rohrdommels: „Blutegel waren immer ein willkommener
Frass, und habe ich nicht gesehen, dass sie dieselben erst
getödtet hätten, wie sie auch die Regenwürmer immer
lebendig hinunter schluckten." Es scheint also das Ver-
zehren der Blutegel seitens der Vögel doch oftmals sicher
beobachtet zu sein.
Herr SCHWEINFURTH machte Mittheilungen ĂĽber die von
Dr. F. Stuhlmaxx in Ostafrika zu Stande gebrachten
Pflanzensammlungen, die im Laufe der Jahre einen
ausserordentlichen Umfang erlangt haben. Abgesehen Yon
den 300 Nummern, die der unermĂĽdliche Reisende bereits
im Jahre 1889 aus der Umgegend von Bagamoio und Pan-
gani eingesandt hat. erreichen die während der Expedition
Emin-Pascha's 1890 — 1892 gemachten Sammlungen die
hohe Ziffer von 4700 Nummern.
Ein Eingeborener, namens Mbakuk, den bereits Hilde-
brandt vor nahezu zehn Jaliren im Pflanzensammeln unter-
wiesen hatte, begleitete Dr. Stuhlmann. Der Getreue fand
seinen Tod bei der RĂĽckkehr in Dar-es-Salam, wo er durch
den Tritt eines gefangenen Strausses verimglĂĽckte.
Die 4700 Pflanzennummern vertheilen sich auf 120
Standorte und Dr. Stuhlmann hat unendlichen Fleiss auf
eine sorgfältige Bezettelung der Exemplare verwandt, nament-
lich durch genaue Angaben über die Boden- und Höhenverhält-
nisse, ĂĽber BlĂĽthenfarbe und Wuchs, ĂĽber die Nutzanwendung
bei den Eingeborenen und ĂĽber die einheimischen Namen.
Ein von den meisten Reisenden vernachlässigtes Forschungs-
feld, die von den Eingeborenen angebauten Culturpflanzen,
ist von Dr. Stuhlmann dabei in dankenswerther Weise be-
rĂĽcksichtigt worden. Die ĂĽberraschende Verbreitung unserer
Sitzung vom 15. November 1S92. 171
Erbsen und Bohnen [Phascolus vulgaris Sek.) in dem ge-
sammten 8een-Gebiete, ferner die Häufigkeit der Ilanfcultur
daselbst verdient besondere Erwähnung.
Ein grosser Theil der eingesammelten Gewächse konnte
von dem Reisenden in den bei seiner RĂĽckkehr zum Victoria-
Niansa mittlerweile daselbst fĂĽr ihn angelangten Zinkblech-
gefässen mit Hilfe von Spiritus conservirt werden. Dieser
Theil seiner Sammlungen hat denn auch Berlin in tadel-
los erhaltenem Zustande erreicht. Dabei hat sich das Ver-
fahren, welches statt der Verlöthimg in einem Zukitten der
Behälter mit dem zum Zusammenfügen unterseeischer Kabel
verwandten „ C h ä t t e n d e n ' s c o m p o u n d " , einer Mischuns:
von Theer und Kautschuk, besteht, in so vorzĂĽglicher Weise
bewährt, dass an mehreren der Büchsen der hermetische
Verschluss durch die in Folge der kĂĽhleren Luft Europas
entstandene concave Eindrückung der Seitenwände sichtbar
wurde. Ein um so grösserer Theil der Sammlungen hat
freilich durch Nässe, Papiermangel und ungenügende Ver-
packung auf den langen Märschen während der Regenzeit
argen Schaden genommen.
Die deutschen Stationen am Victoria -Niansa, Bukoba
und Muansa. sind in den STUHLMA>'N"schen Sammlungen
durch eine besonders vollständige und wohlerhaltene Arten-
reihe vertreten. Das grösste Interesse erwecken aber die
am Westabhange des nahezu 6000 Meter hohen Schnee-
berges Ru-Nssoro (Ruwenzori STAXLEr's), sowie im Wald-
gebiete westlich vom Albert-Niansa eingesammelten Pflanzen-
proben. Von besonderer Bedeutung fĂĽr die Pflanzengeo-
graphie ist der Fund eines wirklich wilden Orangenbaums
im letztgenannten Gebiete. Der Reisende schildert die Art
als einen kleinen Baum mit hellgelber faustgrosser Frucht,
die süsslich von Geschmack und ohne jede Säure ist und
die nur zwei Samenkerne enthält. Die Aeste sind dornig
und nebst den Blättern vielen Formen des Citnis Limonum
Risso durchaus analog.
Bemerkenswerth erscheint das Auftreten vieler Charak-
tergewächse des abessinischen Hochlandes in dem Gebiete
(Karague, Mporroro, Nkoli) zwischen Victoria -Niansa und
j^72 Gesellschaft naturforschende}' Freunde, Berlin.
dem Albert-Edward, die nur Höhen von 1200—1600 Meter
erreichen. Acanthus arhoreusF., Rumex nervosnsY., Grassula
dbyssinica K.. Protect abyssinica W., Phijtolacca dbyssinica
Hoff., Maesa lanceolata F., Musa Ensete Gm. scheinen da-
selbst sehr verbreitete Arten zu sein. Auch wird die Flora
dieses Gebiets durch die bisher nur in Benguela und Mossam-
bique vertretene Proteaceengattung Fcmrea bereichert.
Am Westabhange des Ru-Nssoro waren bereits ge-
legentlich seiner ersten p]ntdeckung durch Stanley von
einem seiner Officiere eine kleine Anzahl Pflanzenproben
eingesammelt worden. Lieut. Stairs hatte am 7. Juni 1889
daselbst eine Höhe von 3254 m erreicht. Es ist zwar
Dr. StĂĽhlmann auch nicht geglĂĽckt bis zu der Region des
ewigen Schnees an dem m.erkwĂĽrdigen Einzelberge empor-
zuklimmen; er giebt als die am 10. Juni 1891 erreichte
Höhe 3800 m an, — dafür aber hat er eine Pflanzen-
sammlung von 207 Nummern erbeutet, die bis zu der er-
w^ähnten Höhe eine genaue Unterscheidung der verticalen
Verbreitungszonen am Westabhange des Ru-Nssoro ermög-
lichen wird. Der Fuss des Berges ist am Thal-Rande des
Issongo-Semliki bei 1000 m. dann folgen Bananenpflan-
zungen, darauf die Waldregion bis zu 2500 m, ferner ein
GĂĽrtel von Bambus- (nicht Oxytenauthera')WdlderR und schliess-
lich der Erica-Wdiid, ungefähr zwischen 2700 bez. 2500 und
3400 m. Hier treten die merkwĂĽrdigsten Pflanzenformen
in den stets feuchten Moospolstern und in einer Art Torf-
moorbildung mit Sphagmim auf, Heidelbeeren, abessinische
Veilchen, die prächtige Campanulacee Canarina und viele
andere fĂĽr die afrikanische Hochlandsflora charakteristische
Typen, so namentlich Impatiens, Helichrysum mannigfaltigster
Art, AlchemĂĽla. der abessinische Cusso-Baum (Braycra
anthelminthicä), Dracaenen, viele Orchideen [Disa, Ängraecum,
Polystachya). Ueber dem Wald von Erica arborea L. er-
reicht der bestandbildende Baum- und Strauchwuchs seinen
Abschluss in den isolirt auftretenden Riesenkräutern der
baumartigen Senecio und Lobelien [Bhynchopetcäum) , von
denen auch der Ru-Nssoro seine eigene Art zu haben
scheint, wie Kenia, Kilimandscharo und Bahit die ihrigen.
Sitzuug vom K>. Koreuiher 18!)^. \ 73
In ihren Mittheihingeu ĂĽber deu ersten Besuch am Ru-
Nssoro hatten sowohl Stanley als auch Emin-Pascha des
Vorkommens einer wirklichen Heidelbeere Erwähnung ge-
thau. Das BelegstĂĽck dazu in der Sammlung von Stairs
war aber ohne BlĂĽthen und FrĂĽchte und da die Pflanze
eine ausserordentliche Aehnlichkeit mit Myrsme africana hat.
waren Zweifel hinsichtlich ihrer systematischen Stellung
um so berechtigter, als vom afrikanischen Festland bisher
nur zwei Vaccinium-AiiQn, eine von den Drakenbergen
Transvaals, die andere von Mossambique angegeben worden
sind. Nun aber hat Dr Stuhlmann die Frage endgĂĽltig
entschieden durch Beschaffung von guten Exemplaren mit
Bluthe und Frucht. Der Vortragende hat die Pflanze
Vaccinium Stanleiji genannt und er unterscheidet dieselbe
von V. exul Bolus, die bei 1700 m Meereshöhe auf den
Drakenbergen wächst, durch die kahlen Staubfäden und
die glockige, nicht krugförmige Blumenkrone. Die in den
vorderindischen Gebirgen durch zahlreiche Arten vertretene
Section dieser Gattung Epigynium Exotzsch unterscheidet
sich gkichfalls durch die angefĂĽhrten Merkmale, dafĂĽr ist
aber ein stark entwickelter Discus von grösserem Belang
und das Vorhandensein eines solchen bei der neuen Art
schien ihm ausschlaggebend, um sie zunächst den Himalaya-
Arten anreihen zu können. Die zu Gebote stehende Zeit
gestattete nur das flüchtige Hervorheben einiger auffälliger
Vorkommnisse. Zum Schluss legte der Vortragende noch
mit den Exemplaren von Vaccinium Stanley i Schwof., die von
Lieut. Stairs und von Dr. Stuhlmann herstammten, eine
sehr schöne Campanulacee vor, die der letztgenannte Rei-
sende in einer Höhe von 2500 ra am oberen Rande der
Waldregion aufgefunden hat. P. Ascherson hatte die Art
bei der ersten Durchsicht des betreffenden Packets als eine
neue Canarina erkannt, von der bisher nur eine Art aus
der mittleren Waldregion von Teneriffa bekannt gew^orden
war. Diese neue Art. Canarina Eminii Aschers., unter-
scheidet sich von der letzterwähnten durch breitere und
aufrechte Kelchzipfel, durch eine mehr trichterförmige, oben
weiter geöffnete BUnnenkrone und durch kürzere Blätter.
174 Geselhchaft naturforschender Freunde, Berlin.
Die Blütheufarbe ist orangegelb mit rothen Läugs-Nerveu.
Das Auftreten einer der charakteristischsten Formen der
endemischen Canarienflora in einem so fernliegenden afri-
kanischen Gebirge scheint einen analogen Fall darzustellen,
wie das Auftreten von Aloe, cactusförmigen Euphorbien,
Drachenbäumen u. dgl. in Südafrika, auf Socotra und den
Canaren. Christ vermuthete in diesen Erscheinungen
Belege fĂĽr die Annahme einer aus der urafrikanischen
Schöpfung übriggebliebenen Relictflora.
Herr VON MARTENS sprach ĂĽber die von Dr. Stuhl-
mann in Nordostafrika gesammelten Land- und SĂĽss-
wasser-Mollusken unter Bezugnahme auf dessen in der
Sitzung der Gesellschaft fĂĽr Erdkunde am 5. November
d. J. gegebenen Reiseberichtes. In Anbetracht des grossen-
theils aus Gneiss bestehenden, also den Landschnecken un-
gĂĽnstigen Bodens und der mannichfacheu Schwierigkeiten,
die sich dem Reisenden entgegenstellten, zeugt die Anzahl
von etwa 60 Arten, wovon etwa 45 Landschneckeu und
15 SĂĽsswasser-Mollusken, viele davon doppelt, in Spiritus
und trocken aufbewahrt, welche die letzte Sendung enthielt,
von rĂĽhmenswerthem Eifer und Geschick, Sorgfalt und Aus-
dauer im Sammeln, umsomehr als manche kleine darunter
sind, welche der ungeschulte Reisende leicht ĂĽbersieht.
Auch ist mit Dank hervorzuheben, dass von einer ganzen
Anzahl Farbenskizzen des lebenden Thieres an Ort und
Stelle gemacht worden sind, was zur vollständigeren Kennt-
niss derselben wesentlich beiträgt. Da die Reise sich
meistens in Gegenden bewegte, welche erst durch die
Rückreise Stanley' s mit Emin Pascha den Europäern be-
kannt wurden, so ist die Anzahl der fĂĽr die Wissenschaft
neuen Arten verhältnissmässig gross und noch mehr sind
wenigstens fĂĽr die Sammlungen in Deutschland neu, da
manche auch schon frĂĽher von Emin Pascha gesammelt,
von Stanley nach England gebracht und dort von E. Smith
in Annais and Magazine of nat. bist. (6) VI. 1890. p. 146 ff.,
beschrieben worden sind. Eine Anzahl der neuen Arten
ist weiter unten kurz charakterisirt. Was die von Dr.
Sitzung vom l'>. Kovemher 18Ă–2. 175
Reic'henow besprochene Zugehörigkeit 7a\ weiter aiisge-
delinten Uuterabtheihiiigen der afrikanischen Fauna betrifft,
so schliesst sich allerdings die sclion in dem Sitzungs-
bericht vom Februar, p. 13. erwähnte Ildlx helluh von
Uganda zunächst an westafrikanische Formen, wie //.
(Troclio.2onites) foUni Morel, an , und im Waldgebiet nord-
westlich vom Mwutan-See traf Dr. Stuhlmanx auf die-
selbe Art von Achatina, welche Dr. SchweinfĂĽrth von
dem Lande der Njamjam heimgebracht hatte, Ach. schivein-
f urtJii Marts. Von den am Runsoro-Gebirge gesammelten
Arten schliesst sich ebenfalls die unten beschriebene Ennea
(Ftyclwtrema) runsorana zunächst an westafrikanische i\rten
au, dagegen der neue Bidiminus tmpczoideus aus der Bambus-
region hat im ganzen Westen und SĂĽdosten Afrikas keinen
Verwandten, wohl aber im Hochland von Abyssinien, in
SĂĽdarabien und im Himalaya. Von den SĂĽsswasser-Schnecken
haben die luftathmenden (Limnaelden) ganz europäischen
Habitus, wie neben den Schalen auch die Zeichnung der
Weichtheile einer Limnaea. PJiysa und eines Flanorhis be-
weist; unter den wasserathmenden ist die grosse Ampidlaria
iverneiVmÄ,., die auch in den oberen Nilländern vorkommt,
häufig. Von der speziell westafrikanischen Gruppe der
oben kantigen Arten von Lanistes liegt kein Vertreter vor.
Die weit verbreitete, vermuthlich aus ludien stammende
Melania tuhercidata MĂĽll, ist auch aus dem Ngesi (Albert-
Edward-See) und aus dem Mwutau (Albert Nyansa) , wie
aus dem Victoria Nyansa vorhanden. Ganz isolirt steht
unter den afrikanischen die unten beschriebene Melania
t^riiata. Ein Litlioglyphus , der im Ngesi häufig ist, dürfte
mit Bithynia alherĂĽ E. Sm. aus dem Albert Nyansa zusam-
menfallen. Die Süsswassermuscheln gehören den aus den
ostafrikanischen Seen schon bekannten Formen von SpatJia,
Mtitela, TJnio und Cyrena au.
Helix Jcaretvia n.
Testa umbilicata, subglobosa, tenuis. rugis incrementia-
libus obliquis undaeformibus sat confertis sculpta, olivaceo-
fusca, unicolor; spira brevis, obtusa; anfr. 5, regulariter
crescentes, superne convexiusculi . sutura modice profunda
176 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
cliscreti, iiltimus globosiis, infra magis couvexus, aotice de-
flexus. Apertura perobliqua, semielliptica, peristomate
breviter reflexo, teniii, margine supero arcuatim deflexo,
externo et basali beoe arcuatis, columellari triangulariter
dilatato, callo parietal! tenui.
Diam. maj. 17, min. 13, alt. 11; aperturae diam. 10,
alt. obliqua 8 mm.
Karewia am westlichen Fuss des Runsoro, in etwa
1200 m Höhe, Dr. Stühlmann.
Buliminus trapezoideus n.
Testa perforata, rotundato-conica, leviter costulato-
striata, lineis spiralibus, subobsoletis. albida, periostraco
tenui fuscescenti-flavido induta; spira acuminata; aufr. 6V2,
siiperiores vix convexiusculi , primus et secundus laeves,
ultimus iuflatus. subgiobosus, siitura leviter appressa, antice
non defllexa. Apertura subverticalis , trapezoidea, peristo-
mate incrassato et reflexo, margine externo supra valde
arcuato, dein subrectilineo , basali rotundato, columellari,
verticali, superue dilatato et in callum parietalem crassiu-
sculum abeunte.
Long. 25, diam. maj. 16, min. 13 mm. Aperturae long,
incluso peristomate 13. excluso 10; diam. incluso peristo-
mate 10, excluso 7 mm.
Runsoro -Gebirge, im Bambuswald in einer Höhe von
2600 m, Dr. StĂĽhlmann.
x4Lehnlich einigen Formen des sĂĽdarabischen B. forshali
Beck, aber die letzte Windung und damit auch die MĂĽn-
dung merklich breiter und runder.
Achatina stulilmanni n.
Testa conico-elongata. tenuis, irregulariter rugoso-striata
et ad suturam crenulata, striis spiralibus in anfr. superiori-
bus subtilissimis , in ultimo nullis, olivaceo-fusca, strigis
nonnullis nigricantibus picta; anfr. 8, vix convexiusculi,
ultimus prope aperturam valde descendens. Apertura sub-
verticalis, rotundato-trapezia, dimidia testae longitudine paulo
brevior, intus pallide coerulescens ; columella verticalis, sub-
incrassata, coerulescenti-lactea. basi late truncata.
Sitzung vom 15. November 1892. 177
LoDg. 120, diain. maj. 51, min. 46; aperturae long. 58,
diam. 32 mm.
Im Urwald westlich vom oberen Ituri, Dr. StĂĽhl-
mann.
SubuHna paticispira n.
Testa imperforata, turrita, striatula, nitida, pallide
flavescens, apice obtusa; anfr. 8, vix convexiusculi, ad
suturam modice impressam fortius striati, primus globosus,
sequentes regiilariter crescentes. iiltimus prope aperturam
oblique descendens. basi rotundatus. Apertura sat obliqua,
sinuato -piriformis, margine columellari valde arcuato, basi
late truncato.
Long. 25, diam. maj. TV's, min. 7; aperturae long. 8,
diam. 4 mm.
Karewia am westlichen Fuss des Rnnsoro- Gebirges
unter Steinen und im Wald an der Ituri -Fähre, Dr.
StĂĽhlmann.
Aehnelt zunächst den abyssinischen , von C. Jickeli
gesammelten und beschriebenen Arten, namentlich dessen
S. variahilis, ist aber doch verhältnissmässig breiter, als
dessen Form A und der sichtbare Theil der frĂĽheren Win-
dungen doch nicht so kurz, wie bei dessen Form B; durch
das stärkere Herabsteigen der letzten Windung erscheint
bei Profilansicht der MĂĽndung die vorletzte nur wenig kĂĽrzer
als die letzte.
Hapalus conoideus n.
Testa perforata, ovato-conoidea, confertim striatula
striis prope suturam recurvatis, nitida, cereo-albida; anfr. 6,
regulariter crescentes, sutura modice compressa discreti,
ultimus basi rotundatus, antice non descendens. Apertura
verticalis, piriformis, peristomate recto, simplice, margine
externe leviter arcuato, basali bene rotundato, columellari
verticali. bre^iter rellexo. introrsum dilatato.
Long. 10, diam. 5V>; apert. long. 4V2, diam. 2V2 mm.
Butumbi am SĂĽdufer des Ngesi, am Boden des Ur-
waldes, Dr. StĂĽhlmann.
178 Gesellschaft naherforschende?' Freunde, Berlin.
Streptostele costulata n.
Testa aperte rimata, turrita, confertim costiĂĽato-striata,
nitidula, albida; apex obtusus; anfr. 9, convexiusculi, sensim
et aequaliter crescentes, sutura sat impressa discreti, ultimus
basi rotundatus, antice non descendens. Apertura sub-
verticalis, basi recedens, semiovata, peristomate crassiusculo
et leviter expanso, margiue externo superne arcuato, dein
rectilineo, basali late rotundato, columellari triangulatini
dilatato, introrsum in columellam modice tortam abeuute,
callo parietali tenui.
Long. I2V2. diam. 4; aperturae long. 4, diam. 2Y2 mm.
Butumbi am Boden des Urwaldes, Dr. StĂĽhlmann.
Ennea limhata n.
Testa rimata, obovata. nitidula, tantum infra suturam
oblique striata, cerea; apex obtusus; anfr. 7, priores 3
celerius crescentes, convexiusculi, sequentes subplani, ultimus
basi attenuatus, bisulcatus. Apertura subverticalis, basi
recedens, oblonga, peristomate retlexo et valde incrassato,
albo; plica parietalis yalida, flexuosa, insertioni marginis
externi appropinquata. margo externus supra tuberculo parvo,
medio dente valido in plicam sulco superiori correspondentem
recurrente. versus basin plica altera peristoma non at-
tingente; margo basalis rotundatus, edentulus; margo colu-
mellaris bituberculatus, tuberculo superiore majore; colu-
mella intus denticulis 2 inferioribus approximatis et supra
uno paulum majore munita.
Long. 14, diam. 6; apert. long. 4V2, diam. 4 mm.
Runs oro- Gebirge, im Bambuswald, Dr. Stuhlmann.
Ennea excavata n.
Testa breviter rimata, oblongo-ovata, oblique costulata,
albida; apex obtusiusculus; anfr. 8, convexiusculi, 5. superio-
res celerius crescentes, sextus et septimus subaequales,
ultimus minor, basi attenuatus, ad aperturam biscrobicu-
latus. Apertura subverticalis, basi recedens, inaequaliter
rotundato -trigona, peristomate crassiusculo, breviter ex-
panso; plica parietalis valida, insertioni marginis externi
propinqua; margo externus plicis 3, superiore parva, bre-
Sitzunt) von} 15. November 1892. 179
vissiuia, media et iufera scrobiculis faciei exteroae cor-
respondeutibus. media valida; margo basalis perbrevis;
margo colimiellaris subverticaliter asceiideus. iutus plica
columellai'i valida, verticaliter dilatata, antrorsum
excavata munitus.
Long. 13, diam. 6; apert. long. 5, diam. 4 mm.
Butumbi, am Boden des Urwaldes, Dr. Stuhlmann.
Ennea planidens n.
Testa breviter rimata, ovata, vix striatula, nitidula,
alba; apex obtusus; anfr. 7V2, convexiusculi , ultimus basi
leviter attenuatus, ad aperturam biscrobiculatus. Apertura
subverticalis, basi recedens. rotundato-trigona, peristomate
crassiusculo , breviter retlexo; plica parietalis valida in-
sertionem marginis externi fere attingens; plicae marginis
externi 2, scrobiculis correspondentes , peristoma vix at-
tiugentes; margo basalis perbrevis; margo coluiuellaris
oblique ascendens, plicis 2, inferiore debili, superiore
valida transversim expansa.
Long. 10, diam. 472; aperturae long. 3V2, lat. 3 mm.
Buginda beim Chef Orani, in einer Bananenptlanzung,
Dr. Stuhlmann.
Ennea (Ftychotrema) runsorana n.
Testa arcuato-rimata , subcylindrica , nitidula, distincte
costulata. pallide grisca; apex obtusiusculus; anfr. 7, con-
vexiusculi. priores 3 celerius crescentes. laeviusculi, ultimus
basi attenuatus, bisulcatus. Apertura subverticalis. basi
recedens. quadrato-ovalis, peristomate reflexo et incrassato;
plica parietalis valida, insertioni marginis externi propinqua;
plicae marginis externi 4, superiores duae in tubercula
peristomatis excurrentes, breves, inferiores duae longiores,
peristoma non attingentes, sulcos faciei externae efficientes;
columella callosa, oblique ascendens, intus bidenticulata.
Long. 9, diam. 3; apert. long. 3, diam. 2V2 mm.
Karewia am westlichen Fuss des Runs oro -Gebirges,
Dr. Stuhlmann.
Aehnlich der E. stibhyalina E. Smith (Ann. Mag. Nat.
Bist. 6, VI, 1890, p. 165. pl. 6. Fig. 13), aber neben ge-
180 Gesellschaft naturforscheyuler Freunde, Berlin.
riügerer Grösse und weniger stumpfem oberen Ende nament-
lich durch die ausgeprägte Berippung unterschieden. Ein
junges Exemplar von erst 472 Windungen zeigt schon eine
deutliche Columellarfalte.
Cyclophoriis elatior n.
Testa umbilicata, globoso-conica. dense striatula, perio-
straco fusco induta, fasciis pallidioribus angustis raris; spira
conica, acutiuscula; anfr. 5, convexi, sutura profunda dis-
creti. primus papillaris, rubescens. laevis. ultimus inflatus.
antice vix descendens. umbilico angusto. Apertura parum
obliqua, circularis. peristomate recto. superne breviter ad
aofractum penultimum adnato.
Diam. maj. 20, min. 18, alt. 18; aperturae lat. 10,
alt. 11 mm.
Butumbi, am Boden des Urwaldes, Dr. StĂĽhlmann.
Nächstverwandt mit G. hildehrandti Marts. (Monats-
berichte d. Berl. Al^ad., 1878, S. 289, Taf. 1, Fig. 1—3),
von welchem auch frische Exemplare mit gleicher Färbung,
dunkelbraun mit einigen helleren Spiralbiuden bei Buginda
und Issango-Itiri von StĂĽhlmann gesammelt wurden, aber
höher gewunden, deshalb auch oben spitziger, an den Seiten
die Windungen tiefer eingeschnitten und der Nabel enger,
in der Gestalt an die höheren indischen Cychphorus- Arten,
wie C. volvulus, erinnernd.
Cyclophorus (Bitro^ns?) papillaris n.
Testa parva, perspective umbilicata, depressa, bicarinata,
liris elevatis spiralibus nonnullis supra et infra sculpta,
fusea; anfr. 4. primus papillaris, prominens, ultimus ad
aperturam valde descendens. Apertura diagonalis, circularis,
peristomate expanso, continuo, breviter adnato.
Diam. maj. 374, min. 272, alt. 172, aperturae diam.
175 mm.
Butumbi, am Boden des Urwaldes, Dr. StĂĽhlmann.
Steht zwischen den indischen Gruppen I)itrop)is und
Lagochilus gewissermaassen in der Mitte; die Schale ist
niedriger und weiter genabelt als bei allen mir bekannten
Arten von Lagochilus, aber doch nicht so ganz flach und
SitzKuy vom 15. Koremht'r 1892. \^\
nicht mit Ausnahme der zwei Kiele so glatt, wie bei IHtro-
pis. Der MĂĽnduugsrand ist da, wo er sich an die letzte
Windung anlegt, wohl dünn und etwas häutig, aber nicht
eigentlich ausgebuchtet. Der Deckel ist dĂĽnn, mit vielen
Windungen.
Melania tornata.
Testa oblongo-turrita. solidula, costis spiralibus crassis
prominentibus in anfractibus superioribus 2—3 conspicuis, in
ultimo 4. duabus inferioribus minoribiis, sculpta, interstitiis
laevibus. olivaceo-nigricans. Anfr. circa 8. sutura impressa
infra costam tertiam posita distincti, ultimus basi rotunda-
tus, cingulis nonnullis obsoletis munitus, Apertura modica,
ovata. basi paulum producta, intus plumbeo-coerulescens,
margine externo rotundato, ad costas leviter angulato,
margine basali rotundato. columellari perpendiculari, extror-
sum paululum sinuatim exciso, callo parietali distincto,
crassiusculo, nitido.
Long. 35, diam. 15; aperturae long. 14, diam. 9 mm.
Fluss Duki bei Buessa, westlich vom Mwutan oder
Albert-Nyansa, Dr. StĂĽhlmann.
Die meisten erwachsenen Exemplare erscheinen etwas
kĂĽrzer, als das hier angegebene, von dem besterhaltenen
StĂĽck genommene Maass angiebt, da die oberen Windun-
gen mehr oder weniger verloren sind. Lebend von Dr. Stuhl-
mann beobachtet und gezeichnet, Deckel, FĂĽhler und Augen-
stellung normal, Oberlippe kräftig, in der Mitte eingebuchtet,
Sohle breit und flach.
Herr VON Martens legte ferner die Beschreibung
vier neuer afrikanischer Conchylien-Arten vor (3 w^est-
afrikanische, 1 ostafrikanische).
Achatina (Homonis) pyramidella n.
Testa conico-turrita, leviter striatula. nitida^ griseo-
albida, strigis fuscis numerosis inaequalibus picta; anfr. 9,
aequaliter crescentes. vix convexiusculi . supremi 3 unico-
lores albidi fortius striati. primus minimus, obliquiis. secun-
dus globosus, distinctius costulatus. ultimus basi rotundatus.
182 GesellscJutft natwforsclmuhr Freunde, Berlin.
Apertura rhombeo-oblonga, superne acutangula, margiae
externo tenui. parum arcuato. margine infero rotundato,
margine cohimellari incrassato, concavo. basi distincte trim-
cato, callo tenui margiaem columellarem et parietem aper-
tiiraleni tegente.
Long. 16, diam. maj. 6V2, aperturae long. 5, diam.
4 mm.
Biiea, Kamerun, im Urwald, besonders hwi Marattia
fraxinea, von Dr. Preuss gesammelt.
Ennea grossa n.
Testa inflato-ovata, deorsum oblique angustata. longe
rimata, oblique costulata, paulum nitidula. diaphano-albida.
saepius rufotincta; anfr. 7, superiores 4 planati, apicem ob-
tuse convexum efficientes. celeriter crescentes. (carinati.
infra plani, laeves et umbilicati). sequentes convexiusculi,
diametro inter se subaequales. ultimus versus basin angusta
tus et rotundatus. antice paululum ascendens. Apertura
subverticalis, triangulari-rotundata. peristomate incrassato.
albo, nitido, subcontinuo, ex tus scrobiculato. 12 - dentato,
dentibus marginis externi 3, intermedio duplo majore, ba-
sali 1, parvo, marginis columellaris 3, infimo minimo, parietis
aperturalis 5. in sinistra parte 3 minoribus, in dextra parte
2 majoribus, plicae marginis ipsiiis in aperturae lumen pro-
minentis insidentibus.
Long. 20, diam. maj. 13, min. 11, aperturae long. 9,
diam. 8 mm. Specimen juvenile 4 anfractuum heliciforme
alt. 7, diam. 12, min. 11; apert. alt. 3, diam. 7 mm.
Hab. Darema in Usambara, 1. Conradt.
Ennea conospira n.
Testa conica, transverse rimata, confertim oblique
costulata. albida; anfr. 8. subplani, primus subglobosus,
laevis. apicem obtusum efficiens, secundus et tertius spiratim
liratus, a secundo usque ad sextum sat celeriter crescentes,
septimus sexto vix latior, ultimus ad suturam septimo subae-
qualis, dein versus basin attenuatus; sutura distincta, sub-
crenulata. Apertura oblique oblonga, peristomate incrassato,
albo, 5 denticulato; denticulis 2 approximatis in medio
Sifzumj vom 15. November 1892. 183
margine externo, scrobiculum commimem faciei externae
efficientibus, imo miniito in margine basali, duobas inter se
distantibus. superiore minore, in margine columollari; paries
aperturalis laniella valida compressa munitus.
Long. 9, diam. maj. 6^/2, min. 5 mm; apert. long. 4,
diam. 3 mm.
Buea, Kamerun, Dr. Preuss.
Cyclopliorus preussi n.
Testa snbdiscoidea. umbilicata, perpendiculariter costu-
lata, costis interstitia fere aequantibus, fulvo-flava; anfr.
vix 4. convexi. snperiores paululum supra ultimum elevati,
saepius detriti; sutura profunda. Apertura subcircularis,
versus anfr. penultimum paulisper angustata; peristoma rec-
tum, subcontinuum. crassiusculum. albidum. supra leviter
sinuatum. ad parietem aperturalem breviter adnatum et
attenuatum. Operculum tenue. multispirum. extus concavum.
Diam. maj. 11 — 12. min. 9. alt. 6; aperturae diam. 5;
umbilici diam. SV^ mm.
Buea, Kamerun. Dr. Preuss.
Aebnlich C. leonensis Morelet (Journ. de Conch. XXI.
1873 p. 331) von Sierra Leone, aber dieser ist kleiner und
hat nach der Beschreibung weit abstehende schiefe Falten.
Herr M. MEISSNER sprach ĂĽber die von Herrn Marine-
Stabsarzt Dr. Sander heimgebrachten Seeigel.
Die Sammlung umfasst 11 Nummern, die jedoch zur
Aufstellung neuer Arten keine Veranlassung boten, sondern
sich auf 9 bereits bekannte Species zurĂĽckfĂĽhren Hessen.
Die Fundorte sind aber, da sie — bis auf einen — durch-
aus sichere und genaue sind, immerhin interessant genug,
um einen kurzen Bericht zu rechtfertigen.
S. M. S. „Prinz Adalbert", auf dem Dr. Sander als
Stabsarzt fungirte, erbeutete auf seiner Reise 1883—1885
zuerst Seeigel im japanischen Meere, und zwar wurde da-
selbst in der Inland-See bei ]\Iitsu-Yama Astriclypeus mannt
Verrill, bei Kobe Echinocardium cmstrdle Gray und bei
Yokohama EcJnnamchnius mirdbilis (Barnes) gefangen. Hier-
"184 Gesellschaft natur forschender Freunde^ Berlin.
ZU kommt noch Temnopleurus hardwicki (Gray) ^) ohne Fund-
ortsangabe, der jedenfalls auch dieser Meeresregion ent-
stammt.
Von Japan aus durchfuhr das Schilf das indisch-poly-
nesische Meer und machte unterwegs bei Papeete auf Tahiti
Halt, wo eine grosse Anzahl Echmometra lucunter (Leske)
gesammelt wurde.
Die nächste Station, auf der Dr. Sander wieder Müsse
fand zu dredgen, war Callao, der Hafen von Lima. Dort
fischte er zw^ei Arten von Arhacia: s2)athuU[/era (Val.) und
nigra (Mol.). Besonders von der ersteren Species sind
zahlreiche Exemplare an die zoologische Sammlung ge-
kommen, und zwar in verschiedenen Altersstufen, so dass
es mir gelang, daraus fĂĽr die Schausammlung des Museums
eine Entwicklungsreihe, welche Seeigel von 8 — 22 mm
Durchmesser umfasst, zusammenzustellen. Was die Zahl
der Analplatten ^) bei den vorliegenden Ă„rhacien anbetrilft,
so zeigen unter 30 jungen und alten Exemplaren von
spathuligera zw^ei erwachsene eine Abweichung von der
Normalzahl vier, sie haben nämlich jedes je fünf After-
platten und unter vier StĂĽcken von nigra zeigt ein grosses
dieselbe Abnormität.
Auf der Heimreise des Schiffes w'urde noch bei San-
sibar Echinodiscus auritus Leske, und bei Capstadt Echinus
angtdosiis (Leske) gefangen. Die Schale der letzteren, in
Spiritus conservirten Thiere stimmt genau mit der von
Agassiz in seiner „Revision of the Echini", Taf. Vlla.,
Fig. 3, gegebenen Phototypie ĂĽberein, jedoch sind die
Stacheln einfarbig braun, während gerade bei dieser Art
eine farbige Spitze der Stacheln beinahe Regel ist. Da
jedoch Dr. Sander keinerlei Notizen über die Färbung der
lebenden Thiere gemacht hat. so lässt sich nach den im
*) IVES schlägt in Proc. Acad. N. H., Philadelphia 1891, p. 214,
vor, diese Species als synonym zu Temnopleurus toreumaticus (Leske)
zu stellen, eine Ansicht, der ich mich nach Durchsicht der Berliner
Exemplare nicht anschliessen kann.
^) Vergl. J. Bell, Proc. Zool. Soc. London v. Mai J879 und
A. Agassiz, Challenger Report IIL, Echinoidea p. 57.
SitzwKj vom 15. Noreniher 1S92. J85
Alkohol bezüglicli der Farbe leicht veränderlichen Stücken
nicht entscheiden, ob eine wirkliche Farbenvarietät vorliegt.
Zum Öchluss möge eine kleine systematische Ueber-
sicht der gesammelten Species hier Platz finden:
L Regularia:
30 Expl. Arhacki sjjatMligera (Val.) — Callao, 15. IL 85,
3370, 3371 Cat. Gen. Mus. Berol.,
4 „ Arhacia nigra (Mol.) — Callao, 15. II. 85,
3372, 3373 Cat. Gen. Mus. BeroL,
42 - Echinometra hiciinter (Leske) — Papeete, 3/4.II. 85,
3374, 3375 Cat. Gen. Mus. BeroL.
4 ^ Temnopleurus hardwicM (Gray) — (Japan),
3376, 3377 Cat. Gen. Mus. BeroL,
12 „ Eclünus angiäosiis (Leske) — Capstadt, 12.X.85,
3382, 3383 Cat. Gen. Mus. BeroL
IL Irregularia:
1 Expl. Echinarachnius mirdbilis (Barnes) — Yokohama.
10. VII. 84. 3378 Cat. Gen. Mus. BeroL,
5 „ Echinodiscus aiiritus (Leske) — Sansibar, IX. 85,
3379 Cat. Gen. Mus. BeroL,
1 ,. Astriclypeus manni (Verrill) — Mitsu -Yama.
18. VL84. 3380 Cat Gen. Mus. BeroL,
2 „ Echinocardium australe (Gray) — Kobe. 23. VI. 84,
3381 Cat. Gen. Mus. Berol.
Herr M. MEISSNER machte ferner eine kleine Mitthei-
lung ĂĽber Parasalenia gratiosa A. Ag. von Mada-
Als Fundorte dieser Art führt Agassiz in seiner „Re-
vision of the Echini" folgende an:
..Kingsmill-, Gesellschafts-. Bonin- und Fidji- Inseln.
Tongatabu, mit ?Neu-Guinea und zuletzt Sansibar (Cooke)."
Pfeffer bemerkte 1887 in seinen „Zoologischen Klei-
nigkeiten" (Verh. Ver. Naturw^. Unterh. Hamburg) zu dem
letzten Fundorte: „Dies (Sansibar) liegt durch die ganze
Breite Australiens, der Sunda-See und des indischen Oceans
von den ĂĽbrigen Fundorten getrennt, so dass' eine neuere
Bestätigung dieses Vorkommens recht erwünscht wäre."
â– j g(3 Gesellschaft naturforschender Freude, Berlin.
Ich fand nun nnter einigen von dem f Hildebrandt
bei Madagaskar gesammelten Echinodermen drei schön er-
haltene Exemplare^) dieses Seeigels, so dass ich also sein
Vorkommen im afrikanischen Theile der indischen Meeres-
region bestätigen und durch diesen neuen Fundort die von
Pfefp^er hervorgehobene Kluft zwischen beiden Fund-
gebieten auch etwas ausfĂĽllen kann.
Im Umtausch wurden erhalten:
Photographisches Wochenblatt. 1892. No. 43—46.
Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Potonie. VII. Bd.
No. 30-46.
Leopoldina. Heft XXVIII. No. 17-18.
Societatum Litterae. Frankfurt a. 0. 6. Jahi'g. No. 1—8.
Festschrift zur Feier des 150 jährigen Bestehens der natur-
forsch. Gesellschaft in Danzig.
Schriften der naturf. Ges. in Danzig (N. F.). VIII. Bd. 1. Heft.
Jahresbericht des physikalischen Vereins Frankfurt a. M.
pro 1890—1891. ^
Helios, Monatl. Mittheil. a. d. Gesammtgeb. der Naturw.
Jahrg. IX. No. 11-12; X. No. 14.
Földtani Közlöny. XXII. Kötet. 9-10. Füzet. Budapest.
Atti della Societä Toscana di Scienze Naturali. Vol. VIII.
Mai-Juni.
Atti della Societä del Naturalist! di Modena (3). Vol. IX.
(Anno XXVI), Fase. II.
Rassegna delle Scienze Geologiche in Italia. Pioma 1892.
Fase. 1 und 2.
Bollettino delle Pubblicazioni Italiane 1892. No. 164.
Neptunia. Anno IL No. 20 — 21. August- September.
Venedig.
Bulletin de la Soc. imp. des Naturalistes, Moscou. 1892,
No. 1 und 2.
Korrespondenzblatt d. Naturforscher- Vereins zu Riga. XXXV.
^) Jedes mit 4 Analplatten — Cat. Gen. Echinoderma, Mus. Berol.,
No. 3391,
SitziiHU vom 15. Xoccmbcr 1S02. 187
Anzeiger der Akad. der Wissensch. in Krakau, Oct. 1892.
Proceedings of the zool. 8oc., London 1^02. Part III.
Mai-Juni.
Proceedings Amer. Acad. of Arts and Sc. (N. 8.) Vol. XVllL
Boston 1891.
Psyche, Journal of Entomology. Vol. 6, No. 199.
Smithsonian Institution. U. St. National Museum. Special
Bulletin No. 1.
Memorias y Revista de la Sociedad Cientifica „Antonio
Alzate" (Mexico) Tom. VI. No. 1—2.
Verhandlungen des Deutschen Wissenschaftlichen Vereins,
Santiago (Chile). II. Band. 4. Heft.
Journal Asiatic Soc. Bengal Vol. LXI. Pt. II. No. II. 1892.
Druck von J. F. Starcke, Berlin,
i\r. 10. 1892.
Sitzungs-Bericht
der
(jesellscliaft natiirtbrschender Freunde
zu Berlin
vom 20. December 1892.
Director: Herr Hilgendorf.
Herr P. AsCHERSON brachte folgende auf den Fisch-
fang mit HĂĽlfe der Delphine an der Mittelmeerkiiste
Aegyptens bezĂĽgliche briefliche Mittheihing des Herrn
Prof. E. S ICKE NB ER GER zum Vortrag!
Cairo, den 29. October 1892.
Da die Dephin- Angelegenheit, wie es scheint, doch
mehr Aufsehen erregt, als ich dachte, will ich Timen in KĂĽrze
den Hergang mittheilen.
Den 23. September d. J. frĂĽh 7 Uhr brach ich von
Port Said nach EschtĂĽm-el-Gemileh, der Tanitischen Nil-
mĂĽndimg, auf. In meiner Begleitung befand sich der Fischerei-
iuspektor Neghj Effendi Attalah, sowie zwei Kawassen.
Mein Zweck war, nach Burg-el-Gemil , an dem jenseitigen
Ufer, zu gehen, um die Butarcha-Fabrikation mit anzusehen,
(jegen 9 Uhr kamen wir an die MĂĽndung; da jedoch gerade
ein Fang im Zuge war. baten uns die Fischer, jetzt nicht
überzusetzen, um den Zug nicht zu stören. So banden wir
die Pferde an grosse Salsolaceeusträucher und sahen dem
beginnenden Eintritt der Delphine zu. Der Zug der Hutta
(Butarcha- Fische) nahte im Menzaleh-See aus SĂĽdwesten
imd war an dem eigenthtimlichen Schillern der Oberfläche
des Wassers zu erkennen. Die Delphine zogen aus dem
Meere von Norden, ancheinend in einer ziemlich geschlossenen
Reihe, stellenweise auch zu zwei und zwei, in die MĂĽndung.
10
\QQ Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
Diese selbst war durch das Netz in zwei gleiche Theile ge-
theilt, durch dessen östlichen die Delphine einzogen, während
der westliche nach der SĂĽdseite, woher die Hutta kamen,
ollen, gegen Nord (gegen das Meer, woher die Delphine
kamen) jedoch durch ein Quernetz geschlossen war. Als
ich meine Verwunderung äusserte, dass die Delphine sich
durch die Nähe der Menschen gar nicht beirren liessen,
lachten die Leute; einer pfiff einige Male, und nicht einmal
sehr laut, w^orauf zuerst zwei, dann vier Delphine aus der
Reihe abbogen, gegen unseren Stand schwammen, so nahe
— 1 bis 3 Schritte — als die Tiefe des Wassers erlaubte
und zwar langsam, Kapriolen machend, einige Minuten ver-
weilten und dann wieder im Bogen vorwärts, sich dem Zuge
anschlössen. Ich ging dann allein 50 Schritte w^eiter, dann
wieder 30 zurĂĽck, machte an beiden Orten das Experiment
selbst und zwar jedesmal mit Erfolg. Doch bemerkte ich,
dass von den Delphinen, die ĂĽber meinen Standort hinweg
w^aren, keiner umkehrte, sondern immer nur solche kamen,
die auf gleicher Höhe waren, oder die im Zuge sich
gegen meinen Stand heranbewegten. Ich kann nicht be-
haupten, ob irgend ein anderes Geräusch, z. B. Hände-
klatschen. Rufen, die Delphine nicht auch herbeigelockt
hätte. Meines Erachtens reicht die Neugier der Delphine
zur Erklärung aus.
Abends 5 Uhr beobachtete ich dieselben Vorgänge mit
geringen Aenderungen durch den Lokalwechsel bedingt, von
der anderen (westlichen Ufer-) Seite.
Sodann besprach Herr P. Ă„SCHERSON das Auftreten
des sogenannten metallglänzenden Weinsteins an den
Zähnen der Wiederkäuer, namentlich in Südeuropa und
dem Orient, und die sich daran knĂĽpfende Sage vom
Groldkraut.
Diese Erscheinung ist zwar bereits fast seit einem halben
Jahrtausend in der Litteratur erwähnt, bisher aber noch
wenig beachtet worden. Am ausfĂĽhrlichsten besprach sie,
soviel dem Verträumenden bekannt, Hertwig in dem von
Sitzung vom 20. Decewber 1893. 191
ihm und Guklt, uDserem langjährigen Mitgliede, herausge-
gebenen Magazin fĂĽr die gesammte Thierheilkunde, XL. (1874)
S. 345—350. Der Fall betraf eine in dem niederrheinischen
Städtchen Xanten geschlachtete, völlig gesunde Ziege, deren
vom Thierarzt van Heil eingesandter Oberkiefer auf Taf. III
abgebildet ist. Sämmtliche Molaren sind mit einer stellen-
weise bis 5 mm dicken Kruste überzogen, die einen schönen
Silberglanz zeigt. Bei mikroskopischer Untersuchung zeigte
sich dieser Ueberzug, der als ein Niederschlag aus dem
Speichel, mithin als sogenannter Weinstein zu betrachten
ist, aus zahlreichen, sehr feinen, ĂĽbereinander abgelagerten
Lamellen zusammengesetzt, und Hertwig nimmt schon mit
Recht an, dass diese Structur den Metallglanz bedinge.
LTeber die chemische Zusammensetzung werden nur dĂĽrftige
xindeutungen gegeben, doch ist \vohl nicht daran zu zweifeln,
dass dieselbe wie der sog. Weinstein überhaupt, grössten-
theils aus Calciumcarbonat besteht, mit einem geringen
Eisengehalt, der aber auch von Hertwig als unwesentlich
fĂĽr die Hervorrufung des* Metallglanzes betrachtet wird, ob-
Avohl die von ihm zum Vergleich herangezogenen Nieren-
steine, die wie vergoldete Pillen erscheinen, ebenfalls etwas
Eisen enthalten. Herr R. Virchow, der dieselbe Erschei-
nung an Kühen beobachtet hat, äusserte gesprächsweise,
dass Ablagerungen von Calciumcarbonat im thierischen
Körper in der Regel eine, derartigen Glanz bedingende
Structur zeigen. Man wird ja auch, wie Herr K, Moebius
bemerkte, an den durch ähnliche Structurverhältnisse be-
dingten bei den Konchylien an verbreiteten Perlmutter-
glanz erinnert.
Uebrigens ist die Farbe des metallglänzenden Ueber-
zugs nur in seltenen Fällen silberähnlich . wenn nämlich
die abgelagerte Substanz farblos ist. In der Regel besitzt
sie aber eine mehr oder weniger gelbliche Farbe, w^odurh eine
Gold. Bronze oder Messing ähnliche Farbe des Ueberzugs be-
dingt w^ird. Höchst wahrscheinlich ist dies gelbe Pigment
organischen Ursprungs; ob dasselbe von Säften der von den
Thieren abgeweideten Pflanzen herrührt, wäre noch zu unter-
suchen.
10*
192 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
Nach FiCALBi (Sog. Toscana di scienze natural! Processi
verbali V. p. 252, Adunanza del di 8 maggio. 1887) soll die
Silberfärbimg vorzugsweise bei Rindern erscheinen. Schon
Hertwig erwähnt eines zu seiner Zeit im Besitz des Zahn-
arztes LiNDENER sen. befindlichen Hammelkopfes, dessen
Zähne „schwarzen Weinstein mit schönem Goldglanz" zeigten.
In allen folgenden Fällen handelte es sich stets um einen
goldglänzenden Ueberzug.
Viel häufiger nämlich als an unseren Hausthieren in
Mitteleuropa wird ein goldglänzender Ueberzug (ebenfalls
wohl ausschliesslich an den Molaren) bei wilden Wieder-
käuern, sowie namentlich auch bei den unter dem milderen
Himmel des Mittelmeergebiets und des Orients mehr in Frei-
heit weidenden Ziegen und Schafen beobachtet, an welchen
sie an gewissen Oertlichkeiten geradezu typisch auftritt. Von
wilden Arten habe ich zuerst den Damhirsch anzu-
fĂĽhren, von dem L. Lungershausen im Zool. Garten 1866,
p. 475 mittheilt, dass er von Herrn Adolphi in Alt-Kröben
(Prov. Posen) einen Schädel erhalfen habe, dessen „stark
abgeriebene Backenzähne (es handelte sich um einen „Küm-
merer") vom Kieferrande aus mehrere Linien breit goldig
glänzten." Viel häufiger aber, wie mir Herr A. Nehring
mittheilte, findet sich dieser metallglänzende Ueberzug bei
Antilopen, auch bei der einzigen mitteleuropäischen Ver-
treterin dieser Gruppe, der Gemse. Der genannte Forscher
hatte die GĂĽte, den Vortr. zur Demonstration ausser dem
Unterkiefer einer Gemse auch den einer Saiga- Antilope an-
zuvertrauen. Namentlich der letztere zeigt die Erscheinung
sehr schön. An den Molaren sind die äusseren und nament-
lich die der Mundhöhle zugewendeten Seitenflächen mit
einem dunkeln, bei geeigneter Beleuchtimg messinggelben
Metallglanz reflektirenden Ueberzug bedeckt, der auf den
Kauflächen und in deren Umgebung fehlt, ebenso an den
vom Zahnfleisch bedeckt gewesenen Partien, sowie auch die
Schneidezähne völlig frei davon sind. Diese Kruste ist
ziemlich dĂĽnn und rissig, haftet aber fest auf der Unterlage.
Aehnliche Incrustationen lassen sich sogar an den
Sitzunij vo)n VO. jMrinl,er JSD:,\ 193
Zähueu vorweltliclier Wiederkäuer nachweisen. Fok.syth
Major sah sie an den JMolaren von Samotheriwn, jenem
Vertreter der Giraffiden. in der son ilim entdeckten^)
Miocän-Fanna a on Mvtiliui auf der Insel Samos, die sichfso
eng an die bekannte von Pikermi anschliesst.
Ein besonderes Interesse besitzt das Auftreten des gold-
glänzenden Ueberzuges bei den in Südeuropa und dem Orient
auf den kahlen oder schlecht bewaldeten Bergen so zahl-
reich weidenden Kleinvieh -Heerden, weil sich hieran eine
Volkssage knĂĽpft, die. w^enn auch nicht ĂĽberall gleich
mannigfach ausgestaltet, kaum minder verbreitet sein dĂĽrfte,
als die Erscheinung selbst.
Am ausfĂĽhrlichsten wird sie von Hirten auf den Hoch-
gebirgen Griechenlands und der tĂĽrkischen Inseln des
Aegäischen Meeres, namentlich auf Kreta erzählt. Nach
einer brieflichen Mittheilung von Herrn Th. von Held-
reich (Athen. 14. Dezember 1892) lautet sie dort etwa
folgendermaassen : Die Goldfärbung der Zähne von Schafen
und Ziegen rĂĽhrt vom Genuss eines Krautes her. das wegen
seiner bei Nacht leuchtenden ĂźlĂĽthen Aa;j.7:7;o6v'.a oder
Aa;j.7:r^oo07a-a genannt wird. Dasselbe ist aber aus dem
Grunde schwier zu erlangen, weil der Lichtschein, falls
man sich ihm nähert, verlischt. Es thun sich daher zw^ei
Hirten zusammen, von denen einer in der Entfernung stehen
bleibt und dem Anderen das ihm sichtbar bleibende Kraut
verräth. das dieser dann durch Hinwerfen seines Mantels
in Besitz nimmt. Die Lampidonia verwandelt alles, was
man damit berührt, in Gold. — Abweichungen von dieser
Sage finden sich sowohl im Westen (Sicilien) als im Orient
(Mesopotamien und Persien), wo das Leuchten nicht bekannt
') Es sei bei dieser Gek'genheit darauf liingev.iesen , dass dieser
kapitale Fund nicht einem glĂĽcklichen Zufall, sondern der intelligenten
Ausnutzung einer aus dem klassischen Alterthum ĂĽberlieferten Nach-
richt zu verdanken ist, an der man bisher achtlos vorĂĽbergegangen
war. Aeliam (nach Euphorion) und Plutarch berichten von riesen-
haften Gebeinen auf Samos, die der Erstere fabelhaften Thieren (Neades
oder Neides), der Letztere gar den Amazonen zuschreibt.
194 Gesellschaft natarforschender Freunde, Berlin.
ist, dagegen das „Goldkraut" entweder als Anzeichen von
im Boden verborgenem Golde (Erzadern oder vergrabenen
Schätzen) gilt oder direkt zum Goldmachen benutzt werden
soll. Sehr charakteristisch ist aber, dass die Hirten mit-
unter von den mit ihnen zusammentreffenden Botanikern
verlangen, dass sie ihnen das Goldkraut zeigen sollen, und
falls diese, wie natĂĽrlich, diesen Wunsch nicht erfĂĽllen
können, sehr unangenehm werden können. So soll der
berĂĽhmte Parlatore in seiner Jugend, auf einer Excursion
in der Nähe seiner Vaterstadt, aus dieser Situation sich
nur durch schleunige Flucht haben retten können. (Prof.
Caruel. schriftl. Mittheilung durch Dr. Forsyth Major.)
Nur Prof. Haussknecht war so glĂĽcklich, in Mesopotamien
eine bestimmte Pflanze, Euphorhia Unctorla Boiss. et Huet,
zu finden, die ihm als das dortige „Goldkraut" gezeigt
wurde.
Vortr. schliesst mit einem Verzeicimisse der Oertlich-
keiten des bezeichneten Gebietes, in denen ihm das Vor-
kommen des goldglänzenden „Weinsteins" meist in Verbin-
dung mit der Sage vom Goldkraut bekannt geworden ist:
Sardinien: Insel Tavolara (La Marmora, Itineraire
de rUe de Sardaigne, 1860, II, p. 191; Forsyth
Major, briefl.).
Sicilien: Berge von Palermo (Parlatore. s. oben);
Aetna (La Marmora. a. a. 0. p. 192).
Griechenland: Parnass (Th. von Heldreich briefl.,
Orphanides FscD-KoviKoc, I, p. 61) Oeta; Tymphrestos
[Veluchi]; Dirphys auf Euboea; Kyllene (v. Held-
reich); Parnon [Malevo] (Orphanides a. a. 0.);
Taygetos (von Heldreich).
Kreta: Ida [Sphahia] (Buondelmonti (1422) in Greta
Sacra auct. Flaminio Gornelio I, Christo phori
Bondelmontii Presbyteri Florentini Descriptio
Cretae, p. 105; Porcacchi, 1576. p. 110; Sieber,
Reise nach der Insel Kreta, I, 1823, p. 544; von
Heldreich; Raulin, Descr. phys. et nat. de Tile
de Crete T. II, p. 957.
Sitznnf) mm 20. JJrremher 1S0S. 195
Karpathos [8car])aiito] : P)erg Lastos (L. Ross, Reisen
auf den griechischen Inseln, III, p. 64). Theod.
Bknt, Greek peasant life in Fortnightly Review Aug.
1886, p. 217, und The Greek Islanders (Quart.
Journ. 1886. No. 325, p. 205).
Syrien: Sendjirli (F. von Luschax, mĂĽndl.); Libanon
(Consul Gays nach L. LĂĽngershausen a. a. 0.).
Mesopotamien (K. Haussknecht, briefl.).
Kurdistan und Armenien (P. Sintenis, briefl.).
Persien: Demawend (Morier. A Journey through Persia,
Armenia and Asia Minor to Constantinople in the
years 1808 and 1809, (1812), p. 232).
Aegypten: Landschaft Rharaq im SĂĽden des Fajum
(AsciiEHSON, Tagebuch-Aufzeicbn. v. 27. März 1876);
San [Tanis], nach Angabe von Beduinen aus Salehijeh
(desgl. vom 18. April 1887).
Ausser den oben Genannten, besonders den Herren
Th. von Heldreich und Forsyth Major, ist Vortr. auch
den Herren Bartels, Thierarzt A. Grimme. P. Matschie
und Prof. SchĂĽtz fĂĽr litterarische Nachweise verpflichtet.
Herr WahnsCHäFFE sprach über die Entstehung und
Altersstellung des Klinger Torflagers.
Im i\nschluss an die Bemerkungen, welche Herr Pro-
fessor Dr. Nehuing in der letzten Novembersitzung dieser
Gesellschaft zu der ÜREDNER'schen Arbeit über „die ge-
ologische Stellung der Klinger Schichten" gemacht
hat, möchte ich mir erlauben, meine Ansichten über die
Entstehung und Altersstellung des dortigen Torflagers mit-
zutheilen und zwar auf Grund einer Besichtigung der Klinger
AufschlĂĽsse, welche ich am 20. November dieses Jahres
in Begleitung der Herren Dr. Trauuott MĂĽller und Dr.
Benno KĂĽhn ausgefĂĽhrt habe.
Herr Credner hat in der genannten Arbeit die Alters-
frage des Klinger Torflagers durch eine genaue Unter-
suchung des stratigraphischen Verbandes der verschiedenen
Ablagerungen zu lösen versucht, wobei er auf die Ent-
stehung dieses Torflagers keinen prinzipiellen Werth le^te
196 Gesellschaft naturfm\schender Freunde, Berlin.
und demgeinäss seine Anschauungen darüber nur beiläufig
und nebensächlich in einer Anmerkung zum Ausdruck
brachte.
Nach meiner Auffassung ist aber gerade die Entstehung
des Torflagers zur richtigen Beurtheilung desselben von
grösster Wichtigkeit. Credner sagt in dieser Anmerkung,
dass nicht nur das Pflanzenmaterial des oberen Torfflötzes
(1. c Seite 388) in der Schulz' sehen Grube durch Strömungen
angeschwemmt sei, in welchem Punkte alle bisherigen Be-
obachter mit ihm ĂĽbereinstimmeu, sondern dass ihm auch
das Gleiche von den Fragmenten und FrĂĽchten der Holz-
gewächse im unteren Torfflötze (Schicht 6 und 7 Nehring's)
der Fall zu sein schiene. Letztere Ansicht jedoch kann
ich im vollen Einverständniss mit Herrn Professor Nehring
nicht theileu und zwar aus folgenden GrĂĽnden:
1. Das untere Torfflötz stellt sowohl in seinem
oberen, kohlig- torfigen, als auch in seinem unteren, aus
Lebertorf bestehenden Theile eine in den verschiedensten
Niveaus vollkommen gleichmässig entwickelte Schicht dar,
welche keine Spuren von grandigen, sandigen oder thonigen
Zwischeulagerungen enthält, was man doch erwarten sollte,
falls die Fragmente von Holzgewächsen hier durch strömen-
des Wasser zusammengeschwemmt wären.
2. In dem obersten Theile des unteren Torfflötzes sahen
wir einen senkrecht stehenden Baumstumpf mit deut-
lich entwickelter Pfahlwurzel und gut erhaltenen Neben-
wurzeln, von einem Baume herrĂĽhrend, der offenbar an
dieser Stelle auf dem Moor gewachsen sein niuss. Es
stimmt diese Beobachtung mit den Aussagen des Herrn
Ziegelmeisters Kayser überein, der häufig derartige auf-
recht stehende BaumstĂĽmpfe gesehen hat.
3. Der Erhaltungszustand der im Torf vorkommen-
den Blätter, Früchte und Holztheile ist, wde auch Herr
Professor Nehring mehrfach hervorgehoben hat, ein so vor-
trefflicher, dass an einen meilenweiten Transport derselben
in strömendem Wasser nicht gedacht werden kann.
4. Zur StĂĽtze seiner Ansicht hebt Credner hervor,
Sitzung vom 20. Decetnber 1892. 197
dass zwischen den Granden und dem Decksande der
„Kiesrücken" in unmittelbarer Nachbarschaft der Torflager
keine Spuren von der während der Entstehungszeit derselben
angenommenen Waldbedeckung zu finden seien. Demgegen-
über möchte ich darauf hinweisen, dass sich Pflanzenreste
in durchlässigen Sandschichten nur dann erhalten, wenn sie
zuvor unter Luftabschluss einem Humifizirungsprozess unter-
worfen gewesen sind. Ueberall wo im norddeutschen Flach-
lande Eichenwaldungen auf durchlässigem Sandboden früher
vorhanden gewiesen sind, ist schon nach wenigen Jahren
keine Spur von den Wurzelresten mehr zu finden, da sie
in diesen dem Sauerstoff der Luft zugänglichen Schichten
der völligen Zersetzung leicht anheimfallen.
Aus den angefĂĽhrten GrĂĽnden scheint mir das untere
Torfflötz eine primäre Ablagerung zu sein, entstanden zum
Theil aus den Pflanzen, w^elche in diesem trogartigen
schmalen Becken wuchsen, zum Theil aus denjenigen Pflan-
zentheilen, die aus dem am Ufer befindlichen Walde in den
Sumpf hineingeriethen.
Was nun die Frage nach der Altersstellung dieses
Torflagers betriftt, so stimme ich auch in dieser Hinsicht
mit den letzten AusfĂĽhrungen des Herrn Professor Nehrixg
ĂĽberein. Ich glaube, dass gerade durch die Credner' sehen
Untersuchungen die Annahme eines interglacialen Alters
dieses Torfes eine w^esentliche StĂĽtze erfahren hat. auch
w^enn sich eine Lagerung desselben zwischen zwei Geschiebe-
mergeln hier nicht nachweisen lässt.
Der Mischschotter im Liegenden des unteren Thon-
flötzes hat nach meiner Ansicht seine Beimengung von nor-
dischem Material während der ersten Eisinvasion er-
halten, und in dieser Periode muss auch das untere Thon-
flötz entstanden sein, welches ein Ausschlemmungsprodukt
aus dem unteren Geschiebemergel darstellt und in einem
ruhigen Becken zum Absatz gelaugte. Die darin zuweilen
vorkonmieuden Geschiebe von der (jrösse eines Kinder-
kopfes erklären sicli am besten durch Drift auf Eisschollen,
die sich von dem in der Nähe befindlichen Rande des In-
j^98 GesellscJuift natiirforschender Freunde, BerlirK
landeises ablösten. Für die Gleiclialtrigkeit der Schotter
im Liegenden und des unteren Thontlötzes spricht, wie auch
Ckedner mit Recht bemerkt, das wechselseitige Sichaus-
keilen beider Ablagerungen, welches er am Eingange der
neuen Dominialgrube beobachtet und durch ein Profil er-
läutert hat.
Das untere Torfflötz hat iu allen Aufschlüssen ein ganz
bestimmtes Niveau, es liegt stets zwischen dem oberen
und unteren Thonflötz. Unter der Annahme nun. dass
dieser Torf an Ort und Stelle sich gebildet hat. bezeichnen
die darin vorkommenden Pflanzenreste einen ganz bestimm-
ten Zeitabschnitt, in welchem ein mi^ldes Klima herrschte
und sich das nordische Inlandeis völlig zurückgezogen haben
musste. Es finden sich nun im Plangenden des oberen
Thonflötzes aus nordischem und südlichem Material be-
stehende Saude, die zum Decksand gerechnet werden mĂĽssen,
und wenn ihre GeschiehefĂĽhrung auch gerade innerhalb des
Grubengebietes nur unbedeutend ist, so sieht man doch in
nächster Nachbarschaft auf den Feldern und in dem Kiefern-
wäldchen w^estlich von der ScHULz'schen Grube eine grosse Zahl
nordischer Blöcke. Wir beobachteten in dem Kiefernwäldchen
nordische Gneissblöcke von 1 m Durchmesser und darüber,
die nicht durch Wassertransport an jene Stelle geschafft
sein können. Sie sind entweder der Rückstand eines durch
strömendes Wasser aufbereiteten, durch das Inlandeis ab-
gelagerten Geschiebemergels, oder sie sind von dem etw^as
weiter nördlich liegenden Inlandeisrande durch Drift auf
Eisblöcken dorthin getragen worden. Für die letztere An-
nahme scheint mir der Umstand zu sprechen, dass unter
dem zum Theil geschichteten Decksande in den obersten
Partien des oberen Thonflötzes, sowde auch des unteren
Torfflötzes, w^o dasselbe, wie am südlichen Eingange in die
ScHULz'sche Grube, nahe an die Oberfläche tritt und un-
mittelbar vom Decksande ĂĽberlagert wird, eigenthĂĽmliche
Stauchungen der Schichten sich finden, die völlig der „con-
torted drift" entsprechen und auf die Wirkung aufrennen-
der oder am Boden schleifender Eisblöcke zurückgeführt
SitzuHfj roiii ;,>(). Ikeemher 1892. 199
worden sind. Zu derselben Auffassung ist. wie ich nach-
träglich von Herrn Professor Neiihinc; erfahren habe, auch
Herr Dr. Anderssun aus Stockholm gelangt. Es ist sehr
wahrscheinlich, dass dieses Gebiet während der zweiten
Glacialperiode von dem Inlandeise nicht mehr ĂĽberschritten,
sondern nur von den Schmelzwassern, die von Norden
kamen und sich mit den südlichen Strömen mischten, über-
fluthet wurde. Auf diese Weise erklärt sich vielleicht auch
die unregelmässige Vertheilung der grösseren nordischen
Blöcke, welche an einigen Stellen sehr zahlreich vor-
kommen, an anderen fast ganz fehlen.
Während nach Credner"s Ansicht die Verbandsver-
hältnisse der Klinger Schichten keinerlei Anhaltspunkte
geben, vermittelst deren sich auf stratigraphischem Wege
die interglaciale Stellung dieses Schichtencomplexes be-
weisen liesse, glaube ich im Gegentheil, dass unter der
Voraussetzung einer primären Ablagerung des Torfes das
interglaciale Alter desselben sich ganz ungezwungen ab-
leiten lässst.
Herr H. PoTONlE sprach über die „Räthselfrucht^^
[Paradoxocarpus carinatus A. Nehring) aus dem
diluvialen Torflager von Klinge bei Kottbus.')
Ein eigenthiimliches Zusammentreffen hat mich ver-
anlasst, mich mit den aus dem diluvialen Torflager und
dem Lebertorf von Klinge-) bei Kottbus von A. Nehrixg^)
^) Auf Veranlassung des Herrn Prof. Dr. P. Ascherson habe ich
ĂĽber denselben Gegenstand in der Sitzung des Botanischen Vereins
der Provinz Brandenburg vom 9. Dezember 1892 einen Vortrag ge-
halten, jedoch nichts in den Verhandl. des genannten Vereins darĂĽber
veröffentlicht; vergl. jedoch die Notiz über diesen Vortrag in der von
mir redigirten Naturwissenschaftlichen Wochenschrift (Verlag von
Ferd. DĂĽmmler's Verlagsbuchhandlung in Berlin) vom 18. Dezember
1892, p. 519—520.
2) Schichten No. 6 (Torf) und 7 (Lebertorf) bei Nehring „Eine
diluviale Flora der Provinz Brandenburg" (Naturwissenschaftliche
Wochenschrift, Berlin 1892, Bd. VII, No. 4, p. 31).
3) Die Flora des diluvialen Torflagers von Klinge bei Kottbus
200 Gesellschaft natwforschemler Freunde, Berlin.
bekanntgegebenen, von P. Aschersox nebenbei als ..Räthse]-
früchte" bezeichneten Gebilden zu beschäftigen, die Neh-
KiNG 1. c. als Paradoxocarpus carinatus benennt.
Vor einigen Monaten fragte mich nämlich Herr Pro-
fessor AscHEiisoN danach, was eigentlich FoUkidites Kalten-
nordhemiemis sei, wodurch er bewirkte, dass ich mich ober-
flächlich — und zwar ausschliesslich nach der Litteratur —
über dieses Fossil aus den Braunkohlen des Mittel-Tertiärs
orientirte, und zweitens fiel es Herrn A. Laue auf (der mir
zur Zeit offizielle Famulus-Dienste leistet, und der mich
als solcher bei dem Ordnen der pflanzenpalaeontologischen
Sammlung des Museums der Königlichen Geologischen
Landesanstalt unterstĂĽtzt), dass gew isse Samen- resp. Frucht-
theile aus dem Tertiär eine höchst auffallende äussere
Uebereinstimmung mit dem Paradoxocarpus carinatus zeigen,
deren Formenkreis ihm bei der x4nfertigang der citirten
Zeichnungen fĂĽr Herrn Prof. Nehrixg gut bekannt geworden
war. Diese Tertiärreste erkannte ich nun aber sofort als
FoUmiUtes KaUennordhemiensis Zenkeh. ^)
Ich gebe zunächst eine Beschreibung der Reste des
Folliculites KaUennordhemiensis — Fig. 1 u. 2 -, die mir
u. A. von einer Anzahl mitteltertiärer Fundpunkte zwischen
der Rhön, dem Thüi-inger Wald und dem Fichtelgebirge,
unter diesen auch von dem Fundpunkt Kalten - Nordheim ^)
(Naturwissenscliaftliche Wocheiisclirift, Berlin 1892, Yll. Bd., Xo. 45,
}). 456 und Figuren 18—26 auf p. 454).
^) Folliculites KaltennordJiemenms , eine neue fossile Fruchtart.
In Leonhard und Bronn, Neues Jahrbuch fĂĽr Mineralogie, Geogn.,
Geol. und Petrefk. Stuttgart 1883. p. 177—179. Taf. IVA.
') Die geologische Stellung speziell der Braunkohlen mit unserer
FoUiculites- Art von Kalten-Nordheim rechnet 0. Heer (nach R. Lep-
SiĂĽS, Geologie von Deutschland, I, Stuttgart 1892, p. 630) zur unteren
SĂĽsswassermolasse der Schweiz (Ober-Oligocaen), Fr. Sandberger
zum Unter-Miocaen. Nach einer mir gĂĽtigst (durch Yermittelung des
Geologen Herrn Dr. Gottf. Miller) gewordenen Mittheilung des
Herrn Prof. v. Koenex sind die Braunkohlen von Kalten-Nordheim
jedenfalls gleichalterig mit den oberen Kohlen des Habichtswaldes,
etwa Mittel-Miocaen.
Sitzung vom 20. Decemher 1892. 201
bei Meiningen und von mehreren Tertiär-Fundorten der
Wetterau vorliegen. Wir werden aus dieser Beschreibung
ersehen, dass zwischen den Resten des Pavadoxocarpiis und
des FolUcidlks eine noch weit grössere Uebereinstiramung
herrscht, als sie aus den Dia.s^nosen Nehking's und Zenkers
hervorgeht; Zenker hat offenbar bei weitem nicht so hin-
reichendes Material vorgelegen, wie es mir zur VerfĂĽgung
steht. Es wird sich ergeben, dass der Faradoxocarpus cari-
natus eine FoUkidites-kvi ist, die zwar ausserordentlich hohe
Verwandtschaft mit dem FolliciiUtes Kaltennordhemiensis be-
sitzt, aber aus noch anzugebenden GrĂĽnden bis auf Weiteres
besser als besondere Art, also als FollicuUtes carinatus be-
stehen bleibt.
Eine einigermaassen den Botaniker befriedigende aus-
reichende Beschreibung und eingehendere Untersuchung des
Follicidites Kaltennordhemiensis ist trotz der Häufigkeit des
Fossils in der ganzen Litteratiu' merkwĂĽrdiger Weise nicht
zu fiinden.
Um dem Leser während des Studiums meiner Be-
schreibung sofort eine bequeme Vergleichung mit den
Diagnosen Nehrixg s und Zenker's zu ermöglichen, gebe
ich im Folgenden die von mir auf Grund meiner Ansichten
ĂĽber die Organe und Organtheile der beiden FoUiculites-
Arten angewendeten Termini — soweit sie von denen der
beiden genannton Autoren abweichen — mit I;eifügung der
Termini Nehring's (N.) und Zenkers (Z.).
1. Exocarp (von N. u. Z. nicht constatirt).
2. Endocarp (Fruchtschale N. — HüllenparenchjTu,
Cortex, Epicarpium Z. — ),
3. Aussenfläche des Endocarps (Aussenfläche der
Fruchtschale N. — Aeusserste Haut, Oberhaut, Epi-
dermis Z. — ).
4. Testa, Samenhaut ([dünnhäutiger resp. häutiger] Sack
oder Säckchen. Samenschale N. ~ [Zarte, durch-
scheinende] Membran, Samendecke, Arillus Z. — ).
5. Caruncula (Hütchen N. — Von Z. nicht constatirt
resp. ĂĽbersehen).
202 Gesellschaft natmfor sehender Freunde, Berlin.
FoUicidites Kaltennordhe/nieusis ist wahrscheinlich eine
Frucht und l\eiü Früchtchen. Die Länge der Früchte be-
trägt im Durchschnitt gegen 8 mm oder etwas darüber oder
darunter, die Breite gegen 4 mm oder etwas mehr oder
weniger; ihre Gestalt ist im Ganzen ellipsoidisch-eiförmig
bis cylindrisch, jedoch nicht vollkommen stielrund, sondern
schw^ach zusammengedrĂĽckt.
Die Fruchtwandung, das Pericarp, sondert sich in zwei
Schichten, in eine äussere, wie es scheint mehr lederige,
die ich als Exocarp und in eine innere holzfeste, aus
Sklerenchym bestehende, die ich als Endocarp auffuhren
will. Die Frucht ist daher als eine Drupa, Steinfrucht, zu
bezeichnen.
Die Epidermis des Exocarps ist schwach glänzend und
glatt; jedoch sieht man die Aussenfläche des Exocarps an
manchen Exemplaren, die dasselbe noch in A^oller Integrität
besitzen, von starken, unregelmässigen Läugsfurchen durch-
zogen, die aber vermuthlich durch nachträgliche Schrumpfung
zu Stande gekommen sind.
Der Steinkern, das Putamen, der Frucht ist gerade
oder mehr oder weniger sichelförmig gekrümmt; wahrschein-
lich wird auch die Gesammtfrucht oft etwas bogenförmig
gebildet gewesen sein, jedoch liegen mir unter den FrĂĽch-
ten mit noch vorhandenem Exocarp nur ungekrĂĽrnmte vor.
Die Gestalt des Steinkernes ist dieselbe wie die der ganzen
Frucht; sie neigt zur cylindrischen. Der Querschnitt ist
gewöhnlich mehr elliptisch als kreisförmig. Die eine der
beiden von der grossen Ellipsen-Achse getroffenen Längs-
linie des Endocarps. und zwar, wenn der Steinkern ge-
krĂĽmmt ist, meist die konvex gebogene Linie, tritt mehr
oder minder deutlich gekielt, leistenförmig- verschmälert,
als Carina hervor, zuweilen förmlich eine Schneide bildend;
hier ist das Endocarp oft der Länge nach aufgesprungen.
In manchen Fällen zeigt sich ausserdem auch das Endocarp
an der der Leiste gegenüberliegenden Längsliuie aufklaffend,
in noch anderen endlich sind die beiden Endocarp-Hälften
vollständig von einander getrennt. Das Endocarp ist unter-
Sltzumj i'ODi ^0. Bcvnnher 1892. 203
halb der Oarina — genau wie bei recenten Drupeo an der
homologen Stelle auch — wevsentlich dickwandiger als unter
der der Carina gegenüber befindlichen Längslinio und wird
parallel der cäussersten Kaute der Oarina von einem feinen
Kanal durchzogen, in welchem sicherlich, entsprechend den
Verhältnissen bei den recenten Steinkernen der Drupen, ein
Leitbündel verlief, und zwar war in den untersuchten Fällen
der Zwischenraum zwischen der Aussenfläche des Putamens
und dem Kanal geringer, als der Zwischenraum zwischen
dem Kanal und der Innenfläche des Putamens. Der Kanal
beginnt an der Narbe, also am proximalen Pol. und mĂĽndet
am distalen Pol in das Innere des Endocarps; natĂĽrlich ist
die MĂĽndungsstelle in das Innere die Stelle, wo der Samen
angesessen hat. also ist hier die Placenta zu suchen. Meist
erscheint die erhaltene Testa mitsammt der Caruncula
etwas in den Hohlraum des Putamens hinabgerĂĽckt, Avie
auch in den Exemplaren, die als Vorbilder unserer Figuren 2
und 4 gedient hahen. In manchen Fällen konnte ich noch
das Ansitzen der Caruncula an der inneren EinmĂĽndungs-
stelle des LeitbĂĽudel-Kanals konstatiren.
Der in Rede stehende Kanal ist schon von Rudolph
Ludwig^), der unsere Art in Iiix^2^ophae disj^ersa umtauft,
richtig — auch bezüglich der Ein- und Austrittsstelle des-
selben — gezeichnet, aber falsch gedeutet worden. Er
markirt sich an der homologen Stelle bei recenten Drupen
ebenfalls deutlich und auffällig (z. B. bei der Pflaume, dem
Pfirsich u. s. w^).
Der dem distalen Ende entsprechende Pol ist abgerundet,
der proximale Pol an der Ausgangsstelle des die Putamen-
wandung durchziehenden Leitbündelkanals narbenförmig-rauh
gestaltet, genau ebenso wie an der homologen Stelle der
recenten Putamina, wo die Ansatzstelle des Fruchtstieles wie
eine echte Blattnarbe erscheint. Das Zusammentreffen der
Kanal-Eintrittstelle und der Narbe macht es gewiss, dass
^) Fossile Pflanzen aus der ältesten Abtheilung der Rheinisch-
Wetterauer Tertiär-Formation (Palaeonthographica, Bd. VIII. Cassel,
1859—1861), p. 112, Taf. XLIII, Fig. 15 c.
204 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
die letztere in der That die Fruchtansatzstelle bezeichnet,
dass also der proximale Pol Nehring's auch wirklich die
Ansatzstelle der Frucht ist und der distale Pol die der
Anheftungsstelle entgegengesetzte Fruchtspitze.
Die Aussenfläche des Endocarps ist mit gewöhnlich
deutlichen, stärkeren punkt- oder kurz-strichförmigen . nn-
regelmässigen Erhabenheiten besetzt, die im Ganzen in
Längszeilen stehend, den Steinkern als mit Längsrunzeln
und GrĂĽbchen versehen erscheinen lassen, ebenso wie bei
recenten Steinkernen. Die Innenfläche des Endocarps ist
glatt und glänzend.
Von dem Samen ist nur die begreiflicher Weise meist
etwas verschrumpfte hellglänzende, durchscheinende Testa^)
und am „distalen" Pol derselben — in manchen Fällen
ausserordentlich deutlich — das „schwarze Hütchen" übrig
geblieben.
Die Testa, oder besser das, was von der Samenhaut
ĂĽbrig gehlieben ist, wird aus einer einzigen Lage dĂĽnn-
wandiger, gestreckt -parenchymatischer Zellen zusammen-
gesetzt, deren Wandungen sich meist corrodirt zeigen, so
dass sie ein perlschnurartiges Aussehen haben. Stellen-
weise sind die senkrecht auf der Aussenfläche stehenden
Wandungen ganz verschwunden, und dann sieht man nur
eine homogene gelblich-braune Fläche: die erhaltene Cuticula
des Samens. Mit der Franz ScfiuLZE'schen Macerations-
tlĂĽssigkeit behandelt, also mit chlorsaurem Kalium in Sal-
petersäure, schwinden auch noch die letzten Reste der cor-
rodirten Membranen, und es bleibt nur die Samen-Cuticula
ĂĽbrig.
Das ,. HĂĽtchen" hat etwa die Gestalt einer plan-con-
vexen Linse oder besser eines sehr dickwandigen Tiroler-
hutes. Das HĂĽtchen sitzt ausserhalb der Testa, gleicht
in der Gestalt ganz und gar der unter dem Namen Caruncula
bekannten Wucherung mancher Samen unserer recenten
') 0. Heer sagt schon (Flora tertiana Helvetiae, 8. Bd., Wiuter-
thur 1859, p. 144), dass das „hellfarbige Häutchen die Testa sein
könnte".
Sitzung vom 20. Becemher 1892.
205
Eiff. 1.
Fig. 2.
car
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. l, FoUiculites Kaltennordhemiensis Zenker. Von aussen ge-
sehen. Aus dem Tertiär von Westerburg (Sammlung der Kgl. geolog.
Landesanstalt zu Berlin).
Fig. 2. FoUiciiUtes Kaltennordhemiemis Z. Putamen von innen
gesehen. Aus dem Tertiär von Laubach. (Samml. der Kgl. geolog.
Landesanstalt zu Berlin.)
Fig. 3. FoUiculites carinatus (Nehring) Pot. Von aussen ge-
sehen. Aus dem diluvialen Torflager zu Klinge (Sammlung des Herrn
Prof. Nehring).
Fig. 4. FoUiculites carinatus (Nehring) P. Putamen von innen
gesehen. Aus dem diluvialen Torflager zu Klinge.
Die von Herrn A. Laue gezeichneten Figuren stellen die Objekte
in Vi ihrer natürlichen Grösse dar. Es bedeuten in denselben:
ex — Exocarp. — end = Endocarp. — l = Leiste, carina. —
n =: Narbe. — can = Leitbündel -Canal. — t = Testa. — car = Ca-
runcula.
10 =
206 Gesellschaft naturfoi'sckender Freuvde, Berlin.
Pflanzen — so zeigen eine ganze Anzahl Euphorhiaceen-
Samen und die Samen von Melarnj^yrum die Caruncula von
derselben Gestalt wie das „Hütchen" von Folllcidites — ,
und so scheint mir denn die Deutung dieses HĂĽtchens bei
Folliculües als Caruncula fast selbstverständlich.
Ich habe die Caruncula bei einigen einheimischen
EupJwrhia- Arteii untersucht und finde sie gebildet aus einem
interstitienlosen, kleinzellig -parenchymatischen, mehr oder
minder dickwandigen bis ,collenchymatischen Gewebe, das
in concentrirter Schwefelsäure sich erst, aber nicht voll-
ständig, nach mehreren Stunden löst, während die inner-
halb der Testa befindlichen Gewebepartien mit concentrirter
Schwefelsäure behandelt, in kürzester Frist vollständig ver-
schwinden. Wir dĂĽrfen wohl daraus schliessen, dass sich
eine solche Caruncula vorkommendenfalls fossil besser er-
halten wĂĽrde, als die inneren Bestandtheile der Testa, und
diese Erwägung unterstützt meine Auifassung des „Hütchens"
als Caruncula, des „Säckchens" als Testa, als Haut des
verschwundenen Embryos resp. Endosperms + Embryos,
gewiss nicht gering. Die von mir ebenfalls untersuchte
Caruncula von 3Ielam2)ijrum arvense ist zwar auch klein-
zellig-parenchymatisch, aber von schwammiger Konsistenz,
von grossen Intercellularen durchsetzt. Bei dieser Art löst
sie sich in concentrirter Schwefelsäure innerhalb weniger
Minuten. Jedenfalls sind also die Carunculae bei ver-
schiedenen Arten sehr verschieden hinsichtlich ihrer Re-
sistenzfähigkeit.
Behandelt man die Caruncula des FolUculites mit
Schulze' scher Macerations- FlĂĽssigkeit, so hellt sie sich
auf und lässt ein undeutliches Gewebe von dem Charakter
der von mir angesehenen Carunculae bei Euphorbia er-
kennen. Man gewinnt u. a. die Ueberzeugung. dass das
Randgewebe des Caruncula-Hutes dickwandiger ist als das
ĂĽbrige: genau ebenso wie an den untersuchteu recenten
Carunculis.
FolliculĂĽes carinatus gleicht in anatomischer Beziehung,
auch in Bezug auf den Erhaltungszustand der einzelnen
Sitsvng vom k'O. Decemher 1S92. 207
Fruchttheile dem Follicidites Kaltennordhcmiensis ganz im-
geraein; so erscheinen z. B. die Wände der Testa- Zellen
in genau derselben Weise eorrodirt wie bei Folliculites
Kaltennordhemiensis u. s. w.
Folliculites carinatiis^) — Fig. 3 u. 4 -- unterscheidet
sich von FoUiculitcs KaUennordliemiensis nur durch gewöhn-
lich schlankeren Bau. durch zartere Oberflächen-
struktur des dĂĽnnwandigeren Endocarps und durch ein
nicht so deutlich entwickeltes kopfförmiges An-
hängsel am proximalen Pol, wo sich oft nur eine
rauhe Stelle von Narbenform findet, ganz entsprechend
wie bei den proximalen Enden bei recenten Steinkernen
(der Amygadaleen. Drupaceen). Jedoch finden sich unter
den Exemplaren des Folliculites carinatus auch solche, die
gedrungeneren Bau. eine etwas rauhere Oberflächenbeschaffen-
heit des Endocarps und deutliche Anhängsel am proximalen
Pol zeigen. Das Exocarp scheint bei Folliculites carinatus
noch seltener erhalten zu sein als bei Follicidites Kalten-
nordhemiensis. Prof. Nehring hat unter seinem grossen
Material nur zwei Exemplare gefunden, die noch jedes ein
Fetzchen des Exocarps besassen.
Prof. Nehring theilt mir mit, dass es ihm nach seinen
Materialien scheine, als ob die Exemplare des Follicidites
carinatus aus dem Lebertorf bei Klinge, also an der Basis
des Horizontes, in welchem er die Art konstatirt hat. sich
durch gedrungeneren Bau und rauhere Oberfläche des Stein-
kerns von den Exemplaren von der Basis des echten Torfes
unterschieden.
Eine sichere Mittelform zwischen dem Follicidites Kalten-
nordhemiensis und dem Folliculites carinatus bildet der Folli-
culites des Cromer Forest-bed. Herr Prof. Nehring stellt
mir freundlichst einen von London den 18. Mai 1892 datirten
Brief Clement Reid's zur VerfĂĽgung, in welchem dieser
ĂĽber den Folliculites carinatus^ von Klinge, der ihm von
^) FrĂĽchte dieser Art sind mir zur Untersuchung h-eundlichst von
den Herren Prof. Nehring und Dr. Keilhack (Keilhack et Dr.
H. Schröder leg.) zur Verfügung gestellt worden.
IQ***
208 Gesdlscliaft naturforscliender Freunde, Berlin.
Hr. Nehring mit anderen fossilen FrĂĽchten und Fruchttheilen
unter „No. 1" zur i^eusserung über dieselben zugesandt
war, schreibt:
„No. 1 is identical with a plant from the pre-glacial
Cromer Forest-bed. The Forest-bed specimens are slightly
more robust, the longitudinal ridges tend to break iip into
coarse elongated tubercles; this, how-ever, is a variable
character, and some of the best-preserved oimj specimens
are as smooth as those from Germany. None of the Euro-
pean botanists to whom I have schowed specimens have
heen able to identify this fruit."
Danach dĂĽifen wir wohl bis auf Weiteres annehmen,
dass sich von dem typischen Folliculites Kaltennordhemiensis
aus dem Mitteltertiär bis zum typischen Folliculites carinatus
von der höchsten Fundstelle des diluvialen Torflagers bei
Klinge die Mittelformen in den Schichten zwischen den
beiden genannten Horizonten befinden, dass der Folliculites
Kaltennordhemiensis einer Pflauzenart angehört hat, welche
als der direkte Vorfahre der Art, zu der der Folliculites
carinatus gehört, anzusehen ist. Wir haben es mit dem
interessanten Fall einer phylogenetischen Formenreihe zu
thun, aus der bis jetzt 3 Mutationen bekannt geworden sind.
Bei den vergeblichen BemĂĽhungen, welche die Bestim-
mung der Steinkerne des Follicidites carinatus vielen er-
fahrenen Systematikern bisher gemacht hat, denen eine
Unterbringung unter eine noch lebende Art oder Gattung,
ja sogar Familie bisher nicht gelungen ist, ist es wohl bis
auf Weiteres annehmbar, dass unsere Reste einer Art an-
gehören, die zur Diluvialzeit ausgestorben ist. Da aber
das Vorkommen einer Caruncula auf bestimmte Gattungen
beschränkt ist, so giebt die Konstatirung dieses Organes
bei der fossilen Gattung Follicidites einen Fingerzeig, wo
die Verwandtschaft derselben zu suchen ist: ich wĂĽrde dem-
nach zuerst die Gattungen der EupJiorhiaceen , Folijgala,
Melampyrum u. a. Gattungen, die sich eben durch den Besitz
einer Caruncula auszeichnen, in Vergleich ziehen.
Trotzdem das Endocarp der beiden Folliculites -Avteu.
Sitzung vom 20. Decemler 1892. 209
oft aufgesprungen ist, möchte ich es doch stark bezweifeln,
dass unsere fossilen FrĂĽchte wirklich als ^Folliculi'' anzu-
sehen sind. Ich glaube^ dass dieselben — wie schon an-
gedeutet — Drupen oder Drupa- ähnlich waren, einsamige
Schliess-FrĂĽchte, deren Putamina, Steinkerne, sich der
Regel nach erst beim Keimen längs der Nähte öffneten,
oder auch dann, wenn sie ĂĽberreif durch langes Liegen,
wie unsere Fossilien, durch äussere Agentien angegriffen
wurden, wie wir das bei recenten Drupen kennen.
Bevor ich schliesse, noch ein Wort ĂĽber die Benennung
unserer Fossilien. A. Buongniart giebt schon 1822^)
FrĂĽchte oder wohl besser Putamina bekannt, die unseren
FoUicidites -Avten, namentlich dem FoUicuUtes Kaltennord-
hemie7isis, in ihrem äusseren Ansehen ausserordentlich
gleichen. Es sind dies Reste von der Insel Wight (1. c.
Fig. 6) , die er als CarpoUthes thaUctroides Varietät Wehsteri
bezeichnet. Er sagt, dass das „Pericarp" noch etwas kohlig
sei und sich gut erhalten habe. Die Höhlung sei mit Thon-
erde erfüllt und die „Mandel" (l'amande) zerstört worden.
Er sagt ferner: 1) Es handle sich in dem in Rede stehen-
den Fossil um eine Frucht, und nicht um einen Samen.
2) Diese Frucht war monosperm und der Samen erfĂĽllte
die Höhlung vollständig. 3) Da die Frucht nicht allseitig
symmetrisch (scheint mir persönlich kein Grund für die
gezogene Folgerung. P.) . da sie ferner eine schwache An-
schwellung an ihrer Basis zeige, und da sie endlich nie-
mals mit einem Pedunculus gefunden werde, so scheinen
mehrere auf einem gemeinsamen Receptaculum vereinigt
gewesen zu sein. 4) Wahrscheinlich seien die FrĂĽchte
indehiscent gewesen. 5) Die FrĂĽchte endigten in eine kleine
Spitze (Brongniart giebt diese aber nur bei der anderen
Varietät „parisiense" an. P.) als Basis des Stylus, das
sei ein Beweis dafĂĽr, dass es sich um einheitlich ab-
^) „Sur la Classification et la distribution des vegetaux fossiles
en general et sur ceux des terrains de sediment superieiir en parti-
culier." (In den „Memoires du Museum d'histoire naturelle", t, YIII.)
Paris 1822, p. 316—319, Taf. III (14 des Bandes), Fig. 5 u. 6.
210 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin.
gegrenzte Ovarien, nicht um Theile eines Ovars (B. meint
offenbar Samen. P.) handle. Schliesslich nennt er die
FrĂĽchte schwach -seitlich -zusammengedrĂĽckt und mit sehr
tiefen Längsstreifen versehen (wie bei den typischen Puta-
minis des Folliculttes Kaltennordhemicnsis. P.). Ueber den
Unterschied der beiden Varietäten lesen wir bei Brongniart :
„Var. Websteri: Elle est plus courte, comprimee. obtuse
au sommet et a peine renflee ä la base." „Var. ^xmsiense:
Elle est allongee, cylindrique, pointue au sommet et tres-
renflee ä la base. en une sorte de bourrelet annulaire."
An den mir vorliegenden Exemplaren des FolUculĂĽes
Kaltennordliemieiisis linde ich stets einen abgerundeten Gipfel,
nur in einem Falle ist das zum Theil noch vorhandene
Exocarp am Gipfel der Frucht, aber sicher erst durch eine
nachträgliche üruckwirlamg zu einer Spitze ausgezogen wie
an den Brongniart' sehen beiden Figuren 5, die— wie ge-
sagt — freilich wohl nur Putamina darstellen. Lassen wir
bei der Unsicherheit, ob die Varietät parisiense nur einen
Erhaltungszustand oder eine besondere Art oder vielleicht
wirklich nur eine Varietät des Carpolithcs thalictroides ist.
diese Varietät ausser Spiel, so müssten wir den FoUictdites
Kaltennordhemiensis Zenker — wenn wir die Gattung FolU-
culĂĽes beibehalten wollen, und das dĂĽrfte sich empfehlen.
da die Sammelgattung Carpolithes unmöglich in ihrem ganzen
Umfange beibehalten werden kann — nennen: FoUictdites
Wehsteri (Brongn. pro var.) Pot. Schon W. Ph. Schimper
hat die Varietät Wehsteri mit FoUictdites Kültcnnordhemiensis
zusammengezogen^). Er nennt die Art Carpites Wehsteri
(Brongn.) Sc;iiimper. Ueber die Saramelgattung Carpites
ist dasselbe zu sagen wie von der Gattung Carpolithes, die
beide provisorisch für Reste beibehalten werden mögen,
deren speciellerer Bau vorläufig nicht zu eruiren ist. Unsere
beiden Folliculites- Arten sind aber nunmehr soweit gekenn-
zeichnet, dass ihre Stellung in eine besondere Gattung nicht
nur gerechtfertigt, sondern zu fordern ist.
^) Traite de paleontologie vegetale, tome III, Paris 1874, p. 429.
Sitzung vom :20. December 1892. 211
Da Folliculitcs carhiatiis ausgestorben zu sein scheint,
weist diese i\rt wegen ihrer ungemein hohen Verwandt-
schaft mit Folliculitcs Kcätcnnordheniiensis ins Tertiäre und
da auch von der ausgestorbenen Cratopleura hclvetica Weber ^)
des Klinger Torfes bei ihrer nahen Verwandtschaft mit IIolo-
pleura Victoria^) Caspary, die im Tertiär, zusammen mit
FoUicnlites Kcdtcnnordhcmicnsis vorkommt — eine Verwandt-
schaft, die derartig ist, dass ich persönlich die Gattung
Crcdojjilcura zu Iloloplcura einziehen würde — dasselbe zu
sagen ist. so wird schon deshalb der Pflanzenpaläontologe
geneigt sein, die Klinger Schichten eher in die unteren oder
mittleren Horizonte des Diluviums zu stellen, um so mehr,
als die Gesammtflora des Kliuger Torfes fĂĽr eine solche
Auffassung keine WidersprĂĽche bietet, i^uch ich muss mich
daher mit Prof. Nehrixg^) und Prof. F. W^ahnschaffe *)
gegen H. Credner aussprechen, der die Klinger Schichten
für möglicherweise postglacial hält. ^)
Wie wir in unserer heutigen Flora Norddeutschlands
Reliefe aus der Eiszeit antreffen^), so finden wir im Dilu-
vium Relicte aus der Tertiärzeit: denn als solche glaube
ich also bis auf Weiteres die beiden Arten Follicidiks cari-
^) Vergl. C. AVeber, lieber Cratopleura holsatica, eine intergla-
ciale NynipJiaeacee, und ihre Beziehungen zu Holopleura Victoria
Casp. sowie zu recenten Nymphaeaceen (Neues Jahrb. f. Mineralogie,
Jahrg. 1892, Bd. I, p. 114, Taf. IV u. V).
2) Ob Synomym mit Carpolithes ovnliim Brongn.? R. Caspary
hat Carpolithes Ovulum freilich in seiner Arbeit „Les Nympheacees
fossiles" (Annales des sciences naturelles 4. ser. Botanique tome VI)
Paris 1 8n6, p. 202 ff. von seiner Holopleura Victoria getrennt gehalten ;
aber ich habe den Eindruck, dass eine monographische Bearbeitung
der fossilen Kymphaeacfen-Samen manches Synonym schaffen wĂĽrde.
^) Vergl. diese Sitzungsberichte vom 15. Nov. 1892, p. 158 ff.
*) Vergl. den heutigen Sitzungsbericht dieser Gesellschaft.
^) Ueber die geologische Stellung der Klinger Schichten (Berichte
der math.-phys. Klasse der Kgl. Sachs. Gesellschaft der Wiss. Sitzung
vom 17. Oktober 1892, p. 385 ff.
^) Vergl. H. PoTONiE, lllustrirte Flora von Nord- und Mittel-
Deutschland mit einer EinfĂĽhrung in die Botanik. Verlag von Julius
Springer. 4. Aufl. Berlin 1889, p. 38.
212 Gesellschaft miturforschender Freuyide, Berlin.
naUis und Cratopleiira helvetica im Torf von Klinge auf-
fassen zu mĂĽssen.
Eine ausfĂĽhrlichere Arbeit ĂĽber die beiden FoIUcuUtes-
Arten will ich, namentlich mit RĂĽcksicht darauf, dass
Zenker' s Abhandlung im „Neuen Jahrbuch für Mineralogie"
erschienen ist und auch Dr. Weber in dieser Zeitschrift
seine Cratopleura- Arheit zur Kenntniss gebracht hat, an der-
selben Stelle veröffentlichen. In dieser Abhandlung möchte
ich u. a. — falls ich Früchte aus dem Cromer-Forest-bed
zur- Untersuchung erhalten kann — die Mutationen des
FollicuUtes Kaltennordhemiensis bis zum typischen Folliculites
carinatus zur bildlichen Darstellung bringen.
Herr NEHRiNG sprach ĂĽber die Vertheilung der
Pflanzenreste innerhalb des diluvialen Torflagers
von Klinge.
Im Anschluss an die obigen Darlegungen der Herren
Prof. Dr. F. Wahnschaffe und Dr. H. Potonie erlaube
ich mir, einige Bemerkungen ĂĽber die Vertheilung der
Pflanzenreste innerhalb des diluvialen Torflagers der
ScHULz'schen Thongrube bei Klinge hinzuzufĂĽgen.^) Ich
betone hierbei, dass sich die nachfolgenden Beobachtungen
ausschliesslich auf das untere Torflager der Schulz-
schen Grube und auf den zugehörigen .„Lebertorf" beziehen.
Soweit meine (allerdings nur flĂĽchtigen) Untersuchungen der
Torfablagerungen in der neuen Dominialgrube und in der
ZwEiG'schen Grube reichen, existiren zwischen den letzteren
Torfablagerungen und dem erstgenannten Torflager gewisse
Unterschiede, sowohl was den Erhaltungszustand der Pflan-
zenreste, als auch die Ablagerungsverhältnisse anbetrifft;
es erscheint mir nicht unwichtig, auf diesen Punkt hinzu-
weisen. Mag man fĂĽr die Torfablagerungen der neuen
Dominialgrube und der Zweig' sehen Grube etwaige Beweise
fĂĽr Anschwemmung zahlreicher Pflanzenreste aus weiterer
*) Man vergleiche meine bezüglichen Bemerkungen im „Botan.
Centralblatt", 1892, No. 30, und in der „Naturwiss. Wochenschrift",
herausg. v. Potome, 1892, Nr. 45.
Sitzung vom 20. Decemler 1892. 213
Entfernimg finden; fĂĽr das untere Torflager der Schulz-
schen Grube kann ich die ĂśREDNER'sche Annahme einer
ZusammenschAvemmung der Reste der HoJzgewächse aus
weiter Entfernung nicht als zutreffend anerkennen. Letzteres
Torflager ist eine primäre, an Ort und Stelle entstandene
Ablagerung, welche in analoger Weise wie ein gewöhnliches
Torflager entstanden sein muss. Diejenigen GrĂĽnde, welche
Credner gegen diese Anschauung geltend gemacht hat,
lassen sich bei jedem Torflager, dessen P^ntwickelung schon
seit längerer Zeit abgeschlossen ist, geltend machen.^)
NatĂĽrlich ist es nicht ausgeschlossen, dass im FrĂĽhjahr
nach der Schneeschmelze oder im Sommer nach starken
Gewitterregen gewisse Einschwemmungen stattgefunden
haben. Hierauf deutet auch das gelegentliche, doch seltene
Vorkommen von vereinzelten, kleinen, abgerundeten Kieseln
innerhalb der Torfmasse hin, und so mögen auch manche
Pflanzenreste bei solchen Gelegenheiten eingeschwemmt sein;
aber im Allgemeinen besteht die Torfmasse aus den Resten
solcher Pflanzen, welche theils in dem torf bildenden Ge-
wässer gewachsen sind, theils in der Nähe desselben ihren
Standort gehabt haben. Mit dieser meiner Ansicht stehe
ich keineswegs allein, sondern die Herren Prof. A. Nathorst,
Dr. GiTNNAR AxDERSSON, Dr. C. Weber stehen durchaus
auf meiner Seite, wie mir Nathorst und Webi:r auf Grund
eigener Untersuchungen Yon Klinger Torfproben, welche ich
ihnen zugesandt hatte, schriftlich mitgetheilt haben ^), wäh-
rend Andersson, der um Pfingsten mit mir die Gruben von
^) Herr Prof. Wah}sSCHAFFE liat schon oben p. 195 die Meluzahl
der in Betracht kommenden Momente besprochen; im IJebrigen ver-
weise ich auf meine Darlegungen in unserem vorigen Sitzungsberichte.
^) Herr Prof. A. G. Nathorst schrieb mir am G. Dezember d. J.
Folgendes: „Was Klinge betriift, so meine ich, dass weder der Leber-
torf, noch ein Theil des ĂĽbrigen unteren Torflagers ein Schwemm-
produkt in Credners Sinne sein kann. Das obere Torflager scheint
jedoch einen solchen Ursprung zu haben." Gerade der wesentliche
Unterschied zwischen dem unteren und dem oberen Torflager beweist,
dass beide auf verschiedene Weise entstanden sind. Herr Dr. C. Weber
in Hohenwestedt wird demnächst eine eigene Arbeit über die dilu-
viale Flora von Klinge publiziren.
214 Gesellschaft naturforschender Freunde^ Berlin.
Klinge besucht hat und vorgestern hier in Berlin war, mir
mĂĽndlich seine volle Zustimmung ausgedrĂĽckt und mich
beauftragt hat, dieses hier in der Sitzung mitzutheilen.
Besonders interessant erscheint der Umstand, dass
innerhalb des unteren Torflagers der ScHULz'schen Grube
deutliche Niveau -Unterschiede in der Vertheilung der
Pflanzenarten vorhanden sind. Ich habe diese Unterschiede
bei der Untersuchung zahlreicher und ansehnlicher Proben
sowohl am Fundorte, als auch hier in Berlin wiederholt
beobachtet, so dass ich dieselben jetzt als sicher konstatirt
annehmen darf. Hiernach kommt die von mir als Faradoxo-
carpiis carinatus bezeichnete Frucht^), von der ich bis jetzt
ca. 2000 wohlerhaltene Exemplare gesammelt habe, aus-
schliesslich in dem „Lebertorfe" (Schicht 7) und in der
untersten Partie des eigentlichen Torfes (Schicht 6) vor;
besonders häutig ist sie in der Grenzschicht zwischen Leber-
torf und eigentlichem Torf. In den oberen zwei Dritteln
des eigentlichen Torflagers (Schicht 6) habe ich nicht ein
einziges Exemplar von Paradoxocarinis gefunden.
Die Cratopleura-^SimQYi zeigen eine andere Verthei-
lung; sie kommen einerseits in dem Lebertorf ziemlich
häufig vor, andererseits und besonders in der von mir als
,,Cratopleura-T orP' bezeichneten Schicht des eigentlichen
^) Ich behalte den von mir vorgeschlagenen Gattungs-Namen vor-
läufig noch bei; die Unterschiede zwischen FoUictdites Kaltennord-
hemiensis und Paradoxocarrus carinatus erscheinen mir mindestens
ebenso bedeutend, wie zwischen den FrĂĽchten der Gattungen Prunus
und Amygdalus. Dass zwischen FoUiculites und Parndoxocarpus eine
nahe Verwandtschaft besteht, erkenne ich vollständig an, zumal
da ich durch die GĂĽte der Herren Prof Dames und Prof. Kinkelin
Gelegenheit hatte, Exemplare des FoUiculites KaltennoräJiemiensis aus
der Braunkohle von Salzhausen (Oberhessen) selbständig untersuchen
zu können ; aber ich glaube, dass doch, so lange man die zugehörigen
Pflanzen noch nicht kennt. Manches dafĂĽr spricht, den von mir vor-
geschlagenen Namen fĂĽr die geologisch viel jĂĽngere und auch in den
Formverhältnissen deutlich abweichende Frucht vorläufig beizubehalten.
Ich erwähne noch, dass bei FoUictdites Kalten nordhemiensis wohl-
erhaltene Reste eines ziemlich starken Exocarps häufig vorkommen,
während ich unter ca. 20r)Ü Exemplaren des Paradoxocarpus cari-
natus hei sonst vorzĂĽglicher Erhaltung nur einige wenige gefunden habe,
welche schwache Reste eines dĂĽnnen Exocarps erkennen Hessen.
Sitzung vom 20. JDecember 1892. 215
Torflagers, welche ungefähr die Mitte der oberen Hälfte
des letzteren einnimmt. Dieser ,,CratopIeuia-Tc)vf'^ hat eine
ganz eigenthĂĽmliche, im halbfeuchten Zustande weich-filzige,
krĂĽmelige Beschaffenheit, so dass ich ihn schon durch das
GefĂĽhl sofort erkennen kann. Auch seine Farbe ist eigen-
thĂĽmlich; frisch angestochen sieht er rothgelb aus. bald
nachher färbt er sich dunkelgrün, später meist mattgrünlicli.
Ich glaube nicht zu irren, wenn ich diese besondere Be-
schaffenheit der betr. Torfschicht darauf zurĂĽckfĂĽhre, dass
in ihr zahlreiche zersetzte Reste von Blättern, Stengeln
u. s. Av. der Cratopleiira-FĂśRnze enthalten sind. Bemerkens-
werth erscheint noch der Umstand, dass die Crato2^Icura-
Samen aus dieser Schicht, welche meist gruppenweise bei
einander liegen^), durchschnittlich grösser und kugeliger
gebaut sind, als diejenigen aus dem „Lebertorf" (Schicht 7),
W' eiche letzteren durchweg kleiner und länglicher erscheinen.
In den zwischen dem Lebertorf und dem Cratqpleura -Tovf
gelegenen Torfschichten kommen die CratoplettraSsimen nur
sehr vereinzelt vor; oberhalb des Cratqijleura-Torfes scheinen
sie gänzlich zu fehlen.
Die kleinen, metallisch -glänzenden, bisher unbestimm-
baren Samen, welche bei einer kugeligen Form an dein
einen Pole einen ringwall-ähnlichen Aufsatz tragen^), habe
ich bisher nur in der untersten Partie des eigentlichen
Torflagers beobachtet; hier kommen sie gruppenweise neben
einander vor, zusammen mit Faradoxocarpus. Die betr.
Schicht des Torflagers ist durch einen eigenthĂĽmlichen
Geruch ausgezeichnet; wenn man StĂĽcke derselben im halb-
feuchten Zustande zerkrümelt, so hat man in den Händen
ein ganz anderes GefĂĽhl, als wenn man StĂĽcke des Crato-
pleura-ToiiQ^ zerkrĂĽmelt.
^) An einer kĂĽrzlich beobachteten Stelle des Cratopleiira-T ories
fanden sich Hunderte von Cratoplevra-9^2imejy bei einander, von denen
viele in kleine eckige StĂĽcke zertrĂĽmmert waren. Hr. Kayser hatte den
Eindruck, als ob ein Thier diese Samen zusammengetragen und theil-
weise zerbissen hätte.
-) Siehe „Naturwiss. Wochenschrift", 1892, Nr. 45, S. 452,
11. Species.
216 Gesellschaft naturforschende?' Freunde, Berlin.
Die Ueberreste von Ceratophylhim suhmersum und
C. demersum finden sich besonders häufig in der Grenz-
schicht zwischen eigentlichem Torf und Lebertorf. In einer
kleinen Probe (ca. 100 Gramm schwer), welche Herr Kayser
mir kĂĽrzlich aus jener Grenzschicht ĂĽbersandte, fand ich
155 FrĂĽchte von jenen beiden Ceratophyllmn- Alien', daneben
noch folgende FrĂĽchte bezw. Samen: 50 Paradoxocarpus,
12 Crcdopleura , 2 Nymphaea, 2 Nuphar^ 9 Najas, 14 Po-
tamogeton, 41 Catpmus\ 1 Acer, 1 Tilia (?). Ausser in jener
Grenzschicht kommen die Ceratophyllum-Frmhte noch in dem
Lebertorf und in den unteren Partien des eigentlichen Torf-
lagers vor; nach oben zu verschwinden sie. Dasselbe kann
man von Najas marina und Potamoyeton natans sagen
nur mit dem Unterschiede, dass die NĂĽsschen von Potamo-
yeton in der thonigen (tieferen) Partie des Lebertorfes be-
sonders häufig auftreten.
Die Reste von Acer, Tilia, Hex und Quercus
scheinen auf den Lebertorf und den unteren Theil des
eigentlichen Torfes beschränkt zu sein. Auch die sehr zahl-
reichen Früchte von Garp)inus kommen hier am häufigsten
vor, finden sich aber auch noch aufwärts bis zum Crato-
pleiira-ToYf (incl.). Die Reste der Salix- Arten, welche
vorzugsweise aus Blättern bestehen, kommen anscheinend
durch das ganze Torflager (Schicht 6) hindurch vor; die
Blätter beobachtet man vorzugsweise in gewissen dünnen
Zwischenlagen, wo Blatt bei Blatt liegt.
Die Reste von Corylus avellana (NĂĽsse) sind haupt-
sächlich in dem tieferen Niveau gefunden worden; doch
kamen kürzlich einige Nüsse auch etwas höher, etwa 1 Fuss
von der oberen Grenze des Torflagers, zum Vorschein, und
zwar im gleichen Niveau mit zwei wohlerhaltenen Zapfen
von Picea excelsa.
Die Reste von Betula alba, Pinus silvestris und
Picea excelsa kommen schon im unteren Thone vor und
gehen durch den Lebertorf bis zur oberen Grenze des eigent-
lichen Torfes hinauf; nach oben zu scheinen diese Bäume
Sitzung vom 20. December 1892. 217
die Alleinherrschaft zu erlangen^), während Acer, Tilia,
Hex, Quercus hier völlig fehlen. Die bisher untersuchten
Baumstänime gehörten theils zu Betida alba (resp. odorata),
theils zu Picea und Finus.
Diese Baumstämme werden nach den Beobachtung;en
des Herrn Ziegelmeisters A. Kayser^), welcher bereits seit
ca. 12 Jahren die ScnuLz'sche Grube verwaltet, meist auf-
recht stehend gefunden, oft noch mit dem ganzen Wurzel-
w^erk. Herr Kayser schrieb mir kĂĽrzlich ĂĽber diesen Punkt,
dass eine Anschwemmung derselben in Credner's Sinne nicht
gut möglich sei, indem er hinzufügt: „Vor einigen Wochen
wurde wieder ein ziemlich grosser Stamm in dem unteren
Torfflötz aufrechtstehend gefunden, dessen Wurzeln sich
nach allen Seiten theilten. Bedeckt war der Stamm un-
gefähr V2 Fuss mit dem filzigen, zähen Torfe, welcher sich
im obersten Theile des unteren Torfflötzes findet. Bemer-
kenswerth ist noch, dass an denjenigen Stellen, wo das
untere Torfflötz sich am tiefsten senkt, nur sehr wenige
Reste von Bäumen vorkommen; diese finden sich vielmehr
hauptsächlich dort, wo sich das Flötz hebt. Also ein zw^eiter
Beweis, dass dieselben nicht angeschwemmt sein können."
Ich fĂĽge hinzu, dass auch sonst in der horizontalen
Vertheilung der Pflanzenreste hinsichtlich der Häufigkeit
des Vorkommens deutliche Unterschiede zu beobachten
sind. Ich habe ein so grosses Quantum des betr. Torfes
von verschiedenen Stellen der Schulz' sehen Grube mit Aus-
dauer durchgearbeitet, dass meine Beobachtungen keine rein
zufälligen sein können.
Zur Ergänzung des oben Gesagten theile ich nach-
stehend die protokollarischen Notizen mit, welche ich bei
der Durchsuchung zweier Probesendungen, welche Herr
^) Wie schon oben erwähnt wurde, erhielt ich kürzHch aus Klinge
durch Herrn Kayser 2 wohlerhaltene Zapfen von Picea excelsa, welche
dicht unter der lockeren, filzigen Hypnumschicht im oberen Theile des
Torflagers gefunden waren.
') Vergl. auch meine bezĂĽglichen Angaben im Sitzungsberichte
unserer Gesellschaft v. 15. Nov. d. J., pag. 163.
218-:,
GesellscJia/t naturforscliender Freunde, Berlin.
Unteres Torflager der ScHULz'schen Grube bei Klinge.
No. I. Profilprobe vom 29. Juni 1892, | No. IT. Profilprobe vom November
von oben nach unten. i 1892, von oben nach unten.
1. Thonig-humos, rothbraun, 10 cm
mächtig. Blätter von Myriophyllum sp.
Wenige erkennbare Pflanzenreste.
1. Fehlt.
2. Lockerer, zäher, filziger Torf, 8 bis
10 cm. Yiele wohlerhaltene Reste von
Hypnum; wenige Samen von Menyanthes
trifoUata, 3 FrĂĽchte von Carpitius, einige
Blätter von Vaccinium oxycoccos.
S. Cratoiyleura-T orf, 7—8 cm, grün-
lich, weichfilzig, leicht zu zerkrĂĽmeln.
68 Crat02)kura-^Rmei\, einige Carpinus-
FrĂĽchte, einige geflĂĽgelte R'cea-Samen,
1 Coniferen-Samen ohne FlĂĽgel
3 a. iV^?^^:»/iar- Schicht, . 3 — 4 cm, mii
obiger eng verbunden: zahlreiche Rhizo
me und einige Samen von Nupliar luteum
2. Lockerer, zäher, filziger Torf, meist
aus Hypnum bestehend. Darin einige
Samen von Menyanthes trifoliatu und
zahlreiche dĂĽnne Zweige von Betula.
3. dratople^ira -T ovi^ grĂĽnlich,
weichfilzig, leicht zu zerkrĂĽmeln, 12Cra-
topleura -Samen, einige 3Ienyanthes- Sa-
men, ca. 20 Caipimis-FrĂĽchte, 3 Picea-
Samen ohne FlĂĽgel.
3a. Nujiha r-Schicht, enthaltend: viele
Rhizome und Samen von Niqjhar, einige
Samen von Menyanthes, einige FrĂĽchte
von Carpinus, eine dĂĽnne Zwischenlage
von Hypnum.
4, Dichter, tiefschwarzer Torf, 12 cm.
Zunächst eine dünne Lage von Sphagnum
cymbifolium, dann ein plattgedrĂĽckter Be-
tula-Zweig, 12 Carpinus-FrĂĽchte, 1 Coni-
feren-Samen, 2 j.VM/)/i«r-Samen, endlich
zahlreiche, kleine, unbestimmte Samen,
4. Dichter, schwarzer, kohliger Torf,
Zunächst zahlreiche Zweige von B tula,
dann eine dĂĽnne Schicht von Sphaynum
cymhifol., etwas tiefer ganze Lagen wohl-
erhaltener Blätter von Salix aurita und
S. cinerea, viele dĂĽnne Zweige, darunter
einer von Populus tremida, einige Car-
pinus-Yvvichie.
5. Dichter, schwarzer, kohlenähniicher
Torf, 18 cm. Blätter von Salix, 4 dünne
Stämme von Betida, 6 Carpinus-Yvnchte,
1 ^cer-Frucht, 1 Ceratophyllum-F rucht,
9 FrĂĽchte von Paradoxocarpus carinatus.
6. Schieferiger „Lebertorf", ca. 20cm.
27 FrĂĽchte von Paradoxocarpus, 14 Sa-
men von Cratopleura, sehr zahlreiche
FrĂĽchte von Ceratophyllum und Potamo-
geton, 3 Samen von Nympluiea, 4 Samen
von Nuphar, 3 FrĂĽchte von Acer cam-
pestre, 1 Steinfrucht von Hex, 2 FrĂĽchte
von Tilia, 29 von Carpim-s.
7. Thoniger „Lebertorf , ca. 20 cm.
Sehr zahlreiche JS'ĂĽsschen von Potamo-
geton natans, 2 FrĂĽchte von Paradoxo-
carpus, 4 Samen von Cratopleura.
5. Dichter, schwarzer, kohliger Torf, ca.
30 cm. Zunächst eine dünne Lage von
iS'rtZ/.i;-Blättern, viele dünne Baumzweige,
einzelne Crirp/>iW6^-FrĂĽchte, mehrere dĂĽnne
Zwischenlagen von Hypnum, 1 Frucht
von Paradoxocarpus, 1 Same von Crato-
pleura. — Einige Flügeldecken von Do-
nacia, 1 FlĂĽgeldecke von Hydrophilus.
6. Schieferiger „Lebertorf", ca. 15
bis 20 cm. 6 Paradoxocarpus, 45 Cra-
topleura, 2 Najas marina, 5 Ceratophyl-
lum, einige Potamogeton, 3 Carpinus.
7. Thoniger „Lebertorf", ca 20 cm.
Zahlreiche NĂĽsschen von Potamogeton
natans, 4 FrĂĽchte von Paradoxocarpus,
6 Samen von Cratopleura, 3 FrĂĽchte vor^
Najas marina.
Sitzung vom .W. Deceniber 1892. 219
A. Kaysek mir als Profilprobeii von zwei verschiedenen
Stellen des Torflagers zugehen Hess, niedergeschrieben
habe. Ich bemerke dabei, dass die erste Profilprobe von
einer Stelle stammt, wo das Torflager etwas weniger mäch-
tig ist, als dort, wo die zweite Probe weggestochen wurde;
bei letzterer fehlte die oberste Partie, d. h. sie war schon
bei dem Grubenbetriebe abgegraben worden.
Wer sich die MĂĽhe giebt, die obige tabellarische Ueber-
sicht der beiden Profilproben näher zu studiren, wird leicht
erl<:ennen, dass gewisse Veränderungen der Flora von unten
nach oben während der Bildung des Torflagers stattgefun-
den haben. NatĂĽrlich mĂĽssen meine sonstigen Funde und
Beobachtungen, welche ich seit Herbst 1891 in der Schulz-
schen Grube gemacht und meist auch publicirt habe, mit
den Resultaten der obigen Profilproben-Untersuchung kom-
biniert werden. Hiernach darf ich annehmen, dass sowohl
die Wasserpflanzen, als auch die in der Nähe des Was-
sers wachsenden Holzgewächse während des Zeitraumes, in
welchem das Torflager sich bildete, einen gewissen Wechsel
der herrschenden Arten, erfahren haben; und zwar scheint
sich nach oben zu der Einfluss eines kälter wer-
denden Klimas anzudeuten, womit das Vorkommen von
Resten der nordischen Zwergbirke (Betida nanu) in dem
oberen Thone der Schulz' sehen Grube harmoniert.
Ich kann bei Erwägung aller in Betracht kommenden
Umstände nicht umhin, von Neuem mich für ein inter-
glaciales Alter des unteren Torflagers der Schulz-
schen Thougrube auszusprechen. HierfĂĽr spricht auch der
Fund eines EJiinoceros -Rumerus, w^elcher kĂĽrzlich in
dem oberen Theile jenes Torflagers (dicht über der zähen,
filzigen Hi/pniĂĽii-Schicht) gemacht wurde. Dieser Knochen,
welcher gleich nach der Auffindung mir zugegangen ist. er-
scheint noch dadurch interessant, dass er an den Gelenk-
theilen durch ein grösseres Raubthier (wahrscheinlich Wolf)
angefressen war. ehe er in den Torf eingebettet wurde; der
Knochen muss zu jener Zeit noch frisch gewesen sein.
Von Spm'en eines Transportes im fliessenden Wasser ist
220 Gesellschaft 7uitwfoi-sc7iender Freunde, Berlin.
an dem Knochen nichts zu sehen. Nach den Beobachtungen,
welche Dames ĂĽber das Vorkommen von Rhinoccros -Resten
bei Rixdorf gemacht hat. darf man das Vorkommen eines
Bhinoceros-Kumerus in dem unteren Torfe von Klinge zu
Gunsten des interglacialen Alters dieses Torfes anfahren,
wenngleich die betr. Species noch unbekannt ist.
Herr fVlATSCKiE sprach ĂĽber einige Neuerwerbungen
des Berliner Zoologischen Gartens.
Der Thierbestand der von Herrn Direktor Heck ver-
walteten Sammlung ist in der letzten Zeit um eine Anzahl
sehr interessanter Arten vermehrt worden. Aus dem deut-
schen Schutzgebiete von Ost - Afrika erhielt der Garten
Cerco2nthecus rufoviridis Js. Geoffr., Ccrcopithecus erythrarchus
Ptrs., Felix leo L. 9 juv, Crossarchus niiingo GxM., Melli-
vora leuconota Sclat. und Potamochoenis africanus (Schreb.),
von Korea ürsus tlähetanus Cuv. und Felis microtis A. M. — E.,
von Japan ĂĽrsus japonicus Schleg. juv, JJrsus heringianus
MiDD. und Sus leucomystax Schleg. Ferner wurden Grypto-
procta ferox Benn., Ga^ella arahica Lcht., Tragelaphus gmtus
Sclat. 9 und Felis viverrina Benx. erworben. Ein Exem-
plar von Felis affinis Gray, welches kurze Zeit im Garten
lebte, brachte den Bew^eis, dass die vorderindische Form des
Sumpf luchses von der in Nord-Afrika lebenden, von Brax^dt
ds F, rü2)peUi abgetrennten sich in ähnlicher W^eise unter-
scheidet, wie der indische Caracal vom nordafrikanischen.
Felis affinis Gray ist schlanker als das im Zoologischen
Garten seit längerer Zeit lebende Exemplar von F. rüppelli
Brandt, hat einen etwas längeren Schwanz, entbehrt des
schwarzen Streifens zwischen dem Auge und der Nase,
welcher bei rĂĽppelli charakteristisch hervortritt, und besitzt
eine weisse, nicht gelbliche Oberlippe. — Eine Vergleichung
der beiden im Garten lebenden Puma's, eines rothgelben
Weibchens und eines silbergrauen Männchens, macht es
mir unmöglich, den von Elliot (A monographe of the
Felidae 1883) und True (Rep. U. S. Nat. 1888/89 p. 591
bis 608) geäusserten Ansichten beizustimmen. Während
Sitzung vom 20. Decemler 1892. 221
Elliot, ebenso wie Baiku. behauptete, dass das Sommei'-
kleid ins Köthliche, das Winterkleid in einen grauen Ton
spiele, vermuthet Tkue, dass der Puma individuell stark
variire. Die Berliner Exemplare zeichnen sich im Körper-
bau duix-h grosse Verschiedenheiten aus. Der rothe Puma
hat einen sehr kleinen Kopf, welcher zu dem langgestreckten
Körper in erheblichem Missverhältnisse steht, und die Hinter-
beine des Thieres sind länger als die vorderen. Dagegen
hat der graue Puma mehr die Gestalt einer Löwin; der
starke Kopf sitzt auf einem gedrungenen, nicht ĂĽberbauten
Körper, die Füsse erscheinen niedriger als bei der röth-
lichen Form, das ganze Thier viel kräftiger und grösser.
Der rothe Puma hat das Schwanzende sehr dunkel gefärbt,
der silbergraue Pimia einen bis zum Ende ziemlich gleich
gefärbten Schwanz. Beide haben die Färbung seit Monaten
nicht geändert. Es wäre möglich, dass die Individuen dieser
Art in einer und derselben Gegend sehr verschiedene Fär-
bung und Gestalt zeigten oder dass Männchen und Weibchen
sich hierin bedeutend unterschieden. Burmeister (Syst,
Uebers. d. Thiere Brasiliens p. 89) erwähnt allerdings, dass
es auch graue gäbe neben röthlichen; derselbe hat jedoch
nur ein Fell eines bei Neu-Freiburg frisch erlegten Thieres
untersuchen können, im übrigen nur Felle gesehen, welche
im Handelsverkehr aus weit entfernten Gegenden gekommen
sein können. Max Prinz zu Wied (Beitr. z. Naturg. von
Brasilien p. 359 — 360) hat am Rio Doce und Mucuri nur
fahl röthlichbraune Puma"s mit kleinem, kurzem Kopfe ge-
sehen. Rencjer (Naturgesch. d. Säugetliiere von Paraguay
p. 181 ff.) spricht von gelbrothen Puma's, welche die Creolen
„Yagua pyta =: rother Hund ' nennen, betont, dass zwischen
Männchen und Weibchen kein Unterschied in der Färbung
sei und hebt hervor, dass die hintere Körperhälfte merk-
lich höher stehe als die vordere und dass der Kopf un-
verhältnissmässig klein sei. Azara (Essai sur l'Hist. Nat.
des Quadrumanes de la Prov. du Paraguay I. p. 141) nennt
die Farbe „roussätre", von Tschudi (Fauna Peruana p. 125)
röthlich-gelb. Nirgends findet man Angaben über sicher
nachgewiesenes Vorkommen der grauen, dickköpfigen und
lOt
222 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
grossen Form nördlich Yom 25. Grad. Wohl aber erwähnt
Hensel (Beitr. z. Kenntn. d. Säugethiere Süd -Brasiliens
p. 69), dass die Puma's der Waldregion von Rio Grande
do Siü viel schwächer sind als die chilenischen, und
W. H. Hudson (The Naturalist in La Plata p. 31 ff.)
macht die gleiche Bemerkung gegenĂĽber den sĂĽdlichen
Puma's, welche häufig die Pferdeheerden decimiren. Die
Berliner Zoologische Sammlung besitzt Schädel von drei
Felis puma Mol. cT cT und einen weihlichen Schädel aus
Chile, z. T. von Segeth gesammelt, z. T. von Händlern
erw^orben; dieselben unterscheiden sich von sĂĽdbrasilianischen
und texanischen Exemplaren in der Grösse auffallend, so
dass der weibliche Schädel von Chile kaum kleiner ist als
die männlichen Schädel von Süd- Brasilien. Es ist sehr
wahrscheinlich, dass sich der silbergraue Puma als sĂĽdliche
Form des gelbrothen herausstellen wird; sein Verbreitungs-
gebiet wĂĽrde sich mit demjenigen von Canis magellanicus
Gray; Cervus chilensis Gervais und Eliea darwini Gould
decken und Patagonien, SĂĽd-Chile und das sĂĽdliche Argen-
tinien umfassen. Der rothe Puma ist in der Sammlung des
Kgl. Museums fĂĽr Naturkunde von San Paulo in Brasilien,
Mexiko und Texas vertreten. Eine graue Form dĂĽrfte nach
älteren Angaben sich auch im nordwestlichen Nord- Amerika
finden; neuerdings hat Hr. Direktor Dr. Heck im Zelt des be-
kannten Buffalo Bill das Fell eines Puma gesehen, welches
aus Nord-Amerika stammen soll. Dasselbe hatte eine hell-
graue Farbe.
Vor der Hand wird es praktisch sein, den rothen Puma
als Felis concolor L. von dem grauen Puma, Felis puma
Mol. zu trennen. Sobald die nordamerikanische Form des
grauen Puma wissenschaftlich untersucht sein wird, dĂĽrfte
es sich herausstellen, dass dieselbe der patagonischen Form
näher verwandt ist als derjenigen der zwischen den Gebieten
beider liegenden Gegenden, dass sie aber in Färbung und
Gestalt Verschiedenheiten vom grauen Puma SĂĽd-Amerikas
aufweist. Wir haben ähnliche Verhältnisse bei afrikani-
schen Säugethieren: Der Berberlöwe steht dem Caplöwen
näher als dem Sudanlöw^en, die Ginsterkatze von Nord-
Sitzung vom 20. Becemler 1892. 22.3.
Afrika ist derjenigen des Caplandes viel näher verwandt
als derjenigen von Deutsch -Ost -Afrika, der Pavian des
abessinischen Hochlandes unterscheidet sich leicht von dem
Sambese-Pavian, ist aber dem südafrikanischen Bärenpavian
sehr ähnlich; die Kuhantilope des Central -Sudans gleicht
im Gehörn dem echten Hartebeest des Caplandes, während
die Savannen der Gegenden zwischen Sambese und Victoria
Niansa Formen zeigen, die ganz anders gestaltete Gehörne
tragen. Diese Beispiele Hessen sich leicht noch vermehren.
Herr Matschie sprach hierauf ĂĽber die Verbreitung
einiger Säugethiere in Afrika.
Frederick W. TrĂĽe hat eine sehr wichtige Zusammen-
stellung ostafrikanischer Säugethiere gegeben in „An an-
notated catalogue of the mammals collected by Dr. W. L.
Abbott in the Kilima-Njaro Region, East-Africa. Proc.
U. S. Nat. Mus., XV, pag. 445—480. Washington, 1892.
Trotzdem der Verfasser fast ausschliesslich auf die vor-
handene Litteratur bei der Bestimmung der AĂźBOTT'schen
Sammlungen angewiesen war und nur in sehr geringem
Grade Vergleichsmaterial zur Hand hatte, ist die Determi-
nation der einzelnen Arten bis auf diejenige weniger Species
als richtig anzuerkennen. Es sei mir gestattet, in einigen
Punkten den Ansichten des Herrn True zu widersprechen.
In der Einleitung zu seiner Aufzählung sagt er: „In North
America individual Variation seems far less extensive than
in Africa, while geographical Variation appears to be more
extensive and constant. In Dr. Abbott' s collection great
individual Variation is especiaUy apparent in the genera
Galago, Genetta and Canis, It is true that the species of
the last-named genus every where present much individual
Variation , but in North America its chief variations appear
to be geographical in character." Ich möchte darauf auf-
merksam machen, dass in Nord-Amerika Luchs. Eichhörn-
chen und Hase in sehr verschiedenen Kleidern aus den-
selben Gegenden gesammelt werden, dass diese Kleider
zum grössten Theile nach der Jahreszeit verschieden sind,
dass aber auch Männchen und Weibchen in der Färbung
lot*
224 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
sich iintersclieiden lassen. Herr Abbott ist im März, Juli
und Dezember am Kilimandscharo gewesen, die beiden
Canis mesomelas Schreb. können sehr wohl verschiedene
Alters-, Geschlechts- oder Jahreszeitkleider darstellen, und
derselbe Fall liegt bei den Ginsterkatzen vor. Anders ist
es wohl mit Galago crassicaudaUis (Blainv.). Abbott hat
ein russbraunes Exemplar mit dunklem Schwanz und zwei
graue Thiere mit gelblich-weisser Schwanzspitze gesammelt;
das erstere ist 286 mm lang ohne den Schwanz, w^elcher
305 mm misst, ein graues Exemplar hat Kopf -h Körper
297 mm, Schwanz 345 mm. Das braune Exemplar stimmt
mit mehreren StĂĽcken ĂĽberein, welche wir von Aruscha
haben, die gi-auen mit solchen von Taita und Mombas.
Ersteres ist Galago crassicaudaUis (Blainv.), allenthalben
gemein an der KĂĽste bis zum Pangani und von Fischer
am Maeru-Berg gesammelt; die graue, grössere Form mit
heller Schwanzspitze ist Galago lasiotis Ptrs., die ersetzende
Form nördlich vom Pangani. Dass Dr. Abbott beide in
Taveta am Kilimandscharo erhalten hat, beweist nur, dass
dort die Grenze zwischen den Verbreitungsgebieten beider
Formen verläuft, so lange nicht nachgewiesen wird, dass
Galago lasiotis südlich und G. crassicandatus nördlich vom
Pangani gefunden wird. Ferner glaubt Herr True, dass
durch die Abbott" sehen Sammlimgen die Nordgrenze der
bekannten Verbreitung von Mellivora capensis, Canis meso-
mehs, Otocyon megalotis, Eliomys murimis nach Norden vor-
geschoben wäre. Hierauf möchte ich daran erinnern, dass
Mellivora capensis im Mensa - Gebirge von Abessinien als
„Abu Keem" sehr bekannt ist (Breiim. Habesch, p. 128),
in Keren und Gondar (Heugl. , Abess. , p. 99 u. 216) vor-
kommt, als „Abu Keb" von Marno (Reis. i. d. Egypt.
Aequatorialprovinz, 1878, p. 199) vom Gebel Kordofan er-
wähnt wird, von Schweinfurth (Im Herzen von Afrika, I. 380)
bei Ssabbi unter 6 MO' n. Br. und 28* 55' ö. L. gefunden
und \on Hildebrandt (Monatsber. Kgl. Ak. Berlin, 1878,
p. 199) in Taita gesammelt worden ist. Hartmann (Geogr.
Verbr. d. Säug., pag. 237) führt als Vaterland des „Abu-
Kemm" die Bajuda- Steppe sĂĽdlich vom 17* n. Br. . die
Sitzung vom 20. Decemher 1892. 225
Busclnvälder von Kordofau, Sennar, Qalabat und x4bessinieu
auf und Heuglin nennt (Reise in N.O.Afrika, II, p. 38)
Anseba und Mensa als Heimath dieses Thieres. Die nörd-
liche Form des Honigdachses ist als Mellivora leuconota
ScLAT. (P. Z. S. London, 1867, p. 98, pl. VIII) zu bezeich-
nen, welche sich von M. capensis dadurch unterscheidet,
dass der Oberkoi)f ganz weiss, der RĂĽcken nur sehr wenig
mit schwarzen Haaren durchsetzt ist, während die Capform
eine viel dunklere Oberseite zeigt. Inwiefern die M. leu-
conota ScLAT. von der indischen 3IeUivora sich unterscheidet,
vermag ich ohne Vergleichsmaterial nicht zu bestimmen.
Canis mesomelas hat Hildebkaxdt in Taita gesammelt, also
nördlich vom Kilimandscharo. Otocyon meyalotis erwähnt
Speke (Journal, p. 64) von Khoko in Ugogo, nicht sehr
weit sĂĽdlich vom Kilimandscharo und Eliomys murinus
nennt Heuglin (Syst. Uebers. , p. 569) fĂĽr Abessinien,
Reuvens (Die Myoxidae, p. 43) bereits fĂĽr den Kilinaa-
ndscharo.
True weist nach, dass Colobus caudatus Thos. eine
von C. guereza RĂĽpp. verschiedene Art darstelle, dass am
Kilimandscharo nur caudatus vorkomme mit einem von der
Wurzel an durch lauge weisse Haare bedeckten Schwänze.
Thomas hatte (P. Z. S. London. 1885, p. 219) darauf hin-
gewiesen, dass die Bewohner jener Gegenden beide Formen
unterscheiden und dass sein caudatus auf das Gebiet des
Kilimandscharo beschränkt sei. Es ist aber, wie er auch
vermuthet, sehr wahrscheinlich, dass die Massai, welche
bis in das Gebiet der Galla ziehen, Felle des echten
C. guerem vom Norden eintauschen. Ferner wird das Ver-
breitungsgebiet von C. caudatus sich nach dem Victoria-See
hin ausbreiten, da Johnston ihn von Useri. den Urambani-
Bergen und von Kisongo. Burton (The Lake Region, I,
p. 15) von Uniamwesi, Pagenstecher (Jahrb. Hamb. Anst.,
1885, p. 32) von Gross -Aruscha erwähnt. Von den Arten
der Gattung Colobus, welche ausser der schwarzen und
weissen Farbe keine andere in ihrer Behaarung tragen,
scheint eine jede ein besonderes Gebiet zu bewohnen. Wir
kennen bis jetzt 8 Arten dieser Gruppe, deren Verbreitung
226 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
im Osten von 14" n. Br. bis 5" s. Br. , im Westen von
10 '^ n. Br. bis 5" s. Br. sich erstreckt. Bochebrune (Faune
de la Senegambie, Suppl. 1886/87) fĂĽhrt zwar 4 dieser
Arten fĂĽr Senegambien auf, darunter befindet sich jedoch
die Form, welche in Sierra Leone nachgewiesen ist. deren
Verbreitung sich also vielleicht bis zum Gambia erstrecken
könnte, nicht. Dagegen soll dort sowohl G. satanas, bisher
nur sĂĽdlich von Kamerun bekannt, (7. caudatus, nur von Ost-
Afrika nachgewiesen, und C. guerem aus Abessinien vor-
kommen. Eine Bestätigung dieser Behauptungen dürfte
lange auf sich warten lassen; vielmehr muss man an-
nehmen, dass Felle dieser Arten auf dem Handelswege
nach Senegambien gelangt sind. Die Kenntniss der geo-
graphischen Verbreitung vieler afrikanischer Aifen wird
dadurch ungemein erschwert, dass die Thiere lebend oder
zu Fellen verarbeitet weithin verhandelt werden. Die
Congo- Neger tragen MĂĽtzen von C. occidentalis und C. sa-
tanas, die Abessinier ĂĽberziehen ihre Schilde mit Colobus-
Fellen, die Massai benutzen dieselben zu Mänteln, die
Neger der Goldküste umhüllen die Flintenschlösser mit
FellstĂĽcken von C. vellerosus, die Wanyoro verzieren mit
dem Fell Guitarren, Pauken und Lanzenblattscheiden , die
Neger vom Mwutan-Nzige besetzen ihre Fellkleidung damit
und die Berta und Gumuz putzen mit dem RĂĽckenbehang
ihre geflochtene Kopfbedeckung aus. So war es möglich,
dass ScLATER (P. Z. S. 1860, p. 245) einen Colohus ango-
lensis beschrieb, der nach Barboza du Bocage (lorn. Scienc.
Math. Phys. Nat. Lisboa, 1889, p. 10) bisher in Angola
noch nicht erlegt worden, und dessen Vaterland heute
noch nachzuweisen ist. 4 Exemplare dieser Art sind be-
kannt geworden, deren eines Mo^'TEIRO in Bembe, deren
zweites Capello und Ivens in Catanga, deren drittes
Ramado Curto in Cassange, deren viertes Sharpe im
Konde - Gebirge nordöstlich vom Niassa-See kauften. Viel-
leicht giebt eine Bemerkung FRANgois' (Erforschung des
Tschuapa und Lulongo. p. 82) einen Hinweis auf das wahre
Vaterland dieser Art; derselbe bemerkt, dass er am Lu-
longo unter dem Aequator schwarze, langgeschwänzte Affen
Sitzung vom 20. December 1892. 227
mit weisser Halskrause in Baumkronen gesehen hat. Diese
Bemerkung kann sich nur entweder auf C. palliatus Ptrs.,
der aber am Pangani lebt, oder auf C. angolensis Sclat.
beziehen. — Südlich vom Lulongo am oberen Congo bei
Noki wurde C, occidentalis Rchbr. entdeckt, dessen Ver-
breitung im Westen bis Q^ n. Br. und 12" ö. L., nach Osten
bis zum Seeugebiet sich ausdehnt. Die Sammlung des
Kgl. Museums fĂĽr Naturkunde zu Berlin hat das Fell eines
Exemplars, welches zwischen Banjo und Tibati von Herrn
Premier-Lieutenant Morgen gesammelt wurde. Die Art
soll im Hinterlande von Kamerun bis Adamaua hin auf
allen BergzĂĽgen nicht selten sein. Brazza fand diese Art
nach GiGLioLi (Ann. Mus. Civico Genova Sa. 2a, Vol. VI
(XXVI), 1888, pag. 7) am Oberlauf des Ogowe, wie aus
den von Giglioli angegebenen Maassen (cauda 820, davon
270 auf die Quaste) sich ergiebt. Emin sammelte ein
jĂĽngeres Thier bei Nambiri im Sandeh-Land (P.Z.S. 1890,
p. 5) und erwähnt die Art vielfach in seinen Briefen vom
Central-Sudan. Petherick (Travels in Central Africa, I,
p. 297) bildet ein Exemplar von Wago am Ayi unter 4,4''
n. Br. und 28 "^ ö. L. ab und Schweinfürth (Im Herzen
von Afrika, I. p. 519. 527. 552, IL p. 200) fand C. occi-
dentalis bei Ndupo, Rikkete (4,7 '^ n. Br., 28,30 '^ ö. L.), am
Ufer des Diagbe bei Uando (4,4 "^ n. Br., 28,3« ö. L.) in
erstaunlicher Menge. Die nördlichste Fundstelle von G.
occidentalis am Nil dürfte Fadibek unter 3« 40' n. Br. sein,
woher Emin (Emin Pascha, 1888, p. 99) Felle erhielt, sowie
das vorher genannte Wago unter 4,4^ n. Br.; nach Osten
bildet Uuyoro und Ussoga (Emin Pascha, p. 119) die Grenze.
Der Colobus guerem Rtjpp. findet sich zwischen 1 1 ^ und
14" n. Br.. 36.5 ^md 38« o. L. nach Heuglin (Abess., p. 232)
in Wohini. Ermtschoho, Qola Wogara, Wolkait, Tagadeh,
Godsam, Schoa, ferner in Tschelga, Savago und Berri-
Lande (Heuglin. Syst. Uebers.. p. 539); auch Giglioli hat
ihn (1. c. p. 7) von Schoa. SĂĽdlich vom Victoria Niansa bis
zum Kilimandscharo findet sich C. caudatus Thos. und im
Pangani-Thale C. palliatus Ptrs. — Auf der Westküste von
Afrika tst C. ursinus Ogilb. von Sierra Leone und Liberia,
228 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
längst bekannt, seine Verbreitung nach Osten erstreckt sich
bis Sinoe (BĂĽttikofer. Not. Leyd. Mus., X, pag. 6), C.
vellerosus Js. Geoffk. findet sich an der GoldkĂĽste (Pel,
Nagtglas), im Togo-Gebiet (Dipougo bei Bismarckburg unter
0,30" n. Br. und 8,20^ ö. L. [Kling., Mitth. Deutsch.
Schutzgeb., 1890, p. 48]), am Mungo in Kamerun (Peters,
Mon. Ak. BerL, 1876, p. 471). Weiter sĂĽdlich am Unter-
lauf des Ogowe lebt C. satanas "Waterh. — Diese Colobus-
Arten lassen sich äusserlich leicht unterscheiden. Einen
weissen Schwanz haben G. vellerosus und ursinus, einen
schwarzen Schwanz C. satanas, die ĂĽbrigen einen schwarzen
Schwanz mit mehr oder weniger weit ausgedehnter weisser
Endquaste. C. vellerosus hat die Aussenseite der Ober-
schenkel grau, C. ursinus die Halsgegend weissgrau. Nur
die Schultermähne, nicht die Rückenmähne weiss haben
C. palUatus und angolensis, welche sich dadurch unter-
scheiden. didiSQ palliatus die Oberbrust grau, angolensis die-
selbe schwarz hat. C. guerem, occidentalis und caudatus
haben eine weisse Schulter- und Rückenmähne. Bei oecl-
dentalis ist der Schwanz bis zur Endquaste schwarz ohne
eingemischte kurze, w^eisse Haare, bei guerem schwarz, aber
mit vielen kurzen, weissen Haaren gesprenkelt, bei cau-
datus erstreckt sich die weisse, langhaarige Endquaste bis
nahe zur Schwauzwurzel. C. satanas ist ganz schwarz, alle
anderen haben Stirnbinde. Wangen. Kinn und Kehle weiss.
Cercopithecus sahaeus True. 1. c. pag. 449, hat „dusky
tail at the end"; dieses beweist, dass der grĂĽne Affe,
welchen True vor sich gehabt hat, nicht der Art C. sahaeus,
sondern entweder pygerytlirtis F. Cuv. oder lalandei Geoffk.
oder rufoviridis Geoffr. angehört. C. pygerythrus ist ein
Bewohner des Caplandes, Mandel lebt in Caffraria, rufo-
viridis weiter nördlich. Unsere Sammlung besitzt C. rufo-
viridis von Taita und Mossambik, da das von Peters ge-
sammelte, als ^j?/^er2/^/?.rw5 bestimmte StĂĽck ein junges Thier
von rufoviridis ist. Sclater hat diese ^rt von der Sam-
bese -MĂĽndung erhalten (P. Z. S. 1860, pag. 421). Nach
Fischer' s bisher unveröffentlichten Notizen ist C. rufoviridis
auf Mombasa häufig in den Mangobäumen, von denen aus
Sitzung vom .QO. Becemher 1892. 229
sie die Getreidefelder heimsuchen. Auch vou Barawa er-
hielt ihn dieser Reisende. Eä wird also wohl diese Art
am Kilimandscharo vorkommen.
In der TRUE'schen Liste wird ferner nach den Mit-
theilungen Willoughby's neben Hyacna crocuta Zimm. auch
Hyaena striata Zimm. aufgeführt. Es wäre dies ein sehr
merkwĂĽrdiges Vorkommen, da //. striata nach den mir be-
kannten Notizen den 17^ n. Br. nach SĂĽden wohl kaum
ĂĽberschreitet. Bei Cassala kommt nach Marko (Zoolog.
Garten 1868, p. 172) auf 13 crocuta noch eine striata. Während
striata nach Heuglin (Reise nach Abessinien p. 73, 99, 235)
bei Massaua, Keren und in der Samhara neben crocuta sich
noch findet, erscheint vom 16^ an in Gondar und Abena
(HEUGLI^' 1. c. p. 183 und 280) nnr crocuta und ersetzt in
Kordofan und Süd -Sennaar die erstere vollständig. Auch
im Westen unterscheidet man in Tibesti (Rohlfs, Quer
durch Afrika I, p. 150. Nachtigal. Sahara und Sudan. I. 418)
die gestreifte unter dem Namen ^Turdi'^ von einer zweiten
^Zigir'^, welche in Teda häufig ist. In Borku ist striata
schon selten, während ^Zigir^ dort häufig vorkommt. Von
Unyoro kennen wir durch Emin (Reisebriefe, p. 93) nur
II. crocuta, Schweinfurth (Im Herzen von Afrika I, p. 116)
erwähnt sie vom Giraffen-Fluss und (1. c. I. 380) vom süd-
lichen Bongolande, Baker (Albert Nyanza, II, pag. 531)
dagegen vom Schuli-Lande. und Marno (Zool. Garten 1868.
p. 172) vom Chor el Gus sowie (Reisen im Geb. d. blauen
Nil. 1874, p. 181) von Launi unter 34^ ö. L. und 12<' n. Br.
Böhm und Fischer erwähnen nur die gefleckte Hyäne aus
dem deutschen Schutzgebiet.
Viverra civetta und Equus hurchelU der True' sehen Liste
dürften in Viverra orientalis Mtsch. und Equus höhmi Mtsch.
geändert werden müssen. Die von mir in diesen Sitzungs-
berichten 1892, p. 140 erwähnte Viverra megaspHa Noack ist
mir durch die GĂĽte des Herrn Prof. Dr. Kraepelin, Di-
rektor des Naturhistorischen Museums in Hamburg, zur Unter-
suchung ĂĽberlassen worden. Nach genauester Vergleichung
des fraglichen StĂĽckes ist es nunmehr zweifellos, dass wir
es mit einem sehr jungen Weibchen der ostafrikanischea
230 Gesellschaft naturfor seilender Freunde, Berlin.
Zibethkatze zu thun haben, welches noch das Milchgebiss
trägt. Die Abbildungen des Thieres und Schädels bei
NoACK (Jahrb. Hamb. Anst. IX, 1891, Tb. I. No. 5 und
Tb. II, No. 5, 6) sind sehr kenntlich und stimmen im wesent-
lichen mit dem mir Yorliegenden Stücke überein. Die Vulgär-
bezeichnung „Fungu". welche Herr Professor Dr. Noack auf
der Stuhlmann' sehen Etiquette vorfand, gilt im Kisuaheli
fĂĽr die Ginsterkatze. Viverra megaspĂĽa ist aus der Zahl
der afrikanischen Säugethiere zu streichen.
Gleichzeitig mit dieser Art erhielt ich aus Hamburg
den in der oben erwähnten Abhandlung aufgeführten Cyno-
cephcdus habuin (1. c. p. 71, 72) gĂĽtigst zugesandt, welcher
meine Aufmerksamkeit durch die Noack sehe Beschreibung
seines Kleides erregt hatte. Der Herr Verfasser giebt die
Färbung dieses Thieres als schmutzig -olivengrau an und
sagt, dass das Haar dieses Affen sehr hell erscheine. Nun
ist von den ähnlichen Arten C. hahouin Desm. aber oliven-
grĂĽnlichgelb, annhis F. Cuv. dunkelgrĂĽnlichgrau, olivaceus
Is. Geopfr. dunkel-olivengrün, totli Ogilb. schwärzlich-
olivengrün, schmutzigbraun überflogen, spliinx L. fahl röth-
lichbraun, ruhescens Temm dunl<:elrothbraun. ci/nocephalus
olivengelbgrĂĽn, porcarius Bodd. schwarzgrau. Es war daher
anzunehmen, dass die von Stuhlmann eingesandte Art einer
bisher unbeschriebenen Form angehöre. Für das Sambese-
Gebiet hatte Peters (Reise nach Mossambique, p. 4) C. ha-
buin aufgefĂĽhrt; es befindet sich in der Berliner Sammlung
ein sehr junges ausgestopftes Thier, welches Peters in Tette
sammelte, und ausserdem zw^ei Schädel von jungen Thieren
aus Macanga und Tette. Das ausgestopfte StĂĽck ist hell
chamoisbraun mit einem Stich ins Gelbliche; die Haare sind
einfarbig hellbraun mit dunkelgrauem Grunde und schmaler
schwarzer Spitze, in der Lendengegend und im Basaltheile
des Schw^anzes mit gelberem Ton. Unterseite weiss, vordere
Extremitäten grau, hintere mehr rostgelb überflogen. Spitzen-
theil des Schwanzes mit stark ausgeprägten schwarzen Spitzen.
Schulterhaar ziemlich lang. Kopf mit Körper bis zur Schwanz-
basis ca. 52 cm lang, Schwanz 46 cm lang. Ich halte dieses
Exemplar fĂĽr das junge Thier des Babouin male Simia
Sitmng vom 20. December 1892. 231
cynocephalus L. (F. CĂĽvier, Hist. Nat. des Mamm. Livr. IV).
Dieser Abbildung entspricht sehr gut ein aus der Königl.
Menagerie auf der Pfauen -Insel stammendes Männchen,
welches sehr lange Riickenhaare von grĂĽnlichgelber Farbe
mit dunkler Basis und schmaler schwarzer Spitze hat, und
dessen Unterseite weiss ist. Leider besitzen wir nicht den
Schädel dieser Form. Zwei weitere Paviane von der Pfauen-
insel, ein junges Thier mit Milchgebiss und ein ausge-
wachsenes Männchen, ebenso wie das zuerst genannte mit
dem Fundort Abessinien bezeichnet , entsprechen der Abbil-
dung bei Is. Geoffroy St. Hilaire (Archives du Musee II,
Tbl. 34) von Cynocephalus habouin Geoffr. Beide sind gelb-
grĂĽn mit starkem olivenfarbigem Anflug, die langen RĂĽcken-
haare haben dunkle Basis, darauf einen breiten gelblichen,
einen schmalen dunklen Ring, wieder einen breiteren hel-
leren Ring und lange schwarze Spitze. Das junge Thier ist
etwas verwaschener gefärbt als das alte; iDei beiden er-
scheinen die schwarzen Theile der Haare als dunkle Spren-
kelung; das junge Exemplar hat reinweisse Unterseite, das
alte Thier einfarbig gelbgraue Unterseite. G. cynocephalus L.
und C. habouin Is. Geoffr. wĂĽi'den sich folgenderweise
unterscheiden: C. cynocephalus ist grĂĽnlichgelb, unter ge-
wissem Lichte gelbbraun, nur am Kopfe wenig schwärzlich
verwaschen ; G. habouin dagegen ist grĂĽnlicher, stark schwarz
gesprenkelt; am Kopfe und Hinterhalse schwarz mit wenigen
gelbgrünen Haaren durchsetzt. Der Schädel des erwachsenen
G. habouin (f zeichnet sich dadurch aus, dass die Gegend
über den Backenzähnen nicht vertieft ist, der Gesichtstheil,
d. h. die Entfernung zwischen den Schneiden der Incisiven
und einer Linie, welche die hinteren Ränder der letzten
Molaren verbindet, w^eit kĂĽrzer ist als die Entfernung von
der Mitte des Schuppenrandes des Hinterhauptloches bis zu
dieser Linie, und dass die Basallänge des Schädels vom
Processus interparietalis aus gemessen nur 17 cm beträgt.
Die jungen Schädel des G. cynocephalus (L.) vom Sambese
zeigen bereits eine deutliche Einbuchtung ĂĽber den Molaren,
so dass anzunehmen ist, dass beim alten Schädel diese
Gegend sich stark vertieft darstellen wird. Die Gegend
232 Gesellsdiaft naturforscJmider Freunde, Berlin.
zwischen den Augen ist bei den vorliegenden beiden Schä-
deln vom Samhese sehr stark komprimirt; es ist anzu-
nehmen, dass auch alte ausgewachsene Exemplare im Schädel-
bau sich durch dieses Merkmal auszeichnen werden. Peters
giebt (1. c.) diesen Pavian fĂĽr Mossambique an mit der
Bemerkung: ,.Drei von mir eingesandte Exemplare stimmen
mit den abessinischen ganz ĂĽberein.'' Ich w^eiss nicht, ob
Peters seine StĂĽcke mit solchen verglichen hat. w^elche
wirklich in Abessinien gesammelt wurden, glaube vielmehr,
dass ihm die drei StĂĽcke von der Pfauen -Insel zum Ver-
gleich gedient haben, deren Herkunft doch sehr fraglich ist.
Wir kennen diesen C. cynocephalus (L.) bis jetzt von Tette
und Macanga durch Peters, von Tette. Sena, Batoka
und Ptowuma durch Kirk (P. Z. S. 1864. p. 649). Das
Vaterland von C. haboum Geoffr. ist mir nicht bekannt. —
Der von Herrn Dr. Stuhlmaxn gesammelte Pavian ist ein
Junges Weibchen, welchem zum definitiven Gebiss oben und
unten noch der letzte Molar fehlt; die Nähte zwischen den
Parietalen und Frontale sind deutlich sichtbar. Das StĂĽck
ist. wie mir Herr Dr. Stuhlmann mittheilt, eben trächtig
gewesen und w^irde Anfang September 1888 am Ostabhange
der UngĂĽn- (UngĂĽru-) Berge geschossen. Die Beschreibung
bei NoACK, 1. c. p. 71 — 72. ist sehr zutreffend, und ich er-
laube mir deshalb, dieselbe hier zu benutzen: „Die Färbung
des schmutzig olivengrauen, langen und struppigen Haares
ist sehr hell, an der Kehle weissgrau. das einzelne Haar
an der Basis bräunlich, dann hell gelbgrau, nach der Spitze
zu ein schwärzlicher und ein gelbgrauer Ring und schvrarze
Spitze. Die Hinterschenkel sind lebhafter braungelb, der
Schw^anz braungrau, die Oberseite der Hände und Füsse
lebhafter olivengelb." Hierzu wäre noch zu bemerken, dass
die Wangenhaare einen stark gelblichen Schein habeu, der
HinterrĂĽcken kurzhaariger ist und mehr ins Olivenfarbige
spielt, dass die Unterseite einfarbig und dass der
Schwanz ca. 470 mm, der übrige Körper ca. 750 mm
lang ist. Zu der von Noack gegebenen Beschreibung des
Schädels wäre hinzuzufügen, dass der Processus zygoma-
ticus des Schläfenbeins schmaler als der Proc. temporalis
Sit^umj coi/i UO. Dtcemher 189 i?. 233
des Jochbeins imd stark vertikal zusamniengepresst ist. Die
Gegend ĂĽber den letzten Molaren ist deutlich vertieft.
Maasse: Ausser den von Herrn Professor Dr. Noack ge-
gebenen führe ich an: Länge der Zahnreihe \(ai der Schneide
der mittleren Incisiven bis zur Verbindungslinie der hinteren
Ränder der letzten Molaren 60 mm, von dort bis zum hin-
teren Rande des Hinterhauptloches 67 mm; grösste Breite
des Schädels 85 mm.
Dieser Pavian von UngĂĽn unterscheidet sich von allen
anderen bekannten Pavianen durch die hellgrau oliven-
farbige Oberseite und die silbergraue Unterseite; er
ist am nächsten verwandt durch die Länge der Haare des
VorderrĂĽckens und der Beine (440 mm) dem C. hahmin und
C. cynocephalus , unterscheidet sich von beiden aber durch
die Farbe. Herr Dr. Stuhlmann machte mich darauf auf-
merksam, dass der Pavian in Ost-Afrika sehr in der Farbe
nach dem Geschlecht und Alter verschieden ist. In der-
selben Heerde könne man graue und olivenbraune beob-
achten. Im allgemeinen seien die jungen Exemplare grauer
und heller als die Alten. Es wäre demnach möglich, dass
ganz alte Thiere einen olivenbraunen Pelz bekämen, wie
ihn unser Exemplar auf dem HinterrĂĽcken zeigt. Das vor-
liegende StĂĽck hat ausser an den Wangen und Extremi-
täten keine Spur eines gelben Farbentons, wie es C. bahouin
ebenso wie C. cyanoceplmlus aufweist. C. anuhis F. Cuv..
welcher graugrĂĽnlich ist mit hellerer Unterseite, ist viel
gedrungener und hat kĂĽrzere Beine, bei C. olivaceus Is. Geoffu.
ist der grüne Ton in der Färbung noch mehr vorlierrschend
und die Unterseite ebenso dunkel als die Oberseite. Ich
schlage vor. diesen Pavian Cij}wceplialus JangJieldl Mtsch.
spec. nov. zu nennen mit der Diagnose:
Cijnocephalus, sordide olivaceo-canus, dorsi capillis elon-
gatis, cauda brunneo-cana, artubus externe flavo-
brunneo lavatis. Hab. UngĂĽu (UngĂĽru) Montes,
Tanga. Ukami, Usukuma.
Ausser dem von Herrn Dr. Stuhlmann gesammelten
Exemplar habe ich von dieser Form ein StĂĽck Fell vom
Rücken eines Individuums bei dem Präparator Hoffmann
234 Gesellschaft naturforscJiender Freunde, Berlin.
gesehen, welches Herr Dr. Kanzki aus Tanga eingeschickt
hat; dasselbe stimmt mit dem ersteren Exemplar gut ĂĽber-
ein. Ferner besitzt unsere Sammlung einen Schädel, welchen
Herr Lieder in Ukami erlangt und zwei weitere Schä-
del cf und 9 ad. vom SĂĽdost -Ende des Victoria -Niansa,
welche Herr KompagniefĂĽhrer Langheld heimgebracht hat.
Diese Schädel unterscheiden sich von solchen von C. anuhis
soweit ich bis jetzt sehen kann, nur durch die geringere
Grösse; der langheläi c^ ist ungefähr so gross wie anuhis $
im ausgewachsenen Zustande und stimmt in der Grösse mit
hamadryas (^ ; langheldi $ ist ungefähr so gross wie ha-
houin (f. Durch die von Herrn Langheld eingesammelten
Schädel wurde es mir möglich, ein klareres Bild von der
neuen Art zu gewinnen; ich habe mir deshalb erlaubt, ihm
die Art zu widmen.
Maase der Schädel:
cT ad cT ad 2 ad
Ukami Usukuma Usukuma
Basallänge vom Interparietalfort-
satz an gemessen . . . . 210 205 170 mm
Grösste Breite des Schädels .115 115 99 -
Grösste Höhe des Schädels ohne
Unterkiefer 100 97 80 -
Länge der Zahnreihe in der oben
erwähnten Art gemessen . . 90 90 76 -
Entfernung der letzten Molaren
vom Hinterrande des Hinter-
hauptloches 87 86 77 -
Höhe des horizontalen Unter-
kieferastes bis zur Zahnreihe 35 35 ca. 25 -
Höhe des aufsteigenden Astes bis
zum Condylus 60 61 67 -
Der Unterkiefer unter den Praemolaren, der Oberkiefer
ĂĽber den Molaren sind stark vertieft. Das Verbreitungs-
gebiet dieser Art dĂĽrfte vom Rowuma-Fluss bis zum Victoria-
Niansa und nördlich bis zum Pangani sich ausdehnen.
In Britisch Ost- Afrika kommt ein kurzbeiniger, gedrungener,
Sitzung vom 20. December 1892. 235
der abessinischen Form ähnlicher Pavian vor, welchen
Thomas soeben als Fapio toth ibcanus (Ann. Mag. 1893, p. 47)
beschreibt.
Herr H. J. KoLBE sprach ĂĽber die melitophilen La-
mellicornier von Kamerun.
Die Erweiterung unserer Kenntnisse von der Insekten-
faima Kameruns wurde neuerdings namentlich durch Herrn
Dr. Paul Preuss vermittelt. Auch die Herren Hauptmann
Zeuner und Premier-Lieutenant Morgen haben werthvolle
Beiträge geliefert. In vorliegender Mittheilung sollen nur
einige Bemerkungen ĂĽber die Gruppe der melitophilen La-
mellicornier (Cetoniiden, Trichiiden und Valgiden) Platz
finden. Diese Coleopteren verleihen der Fauna Kameruns
zum nicht geringen Theile ihren Charakter; denn zu ihnen
gehören die gewaltigen Goliathen und die stattlichen Cera-
torrhinen. Dieser kleine Beitrag zur Kenntniss der Fauna
Kameruns mag daher, da er möglichst vollständig gehalten
ist, fĂĽr die Zoogeographie nicht ohne einigen Nutzen sein.
Die Zahl der Spezies der melitophilen Lamellicornier
Kameruns, soweit dieselben bis jetzt bekannt geworden sind,
beläuft sich auf 64, von denen 38 allein von Herrn Dr.
Preuss in der Umgegend der Barombi- Station am Elefanten-
see und bei Bwea im Kamerungebirge gesammelt und der
Königl. Sammlung in Berlin überwiesen sind. Bwea liegt
950 m hoch an der Ostseite des Kamerungebiiges an einer
ziemlich stark ansteigenden Bergkette. Die wärmsten Mo-
nate des Jahres sind Februar und März, in denen das
Thermometer bis 26^ C. zeigt. Die meisten Cetoniiden,
namentlich die grösseren Arten der Ceratorrhinen . wurden
mit Mangofrüchten geködert; andere fanden sich an den
ausfliessenden Säften (Palmwein) der Palmen. Namentlich
die grossen Cetoniiden (Goliathus, MegalorrJĂĽna , Eudicella)
sind ausgezeichnete Flieger; ihr Flug ist von einem Ge-
räusch begleitet. Mtgalon-hhia harr ist fliegt sehr schnell
in Windungen, Goliathus gigauteus in grossem Bogen. Diese
Mittheilungen verdanken wir Herrn Dr. Preuss.
Barombi und Bwea haben naturgemäss manche Arten
236 Gesellschaft naturforschendei- Freunde, Byrlin.
gemeinsam. Avähreüd lüanche Arten der einen Fundstelle
an der anderen durch eine nahe verwandte Art oder durch
eine Rasse jener vertreten sind. Da jedoch unsere Kennt-
nisse von der Fauna Kameruns noch nicht genĂĽgend sind,
so sind solche Fragen ĂĽber die Verbreitung erst dann besser
zu beantworten, wenn das Gebiet noch weiter durchforscht
sein wird. Eine Anzahl Arten ist bis zum Kongo ver-
breitet, nämlich GoUatJms giganteus, Mecynorrhina forquatäy
M. savagei^ M. poli/phemtis, Bicranorrhina micans, Stephanor-
rhina guttata, Stethodesma strachani, JEiijjachnoda inscripta u. a.
Von einigen Arten Kameruns kommen im Kongogebiet be-
sondere Rassen vor, z. B. von Mecynorrhina torquata, Mega-
lorrhina harrlsl und EudiccUa morgani (gralli).
Wenn westlich von Kamerun, also in Ober -Guinea,
von Goliathus nur druryi und cacicus, nicht aber giganteus
gefunden wird, so muss das Kamerungebirge vielleicht als
eine mehr oder weniger hervortretende Grenzscheide zwischen
Ober- und Nieder-Guinea betrachtet werden. Thatsächlich
sind aber viele andere Arten Coleopteren vom Kongogebiet
bis Senegambien verbreitet. Diesi?s grosse Gebiet ist ja
auch als das ..westafrikauische Waldgebiet" von grosser
zoogeographischer Bedeutung.
Recht abweichend von der Kameruner Fauna erscheint
indess die Fauna des Hinterlandes von Togo, welches in
zoologischer Beziehung durch Dr. R. BIjttner und Haupt-
mann Kling erschlossen ist. Von den etwa 40 Arten der
melitophilen Lamellicornier (man vergl. meine Mittheilungen
darĂĽber in der Stettiner Entomologischen Zeitung f. 1892,
S. 125 — 142). welche ich aus dem Hinterlande von Togo
mit dem Mittelpunkte Bismarckburg aufgefĂĽhrt habe, sind
nur 5 Arten identisch mit x\rten der Kameruner Fauna,
nämlich Bicranorrhina micans^ Stephanorrhina guttata, Gly-
cyphana scalaris, Biplognatha gagates und Wiagoptcryx
hrahma.
Obige Zahlen sind wahrscheinlich nicht annähernd
richtig hinsichtlich des wirklichen Bestandes dieser Faunen-
gebiete, aber sie gewähren uns doch ein gewisses Bild von
dem Charakter der Faunen. Bemerkens werth ist es, dass
Sitzung vom 20. December 1892. 237
Ux^ter den Arten von Togo kleine Formen prävaliren,
unter denen von Kamerun aber grosse und mittelgrosse.
Auffallend ist fĂĽr das Hinterland von Togo das Vorherrschen
der Gattung Gnathocem mit 6 Spezies, während keine Spezies
in Kamerun gefunden ist. Diese und andere Cetoniiden
werden im Hinterland von Togo an der Grenze von Steppen-
landschaften gefunden; da einige dieser GnatJwcera- Arten
auch im Gebiet des Benue und weiter östlich bis zum Djur-
gebiet vorkommen, nicht aber in den Küstenländern West-
afrikas, so sprechen die schon jetzt gefundenen Resultate
dafĂĽr, dass das Hinterland von Togo und das Benuegebiet
nicht mehr zu dem grossen westafrikanischeu Waldgebiet
gehören. Die Aveitere Behandlung dieser Fragen müssen
wir gleichfalls uns fĂĽr die Zukunft vorbehalten.
In folgender Aufzählung sind alle mir bekannt ge-
wordenen melitophilen Lamellicornier Kameruns verzeichnet.
Von diesen Arten sind 52 schon frĂĽher bekannt ge-
wesen, z. Th. schon aus Kamerun selbst, z. Th. aber erst
aus anderen Gegenden AVestafrikas; 12 Arten wurden fĂĽr
neu gehalten und deren Beschreibung hinten beigefĂĽgt.
Auch einige neue Gattungen mussten -aufgestellt werden,
nämlich Stephanocmtcs , Äphanesthes, Eutelesthes , EupacJi-
noda und Cori/}wtrichms.
In der Litteratur finden sich ĂĽber melitophile Lamelli-
cornier Kameruns Abhandlungen von Kraatz (Deutsche
Entom. Zeitschr., 1889, p. 377—379, 401—402; 1890,
p. 215—218), Gerstäcker (Mitth. d. naturwiss. Ver. f. Neu-
vorpommern u. Rügen, 1882, Sep. p. 1—38) und Auri-
viLLius (Bihang tili k. Svenska Vet.-Akad. Handl., 1886,
Bd. 12, Afd. IV, No. I, p. 3—12).
Verzeichniss der in Kamerun gefundenen Spezies.
I. Cetoniiden.
1. GoUathus glganteus Lm. Barombi- Station.
2.- GoUathinus aureosparsus v. d. Poll. Barombi -Station.
3. Stepharwcrates (n. g.) preussi (n. sp.) Bwea.
4. MecynorrlĂĽna torquata Drury. Bwea.
5. — savagei Harr. Bwea und Barombi.
lot**
238 Gesellschaft iiaturforscJiender Freunde, Berlin.
6. Mecynorrliina polyphemiis F. Bwea.
7. Bicranorrhina micans Drury. Bwea und Barombi.
8. Megalorrhina liarrisi Westw. Rasse eximia Aur. Bwea.
9. Eudicella morgani White. Bwea. Barombi und Kribi
(Morgen).
10. Coelorrhina anrata Westw. Bwea, Barombi.
11. — Jiornimani Bates. Bwea. Barombi.
12. StepJianorrhina guttata Oliv. Barombi-StatioĂĽ.
— var. hybriäa Kolbe. Bwea.
13. — simülima Westw. Bwea
14. — temeraria Kolbe. Bwea.
15. — hella Waterh. Bwea.
16. Asthenorrliina hiicJihohi Gerst. Abo (Buchholz).
17. Gnorimmelus batesi Ruthf. Bwea.
18. CJiordodera pentacliordia Kl. Kamerun.
19. — quinqiielmeata BuRM. Kribi (Morgen).
20. AplianestJies (n. g.) pseudincoides (n. sp.) Bwea.
21. Tmesorrliina Iris F. Victoria imd Abo (BĂĽchholz).
— iris F. var. camenmica Nonfr. Barombi-Station.
22. — alpestris (n. sp.) Kamerungebirge bei 2100 m Höhe.
23. — haromhina (n. sp.) Barombi.
24. Smaragdestlies niiitica Harold. Bwea.
25. — africana Drury. Kamerun (Capt. Voss, Museum
LĂĽbeck).
26. — conjux Harold. Bwea.
27. PlaesiorrJdna septa Harold. Mongo-ma-Lobah.
28. — cincta Oliv. Kribi (Morgen), Lowry-Criby-Mündung
(Weissenborn).
29. -- tvathinsiana Lewis. Bwea; var. haromhina n. Ba-
rombi-Station.
30. — recurva F. Abo und Bonjongo (Buchholz).
31. EutelestJies (n. g.) lateralis (n. sp.) Kamerun.
32. Stetliodesiaa stracliani Bainbr. Bwea.
33. GlycypJiana Scolaris Gory u. Perch. Victoria (BĂĽchholz).
34. Biscopeltis capucina Gerst. (BĂĽchholz).
35. CosmestJies lineatocoUis Kraatz. Kamerun.
36. Anedoma squamipes Gerst. Mungo (Buchholz).
37. JEucosma hreviceps (n. sp.) Barombi-Station.
Sitzung vom 20. Decemler 1892. 239
3S. Eupachnoda (ii. g.) inscripta Gory u. Pekch. Bwea.
30. Facknoda man/inclla F. Kamerun (Victoria? Karstensen).
40. -— vossi (11. s]>.) Baliland (Ca|)t. Voss. Museum Lübeck
und Berlin).
41. Fscuduica adnii.da Hope. Baroinbi.
42. -- kmifso)ii AuR. Bwea.
43. — dichroa Gerst. Bwea.
44. I)q)lo!jnatlia preussl (n. sp.). Barombi.
45. — gagates Forst. Baliland (Capt. Voss, Museum Lübeck).
46. — vindidü Jans. Bwea.
47. JDiphronĂĽs cruenta Gerst. Barombi.
48. — monticola (n. sp.) Bwea.
49. Eriulis variolosa Gory u. Perch. Barombi.
50. Charadroiiota pectoralis Bainbr. Rasse abdommalis (n.).
Barombi.
51. — soror Kraatz var. punctata Aur. Barombi.
52. Macroma camaruuica (n. sp.) Bwea.
53. FJiagoptergx hrahma Gory u. Perch. Kamerun.
54. FroUerrhinus hucliJioM Gerst. Victoria (BĂĽchholz).
55. Genuchus dimidiatns Gerst. Victoria (Buchholz).
II. Trichiiden.
56. Platijgenia barhata Afz. Bwea und Barombi- Station.
57. Ă„gemus qiiadrimacidatus Afz. Barombi.
58. — sinmlus Jans. Kamerun.
59. Myoderma ahitaceum Afz. Kamerun (Museum LĂĽbeck).
60. Gorynotrichms (n. g.) .zintgraffi (n. sp.). Baliburg.
61. Incala resima Jans. Barombi, Kribi.
62. — cajnerunica Aur. Kamerungebirge.
63. — nuhila Jans. Kamerun.
m. Valgiden.
64. Valgus oedipnis Gerst. Victoria (Buchholz).
Von Goliathus giganteus liegen nicht nur einfarbig
dunkelbraune Exemplare vor. sondern auch solche, deren
FlĂĽgeldecken fast ganz weiss sind, mit Ausnahme einiger
zerrissener Flecken und der Schulter- und der Anteapical-
schwiele (Var. quadrimacidatu Kraatz). Diese P^arben-
varietät erinnert an Goliathus druryi^ ist aber durch
10t***
240 GesellscJuift naĂĽirforschender Freunde, Berlin.
Zwischenformen (Var. consjpersa, marginifcra Kraatz), bei
denen das in Flecken aufgelöste Weiss mehr und mehr
schwindet, mit der gewöhnlichen dunkelbraunen Form ver-
bunden. In anderen Gegenden des Verbreitungsbezirkes
dieser Art sind bis jetzt noch keine StĂĽcke gefunden, welche
an die Varietät quadrimacidata erinnern.
Goliatlius yiganteus liegt aus Kamerun nur von der
Barombi-Station vor und scheint dort häufig zu sein. Er
findet sich an Blättern von Palmen. Aus der Form und
Grösse des Käfers sollte man auf eine gewisse Schwer-
fälligkeit und Langsamkeit seiner Bewegungen schliessen;
das ist jedoch nicht der Fall. Wie mir Herr Dr. PkeĂĽss
mündlich mittheilte, ist der Käfer sehr beweglich, er läuft
schnell am Stamm hinauf; er ist hurtig und umsichtig und
bew^egt den Kopf mit Leichtigkeit seitwärts. Er fliegt mit
Geräusch und beschreibt beim Fluge grosse Bogen.
Goliathinus cmreosjMrsus hat einen so kräftigen und be-
henden Flug, dass. wenn man ihn während des Fluges gegen
den Boden schlägt, er seinen Flug nicht unterbricht, son-
dern sich sofort wieder erhebt und mit Leichtigkeit ent-
kommt.
St€2)lianocrates 2yyeMssi n. sp. ist der Vertreter einer inter-
essanten neuen Gattung, welche mit der abessinischen Gat-
tung Compsoc€2'>lialus nahe verwandt ist. Derselbe Habitus,
dieselbe Form der Körpertheile nnd auch die eigenartige
schöne mattgrüne Färbung ist beiden Gattungen gemeinsam.
An dem gedrungenen Körper, der einen Gegensatz zu den
schlanken Formen der Ceratorrhininen bildet, fällt nament-
lich das kurze und ziemlich hochgewölbte Pronotum auf.
Nur bei Compsocephaliis und auch bei Banzania Ostafrikas
ist das Pronotum ähnlich gewölbt, während dieses bei den
übrigen Ceratorrhininen meist ziemlich flach gewölbt ist. Es
liegt mir nur ein Männchen der neuen Art vor, dessen
sehr kräftig gebautes Clypealhorn an Banzania erinnert,
während das Scheitelhorn sich bei Taurrhina, nicht aber bei
StejjJmnorrJiina, deren Hörn vorn auf der Stirn entspringt
und als Frontalhorn zu bezeichnen ist, in ähnlicher Bildung
wiederfindet. Der tiefe Ausschnitt innen am Grunde der
Sitzung vom 20. December 1892. 241
Vorderschienen findet sich gleichfalls bei CompsocephaluSf
Bansania^ Taurrlihia und Mccynorrhiua. Die sehr unregel-
mässige Bezackiing und Bezahnung an der Innenseite der
Vorderschienen gleicht am meisten derjenigen von Comijso-
ceplialus\ ebenso die lange greise Behaarung der Vorder-,
Mittel- und Hinterbrust, sowie der Hüften. Auch die ähn-
liche Kürze der Tarsenglieder bei Comjjsocephalus fällt auf;
bei den übrigen Ceratorrhininen sind die Tarsenglieder länger.
Indess unterscheidet sich Skphaiwcrates von Compso-
eephalus durch etwas andere Bildung des Kopfes, des
Prothorax und durch die Bezahnung der Mittel- und Ilinter-
schienen. Der Kopf von Stephanocmtes trägt auf dem Olypeus
ein sehr kräftiges, am Ende Terbreitertes und in zw^ei kurze,
seitwärts gerichtete Spitzen auslaufendes Hörn, dessen End-
stĂĽck in der Mitte ausgerandet ist. Auf dem Scheitel er-
hebt sich ein gabelförmiges Jlorn, dessen Zinken nach vorn
gerichtet sind. Von diesem Hörn ist eine Spur auch bei
Compsocephalns vorhanden, wo es jedoch mehr nacli vorn
gerĂĽckt ist und ganz zwischen den Augen steht. Ferner ist
der Prothorax oberseits in der Mitte des Vorderrandes nicht
in einen Lobus vorgezogen, wie bei Compsocephalus, sondern
einfach abgestutzt; auch der Hinterrand desselben nicht drei-
fach schwach aiisgebuchtet. sondern der ganzen Breite nach
fast abgerundet und nur jederseits der Mitte kaum bemerk-
bar ausgeschweift.
Die Charaktere dieser stattlichen Gattung sind dem-
nach der gedrungene und oberseits mattgrün gefärbte Kör-
per, das breite Clypealhorn. das gegabelte Scheitelhorn, das
hochgewölbte Pronotum mit einfachem Vorder- und Hinter-
rande, die abgerundeten Hinterecken desselben, die am
Tnnenrande grobzackigen Vorderschienen, der Zahn an der
Aussenseite der Mittelschieueu, die aussen unbewehrten
Hinterschienen, die kurzen Tarsenglieder und die greise
Behaarung der grün und rotli metallisch gefärbten Unter-
seite. Das Krallenglied der Vordertarsen ist kräftiger ge-
baut als bei den grössten (66 mm ohne das Kopfhorn mes-
senden) Männchen ^on Mecynorrhrnn torrptat^.
Die Charakteristik von Stepjhanocrates ist in folgendem
242 Gesellschaft 'naturforschender Freunde, Berlin.
geliefert: ^ Cori3us robustum, breviiisciiluin. Cornu clypeale
validiim curvatiim, dilatatiim, margine apicali qimdridentato,
dente utroque laterali acuto, dentibus diiobus medianis
approximatis. Ex angulis clypei auticis dens porrectus
enatus utriĂĽque cornu clypeali adlatus, marginibus clypei
lateralibiis ad basin elevatis. Cornu posterius furcatum in
Yertice surrectum. apice prorsum inflexo. Pronotum valde
convexum, breve, antice obtusum. uiargioe postico rotundato
Yix coĂĽspicue bisiuuato augulisque posticis rotundatis. Elytra
apicem versus paulo attenuata. Pectus et abdomen infra,
niedio excepto, pilis griseis vestita. Pedes robusti iDodice
elongati, tibiis primi paris intus grosse et irregulariter den-
tatis, ad basin profunde sinuatis, extus mediocriter plus
minusve obtuse tridentatis ; tibiis secundi paris extus dente
submediano exstructis, tertii paris dente exteriore nullo.
Tarsorum omnium pedum articuli quatiior primi breves;
articulus unguifer magnus; tarsi antici incrassati.
Charakteristik der Spezies Ste])hano€rates preussi: Laete
viridis, opacus, impunctatus, elytroruni, pronoti, scutelli
lateribus anguste et diffuse fulvomarginatis ; capite nigro,
nitido, clypei lateribus facieque antico cornus clypealis cya-
neis; pectore et ventre rubris, micantibus, viridescentibus,
griseo-pilosis. medio fere nudo; pygidio viridi, opaco; pedi-
bus viridibus, femoribus extus rubris, tarsis. tibiarum apice
margiueque interne, dentibus nigris; tibiarnm primi paris apice
curvaio, dentibus interioribus duobus grossis inaequalibus
denteque tertio minuto, parte basali interiore excisa, ex-
cisura dente augulato terminata. — Long, corp., cornu ex-
cepto, 50 mm; prothoracis lat. 23, long. 16 mm.
Die Species macbt in Form und Färbung, überhaupt
in ihrem ganzen Aussehen, den Eindruck eines riesigen
grünen Gompsoceplialus liorsfieläimitis. Ein Exemplar dieser
schönen Species wurde von Dr. Preuss bei Bwea in einer
Höhe von etwa 1000 m gefunden.
Mecynorrhina torquata wurde bei Bwea von Anfang April
bis Mitte Juni 1891 gesammelt; 3ÂŁ savagei bei Bwea Mitte
Februar.
Bicranort'hina micans ist von der KĂĽste bis ins Gebirge
Sitzuwj vom 20. Deccmber 1692. 24B
(1000 ai) verbreitet und wurde im Januar, sowie von Ende
März bis Mitte Mai 1891 bei Bwea beobachtet.
Von der von Ober-Guinea bis ins sĂĽdliclie Kongo-
Gebiet verbreiteten Megalorrldna harrlsi w^ird in Kamerun
nur die Rasse exlmia gefunden. Aurivillius stellte diese
Rasse auf im Bihang tili k. Svenska Vet.-Akad. Handl.,
Bd. 12, Afd. IV, No. 1, p. 5 (1886). Durch die am Aussen-
rande mit drei kräftigen, spitzen Zähnen bewehrten Vorder-
schienen (Männchen und Weibchen) und das Fehlen der
beiden lateralen Frontalhörnchen unterscheidet sich eximia
von den ĂĽbrigen Formen der harrisi MerkwĂĽrdiger Weise
hat keiner der Autoren, welche ĂĽber diese Spezies und
deren Rassen oder Varietäten seit 1 886, als die Kameruner
Rasse bekannt wurde, «'eschrieben haben, über diese Frontal-
o"
hörnchen etwas mitgetheilt, und doch bildet ihr Vorhanden-
sein oder Fehlen ein gutes ĂĽnterscheidungsmittel zwischen
eximia und den ĂĽbrigen Formen. Mir hat eine grosse An-
zahl von StĂĽcken aus Kamerun vorgelegen; bei keinem der-
selben sind die Frontalhörnchen vorhanden.
Da Dr. Kkaatz, wie aus seiner Darlegung in der
Deutschen Entom. Zeitschr. , 1890. p. 270, hervorgeht, an-
nimmt, dass die Rasse eximia Aurivill. identisch sei mit
der von mir vor einigen Jahren aufgestellten Rasse procera
(Berl. Entom. Zeitschr., 1884. p. 92), so habe ich dar-
auf zu erwidern: die Rasse procera ist nicht nur durch
das Vorhandensein der lateralen Frontalhörnchen ausge-
zeichnet, sondern auch die Zähne am Aussenrande der
Vorderschienen des Männchens sind nur mangelhaft aus-
gebildet. Aurivillius hat bei Aufstellung der Rasse eximia
ohne Zweifel gewusst, dass es sich um eine von meiner
procera verschiedene Rasse handelt. Die Rasse procera
bewohnt ĂĽbrigens das Lunda -Reich, jenseits des oberen
Quango, sĂĽdlich vom Kongo.
Die Rasse eximia wurde nur bei Bwea gesammelt, wo
sie nach Ausweis der von Dr. Pkeuss mitgetheilten An-
gaben Ende März auftritt, im April ihren Höhepunkt er-
reicht und von Mai bis Augrust sich nur noch vereinzelt
'O'
iindet. — Die Flügeldecken sind schwarz, schwarzbraun
244 Gesellscliaft naturfor seilender Freunde, Berlin.
oder schwarzgrüii; auf jeder stehen fünf LäDgsreihen gelber
Flecken, von denen die vierte (vom Innenrande aus ge-
rechnet) die kürzeste ist. Die Flecken der Längsreiheu
sind bei einigen Exemplaren ziemlich klein, so dass die
FlĂĽgeldecken dunkler erscheinen, als bei den meisten
Exemplaren. Einzelne Flecke des 1. und 2. Streifens und
der beiden Enden des 3. und 4. Streifens sind bei manchen
Exemplaren verschwunden, ebenso der Apicalfleck, d. i. der
letzte Fleck des ersten Streifens. Die schräge, unregel-
mässige Querbinde im Grundtheile der Flügeldecl<en neben
dem Scutellum, welche die drei ersten Längsreihen mit-
einander verbindet, ist bei einzelnen Exemplaren ganz auf-
gelöst. Die Aussenrandbinde ist oft wenig, oft stark unter-
brochen. - Das schw^arzbraune oder grĂĽn braune Pronotum
ist gelb umsäumt; in den Hinterecken ist der gelbe Saum
erweitert. Bei den meisten Exemplaren ist dieser am
Hinterrande unterbrochen oder er ist hier sogar auf die
Hinterecken beschränkt. Bei einem Exemplar ((/) ist auch
der laterale Saum verkĂĽrzt, so dass nur ein vorderes StĂĽck
desselben und ein kleiner gelber Fleck in den Hinterecken
ĂĽbrig bleiben. Bei wenigen StĂĽcken (nur 9) ist auf der
Scheibe, namentlich im vorderen Theile, eine schmale
mittlere Längsliuie zu erkennen. Oft wird der gelbe Saum
am Vorderrande des Pronotums von einer weisskreidigen
Färbung überdeckt. — Die Ausdehnung der gelben Makel
auf der Mitte des Clypeus ist sehr verschieden. — Die
Färbung der Plintertarsen ist gleichfalls Schwankungen
unterworfen. Die Angabe von Aurivillius beim 9 ,,articulus
tribus primis tarsorum posticorum nigris" passt auf einzelne
Exemplare, und zw^ar beider Geschlechter; bei den meisten
r/ und $ sind nur die zwei ersten Glieder der gelben Hinter-
tarsen schwarz oder schwarzbraun; zuweilen ist das erste
Glied allein schw^arz, die vier folgenden gelb und an der
Spitze braun. — Die Schienen aller Beine sind schw^arz,
zuw^eilen nur die Schienen der vier vorderen Beine schwarz,
die Hinterschienen rothbraun.
Die Grösse des Körpers ist selir verschieden; das
kleinste Männchen misst (ohne Hörn) 26 mm, das grösste
Sitzung vom QO. Decemher 1892. 245
Männchen (das Hörn nicht mitgemessen) 40 mm ; die Weib-
chen messen 25—38 mm; die kleinsten Stüci^e liegen nur
Yereinzelt vor.
Einige Exemplare von eximia, die ich als Var. Umbata
bezeichne (elytris late flavo-limbatis, vitta mediana obscura
seriato-maculata ab hiimero ad callum posticum pertinente)
unterscheiden sich von den ĂĽbrigen durch den breiten gelben
Saum am Innen- und am x\ussenrande der FlĂĽgeldecken, so
dass nur eine dunkle, von zwei oder drei Läugsreihen gelber
Flecken durchzogene Längsbinde übrig bleibt, welche von
der Schulter bis zum Endbuckel reicht. Der gelbe Saum
der FlĂĽgeldecken ist bei den verschiedenen StĂĽcken von
verschiedener Breite. Der gelbe Saum des Prouotums ist
hinten unterbrochen; eine feine mittlere gelbe Längslinie
vorn auf der Scheibe ist nur bei den Weibchen bemerkbar.
Diese Varietät ist der Rasse haroldi Thoms. (Kioko im
Kongo-Gebiet) in der Färbung sehr ähnlich, unterscheidet
sich aber durch den schlankeren Körper und das längere
und schlankere Clypealhorn, namentlich aber durch das
Fehlen der beiden Frontalhörnchen; ferner durch den ver-
hältnissmässig schmäleren Mesosternalfortsatz, die stärkere
Bezahnung und die deutliche Ausbuchtung zwischen dem
oberen und dem mittleren Zahne am Aussenrande der
Vorderschienen der Männchen. Das 9 von Umbata unter-
scheidet sich durch sammetartige schwarzbraune Färbung
des Pronotums und der mittleren Längsbinde der Flügel-
decken von der mehr grünen Färbung der haroldi 9 . Die
Ausdehnung der gelben Färbung auf dem Kopfe des Q von
Umbata ist verschieden, bei liaroldi ist sie aber auf einige
zusammenhängende gelbe Flecken beschränkt.
Auch von der Var. Umbata liegen StĂĽcke von sehr ver-
schiedener Grösse vor. Die Länge der cT beträgt (mit Aus-
schluss des Kopfhornes) 26 — 41, die der 9 32 — 34 mm.
Die Exemplare befanden sich unter der Hauptform von
Bwea und wurden am 10. April 1891 von Dr. Preuss ge-
sammelt. Auch das LĂĽbecker Museum besitzt einige StĂĽcke
vom Capt. Voss aus Kamerun.
EndkeUa morgani liegt in mehreren Farben -Varietäteu
246 Gesellschaft natarforschender Freunde, Berlin.
Yor, welche der Beschreibung des Herrn Dr. Kraatz
(Deutsche Entom. Zeitschr. 1890. p. 216) entsprechen. Es
liegen vor:
1) Ganz grasgrĂĽne StĂĽcke mit schwacher Spur einer
gelben Rand binde auf den FlĂĽgeldecken (einzelne
Exemplare) ;
2) grasgrĂĽne StĂĽcke mit deutlicher gelber Kandbinde,
die sich bis zur Spitze ausdehnt;
3) Exemplare mit Spuren einer gelben Mittelbinde,
welche nur dann auftritt, wenn die gelbe Randbinde
vorhanden ist (zahlreich);
4) StĂĽcke mit voll entwickelter Mittel- und gleicher
Randbinde, die an der Spitze der FlĂĽgeldecken ver-
bunden sind; die gelbe Mittelbinde ist bei einigen
StĂĽcken verkĂĽrzt (zahlreiche Exemplare).
Die Beine sind an der Aussenseite und Unterseite nur
theilweise ganz grasgrĂĽn, bei vielen StĂĽcken zeigen die
Schienen und Schenkel einen röthlichen Anflug. P3ei einem
Exemplar, welches eine rothe Stirn, ein röthliches Pro-
notum und Scutellum und röthlich schimmernde Flügel-
decken hat (Var. ignea), sind die Schienen und Schenkel
stark röthlich angehaucht, mehr als bei gralli.
Es ist bemerkenswerth, dass die ganz grĂĽnen StĂĽcke [.j)
mehr oder weniger deutlicii punktirt-gestreifte FlĂĽgeldecken
besitzen,' die Var. vittipennis {J) aber auf der Scheibe der-
selben keine Spur von Punktstreifen zeigt. Dr. Kraatz
beschreibt aus Kamerun in mehreren Farben-Varietäten die
Rasse n-ocrmanni, welche aber nach Angabe des x4utors im
weiblichen Geschlecht keine Punktstreifen auf den FlĂĽgel-
decken aufweist. Bei den vorliegenden Weibchen von Bwea
und Barombi sind die FlĂĽgeldecken ohne Ausnahme punktirt
und punktirt-gestreift.
Das Clypealhorn variirt zwar in der Stärke, Länge
und Breite des Stieles, die Zinken sind jedoch ohne Aus-
nahme viel kĂĽrzer und viel weniger divergent, als bei gralli
Ein ^"9 ^'on morgani aus SĂĽdkamerun (Kribi. Prem.-
Lieut. ^loRfiEN) ist ganz tief grasgrĂĽn ohne Spur von gelben
Biiiden auf den FlĂĽgeldecken. Punktstreifen fehlen aber
Sitzung vom ;J0. Decemher 1892. 247
auf den FlĂĽgeldecken des </. Diese Form ist nicht identisch
mit der gTünen Varietät von Bwea, welche oben angeführt
wurde.
Der einzige Unterschied zwischen Eudicella gralli und
morgani scliemt nur die verschieden grosse Divergenz der
beiden Zinken des Clypealhornes zu seiĂĽ.
CoelorrJäna aurata liegt sowohl in einigen Stücken von
Bwea (Preuss), als auch von Barombi (ZeĂĽner) vor; jene
entsprechen der Beschreibung von G. geniina (Lewis, Eutom.
Monthly Mag. XV, 1879, p. 234), diese der echten aurata.
Ich kann indess die gemina nur fĂĽr eine Lokalform der
aurata halten.
Coelorrhina hornimani Bates liegt zahlreich aus der
Gegend von Bv>^ea vor. Bei den grössten, 32 mm ohne
Hörn messenden Exemplaren ist das Clypealhorn kräftig
entwickelt und hn Endtheil erweitert, in je eine seitliche
Spitze ausgezogen und in der Mitte des Endrandes aus-
gebuchtet. Bei den kleinsten , 24 mm langen Exemplaren
ist das Clypealhorn sehr kurz, dünn, am Ende verschmälert
und abgestutzt. Zwischen der grössten und der kleinsten Form
finden sich zahlreiche Zwischen formen vor, so dass sich
das grosse, am Ende sehr verbreiterte Clypealhorn stufen-
weise in das kleine, rudimentirte Hörn überführen lässt. —
Hiermit hält die eigenthümliche Bildung der Stirn gleichen
Schritt. Bei den grössten Stücken geht die tiefe Aus-
höhlung der Stirn fast bis zur Höhe des Augenhinterrandes,
während zwei längliche, schmale, mehr oder weniger nahe
zusamjnenstehende . nach vorn gerichtete Zähne aus der
Mitte des erhobenen Stirnrandes hervorgehen. Bei den
kleinsten StĂĽcken ist der Stirnrand weniger tief ausge-
schnitten, vielmehr bis zur Höhe des Augenvorderrandes
vorgezogen, in der Mitte ausgebuchtet und beiderseits dieser
Ausbuchtung schwach vorgezogen. Zwisclien diesen beiden
Extremen finden sich nun alle möglichen Zwischenformen
vor. Auch bei einigen grösseren Exemplaren mit massig
kräftigem Clypealhorn ist der erhobene Stirnrand der Höhe
des Augenvorderrandes beträchtlich genähert. — Auf die
eben besprochene kleine Form mit schwach entwickeltem
248 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
StirnvorspruDg und kleinem Clypealhorn beziehe ich die
Coelorrhina affmis, welche AĂĽrivillius 1886 im Bihang
tili k. Svenska Vet.-Akad. Handl. Bd. 12, Afd. IV, No. 1.
pag. 6, beschrieben hat.
Die Färbung der Beine ist grün oder grün mit röth-
lichem Anfluge an den Schenkeln und Schienen.
Ueber Stephanorrliina guttata Oliv. var. hyhrida n.,
similUma Westw. , temeraria n. sp. und hella Waterh. habe
ich in der Stettin. Entom. Zeitung. 1892, pag. 147 — 152,
Mittheilungen gemacht.
Ă„2)Jiancsthes, eine neue Gattung, ist nahe mit Chordodem
verwandt. Die FlĂĽgeldecken zeigen an den Seiten hinter
den Schultern keine Ausbuchtung, sind hier vielmehr nur
sehr schwach ausgeschweift; nach der Spitze zu ist der
Rand gezähnelt. Die Flügeldecken sind also fast ebenso
wie bei CJiordodera oebildet. nur breiter und kĂĽrzer. Auch
der Prothorax ist breiter und kĂĽrzer und hinten dreifach
ausgebuchtet. Auf dem Kopfe ist der mittlere Längskiel
äusserst kurz, nach vorn zu nicht in einen Höcker ver-
längert. Der Vorderrand des Clypeus zeigt keinen mittleren
Lobus. sondern ist in der Mitte kurz zweilappig. Das
Scutellum ist kĂĽrzer und weniger zugespitzt, der Meso-
sternalfortsatz dagegen länger. Die Schienen aller Beiue
sind der Länge nach ebenso gefurcht, wie bei Chordodera.
Es lautet die Charakteristik von Aphaiiesthes n. g. 9
folgendermassen : Corpus latiusculum, supra opacum. Cly-
peus fere simplex, medio haud carinato, carina abbreviata,
interoculari, frontali, retusa; clypei margine antico medio
brevissime bilobo. Prothorax transversus, latiusculus, medio
laterum rotundato-angiĂĽato, angulis posticis rectis. margine
postico trisinuato. Scutellum trigonale, subacuminatum.
Elytra latiuscula, bicostata, margine laterali fere recto, vix
conspicue sinuato. ])ostice denticulato. juxta angulum sutu-
ralem apicalem ipsum sinuata, apice producto; callo anteapi-
cali brevi, transverso. glabro, nitido, subdentato. Tibiae
omnium pedum longitudinaliter sulcatae, anticae ( 9 ) triden-
tatae. mediae et posticae deute exteriore acute submediano
Sitzung vom .20. Dccemher i892. 249
armatae. Processus mesosternalis sat longe productiis, ro-
bustiis.
Aphancsthes pseiidmcoides d. sp. olivacea. opaca. clypeo
hrunneo; elytris fiilvis, direpte viridi-raaculatis, sutura et
costis viridibus; pectore, abdomine, femoribiis nigro-oliva-
ceis. tibiis castaneis, apice tarsisqiie nigris; pectore et ab-
domine, medio laevi excepto, coxisque et femoribus flavo-
pilosis; segmentis abdominalibiis utrinqiie raacula laterali
mimita et stria transversa iiiteriore albis signatis; — clypeo
rugiiioso. vertice laevi. nitido, postice et lateraliter punctato;
pronoto sciitelloqiie parce pnnctatis, breviter et parce pilosis;
elytris rare pnnctatis. passim rnfo- pilosis. — Long. corp.
19 mm.
In der Fär])iüig ist die Spezies der Fseudinca dicJiroa
Gerst. ähnlich. Es liegt nur ein weibliches Exemplar von
Bwea vor, welches Dr. Preuss am 17. Oktober 1891 er-
beutet hat.
x4uf Tmesorrhina iris F. var. camerunica (Nonfried,
Entom. Nachr. 1892. S. 120) beziehe ich einige Exem-
plare (cj' 9). welche indess der Originalbeschreibung nicht
in allen Punkten entsprechen. Die Oberseite ist nicht so
rein grĂĽn wie bei iris. Die Hintercoxen sind allerdings
aussen feuerroth , die Seitenränder des Pronotums röthlich.
Die Flügeldecken sind jedoch weniger verlängert und etwas
gewölbter. Der Mesosternalfortsatz ist stumpf dreieckig
vorgezogen. Die Hinterschenkel erscheinen etwas kĂĽrzer,
die Vorderschienen des o sind deutlich kĂĽrzer. Ein zweites
ö^ besitzt einen kurzen und vorn abgerundeten Mesosternal-
fortsatz; die Aussenseite der Hintercoxen ist weniger roth
und der Rand des Pronotums grĂĽn. Alle diese Exemplare
stammen von der Barombi- Station (Dr. Preuss).
Tmesorrhina aJpestris n. sp. 9 ist von den bisher be-
kannten Arten der Gattung, iris F. und simillima Kraatz,
gut zu unterscheiden. GegenĂĽber der iris ist sie durch den
grösseren und breitereu, oberseits mehr gewölbten und heller
grün gefäi'bten Körper ausgezeichnet. Oberseits nach den
Seiten zu und auf der Scheibe geht das GrĂĽn in Oliven-
farbe über, eine verw^aschene Längsbinde auf der jMitte
250 Gesellschaft natu rfor sehen der Freunde, Berlin.
jeder Flügeldecke ist gesättigt di?nkelgrün und reicht von
der Basis bis zum Endbuckel. Auch die Beine sind ganz
grün. — Der Clypeus ist glatt und nur nach den Seiten
und dem Vorderrande zu punktirt und schwächer granulirt.
Auch die Punktirung des Prouotums, des Scutellums und
der FlĂĽgeldecken ist eine viel feinere. Der Mesosternal-
fortsatz ist breiter und länger und vorn nicht breit abge-
rundet, sondern dreieckig zugespitzt mit abgerundeter Spitze.
Die Schenkel erscheinen fast von derselben Stärke; dagegen
sind die Vorderschienen' breiter und kĂĽrzer als bei iris,
aussen scharf dreizähnig. An der Aussenseite der Mittel-
schienen fehlt ein Zahn, an den Hinterschienen ist er kleiner
als bei iris. Die Fransen an der Innenseite der liinter-
schienen sind dunkelbraun. Die simiUima konnte ich in der
Sammlung des Herrn Dr. Kraatz ansehen und mit der
neuen Art vergleichen; ihre gänzliche Verschiedenheit steht
ausser Frage. — Die Diagnose der neuen Spezies ist fol-
gende: Graminea, subolivacea, vitta diifusa elytrorum me-
diana e basi ad callum posticum pertinente nigro-viridi;
pedibus viridibus. femoribus subolivaceis; supra glabra, sub-
tiliter punctata, punctis elytrorum plus minusve seriatis;
pedibus mediocribus, tibiis anticis brevibus, latis, acute tri-
dentatis; tibiis mediis inermibus, posticis extus deute mediano
minuto haud acute armatis. intus fusco ciliatis; femoribus
posticis modice incrassatis; processu mesosternali dilatato,
elongato, antice trigonali, apice rotundato; apice elytrorum
juxta angulum suturalem sinuato. — Long. corp. 23—25 mm.
— Es wurden zwei weibliche Exemplare oberhalb von Bwea
in einer Höhe von 2100 m von Dr. Preuss gefunden.
Tmesorrliina haronibina n. sp, 9 ist der ins F. ähn-
licher als der vorstehend beschriebenen Art und von simĂĽ-
lima Kraatz gänzlich verschieden; sie ist aber gleichfalls
grösser und etwas gewölbter als jene, tiefgrün gefärbt mit
einem Anfluge von olivengrĂĽn, aber weniger als alpcstris.
Von einer dunklen verwaschenen Längsbinde fehlt auf den
FlĂĽgeldecken jede Spur. Ferner sind die Beine ganz grĂĽn.
Der Clypeus ist ebenso deutlich granulirt, wie bei iris, aber
die Punktirung der Stirn und des Scheitels ist schwächer.
Sitzung vom 20. Becemher 1S92. 251
Die Spitze der FlĂĽgeldecken ist neben dem Nahtwinkel
gieiolifallö nicht ausgeraudet. Auch der Mesosternalfortsatz
ist ähnlich, aber etwas kürzer und vorn noch breiter ab-
gerundet. Aber die Hinterschienen sind innen nicht röth-
lich. sondei'n dunkelbraun gefranst. Die Vorderschienen
gleichen denjenigen von Iris sehr, aber die Mittelschienen
zeigen aussen keine Spur A'on einem Zähnchen, dagegen ist
der Zahn an der Aussenseite der Hinterschienen kräftig und
spitzer. — Die Diagnose dieser neuen Spezies ist folgende:
Viridis, olivaceo minime afflata, pedibus totis viridibus;
clypeo grauulato. yertice fronteque juxtaoculari punctulatis,
pronoto et elytris distincte punctatis; elytrorum apice sini-
plice, juxta angulum suturalem haud vSinuato; processu
mesosternali semiorbiculari, ahbreviato, antice late rotundato;
pedibus fere gracilibus, tibiis anticis sat angustatis, triden-
tatis, mediis extus integris, posticis dente distincto acuto
armatis et intus nigrofusco ciliatis; femoribus posticis modice
incrassatis. — Long. corp. 23 mm. - Ein weibliches
Exemplar fing Dr. Preuss bei der Barombi- Station.
Smaragdesthes miitica wurde von Dr. Preuss bei Bwea
am 18. Mai, S. conjnx ebenda am 6. Mai 1891 gesammelt.
Plaesiorrhina tvatlänsiana ist der cincta sehr ähnlich,
unterscheidet sich aber von dieser auf Grund zahlreich vor-
liegender Stücke von Bwea folgendermassen: Der Körper
ist grösser, die Färbung der Oberseite bronzefarben , nicht
grünmetallisch; die Binde der Flügeldecken ist schmäler.
Die Färbung der Flügeldecken hinter der Binde ist zu-
weilen rothbraun mit einem dunklen Flecken vor dem Callus.
Die Mittel- und Hinterschienen sind innen rostroth gefranst,
bei cincta braunschwarz. Der Mesosternalfortsatz erscheint
kräftiger gebaut. Dagegen sind bei zwei Exemplaren {^ $)
aus Barombi. von der Statur der ivaildnsiana . die Mittel-
schienen braunschwarz, die hinteren jedoch rostbraun ge-
franst; auch ist das eine Exemplar feist wie eine cincta
gefärbt. Diese Uebergangsformen machen es wahrschein-
lich, dass tvatkinsiana nur als eine Rasse der cincta und die
Stücke von Barombi als eine vermittelnde Varietät (J)arom'
hina) zu betrachten sind. Ein von Baliburg (Dr. Zintgraff)
252 GesellscMft naturtorschenäer Freunde, Berlin.
vorliegendes StĂĽck hat an den Mittel- und Hinterschienen
rostrothe Fransen und eine grĂĽnmetallische Oberseite. Die
Piinktirung und die Länge des Clypeus, worüber Lewis
schreibt, gewähren keinen Anhalt zur Unterscheidung der
ivatkinsiana und cincta.
Eiitelesthes n. g. ^ Clypeus subquadratus, supra exca-
Yatus, medio longitudinaliter subcarinato; margine antico
obtusato, medio vix conspicue bilohato. Processus mesoster-
nalis elougatus, angustatus, tenuis. incurvatus. gracilior
quam in genere FJaesiorrlĂĽna. Pedes intus ciliati. Tibiae
anticae latiusculae. haud elongatae. in mare bidentatae,
dente apicali extero elongato. dente anteapicali brevi lato.
Tibiae mediae et posticae extns inermes, intus ciliatae.
Elytra obsolete foreolatostriata et subcostata, lateribus
laeyioribus. Abdominis margines laterales obtusi, haud
carinati.
Diese Gattung ist durch den schlanken und sehr schma-
len Mesosternalfortsatz ausgezeichnet und wegen der stumpf
abgerundeten Seitenränder des Abdomens den Gattungen
Baceloma und Genyodonta anzuschliessen. Auffallend ist der
Zahn an der Aussenseite der Vorderschienen im männlichen
Geschlecht, der bei den verwandten Gattungen fehlt.
Eutelesthes lateralis n. sp.. auf welche Art die Gattung
gegrĂĽndet wurde, ist durch die schwefelgelben Seiten der
dunklen FlĂĽgeldecken ausgezeichnet und folgendermassen
charakterisirt: Piceo-niger, nitidus, elytris minus nitidis,
lateribus elytrorum late sulphureo-vittatis, marginibus ipsis
nigris, vitta nee humerum, nee apicem attingente; segmento
abdominali quarto postice bruuneo bisignato; — pronoto
inaequaliter punctato. punctis discoidalibus sparsioribus et
tenuioribus; scutello trigonali latera versus punctato; ely-
trorum angulo suturali apicali breviter lobato; pygidio
tenuiter vermiculate ruguloso; pedum latere interiore coxisque
nigrofusco-ciliatis. — Long. corp. I6.5 mm. — Kamerun. 1 r^.
Stetlioäesma stracliani Hope. Ein männliches Stück aus
Bwea. Die Vorderschienen sind zweizähuig, von einem
dritten Zahne ist keine Spur vorhanden.
Anectoma squamipes ist mir in natura unbekannt. Die
Sitzung vom 20. Deeewher 1892. 253
Gattung Aneäoma Gkkstaecker (Mitth. d. naturwiss. Ver.
f. Nein'orpommerii ii. RĂĽgen, 1882, Sep. , S. 21) ist nach
Ausweis der Beschreibung auf Macrehphinis Kraatz
(Deutsche Eni Zeitschr. 1880, S. 173; Kolbe, Stettiii.
Ent. Zeit. 1892. S. 135) zu beziehen. Beide Gattungen
fallen also zusammen, und Macrehphinis hat die Priorität.
Eucosma hreviceps n. sp. Congeneribus major, opaca,
atrovirens, supra plagis fulvis indistinctis variegata, pygidib
elytrisque postice punctis albis adspersis; pectore, abdomine,
pedibus viridibus, subaeneis; — capite abbreviato, latera
versus punctato. punctis posterioribus majoribus exsculptis;
clypeo transverso, antice obtuso, vix emarginato, medio
longitudinaliter elevato, glabro, uitido, fere impunctato; pro-
noto parce punctato. ante scutellum emarginato; scutello
acuto, lateraliter subsinuato; elytris seriatim punctatis, serie-
bus geminatis. interstitiis alternis haud elevatis nee costa-
tis; pygidio ocellato -punctato; tibiis anticis extus bidentatis,
dente altero apicali, altero anteapicali; raetasterni lateribus
oblique et transversim striatis, striis partim flexuosis; ab-
dominis lateribus inaequaliter parce punctatis. — Long. corp.
16.5 mm. — Ein Exemplar von der Barombi-Station (Zeuner).
Unter den fĂĽnf jetzt bekannten Arten der Gattung
Eucosma, welche aus Aschanti, Togo und vom Kongo be-
schrieben sind, ist die Kameruner Art die grösste und aus-
gezeichnet durch den verkĂĽrzten Clypeus.
Eupachnoda n. g. ist auf Fachnoda inscripta Gory et
Perch. gegründet. Die Oberseite ist glänzend, bei den
echten Pachnoden mattfarbig. Beim ^ ist das Abdomen
unterseits vom ersten bis zum letzten freien Segment breit
und tief eingedrückt und in diesem Längseindrucke vom
ersten bis zum fĂĽnften Segment der Quere nach dicht filzig
behaart. Bei der Mehrzahl der Pachnoden ist das Abdomen
des c/ nur sehr schwach eingedrĂĽckt. Die Schenkel und
Schienen sind dicht gefranst und die vier ersten Glieder
der Tarsen des cT unterseits mit einer BĂĽrste versehen.
An den schmalen Vorderschienen des cT bemerken wir ausser
dem Apicalzahne aussenseits nur noch einen schwachen Vor-
sprung vor demselben. Am Mesosternalfortsatz liegt die
254 Gesellschaft naturforschender Freunde, 'Berlin.
Qiiernaht zwischen den HĂĽften. Auch bei BhaMotis, einer
schon frĂĽher von Pachnoda abgezweigten Gattung, welche
Burmeister allerdings als Subgenus dieser Gattung auf-
gestellt hat, ist die Oberseite glänzend, daneben die
Schenkel, Schienen und Tarsen innen dicht gefranst oder
bebürstet, aber die Männchen haben nur einen schwachen
Längseindruck auf der Unterseite des Abdomens und die
Quernaht des Mesosternalfortsatzes liegt vor den HĂĽften.
Der Habitus von Etipachnoda und JRhaMotis ist ein sehr
verschiedener, und von einer näheren Verwandtschaft beider
Gattungen kann nicht die Rede sein. Bemerkenswerth ist
es, dass in beiden Gattungen neben der glatten Oberseite
des Vorderkörpers und der Flügeldecken die Tarsen der
Männchen an der Sohle mit einer Bürste versehen sind,
die in der Gattung FacJmoda nicht vorkommt und hier ver-
muthlich auch zwecklos sein wĂĽrde, da sie bei Euixichnoda
und Fihdbdotis sehr wahrscheinlich bei der Copulation als
Haftapparat auf dem glatten Körper Verwendung findet. —
Die Charaktere von Eupaclmoda sind folgende: Corpus
elongatum, supra nitidum. Pronotum scutellum versus vix
protractum. Processus mesosternalis semiglobosus, sutura
intercoxalis. Pedes intus ciliati. — </ Tibiae anticae extus
dente apicali armatae, ante dentem subangulatae. Tarsorum
articuli quatuor primi scopula pilosa subtus instructi. Abdo-
men per totam longitudinem mediam late et profunde Im-
pressum, segmentis omnibus, ultimo excepto, in hoc sulco
singulis plaga dense pilosa transversa vestitis. — Ein
cr$ liegt von Bwea (6. Mai 1891) vor, das c^ ist 27,
das 9 29 mm lang. Ein kleines Weibchen aus Baluba-
land im Congogebiet (Mukenge, März 1883) wurde von Dr.
PoGGE gesandt. — Aurivillius beschrieb im Bihaug tili
k. Svenska Vet. Akad. Handl. Bd. 12, Afd. IV, No. 1, p. 8,
das Weibchen dieser Art.
FacJmoda vossi n. sp. Diese Spezies erinnert in der
Färbung der Oberseite an eupanjplia Gerst. und margi-
nella F., in der Färbung der Unterseite und Beine an
flaviventris Gory und frontalis Harold. Die hinteren
Schenkel und Schienen sind etwas länger und schmäler,
Silzmuf vom 20. Decemhcr 1892. 255
als bei fJavivcntns. — Charakteristik: Prasina, glabra,
marginibus pronoti, inargiue basali excepto. elytrorumque
lateribus latis usque ad aDgiilum suturalem, pectore, abdo-
mine, pedibiis sulphnreis vel stramineis; capite viridi. vittis
tribus clypei longitiidinalibiis antice conjiiiictis canthoqiie
oculorum flavis, margine clypei aiitennisque brimneo-ferru-
gineis; niaciila scapulari et plaga femorum posticorum
Diaciilaqiie coxariim ])Osticaruni externa viridibus; episternis,
epimeris, segmeiitis abdoiuinalibiis anguste yiridi vel nigro-
viridi marginatis; tibiis interduin maciila Tel vitta viridi si-
gjiatis; pygidio rufobriinDeo. maculis 6 albis signato (4 ba-
salibus, 2 apici propioribus et iĂĽterdiim deficientibus);
segmentorum abdominalium macula singula minuta laterali
alba; — capite glabro parce punctato. clypeo medio sinuato,
pronoto elytrisqiie impimctatis , bis postice iudistiucte et
obsolete striatis. extus viridi irroratis; processu mesoster-
nali rotimdato; — o" segmentis abdomiDalibiis 3 intermediis
rnodice iüciso-impressis; 9 femoribiis posticis latioribus. —
Long. corp. Y 25, 9 22—24 mm. — Baliland (Kapt. Voss,
Museum LĂĽbeck, Berlin).
Pseudinca hiutsoni Aurivill. wurde von Preuss auf
dem Kameruugebirge in der Gegend von Bvvea (1000 m
bis 2000 m hoch) gefunden. Aurivillius hielt seine knut-
soni für eine Varietät der admixta Hope; ich kann sie nur
als eine selbständige Art ansprechen. Sie unterscheidet
sich von admixta wie folgt. Der Körper ist oberseits
dunkelzimmtfarbig. zuweilen mit grĂĽnlichem Anfluge; die
Schulter- und die P^ndbeule sind schwarz oder dunkel-
grĂĽn. Die hellbraune Farbe der FlĂĽgeldecken ist zu-
weilen mit dunkelgrĂĽnen Flecken untermischt, niemals
aber mit weissen Zeichnungen und Punkten besprengt,
auch nicht das Pronotum; wohl ist dies der Fall
bei admixta. Ferner ist der Clypeus vorn abgestutzt,
höchstens in der j\Iitte schwach ausgerandet, nicht aber mit
einem aufgerichteten Lobus versehen, wie bei admixta. Die
FlĂĽgeldecken des d" sind viel weniger deutlich puuktirt-
gestreift. Das letzte Abdominalsegment des c/ ist glatt,
nur an den Seiten sehr fein punktirt, bei admixtĂĽ ĂĽberall,
256 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin.
ausser am Vorderrande, mit zahlreichen groben quer ein-
gedrĂĽckten Punkten besetzt. Die Schienen des r/ sind zwei-
zähnig. die des 9 dreizälmig. — Die Art wurde am 2. und
13. Juni, 7. August und 26. September 1891 gesammelt.
Auch Pseudinca dichroa Gerst. liegt von Bwea vor
(7. August und 26. September 1891), während admixta nur
bei der Barombi-Station von Pkeuss und Zeuneu gefunden
wurde.
JDiplognatha gagates wurde nur im Hinterlande von
Kamerun, nämlich in Baliland (Kapt. Voss) gefunden, viri-
dula bei Bwea am 8. Oktober 1891 , während von der
Barombi-Station eine neue Art vorliegt, nämlich
Biplognatha preiissi n. sp. Major, nigra, glaberrima,
nitida, subgracilis, pronoto antrorsum magis attenuato. gla-
berrimo, haud punctato, lateraliter subtilissime et vix con-
spicue coriaceo, margine postico medio antescutellari anguste
sinuato; elytris subelongatis, riirsum attenuatis, haud punc-
tatis (seriebus vero punctorum subtilissimorum discoidalibus
vix conspicuis), glabris. pone medium lateraliter minime im-
pressis; elytrorum lateribus et apice pygidioqiie subtilissime
coriaceis, sutura plana, ante apicem ipsum elevata; pro-
cessu mesosternali modice producto; lateribus metasterni
subtiliter striolato-rugosis, abdominis subtiliter punctatis,
tibiarum anticarum dentibus exterioribus 2 superioribus
inter se approximatis ; tibiis mediis extus dente singulo
armatis. — Long. corp. (capite inclinato) 31 mm. — Ein
Exemplar von der Barombi-Station (PiiEuss). — Diese Art
ist der süicea M'Leay zunächst verwandt, aber viel grösser.
An den Vorderschienen steht der mittlere Zahn dem oberen
viel näher als dem apicalen; bei silicea sind alle drei gleich
weit voneinander entfernt. Der Prothorax und die FlĂĽgel-
decken sind länger, jener ist nach vorn, diese nach hinten
mehr verschmälert. Die Flügeldecken sind glatt und be-
sitzen an den Seiten nicht die fĂĽr silicea und gagates so
charakteristischen EindrĂĽcke . sind vielmehr nur hinter der
Mitte seitlich sehr schwach eingedrĂĽckt. Auf dem Pygidium
finden sich nicht die zahlreichen Querstrichel. DasMetasternum
ist an den Seiten schwächer gestrichelt, das Abdomen seit-
Sitzung vom 20. December 1892. 257
lieh schwächer punktirt als bei silicea. — Die neue Art
gleicht in der Grösse der sulaetwa Duviv.. ist von ihr aber
ganz Yerschieden. Von hcrculeava Hope weicht sie durch
den einzelnen Zahn am Aussenrande der Mittelschienen und
durch den schlanken Körper ab.
Biplirontis monticola n. sp. Subangustata, prothorace
elytrisque apicem versus attenuatis, supra rubre -latericea.
opaca. marginibus clypei. frontis lateribus, maculis 6 pronoti
(4 medianis majoribus, 2 lateralibus miuoribus). apice scutelli,
inaculis niultis elytrorum (majoribus lateralibus transversis,
minoribus discoidalibus dispersis inter se plus minusve con-
fluentibus) pvgidiique vittis tribus totis atris; pectore et
abdomine castaneis. nitidis, lateribus sternorum. basi me-
taste rni, lateribus latis segmentorum abdomin alium, macula
laterali castanea excepta, segmento abdominis ultimo aperto
nigris; pedibus anticis nigris. tibiis ad magnam partem
pedibusque posterioribus castaneis, femoribus secundi paris
ad partem tibiarumque mediarum et posticarum apice tar-
sisque omnium pedum nigris; — fronte, vertice, pectore
(metasterno medio excepto), coxis, femoribus flavo-pilosis;
— cono antecoxali prosternali tenui, acute; precessu me-
sosternali mediocri. protruso vero et acute; metasterno medio
antice rare punctato; scutello glabro haud punctato, apice
acute; elytrorum angulo suturali apicali haud lobate, sed
denticulo inflexe instructo; dente tibiarum posteriorum sub-
mediano extero distincto, acute. — Long. corp. 17 — 18 mm.
— 2 Exemplare von Bwea (Dr. Preuss).
Diese ist die zweite Art der Gattung. Die cruenta Gerst.
wird am Elephanten-See gefunden, auch am Benue, wenn
Forphyrohapta trigina Kraatz. wie v. d. Poll behauptet
(Notes Leyden Mus. XI. 1889, S. 64). mit Biplirontis cruenta
identisch ist. Die neue Art ist der zuletzt genannten sehr
ähnlich, aber etwas kleiner und schmäler. Sie ist wohl
nicht als eine Gebirgsrasse der cruenta aufzufassen, weil
eine ganze Reihe von Unterscheidungsmerkmalen sie von
dieser trennen. Die Färbung der Oberseite ist ein roth-
bräunliches Ziegelroth, mit mattschwarzen Flecken unter-
mischt. Die Stellung dieser Flecken ist namentlich auf dea
258 Ge.<ieUschaft natwrforscliender Freunde, Beiiin.
FlügeldeckcD eine andere; nur zwei seitliche grössere Flecken
erscheinen bindenartig, die ĂĽbrigen zahlreichen kleinen Flecken
sind sehr unregelmässig gestellt und geformt und grossen-
tbeils miteinander verbunden. Auf dem Pronotum stehen
vier grosse Makeln auf der Scheibe und je eine kleinere
nahe dem Seitenwinkel; die Basis bleibt rothbraun, wäh-
rend bei cruenta diese in der Mitte schwarz ist und vorn
dreizackig ausläuft. Die Stirn und der Hinterkopf sind
goldgelb behaart; die Behaarung der Brust, HĂĽften und
Schenkel ist greisgelb, bei cruerda rothgelb. Der Kopf ist
oberseits gröber punktirt; die Punktirung des Metasternums
hinter dem intercoxalen Fortsatze erscheint viel weniger
dicht. Das Scutellum ist nicht sculptirt und hinten zuge-
spitzt, bei cruenta beiderseits der Mitte mit längsrissiger
Skulptur versehen, und die Spitze etwas abgerundet. Der
Nahtwiukel der Flügeldecken ist nicht lappenförmig vorge-
zogen, sondern zeigt einen kleinen zahnartigen Vorsprung,
der nach unten gewendet ist. Der antecoxale Prosternal-
zapfen ist dĂĽnner und spitzer, der vorspringende Mesoster-
nalfortsatz klein aber spitz, bei cruenta stumpf abgerundet.
Der Zahn an der Aussenseite der Mittel- und Hinterschienen
tritt deutlicher hervor.
Die mit Charadronota pectoralis Bainbr. zunächst ver-
wandte Diplognathine von der Barombi-Station ist vielleicht
als Varietät oder Rasse [abdominalis n.) dieser Ober-Guinea-
Spezies anzusprechen. Die Exemplare von Barombi unter-
scheiden sich von solchen aus Togo durch das hellkastanien-
farbige Abdomen, das Fehlen der gelben Seitenflecken des-
selben und das ganz schwarze Metasternum. das kĂĽrzere
Zähnchen an den Vorderecken des Clypeus, den etwas
längeren Mesosternalfortsatz und den etwas deutlicheren
und fast streifenartig punktirten Eindruck hinter der Mitte
der FlĂĽgeldecken. Diagnose: Nigra, nitida, scapulis abdo-
mineque castaneo-rufis, elytris pone medium depressis sub-
striato-punctatis . clypei angulis anticis breviter dentatis,
processu mesosternali paulo prolongato. Long. corp. 1 7 mm.
Barombi-Station (Dr. Preuss).
Macroma camarunica n. sp. ist zunächst mit exclama-
Sitzung vom 20. Deeember 1892. 259
tionis m. (Stettin. Entom. Zeitung. 1892, p. 138) verwandt,
namentlich wegen der gestreckten Form des Körpers, der
gleichen Bildung des Clypeus und des gelben Apicalflecks
der Flügeldecken. Aber die Färbung ist eine andere,
jedoch auf denselben Typus zurĂĽckzufĂĽhren. Die Seiten-
kiele (Rippen) des Pygidiums sind nicht scharf, sondern
ihr RĂĽcken ist abgerundet und die Kiele verschwinden vorn;
bei exclamationis sind die drei Rippen scharf gekielt. Das
Mentum ist vorn breiter und weniger tief ausgebuchtet;
auch der Clypeus ist breiter. Das vorletzte RĂĽckensegment
ist in der Mitte winklig vorgezogen, nicht bei exclcimaĂĽonis.
— Die Diagnose von camanmica lautet: Elongata, nigra,
nitida, flavomaculata et vittata. capite anteriore macula
longitudinali fronteque interoculari posteriore utrinque
macula signatis; pronoto trivittato, vittis angustis, media
marginera anticum haud attingente; scutello elytrisque, his
ad magnani partem tlavis, humeris. marginibus, plaga magna
trigonali basali communi (in suturam nigram continuata)
fasciaque postica anteapicali nigris, macula singula apicali
utrinque flava; maculis duabus pygidialibus oblongis cur-
vatis segmentisque abdominalibus utrinque macula trans-
versa luteis; lateribus metasterni cum episternis et epimeris,
coxarum posticarum macula extera coxisque anticis sulphureis;
antennis, ventre medio, pedibus castaneis; — margine clypei
antico costiformi in margines laterales continuato; pronoto
giaberrimo impunctato ; elytris irregulariter punctatis, antice
glaberrimis apiceque impunctatis; pygidio tricarinato. carinis
postice subito abruptis. carina media compressa ad basin perti-
nente, lateralibus haud compressis. antice obsoletis; segmento
dorsali abdominali paenultimo medio postice angulato. —
Long. corp. 17 mm. — 1 Exemplar von Bwea (Dr. Pkeuss).
Plati/genia harhata wird nach Angabe des Herrn Dr.
Pkeuss unter Rinde und im Mulm sehr alter Bäume ge-
funden; der Lebensweise unter Rinde entspricht der sehr
flach gedrückte Körper des Käfers.
Corynotriclihis, eine neue Gattung der Trichiiden, unter-
scheidet sich von allen mir bekannten Gattungen dieser
Familie durch das ausgebildete Hörnchen vorn auf dem
260 Cresellsdiaft natur forschen der Freunde, Berlin.
Clypeiis, welcher wie bei einer kleinen Coelorrhiua geformt
ist. Im Uebrigen ist die Gattimg zunächst mit Stegoplenis
und Myoderma verwandt. Letztere Gattung zeigt bereits
die Vorbildung zu dem Clypealhörnchen von CoryrwtricJüus
in einem stumpfen mittleren Vorsprunge des Vorderrandes
des Clypeus. — Bei Corynotrichius ist der Clypeus an den
Seiten aufgebogen, der aufgebogene Seitenrand gerundet
und nach vorn einwärts gebogen. Die Vorderecken springen
winklig vor. Die Mitte des Vorderrandes erhebt sich zu
dem erwähnten vertikalen Hörnchen, welches an der Vorder-
seite convex, am Ende abgestutzt bis abgerundet ist und
hinten mit einem bis auf die Stirn hinaufreichenden Längs-
kiele in Verbindung steht. Das Pronotum ist ähnlich wie
bei Sfego2)tcFus gebildet. Das Prosternum hat keinen
Zapfen, das Mesosternum aber zwischen den HĂĽften einen
niedrigen, schwachen, abgerundeten Vorsprung. Die Hinter-
schienen sind am Ende etwas erweitert, aber nicht so stark
wie bei Stegopterus, jedoch etwas mehr als bei Myoderma
alutciceum, — Die Charakteristik dieser Gattung lautet:
Clypeus antrorsum paulo dilatatus. supra excavatus, medio
antico corniculo angulato surrecto, postice in carinam
transeunte, exstructo; angulis anticis reflexis, subdentatis.
Prothorax convexiusculus , margine postico rotundato utrin-
que sinuato; lateribus ante medium ampliatis, ante angulos
posticos rectos sinuatis. Elytra costata. Prosternum haud
mucronatum. Mesosternum intercoxale modice tuberculatum.
Tibiae primi paris tridentatae, secundi et tertii paris dente
medio acute submediano armatae; apice tibiarum tertii
paris dilatato, bicalcarato, calcare interiore dimidio breviore
quam exteriore, illius apice anguste, hujus late rotundato.
. CorynotricJdus hicoJor n. sp. Piceo-niger, nitidus, supra
parce, infra densius breviter flavopilosus, capitis plaga
media, pronoto (nigro-fusco marginato), macula pygidiali
media flavo-testaceis, antennis castaneo-brunneis, maculis
duabus minutis pronoti, utraque angulo laterali approxi-
mata, nigris, semilunaribus; clypeo dense et grosse, fronte
verticeque dense et minus grosse punctatis; pro-
noto autem transverso mediocriter rugose punctato, angulis
Sitmnfj vo)ti 20. December 189^. 261
posticis rectis aciitis; elytris costatis, costis siibtiliter
punctatis, altemis latioribus et altioribus, siilcis substriatis,
band vero pimctatis; pygidio coriaceo; tibiis pilosis, femoribus
ciliatis. — Long. corp. 16,5 mm. — Ein Exemplar, im
Hinteiiaude Yon Kamerun im Januar während der Trocken-
zeit erbeutet, wurde von Dr. Zintgraff eingesandt. — Ein
zweites, grösseres Exemplar (21 mm lang) unterscheidet
sich von dem beschriebenen durch die Verrundung des
Winkels, welchen die Hinterecken des Prothorax bilden;
es belindet sich im LĂĽbecker Museum und ist von Capt.
Voss in Baliland gefunden.
Herr SCHAFF sprach ĂĽber eine in diluvialem Torfe
bei Grossen Bornholt (Schleswig-Holstein) gefundene Peri-
planeta, welche mit P. orientĂĽlis auffallend ĂĽbereinstimmt.
(Näheres demnächst im Zool. Anz.)
Herr HERMES demonstrirte einen lebenden Aal aus der
unteren Elbe mit hochgradigem Pigmentmangei. Die
bei solchen Individuen gewöhnlich gelbe Färbung ist bei
diesem Exemplar weiss: die Pupille erscheint indess noch
schwarz.
Im Umtausch wurden erhalten:
Photographisches Wochenblatt. 1892, No. 47—51.
Naturwissensch. Wochenschrift (Potonie), VII, No. 47 — 51.
Leopoldina, Heft XXVIII, No. 19—20.
Societatum Litterae, Frankfurt a. 0. , 6. Jahrg., No. 9— 10.
Helios. Monatl. Mittheil. a. d. Gesammtgeb. d. Naturw..
Jahrg. X. No. 5—8.
Generalregister der Publikationen der Naturf. Gesellschaft
in ZĂĽrich; ZĂĽrich, 1892.
Lotos, Jahrb. f. Naturwissenschaft. Neue Folge, XIII. Bd.
Prag- Wien-Leipzig. 1893.
Anzeiger der Akad. d. V/issensch. in Krakau. Novbr. 1892.
Bollettino delle Pubblicazioni Italiane, 1892, No. 165—167.
Annali del Museo Civico di Storia Naturale di Genova,
XXX-XXXI
262 Gesellschaft natvrfor sehender 'Freunde, Berlin.
El Tnstructor, Jahrg. IX. No. 4—5.
BulletiĂĽ Soc. zoolog. de France. XVII, No. 7.
Nederlandsclie Dierkimdige Vereenigiug. Catal. der Biblio-
thek (3. Ausgabe). 1. Vervolg., Juni 1884 bis 31. De-
cember 1891; Leyden. 1892.
Wet (Statut) van de Nederl. Dierk. Vereen. Vastgesteld
13. Dec. 1891.
Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar (No. 146),
XIV, Heft 6.
Acta Ilorti Petropolitani, Tom. XII^ Fasel; St. Peters-
burg, 1892.
Psyche. Journal of Entomology, Vol. 6, No. 200.
Report of Trustees of the Australian Museum for 1891.
J. V. StP.rcke, Bt-rlin \V.
Date Due
t<ft;M!^'Mfi;
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